Jul 28, 2018 21:15 CET
  • Islam richtig kennenlernen  (141)

Imam Ali  (F) zeichnete sich durch seine Abstinenz von haltloser Zuneigung und unberechtigter Abneigung aus. Auch wenn er den Feinden der Islamischen Regierung und ungeeigneten Leuten kein Amt anvertraute, so erkannte er dennoch ihre Rechte auf ein würdiges Leben und auf den Genuss von Sicherheit an und legte großen Wert auf Verwirklichung dieser Rechte.

Wir besprechen weiter die Regierungsweise Imam Alis (Friede sei ihm). Ein wichtiges Regierungsziel waren für ihn die Wahrung der Einheit und der Zusammenhalt der islamischen Gesellschaft. Die Freundschaft unter den Menschen, welches ein Geschenk der Aussendung des Propheten des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) gewesen war, wusste er zu schätzen und in seinen Ansprachen hat er immer die Einheit unterstrichen. Über die Schlüsselrolle eines Regenten für die Festigung der Grundlagen der Einheit hat er gesagt:

„Die Rolle des Regenten gegenüber dem Volke ist wie eine Schnur, welche Perlen zusammenhält und diese miteinander verbindet.  Wenn die Perlenschnur zerreißt, fallen die Perlen auseinander und sind nicht mehr alle umeinander vereint.“

Mit diesem einfachen Vergleich hat der Imam veranschaulicht, dass es für das hohe Ziel der Einheit der Islamischen Gemeinde einer Hauptachse bedarf. Diese Hauptachse ist nichts anderes als die Führung durch einen Rechtschaffenen. Dieser soll fern der Meinungsverschiedenheiten und Ursachen für Zwiespalt und Benachteiligungen,  die Glaubensgemeinde um eine gemeinsame Achse vereinen.

 

Während Imam Ali alles für die Wahrung der Einheit der Islamischen Umma tat, verhielten sich einige feindlich  gegenüber seinen gerechten Maßnahmen.  Der Beginn des Kalifats von Ali (F) und die Ankündigung seiner heilsamen Regierungspläne, die mit grundlegenden Reformen der Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik einhergingen, hatten völlig neue Bedingungen geschaffen.  Die Reformen des Imams wurden von den Entbehrenden und Geschädigten in der Gesellschaft begrüßt, weil sie ihnen Erleichterung bescherten,  aber sie bereiteten einigen Opportunisten und Raff- oder Macht-gierigen Unbehagen. Die Leute die machtgierig waren oder vorher von der sozialen Ungerechtigkeit profitiert hatten, hissten das Banner der Anfeindung Alis. Sie streuten die Saat des Misstrauens unter den Muslimen und riefen Spaltung hervor. Es entwickelten sich einige Gegenströmungen.   Diese Gruppen lehnten sich aus verschiedenen Gründen gegen den Imam auf und setzten blutige Kriege in Gang.

                                      

Die Feinde Alis (F) lassen sich grob in drei große Gruppen einteilen. Es ist viel darüber geschrieben worden, wie dieser edle Imam mit ihnen umging. Dabei fällt besonders auf, wie großzügig und freiheitlich er  sich ihnen gegenüber verhielt. Dies tat er natürlich nur so lange, wie sie nicht nach den Waffen gegriffen hatten und nicht die öffentliche Sicherheit störten.

Aufgrund der Sicherheit, die der Imam für jeden Bürger hergestellt hatte, genossen auch die Gegner wie alle anderen das Recht auf Freiheit und Imam Ali (Friede) hat nicht Betrag, den alle aus der Gemeinwohlkasse erhielten, für sie gekürzt.

 

Es lag aber auf der Hand, dass Ali opportunistischen und inkompetenten Personen keine Verantwortung in der Regierung überließ. Trotzdem diese Leute gegen ihn wurden,   erkannte er dennoch ihre Rechte auf ein würdiges Leben und auf den Genuss von Sicherheit an und legte großen Wert auf Verwirklichung dieser Rechte. Aus der Sicht Alis (F), die auf den Grundsätzen der islamischen Menschenrechte beruht, ist der Mensch die Krönung der Schöpfung und muss unabhängig von seinen Ansichten geachtet werden.  Daher hat der Imam seine Gegner niemals beleidigt oder ihre Ehre verletzt.  Eines seiner Regierungsziele war ohnehin, das Denkniveau und die Erkenntnis und Einsicht der Bevölkerung zu verbessern. Beleidigungen und Beschimpfungen aber  versperren den Weg zum Nachdenken.  Ali beherrschte sich gegenüber Beleidigungen. Er übte eine Geduld wie es für großmütigen Menschen würdig ist, und schlug seinen Gegnern vor: „Wenn ihr möchtet, bin ich bereit mit euch zu diskutieren.“ Manchmal willigten die Gegner zu einem solchen tieferen Gespräch ein. Womöglich lässt sich  in der Geschichte kaum noch ein solcher Herrscher finden,  der auf dem Gipfel der Macht, so selbstbeherrscht mit dreisten  Gegnern umgegangen ist. Ali (F) stand auf der höchsten geistigen und moralischen Stufe und war bemüht eine Gesellschaft zu begründen, die in der Ethik und den hohen göttlichen und menschlichen Werten verankert ist.

Wenn Imam Ali (F) den gegnerischen und feindlichen Gruppen die Möglichkeit zur Kritik ließ, soll das nicht bedeuten dass Verräter und verschwörerische Elemente tun konnten was sie wollten.  Wenn  Störenfriede zu den Waffen griffen um einen Krieg anzuzetteln, sah Imam Ali auch keinen anderen Ausweg mehr als die Konfrontation mit ihnen. Dennoch  hat er auch danach bis zum letzten Moment versucht, den Konflikt friedlich zu lösen. Aus seinem Brief an Malik Aschtar geht hervor welchen großen Wert Imam Ali (F) auf das Leben der Menschen legt. Er warnt Malik Aschtar:

„Und hüte dich davor, unerlaubt Blut zu vergießen, denn nichts bringt einen der Bestrafung (Allahs) näher, hat größere Folgen und ist mehr dazu angetan, die Gnadengeschenke (Allahs) zum Niedergang zu bringen, die (Lebens-) Dauer abzukürzen, als das zu Unrecht vergossene Blut. Allah Der Erhabene wird am Tage der Auferstehung über ihr gegenseitiges Blutvergießen das Urteil zwischen den Dienern in Kraft setzen. Daher stärke nicht deine Herrschaftsgewalt durch Vergießen unverletzlichen Blutes, denn das gehört zu den Dinge, die sie schwächen und erniedrigen, vielmehr wird es sie (außerdem) zum Niedergang führen und (auf jemand anderen) übergehen lassen. …“

 

Eine der Gruppen, die gegen Imam Ali rebellierten sind die Nakethin –die Vertragsbrüchigen - gewesen. An ihrer Spitze standen die ehemaligen Prophetengefährten Talha und Zubair. Imam Ali hatte zu Beginn seiner Regierung einige aus der Regierungsexekutive des dritten Kalifen abgesetzt und   würdigere Personen an ihrer Stelle eingestellt. Talha und Zubair hatten Ali (F) den Treueeid geschworen und gehofft, auch einen Posten  zu erhalten, wie die Verwaltung über Kufa und Basra.  Doch bald darauf fühlten sich diese beiden  von Ali (F) enttäuscht und wurden vertragsbrüchig und Widersacher des Imams. Ali war nicht auf ihre Forderungen eingegangen, weil sie nach dem Weltlichen und der Anhäufung von Reichtum strebten. Er betrachtete es als großes Unrecht gegenüber dem Volke, solche Leute mit den Angelegenheiten der Gesellschaft zu betrauen und sie über die Gemeinwohlkasse verfügen zu lassen.  Wer ihn deswegen kritisierte, dem antwortete er: „ Wollt ihr dass ich mich für meinen Erfolg einer Verletzung der Rechte derjenigen  über die ich herrsche, bediene? Bei Gott! Dies werde ich niemals tun, solange die Sonne aufgeht und ein Stern am Himmel funkelt.“

 

Als Imam Ali (F) erfuhr, dass die Anführer der Nakithin – der Vertragsbrüchigen, von Mekka aus dem Weg nach Basra  im Irak sind und Kräfte mobilisiert und sich für einen Krieg ausgerüstet hatten, bat er die Bevölkerung von Medina und Mekka, nach Basra zu kommen, um den Angriff abzuwehren. Dennoch versuchte er weiter einen Krieg zu verhindern.

Talha und Zubair hielten, um ihre Kriegspläne durchzuführen, nach einer angesehenen und populären Person Ausschau um deren Position auszunutzen, damit sie die Menschen zum Aufstand gegen die Regierung von Ali aufwiegeln. Sie wandten sich an Aischa,  die Gemahlin des verstorbenen Propheten.  Es entstanden die ersten Zellen der Revolte gegen Imam  Alis gerechte Regierung. Talha und Zubair behaupteten, dass Imam Ali an dem Tod des Kalifen  Uthman schuldig sei und hetzten ahnungslose Menschen zum Aufstand gegen Ali (F) auf.

Imam Ali aber versuchte Talha und Zubair und andere Personen von ihrem gefährlichen Vorhaben abzuhalten. Er schrieb einen Brief an Talha und Zubair, aber diese begründeten ihre Haltung damit,  dass sie das Blut von Uthman rächen wollten.  Ali (F) antwortete ihnen: „Das Blut von Uthman tropft von euren Säbeln herab … und ihr fordert Genugtuung von mir?!“      

Der Imam schickte den Kriegern von Talha und Zubair seine Kämpfer entgegen, aber er untersagte seinem Heer, als erster die Schlacht zu beginnen.  Erst nachdem einige seiner Gefährten von den Pfeilen der Feinde getötet worden und den Märtyrertod gestorben waren, befahl er die Angriffe zu erwidern.

Dennoch versuchte er  die Fortsetzung des Krieges zu verhüten. Er ging zu Zubair und erinnerte ihn an eine Begebenheit aus der Zeit des Propheten.

Ali (F) sagte: „Erinnerst du dich als der Prophet gesagt hat: `O Zubair! Du wirst einmal gegen Ali in den Krieg ziehen und du wirst derjenige sein, der Unrecht tut?!`“ Zubair fielen diese Worte des Propheten wieder ein und er antwortete mit einem Ja. Da sagte Ali:  „Dieser Tag ist heute!“  Zubair kam zu sich und gestand ein: „Wenn ich früher daran gedacht hätte, dann wäre ich nicht gekommen, (um dich zu bekämpfen).“ Zubair war sich bewusst geworden, welchen gefährlichen Fehler er begangen hatte. Er verließ den Kriegsschauplatz und ging nach Mekka, wo er von einem Mann aus Basra getötet wurde.

                               

Imam Ali (F) hatte das Blutvergießen zu verhindern versucht, aber die Vertragsbrüchigen hatten selber den Krieg begonnen. Es war die erste kriegerische Auseinandersetzung in der Regierungszeit des Imams. Das Gefecht wurde  als die Kamelschlacht bekannt (Dschamal-Schlacht).  Die Vertragsbrüchigen erlitten eine schwere Niederlage. Der Imam  ordnete an, keinen Verletzten oder Gefangenen zu töten und niemanden, der aus dem Schlachtfeld flieht, zu verfolgen sowie jedem Sicherheit zu gewähren, der die Waffe niederlegt.  Das Gefecht endete mit dem entschiedenen Sieg der Armee Imam Alis (F).