Alle sind eingeladen (1)
Die Propheten Gottes sind in der Geschichte die Herolde gewesen, die zur Religion Gottes und zur Rettung der Menschheit eingeladen haben.
Anlässlich des Beginns der schönen spirituellen Zeit des Monats Ramadan begrüßen wir Sie zu unserem Sonderprogramm "Alle sind eingeladen“. Es ist der Monat Ramadan, zu dem Gott herbeiruft, damit wir den Weg zur Vervollkommnung und Rettung gehen.

Die Propheten Gottes sind im Laufe der Geschichte als Herolde Gottes in Erscheinung getreten. Schon Prophet Nuh (Noah) hat laut Vers 5, der Sure Nuh (Sure 71) gesagt:
قَالَ رَبِّ إِنِّی دَعَوْتُ قَوْمِی لَیْلاً وَ نَهَارا»
"… „Mein Herr, ich habe mein Volk bei Nacht und bei Tag (zum Glauben an Dich) aufgerufen."
Das letzte Glied in der langen Reihe der Propheten Gottes ist Mohammad (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause). Er hat auf Geheiß Gottes seine Botschaft einen Aufruf zu Gott genannt, denn es heißt im Vers 108 der Sure Yusuf (Sure 12):
قلْ هَذِهِ سَبِیلِی أَدْعُو إِلَى اللّهِ عَلَى بَصِیرَهٍ
„(O Prophet) Sag: Das ist mein Weg: Ich rufe zu Allah aufgrund eines sichtbaren Hinweises,“
Der Aufruf Gottes besitzt einige Besonderheiten gegenüber anderen Aufrufen. Er zeichnet sich durch Weisheit und rechte Rede aus:
ادْعُ إِلِى سَبِیلِ رَبِّکَ بِالْحِکْمَهِ وَالْمَوْعِظَهِ الْحَسَنَهِ وَجَادِلْهُم بِالَّتِی هِیَ أَحْسَنُ إِنَّ رَبَّکَ هُوَ أَعْلَمُ بِمَن ضَلَّ عَن سَبِیلِهِ وَهُوَ أَعْلَمُ بِالْمُهْتَدِینَ
„(O Prophet!) Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen in bester Weise. Gewiss, dein Herr kennt sehr wohl, wer von Seinem Weg abirrt, und Er kennt sehr wohl die Rechtgeleiteten“
So heißt es im Vers 125 der Sure Nahl (Sure 16).
Nach drei Jahren heimlichem Aufruf hat der Prophet zum ersten Mal öffentlich zu Gott herbeigerufen. Er bestieg die Anhöhe Safa in Mekka und rief von dort aus:
ایها الناس قولوالااله الاالله تُفلِحوا
„Ihr Menschen: Sagt es gibt keinen Gott außer dem Einen Gott damit ihr gerettet werdet!“
Wie aber ist diese Rettung zu erzielen?
Rettung und Glück hat man damit definiert, dass jemand heil an ein Ziel bzw. an einen Wunsch gelangt. Wer Rettung erzielen und das höchste Ziel erreichen will, muss die Voraussetzungen dazu schaffen und den Weg nach dort glätten. Der Weg zur Rettung ist mit Auf und Nieder verbunden. Manchmal erfährt der Mensch nur für eine Zeitlang Rettung und gerät auf seinem Weg erneut in Gefahr. Die Faktoren zur endgültigen Rettung bilden jede eine Sprosse, die nacheinander den Aufstieg zu dem angestrebten einheitlichen Ziel ermöglichen und einander ergänzen.
Der rettende Weg ist verknüpft mit dem aufrichtigen Ruf des Propheten des Islams und der ersten Muslime, der auf dem Bazar der Stadt Mekka erklang. Es war ein Ruf, der die wahre Natur des Menschen - die Fitra - ansprach. Im Heiligen Koran wird auf besondere Weise wiedergegeben, was der rettende Weg ist. Zu Beginn der Sure Mumenun (Sure ) heißt es:
قَدْ أَفْلَحَ الْمُؤْمِنُو
„Wahrlich, Den Gläubigen wird es ja wohl ergehen"
Gemäß diesem Vers haben die Menschen, wenn sie an Gott und an seine Verheißungen glauben, den Fuß auf den rettenden Weg gesetzt. Allerdings können unterwegs Gefahren auf sie zukommen.
An einer anderen Stelle im Heiligen Koran heißt es, dass die Läuterung der Seele ein Mittel zur Rettung ist. In den Versen 9 und 10 der Sure Schams (Sure 91) lesen wir:
„Wohl ergehen wird es ja jemandem, der sie (die Seele) läutert,
und enttäuscht sein wird ja, wer sie verkümmern lässt.“
Läuterung bedeutet laut der Lehre der Ethik und Mystik, sich von schlechten moralischen Eigenschaften zu befreien um die moralischen Tugenden anzustreben, welche schließlich zur Vollkommenheit und zum wahren Glück in dieser und der ewigen Welt führen. Aus der Sicht des Korans ist das Ich des Menschen zu Beginn eine leere Tafel, welche sowohl Tugenden aufnehmen kann als auch Sünden. Beides geschieht gemäß der freien Entscheidung des Menschen. Wer sich von den hässlichen Eigenschaften freimacht und menschenwürdige Sitten erlernt und sich selber auf die Heimkehr zu Gott und die endgültige Rettung vorbereitet und entsprechend erzieht, wird an das Seelenheil gelangen. Mit anderen Worten besteht die Selbstveredlung darin, dass der Mensch allen seinen Taten eine entsprechende Richtung gibt und seine Absichten darauf abstimmt, womit Gott zufrieden ist. Die Läuterung besteht aber nicht darin, sich aus der Gesellschaft zurückzuziehen, und -in der Hoffnung auf diese Weise Gott nahe zu kommen- gesellschaftliche Tätigkeiten und Kontakte einzustellen.
Die Frucht der Läuterung und Selbstveredlung ist die Gottesdienstbarkeit. Gottesdienstbarkeit bedeutet: bewusst sich Gott ergeben. Es hat eine umfassende Bedeutung, die weit über das Dienen selber hinausgeht. Zur Gottesdienstbarkeit gehört es, aus freien Stücken und Gott zuliebe, eine Tat zu vollbringen bzw. sich vor einer Tat zu hüten. Wenn die Menschen zum Gebetsritual und zum Fasten, welche beides Mittel zur Rettung und Erreichung von Gottesfürchtigkeit sind, aufgerufen werden, so deshalb weil die Dienstbarkeit bei diesen religiösen Handlungen auch den anderen Formen des Gott-Dienens eine Richtung geben wird.
Zur Gottesdienstbarkeit gehört das Gott-Eingedenksein. Und dieses Gott-Gedenken wird als Mittel zur Erreichung der Rettung vorgestellt, denn Gott spricht in der Sure Dschom´eh (Sure 62) im Vers 10:
وَاذْکُرُوا اللّه َکَثِیراً لَعَلَّکُمْ تُفْلِحُونَ؛
„Und gedenkt Allahs viel, auf dass es euch wohl ergehen möge!“
Wer die Gewohnheit pflegt Gott eingedenk zu sein, weiß dass es eines der schönsten Formen für eine tiefe Beziehung zu Gott ist, wenn der Mensch mit Zunge und Herz die schönen Namen Gottes spricht. Es ist der wichtigste Pfad für den spirituellen Wanderer. Geist und Seele des Menschen werden frohgemut bei Nennung der göttlichen Namen. Der Mensch erzielt wohltuende Transparenz und Liebe, Freude und Bewusstwerdung. Gott hat gesagt dass die Nennung Seines Namens die Herzen erleuchtet und wach ruft. Ein Herz indem es keine Liebe sondern nur Kummer gibt, drängt den Menschen in die Dunkelheit. Imam Ali hat seinem Sohn Imam Hasan (Friede sei ihm) als erstes empfohlen sich um das Aufblühen seines Herzens zu kümmern und gesagt:
„Ich rufe dich zur Gottesfürchtigkeit und der Befolgung der Anweisung Gottes auf und dazu, Herz und Geist mit dem Gedenken an Gott und mit dem Festhalten am Seil Gottes zu beleben."
Allamah Tabatabai schreibt zur Erklärung der Koranstelle in der es heißt: „Die Herzen beruhigen sich im Gedenken an Gott“:
„Weil der Mensch im Leben kein anderes Ziel verfolgt als die Rettung und die Erreichung von Glück und Segen und sich davor fürchtet, plötzlich dem Übel und Unglück zu begegnen, und weil Gott, der Gepriesene, der Einzige ist, in dessen Hand die Faktoren für Glück und Unglück liegen und ebenso weil alle Dinge zu Ihm zurückkehren und Er über den Dienern steht und die Macht über sie besitzt und das tut, was Er will und der Freund und Schutzherr der Gläubigen und derer ist, die bei ihm Zuflucht suchen, bereitet das Gott-Eingedenksein der Seele, die den Ereignissen ausgeliefert ist und nach einer festen Säule für die Gewährleistung ihres Wohls sucht, das Gefühl der Erleichterung und wirkt beruhigend.“

Der Monat Ramadan ist eine wichtige Gelegenheit, die Einladung Gottes anzunehmen und ein großer Segen für eine bessere körperliche und seelische Befindlichkeit. Im Heiligen Koran heißt es, dass auch die Erinnerung an die göttlichen Segensgaben zum Glück und zur Rettung führen. Im Vers 69 der Sure Araf (Sure 7) steht:
فَاذْکُرُوا آلاَءَ اللّه ِ لَعَلَّکُمْ تُفْلِحُونَ
„Gedenkt also der Wohltaten Allahs, auf dass es euch wohl ergehen möge!“
Zum Fastenmonat Ramadan gehört die Erinnerung an Gott, die Selbstveredlung und Gottesdienstbarkeit. Es ist die Einladung zur Gottesliebe, zum Glauben und der Annäherung an Gott. Wir werden zu einem Empfang eingeladen, welcher wertvolle Früchte bereithält: Die Pflege der Beziehungen zu uns, zu Gott und zu Seinen Geschöpfen. Der Prophet Gottes hat diesen Monat als besten Monat bezeichnet. Als Monat der Größe und Würde. Es ist gut, dass wir mit Aufrichtigkeit und Liebe an diesem Empfang teilnehmen und die schöne spirituelle Zeit für die Vertiefung in das Gespräch mit Gott nutzen. Vielleicht wird es uns wohl ergehen!