Mrz 23, 2016 19:02 CET

In diesem Teil möchten wir, nachdem wir bislang die Bedeutung der Gotterkenntnis und die verschiedenen Gottesbeweise festgestellt haben, über die Attribute Gottes sprechen.


 Wenn jemand die Wahrheit erkannt hat, dass die Daseinswelt von dem Einen Gott erschaffen wurde, beschäftigt ihn nämlich die Frage, wie Gott ist, d.h. welche Eigenschaften Er hat.

Es gibt verschiedene überzeugende Beweise für die Existenz Gottes. Etwas schwieriger wird es, wenn der Mensch die Eigenschaften Gottes kennenlernen und nachvollziehen will. Denn Gott ist ewig, d.h. er hat seit jeher existiert und wird immer existieren, wobei Sein Wissen und Seine Macht unbegrenzt sind. Im Vergleich ist unsere Existenz jedoch begrenzt, ebenso wie unsere Macht und unser Wissen, wie groß diese auch immer sein mögen, ihre Grenzen haben. Wie aber kann ein Wesen, dem Grenzen auferlegt sind ein Wesen, das unbegrenzt ist, richtig und vollständig erkennen?

Kann zum Beispiel der ungeborene Mensch im Uterus etwas darüber wissen, was sich in der endlosen Weite des Weltalls ereignet und dies nachvollziehen? Die Antwort ist ein klares Nein. Ähnlich übersteigt es die beschränkten Fähigkeiten des Menschen, die Wahrheit des grenzenlosen Wesens Gottes zu erfassen. Denn es gibt in der menschlichen Geistes- und Gedankenwelt nichts, was dem Wesen Gottes ähneln würde und es ihm, dem Menschen, ermöglichen würde, Gottes Wesen nachzuvollziehen. Das soll jedoch nicht heißen, dass wir nicht in der Lage wären entsprechend unserem geistigen Potential die Eigenschaften Gottes annähernd zu begreifen.

Wir haben im Leben laufend mit materiellen Dingen zu tun. Materielle Dinge sind abhängig von Faktoren wie Zeit, Ort, Teilung usw. Alle Erscheinungen in der Welt der Materie haben ausnahmslos diese Eigenschaft. Aber Gott hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit den materiellen Dingen, sondern Er ist überhaupt der Schöpfer dieser Materie und aller ihrer Eigenschaften. Die materiellen Dinge sind mit den Sinnen wahrnehmbar und sie brauchen einen Ort – wie die Sonne, die Bäume, die Berge, das Meer usw. Aber Gott, der Schöpfer der Welt, ist unendlich und weil Er keine Materie und kein Körper ist, braucht Er auch keinen Ort. Wir können ihn nicht im Reich des Sichtbaren und Hörbaren wahrnehmen. Mit anderen Worten: Gott sind keine zeitlichen und räumlichen Beschränkungen oder Eigenschaften der Materie auferlegt. Er ist außerdem frei von den Einflüssen der Materie. Unterdessen ist alles, was in der materiellen Welt existiert, an Zeit und Ort gebunden, Einflussfaktoren unterlegen und nimmt einmal ein Ende.

Weil der Mensch sein ganzes Leben lang dauernd materiellen Dingen begegnet, ist er also nicht in der Lage, sich ein Wesen vorzustellen, welches absolut von nichts abhängt. Imam Ali (Friede sei ihm) sagt über Gott:

„(Er ist) Derjenige, der durch die hohen Bestrebungen nicht erreicht werden kann, den tiefschürfende Intellekte nicht erlangen können“ (Ansprache 1, Nahdsch-ul Balagha).

Aber dennoch sind, wie wir bereits sagten, die faszinierende Daseinsordnung und die vielen erstaunlichen Dinge in der stofflichen Welt, deutliche Hinweise auf die Existenz des weisen und allmächtigen Schöpfers, der das Dasein verwaltet. Auch wenn der Geist des Menschen nicht das Wesen des Herrn erfassen kann, so kann er sich dennoch dank des Verstandes und dank der Offenbarungen Gottes mit einigen Attributen Gottes vertraut machen.

Gott hat sich in zahlreichen Koranversen selber beschrieben, damit der Mensch, entsprechend seiner Fähigkeit zur Erlangung von Gotterkenntnis mehr über seinen Herrn erfährt. Der Koran ist die wichtigste Quelle für Gotteskunde und stellt die Eigenschaften Gottes vor. Dieses Himmelsuch beschreibt Gott als ein höheres Wesen vor, welches jedoch mit dem Menschen so eng in Verbindung steht, dass es ihm näher ist als seine Halsschlagader. Dieser Eine Gott möchte das Wohl des Menschen und gibt ihm Wegweisung in Richtung des Guten. Er ist überall zugegen und sieht unsere Handlungen. Deshalb fordert der Islam die Gläubigen auf, sich vor Gott dem Weisen und Allmächtigen zu verbeugen, Ihm zu dienen und niemanden als Teilhaber neben Ihn zu stellen. Denn niemand kann Seine Größe und Macht erreichen.

Der Koran hat Gott den Höchsterhabenen, der Ursprung allen Daseins ist, für seine unerreichbaren hohen Eigenschaften gepriesen und die Korankommentaren haben gestützt auf den Koraninhalt Seine Eigenschaften genannt.

Die nähere Betrachtung der Erscheinungen in der Schöpfungswelt machen den Menschen auf einige Attribute Gottes aufmerksam. Zum Beispiel wird uns durch eine solche Betrachtung bewusst, dass Er um diese gewaltige und faszinierende Daseinswelt schaffen zu können, wissend und mächtig sein muss, dass Er lebt und plant und dass Sein Wille entscheidet und waltet. Er ist der Schöpfer, dem nichts auf der Welt entgeht. Er sieht alles. Er kennt alle Dinge. Er hört jeden Laut. Er war schon immer und wird immer sein. Das sind Eigenschaften des Wesens Gottes. Andere Eigenschaften Gottes bestehen darin, dass er rein von Mängeln und auf nichts und niemanden angewiesen ist. Er ist rein von allen Eigenschaften, die in Wahrheit eine Art Abhängigkeit und Unvollkommenheit darstellen. Dazu gehört die Eigenschaft, dass Gott nichts und niemandem ähnlich ist und Er keinen Teilhaber hat, aber auch das Attribut, keinen Körper zu haben. Jedem Körper sind nämlich Grenzen auferlegt. Jeder Körper wird einmal zerstört. Gott, das Wesen, das es seit ewig gibt, kann daher kein Körper sein. Sein Wesen ist rein von einer solchen Eigenschaft.

Im Vers 111 der Sure Isra`(Sure 17) heißt es über einige Attribute Gottes die darin bestehen, dass er etwas nicht braucht und rein davon ist:

„Sprich: "Gepriesen sei Gott! Er hat sich keinen Sohn genommen und keinen Gefährten, der Seine Herrschaft teilt, Er braucht keinen Hüter, der Ihn vor Schmach beschützt. Preise Seine Größe!“

Das Wesen Gottes ist in jeder Beziehung unendlich. Es gibt keinen Ort, wo Er nicht gegenwärtig wäre und es gibt keine Zeit, in der Er nicht existiert hätte. Gott ist in jeder Beziehung unbegrenzt. Im Vers 115 der Sure Baqara (Sure 2) steht:

 

„Und Allah gehören der Osten und der Westen; wo immer ihr euch also hinwendet, dort ist das Antlitz Allahs“

Der Heilige Koran spricht an vielen Stellen über die Eigenschaften Gottes. In der Sure 59 (Sure Haschr) wird wie folgt in den Versen 23 und 24 auf die Attribute Gottes hingewiesen:

„Er ist Allah, außer dem kein Gott ist; Er ist der hochheilige Herrscher, von jedem Mangel frei, der Verleiher von Sicherheit, der Überwacher und Hüter aller Dinge, der Unbesiegbare, der Gewaltige, der Majestätische. Gepriesen sei Allah über all das, was sie (Ihm an Teilhabern) beigesellen.“

„Er ist Allah, der Schöpfer, der Bildner, der Gestalter. Ihm stehen die schönsten Namen zu. Alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, preist Ihn, und Er ist der Erhabene, der Allweise.

Die wichtigste Eigenschaft Gottes ist Seine absolute Einheit. Das Tauhid-Glaubensprinzip bezieht sich auf diese Eigenschaft .Der arabische Begriff Tauhid leitet sich aus dem arabischen "Eins" [ahad] ab und beinhaltet die Einheit, die Einzigartigkeit und die Einheitlichkeit gleichermaßen. Das Wesen Gottes ist einmalig und nichts und niemand ist Ihm ähnlich. Tauhid bedeutet Glaube an den Einen und Einzigen Gott, der die Welt mit aller ihr Größe und Pracht erschaffen hat und durch den sie verwaltet wird. Dieser Glaubensgrundsatz ist so wichtig, dass der Prophet (s) gemäß Überlieferung von Imam Ali (a) gesagt hat: „Tauhid ist die Hälfte der Religion.“ (Scheich Saduq, Al Tauhid, S. 28, H. 24)

Es wird überliefert, dass jemand den Propheten Gottes (s) fragte: „ Was ist die Grundlage der Religion?“ Der Prophet antwortete: „Die Grundlage der Religion ist die gebührende Gotterkenntnis.“ Der andere fragte ihn: „Wie wird jemand der Gotterkenntnis gerecht?“ Da sagte der Prophet: „Dadurch dass du weißt, das kein Vergleich zu Ihm passt und nichts Ihm ähnelt und dass Er der Eine Gott ist, der Schöpfer und der Mächtige ist, der, der vor allen war und nach allen ist, das Sichtbare und das Verborgene , und für den es nicht Seinesgleichen gibt. Dann wirst du der Gotterkenntnis gerecht…“