Islam richtig kennenlernen (116 - Lichtspender)
Ein Imam muss als Lenker der Gemeinschaft der Muslime den Koran und das Religionsgesetz genau kennen und in der Lage sein, Glaubenszweifel zu beseitigen. Er muss also ein besonderes Wissen besitzen. Wenn er sein Wissen nur aus den normalen Quellen erhielte, wäre nicht gewährleistet, dass er die vielen Fragen der Bevölkerung beantworten kann.
Wir besprechen in diesem Beitrag, zu dem wir alle herzlich begrüßen, weiter die Eigenschaften eines Imams – des Vorstehers der Muslimgemeinde. Wir sagten bereits, dass der Imam ein Religionsexperte im wahrsten Sinne des Wortes ist. Er ist über alle Feinheiten der Religionslehre im Bilde.
Das Imamat ist ein Amt, das dem Imam von Gott anvertraut wird und der Imam muss wie der Prophet des Islams, das nötige Wissen zur Rechtleitung der Menschen und zur richtigen Erklärung und Darlegung der Religion besitzt. Was ist das Wissen des Imams und aus welcher Quelle stammt es?
Da der Imam die Aufgabe hat die Religion zu schützen und die Gebote Gottes darzulegen, die Menschen rechtzuleiten und ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, muss er über das notwendige Wissen für das Wohl und die Vervollkommnung der Menschen mehr wissen als jeder anderer.
Die Imame sind weise und intelligent und haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Sie sind in der edlen Familie eines Imams aufgewachsen und haben alle Stufen der Vervollkommnung erreicht. Ihr Wissen über die Wahrheit ist sehr groß, denn sie werden von Gott aus dem Verborgenen inspiriert. Die Durchführung ihres Auftrages erfordert, dass sie über ein besonderes Wissen verfügen. Über diese Art von Wissen sagt der Koran im Zusammenhang mit dem Propheten Ibrahim, der auch zum Imam ernannt wurde, in der Sure Anam (Sure 6) im Vers 75: „Und so zeigten Wir Ibrahim das Reich der Himmel und der Erde, – und damit er zu den Überzeugten gehöre.“
Ibrahim (Abraham) hat Himmel und Erde gesehen und wurde auf diese Weise noch mehr mit der Weisheit und der Herrschaft Gottes vertraut und seine Gewissheit wuchs. Zweifelsohne sind solche Erkenntnisse kein normales Wissen, sondern gehen aus dem Schauen der Wahrheiten des Daseins hervor und sind Gott gegeben.
Der Imam ist mit Gottes Erlaubnis über die Wahrheiten in der Daseinswelt im Bilde, ob diese nun mit den Sinnen wahrnehmbar sind oder jenseits unserer Wahrnehmung liegt, wie zum Beispiel die Geschehnisse der Vergangenheit und die zukünftigen Ereignisse oder einige verborgene Wahrheiten.
Es liegt auf der Hand, dass wenn der Imam nur über die üblichen zur Verfügung stehenden Quellen Wissen erwirbt, keine Antwort auf die vielen Anzweifelungen der Gottesleugner und Religionsgegner geben und keinen Lösungsweg für die komplizierten Probleme und Krisen der Menschheit vorlegen könnte.
Der Koran ist ein endloses Meer des Wissens und die Imame sind in der Schule der göttlichen Offenbarung aufgewachsen und kennen den Inhalt der Koranverse sehr gut. Sie sind in der Lage, die Gesetze und Lehren, welche die Menschen brauchen aus dem Inhalt der Koranverse abzuleiten. Daher gelten sie als einmalige Koranexperten und Koranexegeten. Gott hat im Koran die Imame die wichtigste und zuverlässigste Instanz für das Koranwissen nach dem Propheten genannt, denn Er sagt in der Sure Raad, (Sure 13) Vers 43:
„Die Ungläubigen sagen (zum Propheten): „Du bist nicht (von Gott) gesandt.“ Sag: Allah genügt als Zeuge zwischen mir und euch und derjenige, der das Wissen der Schrift hat.“
An diesem Vers wird deutlich, dass es jemanden gibt, der das Wissen über den gesamten Koran besitzt. Wer aber ist es, der über das ganze Wissen des Buches verfügt? Viele Kommentatoren sind der Ansicht, dass Imam Ali (Friede sei ihm) und die anderen Imame und das Haus des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause)sind. Der sunnitische Koranexeget Qurtubi hat in seiner Koranauslegung die Erklärung Imam Baqirs (Friede sie mit ihm) zu den Worten „derjenige, der das Wissen der Schrift hat“ zitiert, nämlich: „Das ist nur Ali Ibn Abi Talib (Friede sei mit ihm)“ In einer anderen Überlieferung von Ibn Abbas heißt es ebenso dass dieser Jemand Ali ist.
Der Imam ist wie eine Sonne, die im Dunkeln seiner Zeit mit seinem einmaligen Wissen und höchsten Tugenden Licht verbreitet. Ibn Abbas, der zu den Weisen des Muslimvolkes und den Koranauslegern gehört, hat über Ali (F) gesagt: „Mein Wissen und das Wissen der Gefährten des Propheten (S) ist im Vergleich zu dem Wissen von Ali (F) wie ein Tropfen in sieben Meeren.“
Über Imam Ali (F) ist zu sagen, dass der geehrte Prophet des Islams (S) ihn alles Wissen und alle Gebote des Islams gelehrt hat. Imam Ali wiederum hat dieses Wissen, welches das kostbare Erbe des Propheten Gottes war, an die Imame nach ihm weitergegeben. Der Prophet hat zu Imam Ali gesagt: „Das Wissen möge dir bekommen, o Abu-l Hasan (Vater des Hasan) Du hast das Wissen wie Wasser getrunken.“ Von Imam Sadiq (F) stammt folgendes Zitat: Der Prophet Gottes (S) hat Ali (F) tausend Kapitel des Wissens gelehrt und von jedem Kapitel tausend Tore geöffnet.“ Außerdem haben verschiedene sowohl schiitische als auch sunnitischer Berichterstatter in ihren Büchern das folgende Wort des Propheten überliefert:
„Ich bin die Stadt des Wissens und Ali ist das Tor zu dieser Stadt. Wer nach dem Wissen sucht, muss durch sein Tor.“
Über den hohen Platz den Ali(F) nach ihm einnimmt, hat der Erhabene Prophet gesagt: „Ich habe euch denjenigen, der nach mir der Vorsteher und Schutzgebende und Ratgeber sein wird, klar vorgestellt. Er ist mein (Bündnis-)Bruder Ali Ibn Abi Talib. Er nimmt unter euch denselben Platz ein wie den, den ich unter euch habe. Beugt euch in der Religion dem, was er sagt, und folgt ihm in allen euren Angelegenheiten, denn bei ihm ist alles, was Gott mich gelehrt hat. Befragt ihn und lernt von ihm und seinen Nachfolgern. Versucht aber nicht, ihnen etwas zu lehren. Eilt ihnen nicht voraus und bleibt nicht hinter ihnen zurück. Sie sind mit dem Recht und das Recht ist mit ihnen. Sie trennen sich niemals vom Recht und weichen niemals ab.“
Die Imame nach Ali (F) sind wie eine große Schatzkammer des Wissens gewesen und zahlreiche Gelehrte haben aus ihrem Wissen geschöpft. Abu Hanifa sagt über Imam Sadiq (F): „Dschafar Ibn Muhammad (F) besitzt von allen, denen ich bislang begegnet bin, das größte Wissen.“ Und Malik Ibn Anas sagt: J“emanden, der überlegener und wissender und ein größerer Gottesdiener und Gottesfürchtiger gewesen wäre als Dschafar Ibn Muhammad hat kein Auge erblickt und kein Ohr gehört und kein menschliche Herz sich vorstellen können.“
Imam Baqir und sein Sohn Imam Sadiq (Friede sei ihnen) haben die Bedingungen in ihrer Zeit für eine erhebliche Ausdehnung der Wissenschaften insbesondere das Islamische Religionswissen nutzen können. Sie richteten eine Lehrstätte für Wissenschaft und Jurisprudenz ein. Das große Wissen der Imam spiegelt sich auch in den hervorragenden wissenschaftlichen Streitgesprächen, die nach ihnen Imam Ridha mit den Oberhäuptern anderer Religionen und Rechtsschulen führte, ebenso wie den Streitgesprächen seines Sohnes Imam Dschawad (Friede) mit großen Gelehrten seiner Zeit, bei denen er sein überlegenes Wissen bewies. Sie diskutierten mit Gelehrten, die Gott ablehnten oder mit anderen muslimischen, christlichen und jüdischen Gelehrten über verschiedene Themen wie Gotterkenntnis, das Schöpfungsziel, die natürlichen Phänomene, den Menschen und seine körperlichen und seelischen Eigenschaften und weitere wissenschaftlichen und religiöse Dinge. Bei diesen Streitgesprächen haben die Imame auf sehr gelungene Art und Weise und gestützt auf klare feste Argumente, Gelehrte, die selber den Anspruch auf hohes Wissen erhoben, entwaffnen können. Bei dieser Diskussion wurde deutlich, dass die Imame mit ihrem Wissen den Gelehrten ihrer Zeit weit voraus sind. Die meisten dieser Gelehrten haben dies auch zugegeben. Die Imame haben sogar bei diesen Diskussionen mit jüdischen und christlichen Gelehrten zu deren großen Verwunderung manchmal aus dem Evangelium und der Thora zitiert.
Ein weiterer Beweis für das hohe Wissen der Imame sind deren Schüler, die zu großen Gelehrten in verschiedenen Wissenschaften wie Medizin, Physik, Chemie, Mathematik und Astronomie wurden. Dazu zählt der bekannte Chemiker Dschabir ibn Hayyan, der ein Schüler Imam Sadiqs war. Viele sehen in ihm den Vater der Chemie. Er selber sagt: „Ich habe alle Chemie bei meinem Herrn, Dschafar Ibn Muhammad (Imam Sadiq) erlernt.“ Der bekannte französische Chemiker Berthelot, der sich auf das Wissen von Dschabir ibn Hayyan stützt, hat gesagt, dass Dschabir für die Wissenschaft der Chemie denselben Rang eingenommen hat wie Aristoteles für die Logik.
Imam Dschawad (F), der Sohn Imam Ridhas (F) war noch sehr jung, als er das Imamat übernahm, aber trotz seines geringen Alters hat er bei Diskussionen mit Gelehrten die anderen mit seinem Wissen überragt und sie in großes Erstaunen versetzt. In einer Überlieferung werden die Imame als Verwalter der Schatzkammer des göttlichen Wissens bezeichnet und als jemanden, der die verborgene Bedeutungen des Korans und die Geheimnisse im Verborgenen und die zukünftigen Ereignisse kennt und weiß, was es in den Himmel und auf der Erde gibt. Zweifelsohne ist all dieses Wissen nur durch das göttliche Zutun möglich. Denn wenn Gott es will, dann lässt er jemanden zu seinem Beweis für die Erdbewohner werden und in seinem reinen Herzen bringt er die klaren Quellen des Wissens und der Erkenntnis zum Sprudeln und macht sie zur Schatzkammer göttlichen Wissens.