Mrz 24, 2018 18:52 CET
  • Islam richtig kennenlernen  (119)

Auch in diesem Teil besprechen wir das Thema Imamat.

Im letzten Teil erwähnten wir, dass der Prophet schon drei Jahre nach seiner Berufung Ali als seinen Nachfolger vorstellte. Doch auch danach hat der Prophet des Öfteren davon gesprochen, dass Ali sein Vertreter und Nachfolger ist, zum Beispiel als er zur Teilnahme an einem wichtigen Gefecht die Stadt Medina verlassen musste.

 

Es war im Monat Radschab im 9. Jahr nach der Hidschra von Mekka nach Medina. Der Prophet (der Segen Gottes sei auf ihm und Friede seinem Hause)  hatte erfahren, dass die Römer sich aufrüsten, um den jungen islamischen Staat anzugreifen. Sofort ordnete der Prophet des Islams eine allgemeine Mobilisierung der muslimischen Kräfte an und eine große Anzahl von Muslimen bereitete  sich auf die Konfrontation mit dem Feind vor. Jedoch hatte der Prophet auch erfahren, dass die Munafiqin in Medina, nämlich die Heuchler  zusammen mit den Muschrikin – den Götzendienern – und einigen jüdischen Bewohnern die Durchführung eine gefährlichen Komplott in dieser Stadt planten. Die Munafiqin wollten die Abwesenheit des Propheten ausnutzen um in Medina  Unruhen zu stiften, während das islamische Heer, das aus dreißigtausend Kämpfern bestand, Medina verlassen und in Richtung Tabuk in den Kampf gegen die Römern gezogen war. Unter diesen Bedingungen hat der Prophet, als er sich dem Heereslager anschloss, Ali (Friede sei mit ihm) zu seinem Vertreter ernannt, damit er in seiner Abwesenheit auf die Sicherheit der Stadt Medina achtet.  Er ordnete also an, dass bis zu seiner Rückkehr nach Medina, Ali mit der Klärung aller Angelegenheiten der Muslime beauftragt ist.  Dieser kluge Schritt machte den Heuchlern einen Strich durch die Rechnung.  Als ihre bösen Absichten an den Tag gekommen waren, begannen sie üble Gerüchte zu verbreiten, um Ali in seiner Position zu schwächen. Sie  behaupteten der Prophet liebe Ali nicht und habe ihm deshalb nicht erlaubt an dem Dschihad gegen den Feind teilzunehmen. 

Ali bekümmerte dieses Gerücht sehr. Er begab sich eilig in das  Feldlager, welches das Heer der Muslime, vor der Stadt Medina aufgeschlagen hatte, um es dem Propheten mitzuteilen. Der Prophet aber sagte zu ihm: 

„Medina wird nur durch mich oder dich in Ordnung kommen!“  Er meinte also damit, dass Ali in dieser kritischen Lage, wo die Heuchler dem Islam einen großen Schaden zufügen wollten, der einzige ist, der ihn in Medina ersetzen und die Komplotte der Heuchler vereiteln kann.

Und wieder hat der Prophet einen historischen Satz getan, mit dem er die besondere Position Alis umschrieb und zwar sagte er:  „Freust du dich nicht darüber, dass du für mich das bist, was Aaron für Moses war, mit dem Unterschied, dass nach mir kein Prophet mehr folgen wird?“

Diese Worte des Propheten an Ali sind  in den berühmten Quellen der Sunniten zu finden, zum Beispiel im Sahih Buchari und Sahih Muslim, dem Sunan Ibn Madscha und dem Musnad Ahmad Ibn Hanbal.

Die Überlieferung wurde als Hadith-e Manzila – ein Hadith über die Stellung Alis bekannt.

                         

Gemäß Koran erfüllte Gott, der Höchsterhabene,  die Bitte des Propheten Moses, dass sein Bruder Aaron sein Helfer und Vertreter und sein Statthalter sein soll.  Bevor Moses  sich in die Berge zurückzog,  um sich ganz Gott zuzuwenden und die Heiligen Tafeln der Thora zu empfangen, beauftragte er seinen Bruder Aaron, ihn in seiner Abwesenheit zu vertreten.

Aaron hatte also die Aufgaben Moses in dieser Zeit zu erfüllen. Darüber heißt es in der Sure 7  (Araf) im Vers 142:

 „… Und Musa sagte zu seinem Bruder Harun: „Nimm meine Stelle bei meinem Volk ein, sorge für Ordnung  und folge nicht dem Weg der Unheilstifter!“-

Gemäß den Worten des Propheten Mohammad (S) nimmt also auch Ali eine solche Stellung wie Harun (Aaron) ein. Er ist nur kein Prophet wie Harun es war, aber Ali (F) ist der Minister und Bruder sowie der Helfer des Propheten und ebenso sein Statthalter und der Vorsteher der muslimischen Glaubensgemeinde  in der Zeit, wo der Prophet nicht unter dem Volke weilt.  

                             

Es gibt aber einige die sagen, Harun sei vor Moses gestorben und deshalb sei der Vergleich mit ihm kein Beweis dafür, dass Ali (F)nach dem Propheten dessen Nachfolger sein wird, sondern die Äußerung des Propheten beziehe sich nur auf die Zeit, in der er noch lebte. Dazu ist zu sagen: Wenn  sich die Worte „Du bist für mich das was Harun für Moses war“ nur auf die Lebzeiten des Propheten beziehen sollten, so wären die darauffolgenden Worte nicht nötig gewesen, nämlich die Worte:  „mit dem Unterschied dass nach mir kein Prophet mehr folgt.“ Denn wenn sich der Satz des Propheten nur auf die Zeit beziehen sollte, in der er lebt,  hätte  der zweite Satz, der von der Zeit nach ihm handelt, nicht mehr dazu gepasst.  

In Wahrheit bezieht der Prophet mit seinem Satz also auch die Zukunft nach seinem Verscheiden mit ein und will sagen: Ali, du nimmst (bis auf den Range des Propheten) alle Positionen ein, die Aaron eingenommen hat und dies nicht nur zu meinen Lebzeiten sondern auch nach mir. Dass der Rang des Propheten dabei ausgeschlossen ist, liegt daran, dass der Prophet des Islams der letzte Gesandte Gottes ist.

Gemäß dem Koran war Aaron (Harun) sowohl der Wesir als auch der Vertreter des Moses. Er teilte sich unter Aufsicht von Moses die Führung mit ihm. Er war auch ein Prophet. Gemäß der Überlieferung des Propheten des Islams hat auch Ali bis auf die Prophetschaft alle diese Ämter innegehabt und dies sogar in der Zeit nach dem Verscheiden des Propheten.

Wir finden in der Geschichtsschreibung  keinen Bericht darüber, dass der Prophet des Islams irgendeinen anderen außer Ali auf diese Weise bezeichnet hätte. In Wahrheit ist dieses Hadith-i Manzila ein klarer Beleg für das Kalifat und die Nachfolgerschaft Alis (F) nach dem Propheten (S).

Dieser Satz des Propheten kommt auch noch in anderen Überlieferungen vor.  Hier ein weiteres Beispiel in diesem Zusammenhang:

Der Prophet hat nach der Hidschra von Mekka nach Medina zwischen den Muslimen ein Brüderbündnis abgeschlossen, damit die Streitigkeiten aus der Vergangenheit beigelegt werden. Und zwar  verbündete er je zwei der Muslime miteinander.  Auf diese Weise wollte er spürbar den Geist der Brüderlichkeit unter der Islamischen Glaubensgemeinde verbreiten. Er wollte die Menschen aus verschiedenen Stämmen und Völkern miteinander verbrüdern und dadurch die Freundschaft unter den Muslimen verstärken. So kam eine  geschlossene starke Nation zustande und die Stadt Medina wurde zum besten politischen und militärischen Sitz der Muslime.

                    

Während der Zeremonie der Verbrüderung zwischen den Muslimen, ging Ali (F) zum Propheten und fragte ihn höflich: „O Prophet Gottes!  Wie kommt es, dass du für jeden der Muslime einen Bruder bestimmt hast, aber niemanden für mich ins Auge fasst?“

Da sagte der  Prophet in Gegenwart seiner nahen Gefährten zu Ali: „Ich schwöre beim Herrn, der mich zu Recht ausgesandt hat! Ich  habe deine Angelegenheit nur aufgeschoben, damit ich dich zu meinem Bruder wähle. Du bist für mich wie das was Aaron für Moses war, mit dem Unterschied, dass nach mir kein Prophet mehr folgen wird. Du bist mein Nachfolger und mein Bruder.“

Dann hob er die Hand Alis in die Höhe und sagte: „Die ist mein Bruder im Diesseits und im Jenseits.“

Das Brüderbündnis zwischen dem Propheten und Ali war von besonderer Bedeutung und zweifelsohne anderer Art als das Bündnis zwischen den anderen Muslimen.  Diese beiden standen sich unendlich nahe und ihre Freundschaft war fest und tief verwurzelt. Das Motiv zu der Verbrüderung des Propheten mit Ali war nichts anderes als die Ähnlichkeit in Denken und Empfinden der beiden. Ali ähnelte dem Propheten hinsichtlich seiner Eigenschaften, des Glaubens und Wissens und der aufrichtigen Gottergebenheit mehr als jeder anderer.  Als der Prophet sagte: „Ali ist mein Bruder im Diesseits und im Jenseits“, bedeutete  es zugleich, dass das Bündnis zwischen Ali und dem Propheten ewig und unzertrennbar ist.