Islam richtig kennenlernen (135)
Wir besprechen in diesem Teil unserer Serie über den Islam einen weiteren Aspekt der Regierungsweise Imam Alis (F).
Wir besprechen in diesem Teil unserer Serie über den Islam einen weiteren Aspekt der Regierungsweise Imam Alis (Friede sei mit ihm). Wie gesagt legte Imam Ali großen Wert auf die Gerechtigkeit. Aus seiner Sicht ist eine Gesellschaft dann erfolgreich, wenn in ihr die Gerechtigkeit herrscht und sie kein Unrecht zulässt. Für Ali (F) war das Regieren nur unter Bedingung der Herrschaft von Gerechtigkeit etwas wert. Außerdem war er überzeugt, dass eine Regierung sich nur halten kann, wenn sie dem Recht und der Gerechtigkeit die Treue hält, während Unrecht und Ungerechtigkeit eine Gesellschaft in den Abgrund stürzen. Er hat gesagt:
„Jemand der nicht das Recht eines Unterdrückten beim Unterdrücker einholt, dem wird Gott seine Macht nehmen.“
Man achte darauf, dass Imam Alis Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit einherging. Er war der Ansicht, dass ein gerechter Herrscher zugleich das Volk freundlich behandeln und es lieben muss wie ein gefühlvoller Vater. Daher darf er nicht unerbittlich Zwang und Macht einsetzen, auch wenn sie legal sind. Wenn zur Regelung der Angelegenheiten in einer Gesellschaft grimmig immer nur von der Macht Gebrauch gemacht wird, erzeugt es nur Furcht und Schrecken und die sozialen Beziehungen und die Atmosphäre in der Gesellschaft leiden darunter. Imam Ali (F) vertritt die Ansicht, dass der laufende Einsatz von Macht, keine guten Folgen hat und zwischen der Regierung und der Bevölkerung spaltet, während Geduld und Nachsicht gegenüber dem Volke dieses zufrieden machen und eine Zierde für jede Regierung sind. Daher hat er gesagt: „Eine Politik ist dann schön, wenn die Führungsmethode gerecht ist und Nachsicht trotz Macht geübt wird.“ Es ist eindeutig leichter, Gerechtigkeit zu verwirklichen, wenn sich das Volk und ihre Regierung verstehen und freundschaftlich zueinander verhalten. Die Verwaltung muss in der Hand einer klugen und einflussreichen Persönlichkeit liegen, damit die gewaltige Macht des Volkes und der kollektive Wille für das Vorantreiben der allgemeinen Angelegenheiten und die Verwirklichung von großen Zielen aktiviert werden können.
Ali (F) hat nicht nur die Regeln der Gerechtigkeit walten lassen sondern auch Güte und Wohltätigkeit. Er begegnete als Herrscher über die Muslime dem Volke auf freundschaftliche Art. Um den Bedürftigen zu helfen, verzichtete er auf eigenen Komfort und um die Waisenkinder kümmerte er sich persönlich. In Medina gehörte ihm ein Garten, den er selber bepflanzt und gepflegt hatte. Schließlich verkaufte er ihn für 10 Tausende Dinare und verteilte das Geld unter den Armen. Während seiner Regierungszeit in Kufa, dem Sitz des Kalifats im Irak, ging er öfters alleine durch die Stadt um aus nächster Nähe mehr über die Situation der Bevölkerung zu erfahren. Er hielt die Bürger davon ab, dass sie gegenseitig ihre Rechte verletzen, und wenn jemand wegen ungerechter Behandlung Hilfe brauchte, war er sofort zur Stelle.
Einmal sah er auf dem Bazaar der Dattelverkäufer einer Sklavin weinen. Er fragte sie nach dem Grund. Sie sagte: „Mein Herr hat mich auf den Bazaar geschickt, damit ich Datteln kaufen. Ich habe welche gekauft und bin nach Hause zurückgegangen, aber zuhause waren sie nicht mit den Datteln zufrieden. Nun will ich diese Datteln zurückgeben, aber der Händler will sie nicht zurücknehmen.“ Da ging Ali (Friede sei mit ihm) zu dem Dattelverkäufer und sagte zu ihm: „O Diener Gottes! Dieses Mädchen ist eine Dienerin und kann nicht selber entscheiden. Nimm ihr die Datteln wieder ab und gib ihr das Geld zurück.“ Der Dattelverkäufer erkannte den Imam nicht und sagte, während er dem Imam ungehobelt gegen die Brust klopfte: „Das geht dich doch gar nichts an!“ Andere, die in der Nähe waren und den Imam kannten, sagten zu dem Händler: „Weißt du denn nicht dass dieser Mann Ali (F), der Herrscher der Muslime ist?!“ Da begann der Händler zu zittern. Er wurde ganz blass und sagte verwirrt: „O Fürst der Gläubigen, verzeih mir.“ Ali aber antwortete: „Wenn du dein Verhalten verbesserst und dich freundlich zu den anderen verhältst, dann werde ich mit dir zufrieden sein.“
Darüber wie Ali (F) den Waisen Liebe erwies, berichtet Abu Tufail wie folgt: „Einmal sah ich Ali (F), der die Waisenkinder um sich versammelte hatte und ein Speisetuch ausgebreitet hatte. Er hatte Honig und andere Dingen auf das Tuch gestellt und steckte den Kindern süße Bissen in den Mund. Dies war ein so schöner Anblick, dass einige sich wünschten: `Ach wären wir auch Waisen und Ali würde uns auf diese Weise seine Güte erweisen.`“
Seinem Gouverneur, Malek Aschtar empfahl der Fürst der Gläubigen: „Rüttle in deinem Herzen das Gefühl der Freundschaft und der Güte zum Volke wach … verzeih ihnen ihre Fehler, genauso wie du möchtest, dass Gott dir vergibt.“
Eine der wichtigsten Aufgaben jeder Regierung ist die Herstellung von Sicherheit. Ein Staat welcher nicht das wichtigste Bedürfnis nämlich Sicherheit herstellen kann, wird sich niemals ernsthaft um die Lösung anderer Probleme kümmern können. Ohne Sicherheit wird es keinen Fortschritt im Bereich der Politik, Kultur und Wirtschaft geben. Ali hat in dem Moment, wo er die Regierung in die Hand genommen hat, diesem Ziel besondere Aufmerksamkeit geschenkt und hierzu seine klaren Standpunkte erklärt.
Ali (F) sah eines der wichtigsten Ziele der Islamische Regierung darin, dass sie die Dinge bekämpft, die eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen, wie der Übergriff auf ihr Leben, ihr Eigentum , ihre weiblichen Angehörigen und ihr Ansehen. Er sagte: „Die Menschen brauchen einen Herrscher - ob er nun rechtschaffen ist oder schlecht handelt - damit sie durch ihn gegen den Feind Krieg führen, auf den Wegen und Straßen Sicherheit hergestellt wird, die Rechte der Schwachen bei den Starken eingeholt werden und es den Rechtschaffenen gut geht und sie vor dem Übel der Bösen sicher sind.“
Da es dringende Aufgabe einer Regierung ist, soziale Sicherheit herzustellen, hat Imam Ali laufend denen, die ein Regierungsamt innehatten, empfohlen, jegliche wörtliche Drohung oder Drohmaßnahmen und jeglichen Übergriff auf das Leben, das Eigentum oder eine Verletzung des Ansehens der Bürger zu unterlassen.
Imam Ali (F) betonte auch die Sicherheit an den Grenzen. Jede Nation wehrt sich gegen eine feindliche Bedrohung von außen mit einem Heer. Imam Ali hat das Heer mit festen Burgen für die Untertanen verglichen. Die Verteidigung der Grenzen war für Imam Ali (F) so wichtig, dass er einmal sogar einen seiner sehr treuen Helfer namens Kumail Ibn Ziyad tadelte, weil er den Feind nicht richtig abgewehrt und sein Vordringen nicht richtig verhindert hatte.
Wegen der inneren Sicherheit war Imam Ali gezwungen gegen die extremistische Gruppe der Chawaridsch zu kämpfen, über die er gesagt hat: „Sie haben den Pfad des Rechts verlassen, vergießen unschuldiges Blut und machen die Wege unsicher.“ Imam Ali (F) war der erste Herrscher, der in dem Islamischen Reich Kräfte aufstellte, die für Sicherheit im Lande sorgen sollten und er hat als Erster jemanden zum Polizeichef bestimmt. Der Imam sandte Sonderinspekteure an die verschiedenen Orte im Islamischen Reich, damit sie über jeden Gouverneursbezirk, die dortige Lage der Bevölkerung und das Vorgehen der Regierungsbeamten Bericht erstatten.
Aus der Sicht Alis (F) ist Sicherheit ein allgemeines Anliegen. Die Sicherheit ist so wichtig, dass die Respektierung der gegenseitigen Rechte in der Gesellschaft und zwischen Bevölkerung und Regierung nur bei Sicherheit denkbar wird. Ali hat auch die Diskriminierung wegen ethnischer Abstimmung verworfen und er achtete das Recht der Anhänger anderer Religionen auf Freiheit und Menschenwürde und hat seine Anhänger davor gewarnt, dass sie den Schriftbesitzern, d.h. den Juden und Christen, ein Unrecht antun.
Einmal erreichte den Imam die Nachricht, dass die Soldaten des Muawiya die Grenzstadt von Anbar gestürmt, das Leben der Einwohner bedroht und die Häuser ausgeplündert hatten. Zum Beispiel nahmen sie mit Gewalt den Frauen in dieser Stadt ihren Schmuck weg, darunter auch einer nicht-muslimischen Frau, die im Schutz der Islamischen Regierung lebte. Imam Ali sagte, als er davon erfuhr: „Wenn ein Muslim nach diesem Vorfall vor Kummer stirbt, so ist er nicht zu tadeln.“
An diesen Worten wird die tief verankerte Einstellung Imam Alis zu den Menschenrechten erkennbar. Sie zeigen auch, dass die Anhänger der anderen Himmelsreligionen unter einem gerechten Herrscher wie Ali Sicherheit genießen und ein Herrscher wie er sich verpflichtet, den Schutz ihres Lebens und Eigentums zu gewährleisten.
Ein wichtiger Teil der Sicherheit betrifft die Psyche. Bei geistiger und psychischer Sicherheit können sich die Menschen geistig und gedanklich weiter entwickeln. Dank der Gewährung dieser Sicherheit unter der Regierung von Imam Ali, genoss die Bevölkerung das Recht auf freie Meinungsäußerung. Selbst die Gegner Alis konnten von diesem Recht gebraucht machen. Der Imam hat nicht nur von diesem Recht geredet, sondern es auf erstaunliche Weise gefördert, so dass immer wenn die Gegner Alis in der Moschee oder auf öffentlichen Plätzen Äußerungen gegen ihn machten und ihn sogar beschimpften, die anderen sich auf Anweisung Alis zurückhielten. Solange die Widersacher Alis nicht zu den Waffen gegriffen hatten und nicht in den Krieg gegen Ali gezogen waren, genossen sie unter seiner Regierung Sicherheit und Ali behandelte sie nachgiebig und freiheitlich.