Islam richtig kennenlernen (144 - Imam Hasan)
Imam Hasan (F) lenkte die Dinge nach dem Friedensschluss derartig, dass der Islam nicht weiter in die Bahn namens Kalifat gerät, denn das Kalifat hatte sich nach und nach in eine Monarchie verwandelt. Imam Hasan (F) gelang es die Islamische Bewegung, die einmal in Mekka begonnen hatte und erneut in der Islamischen Regierung zur Zeit seines Vaters (Imam Ali() aufgelebt war und schließlich ihm anvertraut worden war, über andere Pfade als in Form einer offiziellen Herrschaft weiterzuführen .
Wir möchten nun über das Imamat von Hasan (Friede sei mit ihm) sprechen. Hasan war das erste Enkelkind des Propheten Mohammad (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) Hasan durfte im Kreise der drei besten Menschen auf Erden aufwachsen: der Prophet des Islams (S), Imam Ali (F) und Fatima (gegrüßet sei sie) und wurde durch deren Erziehung auf die zukünftige Führung der Islamischen Großgemeinde vorbereitet.
In der Daseinswelt wird niemand einen Menschen finden, der so vollendet war wie Prophet Mohammad (S), der letzte aller Propheten. Hasan ibn Ali (F) ist der geliebte Enkel dieser großartigen Persönlichkeit. Der Prophet hat offen seine Liebe zu Hasan gezeigt. Buchari zitiert Abu Bakr, der gesagt hat: „Ich sah den geehrten Gottgesandten auf dem Predigerstuhl zusammen mit Hasan Ibn Ali sitzen. Der Prophet wandte sich mal an die versammelten Menschen und mal an Hasan und sagte: `Wer Hasan und Husain liebt, der liebt mich, und wer diese beiden anfeindet, der hat mich angefeindet.`"
Auch wird der Prophet (S) wie folgt zitiert: Hasan und Husain sind die Fürsten der Paradiesjugend." Zudem hat er gesagt: Hasan ist eine duftende Blume, die ich im Diesseits erhalten habe."

Ein enger Getreuer des Propheten Gottes sagt: „Ich sah den Propheten (S) wie er sich Hasan (F) auf die Schultern setzte und sagte: "O Gott, ich liebe Hasen, Liebe auch du ihn."
Zweifelsohne sind diese offenen Bekenntnisse der Liebe zu Hasan und Husain nicht rein gefühlsbedingt, sondern der Prophet verfolgte damit auch bestimmte Ziele. Der Prophet wollte damit zeigen, welchen Platz seine Enkelsöhne Hasan und Husain (Friede sei mit ihnen) bei Gott einnehmen und zugleich wollte er damit sagen, dass er den Weg, den sie in Zukunft gehen werden, als richtig bestätigt.
Imam Hasan (F) besaß hohe Eigenschaften. Er war seinen Zeitgenossen in Wissen, Tugend, Frömmigkeit und Gott-Dienstbarkeit voraus. Alle kannten ihn als einen großzügigen Menschen, der den Bedürftigen half. Mit seinem Segen bereitete er den leidenden Herzen Hoffnung.
Suyuuti: (15. Jahrhundert nach Christus) schreibt: "Hasan hat dreimal sein ganzes Vermögen auf dem Wege Gottes gespendet."
Niemals kehrte ein Armer mit leeren Händen von ihm zurück. Imam Hasan glich mit seiner Art sehr dem Propheten. Es steht in der Überlieferung wie folgt:
Ein alter Mann aus Schaam beschimpfte, beeinflusst von der feindlichen Propaganda der Umayyaden, Imam Hasan. Als er mit seinen Schimpftiraden zu Ende war, sagte der Imam freundlich lächelnd zu ihm: "Ich glaube du bist fremd hier und vielleicht irrst du dich. Wenn du etwas brauchst, gebe ich es dir gerne. Wenn du einen Rat haben möchtest, gebe ich dir gerne Rat und wenn du Hunger hast, sättige ich dich und wenn du keine Kleidung hast, kleide ich dich. Wenn du bedürftig bist, werde ich dich bedürfnislos machen, und wenn du keine Unterkunft hast, gebe ich dir eine Bleibe und...“
Angesichts all dieser Großzügigkeit waren die Vorurteile dieses Mannes aus Schaam sofort verflogen. Er schämte sich für sein Verhalten und sagte: „Ich bezeuge, dass du Statthalter Gottes auf Erden bist. Gott weiß besser wem er seinen Auftrag geben soll. " Dann fügte er hinzu: „Bislang warst du und dein Vater immer die größten Feinde für mich, aber nun liebe ich euch mehr als alle andere."

Imam Hasan (F) war seinem Vater Ali (F) eine große Stütze in den komplizierten Zeiten seiner Herrschaft. Er war ein sehr geduldiger Mensch und niemals hat ihn ein Unglück wankelmütig gemacht. Er war nicht nur sehr standhaft sondern auch ausgesprochen mutig. Bei den Gefechten, die sein Vater führen musste, kämpfte er an der vordersten Front und bewies sich als der kühnste von allen Helfern Alis. Die Bereitschaft sein Leben für den Weg Gottes aufs Spiel zu setzen war so groß, dass Ali (F) seine Mitkämpfer im Siffin-Krieg bat, ihn und seinen Bruder Husain(F) davon abzuhalten in die Stellungen des Feindes vorzudringen, denn es bestand die Gefahr dass die beiden Enkelsöhne des Propheten getötet werden und mit ihrem Tod die Nachfolgerschaft des Propheten abbricht.
Die Statthalterschaft Imam Hasans begann nach dem Märtyrertod von Imam Ali (F) im Jahre 40 nach der Hidschra. (661 n. Christus). Die Einwohner von Kufa und anderen Ortschaften schworen ihm den Treueeid. Muawiya, der weiterhin in Schaam (dem damaligen Großsyrien) herrschte beunruhigte es, dass die Menschen Imam Hasan die Treue geschworen hatten. Er hatte bereits Imam Ali bekämpft, als dieser Kalif über das Islamische Reich geworden war und nun stellte er sich gegen Imam Hasan (F). Muawiya schickte Spione nach Kufa und Basra (im Irak) um dort Unruhen zu schüren. Er begann einen Nervenkrieg durch Verbreitung von Gerüchten über Imam Hasan. Daraufhin schickte er ein 60tausend köpfiges Heer in Richtung in Irak. Mittels seiner Spione heuerte er einige Leute für sich an, indem er ihnen Geld und Posten versprach. Der Imam wurde gewahr, dass einige in seiner Umgebung ihm nicht mehr die Treue halten werden. Dennoch bereitete er sich auf den Angriff von Muawiya vor. Mehrmals rüstete er Truppen aus, doch jedes Mal ließen sich die Befehlshaber des Heeres von den falschen Versprechungen des Feindes verleiten und wechselten ins Lager von Muawiya über. Einige schickten sogar heimlich einen Brief an Muawiya und spornten ihn an, nach Kufa zu kommen. Parallel zu all diesen Komplotten schlug Muawiya Imam Hasan Frieden vor.
Imam Hasan war angesichts des Wankelmutes seiner Soldaten schließlich zu dem Ergebnis gelangt, dass er nicht genügend Helfer zur Verfügung hat, um den Angriff von Muawiya zu beantworten. Er nahm zwangsweise das Friedensangebot an, um ein Blutvergießen zu verhindern und um das Leben und den Besitz der Muslime zu schützen. Der Imam hat über diesen Frieden gesagt: „Durch den Frieden mit Muawiya wollte ich ein Massaker an euch verhindern, nachdem ich Zeuge davon war, dass meine Leute und Helfer den Krieg und Kampf scheuten.“
Imam Hasans (F) entschloss sich in dieser schwierigen Lage aus weiser Voraussicht und im Interesse des Islams und der Islamischen Glaubensgemeinde zum Friedensschluss. Er wollte größere Gefahren von der Islamischen Welt abwenden und die Einheit unter den Muslimen bewahren. Zu den Vereinbarungen in diesem Vertrag zählte, dass Muawiya gemäß dem Buch Gottes und der Sunna des Propheten handelt. Außerdem sollte nach ihm das Kalifat auf Hasan Ibn Ali übergehen. Gemäß dem Friedensschluss war Muawiya nicht berechtigt, einen Nachfolger für sich zu bestimmen. Außerdem versprach er, dass die Muslime und Schiiten überall, ob im Hidschaz oder in Jemen oder Irak, Sicherheit genießen. Die Unterstützer Alis durften gemäß dem Friedensvertrag, nicht beschimpft, noch schikaniert noch verfolgt werden.
Muawiya verletzte eindeutig den Friedensvertrag. Er bestieg den Predigersitz und erklärte im spöttischen Ton:
„Ich habe nicht den Krieg gegen euch geführt, damit ihr das Gebet verrichtet, fastet und auf die Hadschreise geht und Zakat zahlt. Ich habe den Krieg gegen euch geführt, damit ich herrsche.“
Er sagte weiter: „Alle Bedingungen die ich mit Hasan Ibn Ali beschlossen habe sind für mich null und nichtig und ich werde mich an keine davon halten.“
Muawiya beging eindeutig Vertragsbruch und zeigte mehr denn je sein wahres Gesicht.

Demgegenüber gab Imam Hasan vom Predigerstuhl aus bekannt, weshalb er in den Frieden eingewilligt hatte und außerdem verwies er auf Vorzüge, welche die Familie des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und seinem Hause) besaß, und klärte über die Mängel und die schlechte Vergangenheit des Muawiya und der Umayyaden auf.
Nach Abschluss des Friedensvertrages zog Imam Hasan (F) zusammen mit seinen Unterstützern nach Medina.
Muawiya hat während seiner Herrschaft gegen alle Abmachungen des Friedensvertrages verstoßen. Sein Staat war eine Monarchie geworden, die nichts mehr mit den islamischen Methoden zu tun hatte sondern auf den Bräuchen der vorislamischen Zeit der Ignoranz fußte. Im Widerspruch zum Friedensschluss unterdrückte er heftig die Schiiten – die Anhänger Alis - und ließ sie drangsalieren, foltern und töten. Er brachte viele um, weil sie Anhänger Alis oder nicht bereit waren, Ali zu beschimpfen. Ebenso war es ein Verstoß gegen den Friedensvertrag mit Imam Hasan, dass er alles darauf vorbereitete, die Herrschaft an seinen Sohn Yazid weiterzugeben.
Imam Hasan hat nach seiner Ankunft in Medina sich intensiv für der Aufklärung über die wahre islamische Kultur und Verbesserung des geistigen Niveaus der Bevölkerung gewidmet Hadithsammler und Gelehrten versammelten sich um ihn. Unter ihnen waren Gefährten des Propheten und Helfer Imam Alis, wie Dschabir ibn Abdulla Ansari, Hudschr ibn Adi, Kumail ibn Ziyad und Muslim ibn Aqil. Es waren aufgeschlossene Menschenm die felsenfest den aufrührerischen Umayyaden gegenüber standen.
Ibn Sabagh Maliki (15. Jahrhundert nach Christus) beschreibt die Aktivitäten Imam Hasans (F)in Medina zur Verbreitung von Wissen wie folgt: „Die Menschen umringten ihn und er sprach über das religiöse Wissen und die göttlichen Gebote … Sie wollten ihm zuhören, weil er die Herzen der Zuhörer heilte und den Durst derer, die nach dem Wissen dürsteten, stillte.“
Die Freunde der Ahl-e Bait – der Edlen aus dem Prophetenhaus - suchten bei Imam Hasan Zuflucht vor der Unterdrückung und der Knebelung durch die Umayyaden. Er leistete kühn gegenüber dem Unrecht und dem Vandalismus dieses Herrscherhauses Widerstand, stellte deren Herrschaft in Frage und warnte Muawiya wegen seines unterdrückerischen und verheerenden Vorgehens.
Die Existenz des Imams und sein Kampf gegen das Unecht waren den Umayyaden natürlich nicht genehm. Außerdem plante Muawiya, seinen Sohn Yazid als seinen Nachfolger zu ernennen, und deshalb war Imam Hasan ihm im Wege. So kam es, dass er an die Beseitigung des Imams dachte und schließlich setzte er diesen Plan um und den Imam durch seine Handlanger vergiften ließ. Imam Hasan fand auf diese Weise im Jahre 50 nach der Hidschra (670 n. Christus) den Märtyrertod.