Lotsen zum göttlichen Hafen (5)
Wir möchten in diesem Teil über die Zeit nach der Auswanderung aus Mekka und der Gründung einer Islamischen Regierung in Medina durch den Propheten Mohammad (S) berichten.
Im Laufe der Zeit hatte der Prophet immer mehr Heilige Verse aus dem Koran verkündet und Menschen, deren Herzen für die Offenbarung empfänglich waren, für den Islam gewonnen. Der Prophet Gottes rief zum Glauben an den Einen Gott herbei und übte immer mehr Kritik an der Götzenverehrung, der Sklavenhaltung, den Zinsgeschäften und den falschen Bräuchen aus der vorislamischen Zeit der Ignoranz. Es beunruhigte die Anführer der Götzendiener sehr, dass der Prophet die erleuchtenden Offenbarungsverse verkündete. 13 Jahre lang hatte Prophet Mohammad (S) 13 Jahre in Mekka trotz aller harten Bedingungen und Verleumdungen und Schikanen seiner Feinde die Lehre des Islams verkündet. Weil die Götzendiener nicht aufhörten, die Muslime zu quälen, entstand der Entschluss, dass die Muslime Mekka verlassen. Prophet Mohammad wählte Yathrib, das heutige Medina, als Ziel seiner Auswanderung. Dort waren die Bedingungen für die Verkündung der Religion Gottes günstiger.
Ein neues Kapitel eröffnete sich für den Propheten und die Muslime beim Eintreffen in Medina. Der Islam betrachtet es als Dschihad, als Mühen auf dem Wege Gottes, wenn jemand für Gottes Sache und die Verbreitung der Religion auswandert. Wer eine solche Auswanderung vornimmt, verzichtet nämlich auf vieles. Er kehrt den falschen schlechten Bräuchen den Rücken zu, d.h. er lässt die Ignoranz hinter sich und zieht in Richtung Licht und Wissen. Die Hidschra des Propheten war die Auswanderung aus der erstickenden Atmosphäre in Mekka in Richtung einer Stadt der Brüderlichkeit. Es gilt als der erste Schritt in Richtung des Sieges und der universalen Ausbreitung des Islams. Angesichts der Bedeutung der Hidschra wurde der Beginn der Islamischen Zeitrechnung auf Vorschlag von Imam Ali (Friede sei mit ihm) in der Zeit des zweiten Kalifens mit dem Jahr der Hidschra festgelegt. Das heißt das erste Jahr der Islamischen Zeitrechnung ist das Jahr 622 nach christlicher Rechnung.

Yathrib verband zwei große jüdische und mehrere arabische zugewanderte Stämme, von denen die wichtigsten die Banu Aus und Banu Chazradsch waren, gesellschaftlich und wirtschaftlich miteinander, und es herrschte dort eine gewisse Toleranz unter der Bevölkerung. Einige Vorbedingungen für die Begrüßung der neuen Religion waren erfüllt. Die Bürger von Yithrab waren jedes Jahr nach Mekka genommen, um die Kaaba zu besuchen und so hatten einige von ihnen schon den Propheten in Mekka kennengelernt und sich mit der Lehre des Islams vertraut machen können.
12 Jahre nach der Berufung zum Propheten und 1 Jahr vor seiner Auswanderung, hatten 12 Yathriber an einem Ort namens Aqaba dem Propheten die Treue gelobt. Dieses Bündnis ist als erster Treueid von Aqaba bekannt. Die Yathriber gelobten ihre Treue zum Islam und seinen Geboten. Als sie in ihre Stadt zurückkehren wollten, schickte der Prophet (S) einen seiner erfahrenen Helfer namens Musab Ibn Umair mit, damit er ihnen den Koran und den Islam lehrt. Es ist den Mühen dieses treuen Prophetengefährten zu verdanken, dass eine große Zahl in Yathrib den Islam annahm.
Dann, während des Hadsches im 13. Jahr nach der Aussendung des Propheten, suchte eine größere Zahl von Pilgern aus Yathrib den Propheten Gottes (S) auf. Sie bekannten sich zum Islam. Es waren 73 Frauen und Männer. Auch sie legten ihr Bekenntnis zum Islam in Aqaba in der Gegend von Mena ab und zwar in der Taschriq-Zeit, der Zeit nämlich, in der sich die Pilger vom 11. bis 13. Hadschtag zu wichtigen Ritualen in Mena aufhalten. Diese Männer und Frauen gelobten, den Propheten und seine Helfer genauso zu unterstützen wie ihre eigene Familie und ihren Stamm. (Tarich-e Ibn Chaldun, Bd. 1, S. 392)
Die Muslime haben an dem Ort des Aqaba-Gelöbnisses (Bai`at) eine Moschee gebaut, die später den Namen Bai`at-Moschee erhielt

Als die Qureisch erfuhren, dass Mitglieder der Banu Aus und Chazradsch dem Propheten die Treue geschworen hatten, gingen sie noch härter mit den Muslimen um und vergällten ihnen das Leben in Mekka. Diese baten den Propheten Gottes auswandern zu dürfen und der Prophet sagte, sie sollten nach Yithrab zu den dortigen Neu-Muslimen (Ansar) ziehen. Er sagte: Gott, der Allmächtige, hat für euch dort Brüder und einen sicheren Ort bestimmt.“
Auf Anweisung des Propheten verließen die Muslime heimlich einzeln oder in Gruppen die Stadt und zogen in Richtung Yathrib. Schließlich waren nur noch der Prophet und einige wenige seiner nahen Helfer und eine Gruppe von betagten Frauen und Männern in Mekka zurückgeblieben. Die Qureisch hatten inzwischen von der Auswanderung erfahren und spürten Gefahr. Sie befürchteten, dass Yathrib zu einem festen Sitz für ihre Gegner werden würde und das war nicht in ihrem Interesse. Also versammelten sich die Anführer der Qureisch an einem Ort namens Dar al Nadwa um zu beraten.
40 der Vornehmen des Großstammes der Qureisch, keiner von ihnen jünger als 40 Jahre, trafen im Dar al Nadwa zusammen. Als erstes machte Abu Dschahl den Vorschlag, dass jemand den Propheten tötet und falls jemand vom Stamm der Bani Haschim (zu dem der Prophet gehörte) den Mord sühnen wolle, werde man ein zehnfaches Sühnegeld zahlen. Jemand anderes schlug vor, den Propheten (S) einzusperren und ein andere riet, ihn aus Mekka zu verbannen. Doch man konnte sich auf keinen dieser Vorschläge einigen, bis einer meinte, man solle aus jedem Unterstamm der Qureisch einen Vertreter wählen und diese Vertreter sollten dann gemeinsam den Propheten töten. In dem Fall müssten die Bani Haschim die Tat an allen Unterstämmen vergelten, was ihnen nicht möglich sein würde. Alle waren mit dem Vorschlag einverstanden. Aus jedem Unterstamm der Qureisch wurde jemand gewählt. Der gemeinsame tödliche Anschlag auf den Propheten wurde für ersten des Monats Rabi ul Awwal geplant.

Die Attentäter umstellten im Dunkel der Nacht das Haus des Propheten (S) in Mekka, drangen in der Morgenfrühe ein und eilten an seine Lagerstatt, um ihn zu ermorden. Doch sie sahen verblüfft Ali (F) auf der Lagerstatt des Propheten (S) vor sich. Ali hatte sein Leben riskiert, um die Qureisch zu täuschen, damit der Prophet unbemerkt die Stadt verlassen kann. Sofort machten sich die Qureisch auf die Suche nach dem Propheten. Nach drei Tagen gaben sie die Suche auf.
In Quba warteten schon viele Muslime auf die Ankunft des Propheten. Quba lag in sechs Kilometer Entfernung vom Zentrum von Yathrib. Die meisten Muslime, die Mekka verlassen hatten, waren hier bei den Neu-Muslimen untergekommen.
Als Prophet Mohammad (S) schließlich in Quba eintraf wurde er von 500 Yathriber empfangen. Sie begrüßten ihn, mit „Gott ist größer“ Allah-u Akbar. Ihre Waffen hatten sie umgegürtet und demonstrierten ihm auf diese Weise, dass sie sein Leben schützen werden.
Der Prophet (S) weilte einige Tagen in Quba und wartete darauf, dass einige aus seiner Familie, darunter auch sein Schwiegersohn Ali (F) und seine Tochter Fatima (F) nachkommen. Danach zog er nach Yathrib weiter, wo mehrere jüdische Stämme und die Stämme Banu Aus und Banu Chazradsch lebten.

Die Muslime eines jeden Stammes erwarteten, dass sie Gastgeber des Propheten sein dürfen. Damit er ohne Grund keinen Stamm einem anderen vorzieht, entschied der Prophet jedoch, dass er sich dort in Yathrib niederlassen werde, wo sein Reitkamel sich niederlässt. Das Kamel ließ sich schließlich in der Nähe des Hauses von Abu Ayub Ansari nieder. Abu Ayub besaß nur zwei Zimmer. Eines davon stellte er dem Propheten Gottes zur Verfügung. Prophet Mohammad wohnte sieben Monate lang in seinem Haus, bis er neben der Moschee, die er mit den anderen Muslimen erbaut hatte, ein kleines Haus für sich errichtete, welches er Hudschra nannte. Zu Ehren des Propheten wurde die Stadt Yathrib von ihren Bürgern in Madinat-ur Rasul – Stadt des Propheten umbenannt. So wurde aus Yathrib Medina.
Wegen der vielen zugewanderten Muslime aus Mekka und aus anderen Orten, benötigte Medina größere Möglichkeiten. Die zum Islam konvertierten Yathriber teilten ihren Besitz mit den Auswanderern aus Mekka. Sie wurden daher Ansar (Helfer) genannt. Monatelang sorgten sie für die zugewanderten – die Muhadschirin - und halfen mit Kleidung, Unterkunft und Essen. Bald war Medina Versammlungsort der Muslime geworden und sie konnten ihre gesellschaftlichen Beziehungen aufgrund der Grundsätze des Islams aufbauen. Die Mehrheit der Einwohner nahm den Islam an, und so waren die Bedingungen für die Gründung eines Glaubensvolkes geschaffen. In Befolgung der Koranverse rief der Prophet Gottes die Muslime auf nach Medina zu kommen. Es war eine allgemeine wenn auch vorrübergehende Pflicht und keiner durfte entgegengesetzt handeln, es sei denn er bat den Propheten um Erlaubnis dazu.

Die Muslime erstarkten und dank der Lehren des Propheten kam die Islamische Zivilisation immer mehr zur Entfaltung. Die Muslime haben dank ihres Glaubens an den Einen Gott und ihrer Liebe zum Propheten, das Licht des Islams auf der Welt verbreiten können. Der Islam gab der Gemeinschaft der Muslime ihre Identität.