Aug 29, 2018 19:09 CET
  • Islam richtig kennenlernen (145)

Imam Husain (F) besaß eine große Sprachfertigkeit und konnte klar und überzeugend die Wahrheit darlegen. Mit dem was er sagte, sprach er nicht nur die Vernunft sondern auch die Herzen an. Es gelang ihm, schlummernde Gemüter wachzurütteln.

Wir haben über Imam Hasan (F) gesprochen und heute möchten wir Imam Husain (F) vorstellen.  Nach dem Märtyrertod seines Bruders Imam Hasan (F) übernahm Imam Husain die Lenkung der Muslime. Bevor wir über sein Imamat sprechen, sollten wir seine Persönlichkeit beschreiben.

                                    

Imam Husain hatte wie sein Bruder unter der Obhut seines Großvaters Prophet Mohammad (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause), seines Vaters Ali (Friede sei ihm) und seiner Mutter Fatima (Friede sei ihr) die höchsten Stufen der Vollkommenheit erreicht. Seine Kindheit war angefüllt mit schönen Erinnerungen an den Propheten des Islams (S). Er durfte ihn bis zu seinem sechsten Lebensjahr erleben. Husain nahm wie Hasan bei Gott und dem Propheten einen besonderen Rang ein. Der Gesandte Gottes (S) hat über ihn gesagt:

„Husain ist von mir und ich bin von Husain. Gott liebt jeden der Husain liebt.“

Dieser Satz spricht für  die tiefe geistig-seelische Verbindung des Propheten zu Imam Husain. Husain und Hasan waren die Lieblinge des Propheten. Ihr Anblick beglückte den Propheten. Das liebevolle Verhalten des Propheten zu Imam Husain deutet auf den hohen Rang dieses Imams und seine Nähe zum Propheten hin. Manchmal ließ der Prophet Husain auf seinen Schultern sitzen, oder er drückte ihn an sich, sog seinen Duft ein und küsste ihn. Seine Liebe ging eindeutig über die Liebe eines Großvaters zu seinem Enkel hinaus.  Alle merkten, dies ist mehr als Verwandtschaftsliebe und diese Liebe enthält bestimmte zukunftsweisende Botschaften.

Imam Husain zeichnete sich durch einen hohen Charakter aus.  Die Liebe zu Gott und sein Gott-Dienen hatte ihn zu einer einmaligen Persönlichkeit werden lassen. Sein  hoher Anstand und sein freundliches Verhalten zu den Menschen war herausragend,  ebenso wie seine Großzügigkeit und Gastfreundschaft. Er kleidete und sättigte die Armen und pflegte den Umgang mit ihnen. Er sprang für diejenigen ein, die ihre Schulden nicht zurückzahlen konnten. Wer in Not war, wandte sich an ihn und er schenkte den Waisenkindern besondere
Aufmerksamkeit.  Wenn Güter in seinen Besitz gelangten, verteilte er sie unter den Bedürftigen.

Das Volk schätzte  ihn als Nachkommen des Propheten. Denn er lebte in ihrer Mitte und sonderte sich nicht ab. Er besaß keine Paläste und war kein hochmütiger Mensch, der die Leiden des Volkes nicht kennt. Imam Husain war bekannt für seine Tapferkeit und seine Furchtlosigkeit gegenüber den Feinden.  Er besaß große Willenskraft und einen hohen Geist, und war nicht bereit sich dem Unrecht und der Erniedrigung zu unterwerfen.

                        

Wie sein Vater Ali (F) besaß auch Imam Husain eine große Sprachfertigkeit und konnte klar und überzeugend die Wahrheit darlegen. Mit dem, was er sagte, sprach er nicht nur die Vernunft sondern auch die Herzen an.

Wenn er in einer Predigt die Wahrheit über die Urheber von Unheil und Korruption enthüllte, rüttelte er die Menschen wach. Er hat gesagt: „Ihr Leute! Seht ihr denn nicht, dass nicht das Recht zum Zuge kommt und nicht das Unrecht verwehrt wird? Wenn dies geschieht, so muss der Mensch sein Leben für die Wiederbelebung des Rechtes aufs Spiel setzen.“

Imam Husain (F) übernahm die Lenkung der Muslime in einer Zeit, in der die islamische Gemeinde von Unruhen und Verschwörungen bedroht war. Er führte die islamische Umma (Gemeinde) zehn Jahre lang an. Neuneinhalb Jahre seines Imamats fallen mit der Herrschaftszeit des  Muawiya zusammen. In den darauffolgenden sechs Monaten herrschte Yazid, der Sohn des Muawiya.

Muawiya war ein machtgieriger Mensch. Er war, als Ali das Kalifat übernahm, nicht bereit die Herrschaft über das damalige Syrien, welches zum Islamischen Reiche gehörte,  abzugeben und zettelte Krieg an. Genauso feindselig verfuhr er nach dem Märtyrertod von Ali (F) und während des Imamats von Imam Hasan. Unterdrückung war fester Bestandteil seiner Herrscherpolitik. Von Beginn an war er den Nachkommen des Propheten (S) und den Anhängern des Prophetenhauses (Ahl-i Bait) gegenüber feindlich gesinnt und er hatte nichts unterlassen, um den Namen Ali in der Geschichte auszulöschen und die Ahl-e Bait zu vernichten.  Zum Beispiel hatte er gedroht, jeden, der etwas  Positives über Ali weitergibt und überliefert, umzubringen und sein Eigentum zu beschlagnahmen.  Er ordnete in einem Befehl an seine Gouverneure und an die Leiter der Gemeinschaftsgebete  aller Städte an:   „Ihr sollt nicht nur nichts über die Eigenschaften  Ali Ibn Abi Talibs sagen, sondern ihr seid verpflichtet, ihn nach dem Verrichten des Gebetsrituals zu  verfluchen.“

Muawiya ließ die Anhänger Alis (F) foltern und umbringen.

Nach dem Märtyrertod  Imam Hasan (F) entsandten die Bürger im irakischen Kufa einige Boten an Imam Husain.  Sie erklärten Imam Husain schriftlich, sie seien bereit, Muawiya zu bekämpfen. Aber aufgrund der damaligen Bedingungen wollte Imam Husain nicht gegen den Friedensvertrag, den sein Bruder mit Muawiya abgeschlossen hatte, verstoßen. Daher antwortete er auf das Schreiben der Kufaner wie folgt: „Enthaltet euch einer Reaktion und behaltet eurer Geheimnis für euch, solange Muawiyah noch lebt.  Wenn Gott für ihn etwas eintreten lässt (nämlich den Tod) und ich noch lebe, werde ich euch meinen Standpunkt mitteilen.“

Imam Husain (F) wusste wie raffiniert Muawiya vorging.  Daher bewahrte er seine Kräfte für die zukünftigen Jahre, die eine Wende bringen sollte, vor. Er würde sie zur Rettung des Islams vor seiner  völligen Vernichtung und zur Entlarvung der Umayyaden brauchen.   

Das soll nun aber nicht  bedeuten, dass Imam das Regime Muawiyas als rechtmäßig anerkannt hätte. Immer wenn sich eine Gelegenheit dazu bot, hat er nämlich die Menschen über die ungerechte Politik des Muawiyah aufgeklärt. Er galt  in der Praxis als der heftigste politische Gegner dieses Regimes. Doch zu dem oben genannten Zeitpunkt enthielt er sich einer bewaffneten Auseinandersetzung mit  Muawiya.  Es gab allerdings in dieser Zeit einige Aktivitäten von Schiiten gegen diesen umayyadischen Gewaltherrscher, welche Muawiya mit Verfolgung, Folter und Ermordung erwiderte.  Hudschr Ibn Adi,  ein treuer Anhänger Alis,  organisierte zum Beispiel in Kufa Aktivitäten gegen die Herrschaft der Umayyaden. Doch bald wurden er und eine Anzahl seiner  Unterstützer festgenommen. Als die Häscher des Muawiya von ihnen verlangten, dass sie sich von Ali lossagen, haben sie dies nicht getan und deshalb wurden sie im Auftrag Muawiyas getötet und auf diese Weise wurde ihr Aufstand niedergeschlagen.

                           

Der Konflikt Imam Husains und seiner Anhänger mit Muawiya und seinen mörderischen Handlangern hielt also an. Als schließlich  Muawiya entgegen der Vereinbarungen des Friedensvertrages mit Imam Hasan (F) ankündigte, dass er seinen Sohn Yazid zu seinem Nachfolger bestimmen wolle,  begann ein neuer Abschnitt im Kampf Imam Husains (F) gegen ihn.   Nun trug der Imam seine Ablehnung an die Öffentlichkeit.  Zweifelsohne war für  Muawiya wichtig, dass der Imam der Muslime  die Bestimmung von Yazid als Thronfolger stillschweigend akzeptiert oder sich damit einverstanden erklärt.  Daher machte er sich auf den Weg nach Medina und versuchte dort das Einverständnis von angesehenen Persönlichkeiten und insbesondere das von Imam Husain (F) zu gewinnen.

Während seiner Gespräche lobte er Yazid und behauptete, er sei es würdig Kalif zu werden. 

 Demgegenüber schwieg Imam Husain jedoch nicht. Er erinnerte an einige üble Eigenschaften von Yazid und sagte:  „O Muawiya! Obwohl es die Gefährten und die Verwandten des Propheten Gottes gibt, überlässt du nun das Kalifat jemanden, der, was Sünden und den Verstoß gegen Verbote betrifft, über die Stränge schlägt und der in Unheil und Rebellion gegenüber Gott abgesackt ist.“ Auf diese Weise gab Imam Husain also bekannt, dass er entschieden die Nachfolgerschaft Yazids ablehnt.

Als Muawiya im Jahre 60 nach der Hidschra seinen Tod herannahen sah, begab er sich nach Mekka und forderte den Treueid gegenüber Yazid in der Heiligen Moschee, obwohl Imam Husain (F) und seine Helfer heftig die Machtübernahme durch Yazid ablehnten.  Das wusste Muawiyah und er wusste auch, dass es gefährliche Folgen für Yazid haben wird, wenn er Imam Husain (Friede sei mit  ihm) drängen würde, ihm Loyalität zu schwören.  Daher empfahl er seinem Sohn Yazid kurz vor dem Tod: „Wenn Husain Ibn Ali sich weigert, dir den Treueid zu leisten, dann bestehe nicht darauf. Lass ihn in Ruhe und sieh darüber hinweg.“

Muawiya starb im Monat  Radschab des gleichen Jahres und gemäß seinem letzten Willen wurde Yazid sein Nachfolger. Doch  der korrupte und machtgierige Yazid missachtete die Empfehlungen seines Vaters. Er teilte dem Verwalter von Medina mit, dass er Imam Husain zum Treueid zwingen müsse und ihn töten soll, falls er sich weigert.  Wie es weiterging, erfahren Sie beim nächsten Mal.