Jul 28, 2018 20:48 CET
  • Islam richtig kennenlernen (138)

In diesem Beitrag geht es wieder um die Denk- und Handelsweise Imam Alis (F) im Bereich der Wirtschaft.

Wie Sie bereits erfahren haben, hat Imam Ali (Friede sei mit ihm) großen Wert auf Arbeit und Aufbau gelegt. Auch noch als Herrscher über das große Islamische Reich hat er persönlich Landwirtschaft betrieben und Bewässerungskanäle, Dattelhaine und Plantagen angelegt, um für seine Familie und für die Bedürftigen zu sorgen. Nun fragen Sie sich sicher, wie das volkswirtschaftliche Programm des Imams aussah.

Das Denken Imam Alis (F) in Bezug auf die Wirtschaft geht auf seine sonstige Art zurück. Wir sagten schon, dass das Streben nach Gerechtigkeit sein Leben kennzeichnet.  Während die Kalifen vor ihm sich auf die  Eroberung von neuen Gebieten konzentrierten, war die Regierungszeit Imam Alis (F) davon geprägt, dass er Gerechtigkeit und Armut in der Gesellschaft bekämpfte, die Wirtschaftsstrukturen reformieren wollte und ihm am Allgemeinwohl gelegen war. Er verfolgte seine  Wirtschaftspläne durch Bekämpfung der Armut und Aufbau des Landes.

                     

 

Imam Ali (F) betrachtete es als göttlichen Auftrag, Gerechtigkeit herzustellen und sah  überhaupt eine Voraussetzung für den Fortbestand einer Regierung darin, dass sie Unrecht vermeidet.  Aus seiner Sicht erforderte die Stabilisierung der Gerechtigkeit sowohl gerechte Verwalter an der Spitze als auch eine Kontrolle über das Vorgehen  ihrer Vertreter.  Daher hat er bei Regierungsantritt begonnen, verdorbene Elemente im Machtgefüge abzusetzen und dann durch den Einsatz von rechtschaffenen und versierten Kräften in sensiblen Ämter  die Reform und den Aufbau in den Städten und allen Gebieten des Islamischen Reiches voranzutreiben.

Ali (F) hat bei der Durchführung seiner Wirtschaftspolitik verschiedene Faktoren genutzt, um unheilvolle Abweichungen davon zu vermeiden.  Er beauftragte Leute damit, dass sie die Preise der Waren, welche die Bevölkerung für ihr Leben brauchte, kontrollieren und wie wir bereits berichteten, ging er selber über den Bazar von Kufa,  um sich ein Bild von der dortigen Lage zu machen. Er mahnte die Leute auf dem Bazar, dass sie sich an die Regeln der Ethik und Fairness im Handel halten und sich keine Vergehen zu Schulden machen, wie Unrecht, Horten und Wucher.  Er befürwortete Preise, die weder dem Verkäufer noch dem Käufer schaden.

Außerdem ließ er von Inspekteuren die Regierungsvertreter überwachen, um zu kontrollieren, ob sie die Gerechtigkeit einhalten.  Während seiner Regierung besaß niemand politische oder juristische Immunität und alle seine Vertreter und Verwalter  waren verpflichtet, rechtschaffen zu handeln und gerecht zu bleiben.             

              

 

In den nach Gerechtigkeit strebenden Programmen Imam Alis (F) nahm die sorgfältige Anwendung von Allgemeineigentum einen besonderen Platz ein. Diesbezüglich machte der Imam keinen Unterschied zwischen den Bürgern und räumte auch sich selber und seinen Freunden und Verwandten kein Privileg ein. Er mahnte seine Gouverneure und die Regierungsbeamten nichts von dem Allgemeinbesitz zu verschwenden und verhinderte einen Verlust des materiellen und immateriellen Kapitals der Gesellschaft. Zweifelsohne schuf die Methode Imam Alis (F)  zur Herstellung von Gerechtigkeit in der Gesellschaft die notwendige Grundlage für gesunde  Wirtschaftsaktivitäten. Aus der Sicht Imam Alis (F) kann eine Gesellschaft erst wahres Wachstum erreichen, wenn eine gute und heile, von der Ungerechtigkeit befreiten Atmosphäre  herrscht.

Zu den wichtigen Schritten Imam Alis (F) zählte die Befreiung von Armut und Not. Armut ist nach Ansicht von Ali (F) von Grund auf ein Missstand. Sie beeinträchtigt sogar die Gläubigkeit, verwirrt den Geist und lässt Feindschaft entstehen. Ali (F) hat Gott um die Rettung vor der Armut gebeten und gebetet: „O Gott: Wahre meine Ansehen durch die Bedürfnislosigkeit  und  lass meinen Charakter nicht durch die Armut befleckt werden.“ 

Die Armut greift die Personalität des Menschen an. Starke Unterschiede zwischen den Bevölkerungsschichten bringen die Ordnung in der Gesellschaft aus dem Gleichgewicht. Die gerechte Vermögensverteilung und die Verwirklichung sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit sind für Imam Ali der wichtigste Schritt für die Armutsbekämpfung. 

Zweifelsohne hat  die Armutsbekämpfung gute Folgen für das Wachstum eines Landes.  Eine Politik, die zum Aufschwung der Produktion führt,  reduziert außerdem die Arbeitslosigkeit,  und der Lebensstandard  von finanziell Schwachen kann dem Lebensniveau der anderen Bürger besser angepasst werden. 

 

 Imam Ali (F) ist der Meinung, dass alle in der Gesellschaft um ein Einkommen bemüht sein müssen, damit allgemein Wohlstand erreicht werden kann. Daher hat er die Bedürftigen zu einer Arbeitstätigkeit angespornt, selbst wenn es notwendig ist, dass sie ihre Heimatstadt verlassen müssen. Aus seiner Sicht ist jemand, der verarmt, weil er sich nicht anstrengt, selber für seine Armut verantwortlich  und hat diese durch seine Trägheit selber verschuldet. Deshalb hat er gesagt: „Wer Boden und Wasser findet und trotzdem arm bleibt, den hält Gott von Seinem Segen fern."

Aus der Sicht Imam Alis (F) tragen die Wohlhabenden Pflichten gegenüber den Bedürftigen.  Außerdem muss verhindert werden, dass sich das Vermögen in der Hand einer kleinen Gruppe des Volkes anhäuft. Vielmehr sollen die Reichen ihr  Kapital in die Weiterentwicklung der Gesellschaft investieren.  Den Reichen empfiehlt Imam Ali (F) ihr Eigentum nicht maßlos zu verschwenden und bescheiden zu bleiben. Sie sollen  sich für allen materiellen Segen dankbar zu  zeigen und großzügig und edel handeln. Als er gefragt wurde, was am meisten dem Menschen einen schlechten Ausgang beschert, sagte er: „Wenn ein Reicher den Bedürftigen gegenüber prahlt.“ 

Der Imam hat auch gesagt: „Behandelt die Armen freundlich auch wenn sie wenig Geduld und Ausdauer haben.“ Die Armen haben wegen ihrem erschwerten Leben und ihrer Not oftmals keine Geduld, deshalb erwartet der Imam von den Reichen, dass sie die Armen freundlich und nachsichtig behandeln und ihnen helfen. 

                        

Imam Ali (F) hat nicht nur für die Reichen sondern auch für die Herrschenden Pflichten hinsichtlich der Bekämpfung von Armut festgelegt. Aus seiner Sicht sind verdorbene ungerechte Herrscher, die an sich reißen, was dem Volk gehört,  die Urheber von Armut in der Gesellschaft.  Über die Missstände in den Ländern und die Not von Völkern sagt er:

„Der Grund für die Zerstörungen in einem Land ist die Armut und Bedürftigkeit seiner Bevölkerung,  und die Armut und Not der Bevölkerung geht darauf zurück, dass ihre Verwalter Reichtum anhäufen und befürchten, dass ihre Herrschaft nicht bestehen bleiben wird. Es liegt auch daran, dass sie (aus dem   Schicksal ihrer Vorfahren) keine Lehre ziehen.“

 

Eine islamische Regierung hat einige Allgemeingüter in der Hand – wie zum Beispiel die Steuereinnahmen. Der Staat ist der Schatzmeister für den Allgemeinbesitz und er muss einen Teil der Möglichkeiten und des Einkommens für die Bekämpfung der Armut ausgeben. Zu diesen Maßnahmen gehört, dass er Arbeitsplätze schafft oder für ein Mindesteinkommen für die Armen sorgt.  

                        

Imam Ali (F) ist einer der  Wegbereiter der Sozialversicherung. Die Frage der Sozialversicherung ist für Imam Ali eine Angelegenheit, die für alle in der Gesellschaft, auch für die Nicht-Muslime geregelt werden muss. Wir hatten ja schon einmal in diesem Zusammenhang auf die Geschichte eines Greisen hingewiesen, der ein Christ war und dem auf Anweisung des Imam Ali  aus der Volkskasse eine Rente bezahlt wurde, damit er als alter Mann einen Unterhalt hat.  In seinem Schreiben an Malik Aschtar hat Imam  Ali (F)  hervorgehoben, dass die Lage der Armen in der Gesellschaft beachtet werden muss:

„(Fürchte) Allah, Allah hinsichtlich der niedrigsten Schicht, bestehend aus den Hilflosen, den Armen, den Bedürftigen, den im Elend Lebenden und den chronisch Gebrechlichen, denn in dieser Schicht gibt es die Bittenden und Bettelnden. So bewahre um Allahs Willen, was Er dir zu bewahren aufgetragen hat an Seinen Rechten bezüglich ihrer. Gib ihnen einen Anteil aus deiner Gemeinwohlkasse [bait-ul-mal] und einen Anteil an den Feldfrüchten aus dem Land, das als Beute der Verteidigungskriege für den Islam gewonnen wurde in jedem Bezirk, denn wahrlich, den am entferntesten Lebenden steht das Gleiche zu wie denen in nächster Nähe. Es wird von dir verlangt, dass du das Recht eines Jeden (von ihnen) wahrst, und das Leben im Überfluss soll dich nicht von ihnen fernhalten. Denn es ist keine Entschuldigung für dich, Geringfügiges zu vernachlässigen, dass du viele wichtige Dinge zu entscheiden hast. Daher wende dein Interesse nicht von ihnen ab und zeige ihnen kein verächtliches Gesicht.

Inspiziere die Lage derer, die sich nicht mit dir in Verbindung setzen, weil (ihre armselige Erscheinung) ins Auge springt und die Leute sie verachten. Entsende für sie deine Vertrauenswürdigen unter den Gottesfürchtigen und Bescheidenen, und die sollen dir deren Lage übermitteln. Dann handle ihnen gegenüber so, dass du es Allah gegenüber verantworten kannst, an dem Tag, an dem du Ihm begegnen wirst. Denn das sind diejenigen unter den Untertanen, die der Gerechtigkeit mehr bedürfen als andere, und gib Allah Rechenschaft hinsichtlich der Erfüllung ihrer Rechte und der Fürsorge für die Mittellosen unter den Waisen und den Betagten, und die das Bitten nicht für sich für angemessen erachten. Das lastet schwer auf den Gouverneuren, und jedes Recht (das man zu erfüllen hat) wiegt schwer.

Man achte darauf, dass jemand dies sagt, der über ein großes Reich herrscht. Außerdem zeigen diese Worte, wie menschlich Imam Ali denkt und wie sehr er um die Bedürftigen besorgt ist. Es ist interessant, dass Imam Ali (F) hier über die Sozialversicherung spricht und über die Festlegung der Hilfen an die finanziell gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Imam Ali unterstreicht, dass die bedürftigen und schwachen Menschen seitens  der Herrschenden und der Regierungsbeamten gütig behandelt und beschützt werden müssen, damit sie nicht der Armut zum Opfer fallen.