Sep 19, 2018 08:00 CET

Wir setzen die Besprechung der Sure 37, Sure Saffat, mit den Versen 69 bis 78 fort. In den Versen 69 bis 71 heißt es:

(37: 69- 78)

 

إِنَّهُمْ أَلْفَوْا آبَاءَهُمْ ضَالِّينَ

„Sie haben ja ihre Väter im Irrtum vorgefunden,“ (37: 69)

 

فَهُمْ عَلَىٰ آثَارِهِمْ يُهْرَعُونَ

„und sie traten (dennoch) eilends in ihre Fußstapfen.“ (37: 70)

 

وَلَقَدْ ضَلَّ قَبْلَهُمْ أَكْثَرُ الْأَوَّلِينَ

„Vor ihnen sind bereits die meisten der Früheren abgeirrt,“ (37: 71)

                       

Im letzten Teil sind wir Versen begegnet, die die peinvolle Lage der Ungläubigen und Übeltäter in der Verdammnis beschreiben. In den beiden Versen 69 und 70 wird ein wichtiger Grund dafür angeführt, dass sie in der Hölle hausen müssen. Es heißt nämlich, dass sie , ohne kritisch nachzudenken,  die Ansichten ihrer Väter und Vorväter übernommen und diese blind nachgeahmt haben, obwohl sie merkten, dass diese Ansichten falsch sind, nicht dem Verstand entsprechen und einer Grundlage entbehren.

Im Vers 71 heißt es dann weiter, dass diese blinde Nachahmung im Laufe der Geschichte leider allgemein unter vielen Völkern üblich war. Viele Menschen halten die Bräuche und Ansichten und Überzeugungen ihrer Vorväter für richtig oder sie trauen sich nicht  daran zu rütteln und sie offen für falsch zu erklären, falls sie erkannt haben, dass es sich um Aberglauben handelt.

 

Das kulturelle Erbe der Vorväter zu bewahren, ist nicht dasselbe wie die blinde unlogische Nachahmung deren falschen Ansichten. In den Naturwissenschaften  begnügt sich die Menschheit ja auch nicht mit dem Wissen vergangener Generationen, denn dann würde sie keinen Fortschritt erreichen. Man kann es auch so ausdrücken: Die Würdigung des Kulturerbes der Vorfahren soll in der Wahrung ihrer guten und sinnvollen Bräuche bestehen.

                               

Wir können uns merken:

Erstens: Die Islamische Kultur lehnt es ab, dass jemand einfach die  Überzeugung anderer übernimmt. Dies gilt nicht nur in Bezug auf die Vorfahren sondern auch in Bezug auf  Gelehrte.  Keiner darf einfach nur die Religionsgelehrten nachahmen, sondern jeder muss selber sich mit den Glaubensgrundsätzen wie den über die Einheit Gottes, Seine Propheten und das Jenseits auseinandersetzen.  Er muss sich damit beschäftigen und aufgrund von Logik und Einsicht  Glaubensgewissheit anstreben.

Zweitens: Blinde Nachahmung ohne logische Einsicht hat im Diesseits und im Jenseits unheilvolle Folgen für den Menschen.

Drittens: Die Sitten und Überzeugungen der Vorfahren sind aufgrund der Vernunft und Logik zu beurteilen und nicht gefühlsmäßig, zum Beispiel aufgrund von Abstammungsgefühlen und ethnischem Stolz, zu bewerten.

                                     

Wir wenden uns den Versen 72 bis 74 der Sure 37 zu: Hier heißt es nun:  

                                

وَلَقَدْ أَرْسَلْنَا فِيهِم مُّنذِرِينَ

„und Wir sandten ja zu ihnen Überbringer von Warnungen.“ (37: 72)

 

فَانظُرْ كَيْفَ كَانَ عَاقِبَةُ الْمُنذَرِينَ

„So schau, wie das Ende der Gewarnten war,“ (37: 73)

 

إِلَّا عِبَادَ اللَّـهِ الْمُخْلَصِينَ

„(sie alle wurden vernichtet) außer Allahs auserlesene Diener.“ (37: 74)

                           

Im Anschluss an die Mahnungen darüber, dass die Irregeführten die Hölle erwartet, folgt der Hinweis darauf, dass dies nicht daran liegt, dass es keine himmlischen Wegweiser gegeben hätte, denn Gott hat doch immer wieder Propheten  zu den Völkern geschickt, damit sie ihnen den Weg Gottes weisen und sie vor schlimmen Folgen im Leben und im Jenseits warnen.

Nur einige der Propheten haben ein himmlisches Buch überbracht, aber die Zahl der Propheten, die die Lehre der jeweiligen Himmelsschrift  predigten und das Religionsgesetz der großen Propheten verkündeten, war sehr groß. In einigen Überlieferungen heißt es, dass ihre Zahl ungefähr 124 Tausend betrug. Die Propheten Gottes hatten die wichtige Aufgabe, die Menschen über die Wahrheit aufzuklären,  sie vom Aberglauben frei zu machen und vom Götzentum und der Gottesleugnung und dem Unrecht abzubringen und fernzuhalten. Aber leider haben sehr viele nicht auf die Rechtleitung und die Mahnungen dieser wohlwollenden Lehrer geachtet und sich damit ein schlimmes Schicksal im Diesseits und im Jenseits  eingehandelt. 

 

Natürlich sind die aufrichtigen Diener Gottes, die bei allen Dingen im Leben sich nach Gott ausrichten und immer darum bemüht sind, Ihn zufrieden zu stellen, von diesem schlimmen Schicksal ausgeschlossen und werden an Wohl und Glück gelangen. Diejenigen unter den Wahrhaftigen, die den Grad der Vollkommenheit in ihrem Glauben und ihrer Erkenntnis erreichen, werden sogar von Gott mit besonderer Gnade bedacht, damit sie vor den Gefahren und den Schäden sicher sind, die vom Ego und von Satan ausgehen.

                       

Folgende vier Dinge möchten wir hierzu hervorheben:

 

Erstens: Genauso wie es notwendig ist, die Bewohner eines Hauses, dem die Gefahr eines Brandes droht, zu warnen, müssen auch diejenigen, die vom rechten Weg abgekommen sind gewarnt werden, um sie vor dem Höllenbrand im Jenseits zu schützen.

Zweitens: Auch wenn in einer Gesellschaft die Mehrheit vom rechten Weg abgekommen ist, darf der Gläubige sich nicht äußerlich anpassen, sondern er muss versuchen ihnen den rechten Weg zu weisen.

Drittens: Die nähere Betrachtung der Geschichte der Völker und der Vorfahren insbesondere in Bezug auf ihren Ausgang, ist lehrreich für den Menschen und für seine Weiterentwicklung. Dies unterstützt ihn dabei, Recht von Unrecht zu unterscheiden.

Viertens:  Die aufrichtige Gott-Dienstbarkeit gereicht dem Menschen zum Glück und rettet ihn vor einem schlimmen Ausgang.

                                         

Wir möchten abschließend noch kurz vier weitere Verse aus der Sure Saffat, Sure 37, erläutern. Es sind die Verse 75 bis 78 dieser Sure:

 

وَلَقَدْ نَادَانَا نُوحٌ فَلَنِعْمَ الْمُجِيبُونَ                                              

„Und Nuh (Noah)  rief Uns ja bereits (und wir haben seinen Ruf erhört) welch trefflicher Erhörer sind Wir fürwahr!“ (37: 75)

 

وَنَجَّيْنَاهُ وَأَهْلَهُ مِنَ الْكَرْبِ الْعَظِيمِ

„Und Wir erretteten ihn und seine Angehörigen aus der großen Trübsal“ (37: 76)

 

وَجَعَلْنَا ذُرِّيَّتَهُ هُمُ الْبَاقِينَ

„und machten seine Nachkommenschaft zu denjenigen, die Fortbestand haben.“ (37: 77)

 

وَتَرَكْنَا عَلَيْهِ فِي الْآخِرِينَ

„Und Wir hinterließen für ihn unter den späteren (Geschlechtern einen guten Ruf):“ (37: 78)

                

Im Vers 72  hat Gott darauf hingewiesen, dass er Propheten zu den früheren Völkern ausgesandt hat, und nun nennt Gott im Vers 75 einen von ihnen. Es ist der Prophet Nuh (Noah), der viele Jahre lang um Rechtleitung seines Volkes bemüht war und liebevoll vor dem Unglauben und dem Götzentum warnte. Aber die meisten aus seinem Volke beachteten ihn nicht und lehnten seine göttliche Botschaft ab, bis schließlich Noah nach vielen Jahren die Hoffnung auf Rechtleitung seines Volkes aufgab und Gott bat, die Ungläubigen von der Erde zu nehmen und die Gläubigen zu retten. Gott erhörte seine Gebete und schickte eine Sturmflut, welche die Ungläubigen vernichtete. Nur die Gläubigen, welche die Verheißungen Noahs ernst genommen und zusammen mit ihm die Arche bestiegen hatten, fanden Rettung.   

                       

Was können wir uns an dieser Stelle merken? Wir können uns merken:

 

Erstens: Wer göttlichen Beistand erhofft, soll beten. Natürlich setzt die Erhörung auch voraus, dass der Mensch seinen Pflichten richtig nachkommt.  Die großen Gottesdiener können in scheinbar ausweglosen Situationen durch das Gebet und die Bitte um Gottes Beistand die Probleme besiegen. Es gibt für sie keine Sackgassen.

Zweitens: Der Fortbestand bzw. die Ausrottung von Menschengeschlechtern  liegt in Gottes Hand. Gott hat Noah und seine Anhänger vor der fürchterlichen Sturmflut gerettet und die große Mehrheit, welche den Irrweg vorzog,  vernichtet.

Drittens: Letzten Endes werden die Rechtschaffenen und Gottesfürchtigen (im Diesseits und Jenseits) vor Unheil und großer Trübsal gerettet werden und ein gutes Ende  nehmen.