Jul 28, 2018 21:33 CET
  • Islam richtig kennenlernen (142)

Die  Feinde Imam Alis (F) waren entweder Leute die zwar den Weg der Gerechtigkeit, den Ali ging, kannten,  jedoch an ihre weltlichen Vorlieben  gefesselt waren, nach Reichtum und Position strebten oder ethnischen Stolz besaßen oder aber es waren Leute, die  engstirnig und mit blindem religiösen Eifer in politischen und sozialen Fragen ein Urteil fällten,  ohne den Islam genau zu kennen.

In Fortsetzung unserer näheren Darlegung des Imamats möchten wir auf einige wichtige Vorfälle während der Regierung Imam Alis (F) hinweisen.

Sie erinnern sich: Wir sprachen beim letzten Mal von den verschiedenen Gruppen, die Imam Ali (F) ablehnten und gegen ihn vorgingen und dass Imam Ali  dennoch  ihre Rechte als Bürger nicht verletzte, weil dies ein Verstoß gegen die Menschenrechte im Islam gewesen wäre.

 

Die Gegner und Feinde Imam Alis lassen sich in mehrere Gruppen einteilen. Eine davon war sich über den Weg der Wahrheit, den der Imam ging im Klaren und kannte seinen hohen Charakter. Diese Leute stellten sich jedoch gegen Ali, weil ihnen nach Macht und weltlichem Reichtum gelüstete.  Eine andere Gruppe bestand aus unwissenden unvernünftigen Menschen, die nicht viel über die Wahrheit der Religion wussten und engstirnig mit blindem Eifer ein Urteil in politischen und sozialen Fragen fällten. 

Aber Ali (F) hat das Recht auf Freiheit dieser gegnerischen Gruppen nicht eingeschränkt.  Erst als seine Bemühungen, die Feinde auf den rechten Weg zurückzuholen ergebnislos verliefen und die Gegner zum Säbelknauf griffen, sagte er zu ihnen:

„Ihr könnt nicht mit der Sprache der Logik verbessert werden, dass einzige was euch auf den rechten Weg bringen kann, ist der Säbel und die Sprache der Gewalt.“

Zweifelsohne  war Krieg für  Imam Ali kein  Ziel oder Mittel zur Vorherrschaft und Machtdemonstration, sondern die Auseinandersetzung mit Waffen war für ihn die letzte Alternative zur Verhütung der Störmanöver der Feinde.  Der Imam hat bei der Begegnung mit den Feinden, als erstes versucht, ihnen logisch die Wahrheit nahezubringen. Selbst als sie bereits die Kriegstrommeln rührten, hielt er an dem Grundsatz fest, nicht selber den Krieg zu beginnen. 

Außer den Vertragsbrüchigen unter Anführung von Talha und Zubair, von denen wir beim letzten Mal berichtet haben,  wurde Ali noch von einer anderen Gruppe angefeindet. An deren Spitze stand Muawiya. Diese Gruppe setzte sich aus ungerechten machtgierigen  Individuen zusammen, die Schaam, das damalige Großsyrien, beherrschten. Gleich von Anfang an eröffneten sie die Offensive gegen die gerechte Regierung von Imam Ali. Der Imam hatte nach Übernahme der Führung Botschafter nach Schaam gesandt  und Muawiya aufgefordert, ihm den Treueeid zu leisten und Schaam,  zu verlassen.  Aber Muawiya  hatte jahrelang über Schaam, welches ein Gebiet des Islamischen Reiches war,  geherrscht und war nicht bereit auf seine Macht zu verzichten. Also entschied er sich für den Krieg  gegen Imam Ali und dieser sah, dass er sich auf eine Schlacht mit ihm vorbereiten muss. Zugleich versuchte er den Konflikt friedfertig beizulegen.  In diesem Zusammenhang hat Ali (F) mehrere Schreiben an Muawiya und seine Vertreter nach Schaam entsandt. Muawiyah aber war nicht bereit, die Herrschaft über Schaam aufzugeben. Er schrieb Ali (F) : „Zwischen mir und euch wird es nur den Säbel geben." 

Schließlich standen sich die beiden Heere gegenüber und wieder befahl Imam Ali seinen Heeresleuten,  nicht als Erster den Krieg zu beginnen.  Diese Schlacht wurde als  Schlacht von Siffin berühmt.  Gleich nach Beginn des Gefechtes  versperrte Muawiya dem Heer des Imams den Weg zum Wasser. Die Soldaten des Imams konnten jedoch  bei einem Blitzangriff den Zugang zum Wasser  unter ihre eigene Kontrolle bringen. Auf Befehl  Imam Alis durften seine Anhänger jedoch ihrerseits nicht den Soldaten von Muawiya dem Zugang zum Wasser verwehren.  Bei dieser Schlacht kämpften einige Prophetengefährten an der Seite Imam Alis (a) gegen den Feind, darunter auch Ammar Yassir . Er fand in diesem Gefecht den Märtyrertod. 

Im Laufe dieser Schlacht von Siffin waren die Kämpfer im Gefolge der kühnen Angriffe von Malek Aschtar , einem der Befehlshaber des Heeres des Imams, weit in die Stellungen des Feindes vorgedrungen.  Muawiya sah seine Niederlage herannahen. Da griff er nach einer List. Gemäß der hinterlistigen Idee von Amr Ibn Aas und auf Befehl von Muawiya, spießten die Krieger aus Schaam Blätter aus dem Koran auf ihren Lanzen auf und riefen: „Ihr Leute von Irak. Dieses Buch Gottes soll zwischen uns und euch richten!“

Mausoleum Imam Alis (F), Nadschaf, Irak

 

Das Blatt wendete sich. Eine Gruppe der Soldaten im Heer von Ali (F) argumentierten: „Nun da sie uns aufgefordert haben, dass wir uns  nach dem Koran richten, ist es nicht gut,  dass wir einen Krieg führen.“ Aber Imam erklärte, dass es sich um eine List handelt und Muawiya sich auf diese Weise aus der Situation herauswinden will. Aber diese leichtgläubigen Leute wurden nicht einsichtig und sagten: „Wir erheben nicht den Säbel gegen den Koran.“ Während das  Heer Imam Alis kurz vor dem Sieg stand, sah Imam Ali sich aufgrund des Drucks, den diese Leute und andere Opportunisten und Heuchler ausübten,  gezwungen , das Gefecht einzustellen und einen Schiedsspruch zu akzeptieren. 

Es wurde vereinbart, dass beide Seiten einen Vertreter vorstellen damit ein Schiedsspruch gefällt werde. Imam Ali (F)  fasste Abdullah Ibn Abbas oder  Malik Aschtar ins Auge, aber  die einfältigen und geblendeten Leute in seinem Heer, bestanden darauf, dass Abu Musa Aschari sie  vertritt.  Unterdessen schickte Muawiya den Amr Ibn Aas  als seinen Vertreter.

Abu Musa Aschari und Amr Ibn Aas verhandelten miteinander und beschlossen, dass weder Ali (F) noch  Muawiya, der Anspruch auf das Kalifat stellte, Kalif sein sollen, sondern  eine Ratsversammlung den Kalifen wählen müsse.  Danach verkündeten beide das Ergebnis ihrer Verhandlung. Genauer gesagt Abu Musa erklärte Ali seines Amtes als Kalif enthoben und Amru Ibn Aas, der ein listiger Kerl war, bestätigte daraufhin die Amtsenthebung von Ali, gab jedoch – entgegen der Vereinbarung -  bekannt, dass Muawiya der Kalif sei.  Damit endete die Geschichte auf inakzeptable Weise. Dennoch gingen beide Heere nach dem Schiedsspruch auseinander und Muawiya konnte der entschiedenen Niederlage entkommen. 

Im Gefolge dieser Entwicklungen  wandten sich einige aus dem Heer Imam Alis, die mit dem Schiedsspruch unzufrieden waren, von Imam Ali ab und traten in Opposition zu ihm. Diese Gruppe wurde später als die Chawaridsch bekannt. 

               

 

Die Chawaridsch waren leichtgläubige Leute und sie waren auf die  List des Muawiya, dessen Krieger Seiten aus dem Koran auf ihren Lanzen trugen um ihr Muslim-Sein zu demonstrieren, reingefallen und hatten  Imam Ali zum Waffenstillstand und zur Fällung eines Schiedsspruchs gedrängt.  Aber die gleichen Leute kritisierten bald darauf  Ali , weil er den Friedensvertrag  mit Muawiya und den Schiedsspruch akzeptiert hatte und sie grenzten ihn deshalb aus dem Islam aus. Der Imam aber erwiderte ihre scharfe Kritik mit logischen Argumenten und gestützt auf die Verse des Korans und die überlieferte Vorgehensweise des Propheten. Die Chawaridsch waren jedoch ignorant, dachten  oberflächlich und blieben starrsinnig. Sie akzeptierten die  berechtigten logischen Argumente  Alis (F) nicht. Sie  legten zwar großen Wert auf die äußerliche Durchführung einiger Gebote des Islams wie das Gebetsritual und Fasten, aber sie besaßen in Wahrheit keine Kenntnis vom Islam und hatten ihn nicht verstanden.

Ihr typisches Merkmal war Gewaltsamkeit und Aggression. Wenn sie sich über etwas beschwerten, vergaßen sie alle Regeln der Höflichkeit.  Auf verschiedene Weise hat diese Gruppe zum Ausdruck gegeben, dass sie den Imam ablehnte.  Sie beschimpften Ali (F) in der Öffentlichkeit und störten das von ihm geleitete Gemeinschaftsgebet in der Moschee , gaben scharf formulierte Parolen aus und unterbrachen ihn mitten in seinen Ansprachen. Außerdem verbreiteten sie Gerüchte in der Gesellschaft und sie brachten unschuldige Menschen um, weil sie Anhänger Imam Alis waren. Aber Imam Ali übte dennoch Selbstbeherrschung und beschnitt nicht ihre politischen und sozialen Freiheiten. Er versuchte die Chawaridsch auf den rechten Weg zurückzuholen. Manchmal schickte er populäre  Personen zu ihnen, damit sie vielleicht durch deren gerechten Worte von ihrem Eigensinn abgebracht werden, oder er suchte persönlich diese Gruppe auf und sprach selber mit ihnen um ihnen den rechten Weg zu zeigen. Die langen  Gespräche mit den Chawaridsch hatten aber kaum eine Wirkung auf sie, denn sie hatten eine sehr steife Denkweise.

Schließlich fasste Imam Ali den Entschluss, dem Unheil dieser Gruppe, die das Blut von Unschuldigen vergossen und unter der Bevölkerung Angst und Schrecken verbreitet hatten, ein Ende zu setzen.  Also entsandte er Kämpfer nach Nahrawan, wo die Chawaridsch ihr Kriegslager aufgeschlagen hatten.

Nach Eintreffen in Nahrawan gab der Imam den  Feinden erneut eine Chance zur Umkehr und er warnte sie mit klaren Worten vor dem Entschluss, den sie gefasst hatten. Er befahl einem seiner Getreuen  ihnen Sicherheit zu gewährleisten, damit sie heil den Kriegsschauplatz verlassen können.  Der Imam und seine Helfer konnten auf diese Weise erreichen, dass sich zwei Drittel der Chawaridsch von dieser Gruppe trennten. Der Rest der Chawaridsch griff das Heer Alis an und eröffnete das Gefecht. Die Anhänger des Imams erwiderten beherzt ihren Angriff und es kam zu einem heftigen Gefecht.  Diese Schlacht, die als Schlacht von Nahrawan bekannt wurde, endete mit der entschiedenen Niederlage dieser Gruppe.