Sep 12, 2018 19:03 CET
  • Den Islam richtig kennenlernen (147 - Imam Husain (F ) 

Imam Husain (F) folgte dem Gebot zur Bekämpfung der Unterdrücker,  obwohl er nicht viele Helfer hatte. Er hatte seinen Vater (F) sagen hören: „Auf dem Weg der Rechtleitung soll  euch keine Furcht überkommen, weil die Zahl derer, die ihn gehen, gering ist.“  Imam Husain (F) wusste wohl, dass mit dieser geringen Zahl von Unterstützern kein militärischer Sieg in Aussicht stand . Was für ihn wichtig war, war die Erfüllung der Pflichten.

Wir werden in diesem Beitrag die Karawane Imam Husains von Mekka nach Kufa begleiten. Sie erinnern sich: Imam Husain (F) hatte in Mekka eine Flut von Briefen von den Kufanern erhalten, in denen sie ihm ihre Unterstützung beteuerten. Imam Husain wollte sich vergewissern wie ernst die Einwohner von Kufa es mit ihrer wiederholten Einladung meinen und daher schickte er seinen Cousin Muslim Ibn Aqil, der politisch im Bilde und ein frommer Mensch war, nach Kufa und vertraute ihm diese Geheimmission an.  Er sagte zu Muslim: „Geh nach Kufa. Wenn du feststellst, dass die Menschen innerlich von dem, was sie sagen, überzeugt sind, und dass sie -  so wie sie in ihren Briefen sagen -    Verantwortung spüren,  und sich mit ihnen ein Schritt unternehmen lässt, dann schreib es mir.“

                                     

Muslim ibn Aqil begab sich nach Kufa und wurde im Haus des Muchtar aufgenommen. Die Freunde des Imams kamen gruppenweise,  um ihn zu sehen und gelobten Imam Husain ihre Treue. Muslim ibn Aqil las ihnen die Botschaft des Imams vor.  Die Zahl der Anhänger des Imams,  die ihm  - über seinen Vertreter Muslim ibn Aqil - Loyalität gelobten, wuchs von Tag zu Tag. Daher schickte Muslim dem Imam eine Botschaft  und beschrieb die Bedingungen als günstig. Er bat den Imam bald nach Kufa zu kommen. Unterdessen war Yazid nicht untätig geblieben. Um sein Regiment in Kufa zu erhalten, bestimmte er den radikalen Abdullah Ibn Ziyad, der bereits in Basra das Sagen hatte, zum Gouverneur von Kufa. Er befahl ihm nach Kufa zu gehen, Muslim Ibn Aqil gefangen zu nehmen und  ihn entweder einzusperren, zu verbannen oder zu töten. Nachdem Ibn Ziyad eingetroffen war, änderte sich bald die Situation in Kufa. Ibn Ziyad bestellte die Stammesoberhäupter zu sich,  drohte ihnen und forderte von ihnen die Namen der Gegner von Yazid. Er drohte ihnen mit Enteignung und Mord, falls sie sich weigern, seinen Befehl durchzuführen.

 

Drohungen, Verlockungen und weitgehende feindliche Propaganda verfehlten nicht  ihre Wirkung und der neue Verwalter von Kufa konnte schnell unter Einsatz von Spitzeln Angst und Schrecken in der Stadt verbreiten und mit Gewalt Herr der Lage werden. Muslim ibn Aqil war nicht mehr im Hause von Muchtar sicher und wurde von Hani ibn Urwa, einer der großen Schiiten,  -  Anhänger der Prophetenfamilie -  in Kufa aufgenommen. Hani ibn Urwa hatte viele Unterstützer und eine bewaffnete Reitertruppe von insgesamt mehreren Tausend Leuten. Der Neunzigjährige hatte den Propheten Gottes (S) persönlich gekannt und seinem Nachfolger Imam Ali (F) bei der Kamel-Schlacht und den Gefechten von Siffin und Nahrawan gedient. Hani war aufrichtiger Anhänger des Prophetenhauses.

 

Ibn Ziyad aber verfolgte weiter seinen Generalplan. Der bestand darin: erstens Muslim und seine Unterstützer ausfindig zu machen und zweitens durch Anreize die einflussreichen Männer in der Stadt für sich zu gewinnen. Schließlich erfuhr der neue Gouverneur von Kufa durch einen Spitzel, wo Muslim ibn Aqil sich versteckt hält. Unter einem Vorwand ließ er Hani an seinen Befehlssitz holen und festnehmen. Muslim konnte entkommen, aber keiner der Kufaner wollte ihn mehr bei sich aufnehmen. Er irrte durch die Straßen von Kufa. Schließlich ließ ihn  Taua in ihr Haus. Als der Sohn dieser Frau abends an dem Verhalten seiner Mutter merkte, dass nicht alles wie immer ist,  fand er heraus, dass ihr Gast niemand anderes ist  als Muslim Ibn Aqil.  Da freute er sich, denn er erhoffte eine Belohnung von Ziyad. Also  verriet er diesem, wo Muslim sich aufhält. 

 

Die Soldaten des Ibn Ziyad stürmten in der Nacht das Haus der Taua, um  Muslim zu töten. Muslim wehrte sich.  Die Schergen umringten ihn, warfen ihn mit einer Lanze zu Boden und schleppten ihn fort. Sie brachten ihn auf das Dach des Gouverneurssitzes. Unterdessen  hatte Muslim den Namen Gottes auf den Lippen. Er pries Gott mit Allah-Akbar-Rufen und erinnerte an den Propheten mit Friedensgrüßen. Da schlugen sie ihm das Haupt ab. Sie  warfen den blutüberströmten Körper dieses tapferen Märtyrers vom Dach herunter. Nach der Ermordung von Muslim Ibn Aqil machten sie auch den betagten Hani zum Märtyrer. Nach diesen Märtyrertoden verschlimmerte sich die Krise in Kufa. Unterdessen war die Karawane Imam Husains (F) nach wie vor auf dem Weg von Mekka nach Kufa.

                     

Ruhestätte von Muslim ibn Aqil in Kufa 

 

Unterwegs auf dem Weg nach Kufa begegnete der Dichter Farazdaq dem Imam. Farazdaq kam aus Kufa und wollte nach  Mekka. Als er die Karawane des Imam sah, fragte er: „O Nachkomme des Propheten, wohin mit dieser Eile?“ Der Imam antwortete: 'Wenn ich mich nicht beeile, dann werde ich gefangen genommen!“   Der Imam forderte Farazdaq auf, ihn von den Leuten von Kufa zu erzählen. Farazdaq antwortete kurz: „Die Herzen der Menschen sind für dich,  doch ihre Schwerter sind gegen dich.“ Dieser Satz von Farazdaq spiegelte die Wankelmütigkeit und Unzuverlässigkeit der Kufaner wieder und welche Gefahr von ihrer Stadt und ihnen ausging.

Der Imam schwieg eine Weile. Dann sagte er: „Die Bestimmung kommt vom Himmel, und Allah tut, was Ihm beliebt …Du hast die Wahrheit gesprochen, die Sache gehört zu Allah.“  Dann zitierte der Imam  den Vers 29 der Sure 55 (Rahman), in dem es über Allah heißt: `Jeden Tag offenbart Er sich in neuem Glanz',  und fuhr fort: „Wenn die göttliche Bestimmung und Sein Wille das ist, was wir uns wünschen, preisen wir Allah für Seine Segnungen. Er ist derjenige, um dessen Hilfe nachgesucht werden soll, damit wir Ihm danken, und wenn das Schicksal nicht unsere Hoffnungen erfüllt, so weist Er doch nicht diejenigen zurück, deren Absicht die Wahrheit und in deren Herzen die Gottesfurcht ist.“

Hiermit erklärte der Imam, dass es nicht um den Erfolg und das Scheitern auf Gottes Wegen geht.

 

Seine Denkweise  ist ein geeigneter Standpunkt, gegenüber bevorstehenden  Vorkommnissen, der innere Zuversicht und Hoffnung spendet. Außerdem hat der Imam gesagt: „Farazdaq, sie (die Umayyaden) sind Leute, die nicht Gott befolgen sondern sich auf Satan stützen. Sie stiften Unheil auf der Erde und haben die Gebote Gottes aufgehoben. Sie betrinken sich und reißen an sich, was den Armen gehört. Ich bin geeigneter die Religion Gottes zu unterstützen, Ihn zu ehren und für Seine Sache zu kämpfen.“  

 

                              

 

 

Farazdaq verabschiedete sich von Imam Husain (F),  und die Karawane des Imams zog weiter in Richtung Kufa. Unterwegs erreichte den Imam  die Nachricht, dass sich die Lage in Kufa völlig geändert hat. Imam Husain (F) erfuhr von dem Märtyrertod seiner treuen Anhänger. Da sagte er mit Tränen in den Augen:  

"انا لله و انا الیه راجعون‏"

Wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück.“

 

Er betete für Hani und Muslim ibn Aqil um Gottes Segen und sprach: „O Gott! Verleih uns und unseren Anhängern eine hohe Stufe und vereine uns an dem Ort deiner Barmherzigkeit, denn alles liegt in Deiner Macht!“ Zu  seinen Begleitern sagte er:  „Wer möchte kann umkehren. Von meiner Seite aus besteht keine Verpflichtung für ihn…!“

Gemäß Geschichtsschreibung verließen daraufhin einige die Karawane Imam Husains und seiner treuen Helfer.

Trotzdem er nur wenige Helfer hatte, war Imam Husain (F)  fest zum Kampf gegen die Unterdrücker entschlossen und fürchtete sich nicht.  Denn er hatte aus dem Munde seines Vaters Ali (Friede sei mit ihm) folgende Empfehlung gehört: „Auf dem Weg der Rechtleitung soll  euch keine Furcht überkommen, weil die Zahl derer, die ihn gehen, gering ist.“  Imam Husain (F)wusste wohl, dass mit diesen wenigen  Unterstützern kein militärischer Sieg in Aussicht stand und er erwartete auch keine Unterstützung von geprellten und ängstlichen Leuten. Was für ihn wichtig war, war die Erfüllung der Pflichten, selbst wenn dies zu seinem Märtyrertod führt. Das Kriterium für Sieg und Niederlage war gemäß seiner Denkweise nicht materieller Art.  

                                

Die Karawane von Imam Husain (F) zog also weiter nach Kufa.  Doch unweit der Stadt  stellte sich ihnen ein Heerestrupp aus Kufa in den Weg. Er wurde angeführt von Hur ibn Yazid al-Riyah. Imam Husain war deshalb gezwungen eine andere Richtung  einzuschlagen. Er wählte Karbala. Dort aber wurden er und seine Karawane von einem 30tausendköpfigen Heer eingekreist.