Apr 04, 2018 18:38 CET

Spiritualität ist die Summe von Eigenschaften und Handlungen, die im Menschen eine gesunde und logische Faszination auslösen und ihn auf wunderbare Weise auf dem Pfad zu dem Einzigen und geliebten Gott der Welten weiterbringen.

Im letzten Teil sagten wir, dass im Gegensatz zu den vielen Fortschritten im Bereich der körperlichen Gesundheit, dem spirituellen Aspekt und seiner Wirkung auf das Wohl des Menschen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Ein Grund für dieses Versäumnis ist darin zu sehen, dass die Spiritualität nicht richtig verstanden wurde.  Deshalb lassen Sie uns heute kurz einmal den Begriff Spiritualität und seine Sinnbedeutung besprechen.

             

Das Wort Spiritualität ist durchaus geläufig, aber interessanterweise deutet jeder es aus eigener Sicht und es gibt keine Einigung darüber, wie Spiritualität nun eigentlich zu definieren ist. Einige denken Spiritualität ist nur ein Synonym für Religion und andere  sind gegenteiliger Meinung und sagen, Spiritualität gelte für alle Menschen, ob sie an Gott glauben oder nicht, und sie ist je nach   ihrer Weltanschauung  und dem Sinn, den sie im Leben sehen, verschieden.  Doch andere sagen wiederum, dass die Spiritualität keinen wahren Sinn mehr ergibt, wenn sie sich von der Religion trennt. Es gibt aber auch Leute, die Spiritualität als eine individuelle Erfahrung betrachten und meinen, dass sie deshalb von Mensch zu Mensch verschieden aussieht. .Gemäß einer weiteren Ansicht existiert die Spiritualität auf zwei Ebenen – einer senkrechten und einer waagerechten. Die senkrechte Ebene ist eine Reflexion der Beziehung zu Gott oder zu einer als endlos betrachteten Macht  und die zweite waagerechte Ebene spiegelt unsere Beziehung zu den anderen und der Welt der Natur wieder.

Dies waren einige Umschreibungen für die Spiritualität und es gibt noch mehr.

                         

 

Gemäß Islam sind die Religiosität und die Spiritualität nicht voneinander zu trennen. Vielmehr ist Spiritualität nur dann möglich, wenn der Gläubige die Gebote Gottes befolgt und religiös ist.  Die Erinnerung an Gott ist die höchste Stufe für die Erzielung von Spiritualität und dafür hält der Islam ein Konzept bereit. Der nach Spiritualität suchende Mensch wird immer das Konzept der Religion brauchen und er begreift im Laufe der Zeit, wie sehr er den Halt bei der Religion benötigt. Daher war der Begründer der Islamischen Revolution Iran, Imam Chomeini (Gott habe ihn selig) , der ein großer religiöser Gelehrter und Gnostiker war, davon überzeugt, dass die Spiritualität die Summe von Eigenschaften und Handlungen ist,  die  im Menschen eine gesunde und logische Faszination auslöst und ihn auf wunderbare Weise auf dem Pfad zu dem Einzigen und geliebten Gott der Welten weiterbringt.

                          

Imam Chomeini (r.h.)

 

Ein spiritueller Mensch strebt nicht nur nach körperlicher Gesundheit und danach körperliche Leiden von sich fernzuhalten, sondern er sucht in seinem Inneren auch nach spirituellem Wohlbefinden.  Die erste Voraussetzung um in den Genuss von Spiritualität und an ein sinnvolles Leben zu gelangen, besteht darin, dass der Mensch alle Handlungen im Leben nach einem gemeinsamen und optimalen Ziel ausrichtet.  Gemäß Islam ist Gott der Höchsterhabene die Urquelle des Daseins und aller Vollkommenheit und das wichtigste Ziel der Erschaffung des Menschen besteht darin, dass er Gott näher kommt.  Das höchste Ziel des Menschen auf seinem Weg zur Vervollkommnung  und die höchste menschliche Vervollkommnung  ist daher die größte Nähe zu Gott, die er verwirklichen kann.  Daher besteht der erste Schritt für einen sinnvollen Lebensweg darin, Gott zu kennen.

 

Die Zentralität  Gottes in der religiösen Kultur äußert sich mal beim Reden und mal beim Handeln. Der gläubige Mensch ist also in seinem Alltagsleben auch Gott eingedenk. Bei dem was er  wählt und bei dem was er tut, erinnert er sich an Gott und beachtet seine Gebote und Verbote und denkt darüber nach, womit Gott zufrieden ist und womit nicht. Eine Tat, mit der Gott zufrieden sein wird, führt er durch und eine Tat, die Gott-Ungehorsam bedeutet, unterlässt er.  Ein solcher Mensch beachtet auch in Bezug auf den Kontakt mit anderen diesen Grundsatz. Er akzeptiert Zusammenarbeit und übernimmt Verantwortung.  Er tut anderen Gutes und erwidert die guten Taten anderer ebenso mit Gutem. 

Die Grundlage eines spirituellen Lebens ist also gemäß Islam die Zentralität Gottes.  Ein spiritueller Mensch ist unentwegt darum bemüht, seinen Glauben  mit gottesdienstlichen Werken und in Form seiner Wertmaßstäbe und in seinem Lebensstil zu verdeutlichen. Seinem Verhalten liegt immer die aufrichtige Absicht zugrunde etwas ausschließlich Gott zuliebe zu tun, d.h. er macht sein Wesen und sein Inneres von allem anderen frei außer von Gott.

 

       

 

Der spirituelle Mensch ist darum bemüht, sein Selbst zu kennen und er bekämpft irrationale und unerlaubte Wünsche in sich. Das ist nichts anderes als das, was in der Islamischen Kultur mit „Dschihad mit dem Selbst“ bezeichnet wird. Laut den religiösen Schriften ist das Ego der größte Feind des Menschen und der Mensch muss sich gegen diesen Feind wehren. Der Prophet hat über die Feindschaft des Selbst gegenüber dem Menschen gesagt:

„Dein schlimmster Feind, ist dein Selbst, welches zwischen den beiden Seiten deines Rumpfes liegt“ (Usul-i Kafi, Band 5).

Der spirituelle Mensch zieht also mit seinem Selbst ins Gericht, was ihn jedoch nicht dazu verleitet, dass er aus dem Gleichgewicht gerät und seine Selbstwertschätzung und seine menschliche Würde zerstört.