Oct 04, 2018 04:48 CET

Wir möchten diesmal einen Eindruck von der Vorgehensweise des Propheten in einigen Angelegenheiten geben.

Die Sunna des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) ist immer ein wichtiges Thema für die muslimischen Forscher gewesen und umfassend diskutiert worden. Zahlreiche wissenschaftliche Bücher und Abhandlungen wurden schon darüber geschrieben und dies zeugt von der Bedeutung dieses Themas für die muslimischen Denker. Die Verfasser dieser Werke waren bemüht, die kleinsten Einzelheiten über das Leben und die Persönlichkeit des Gesandten Gottes(S) festzuhalten und durch Beschreibung seiner gesellschaftlichen Programme und seiner Regierungsmethoden,  seinen Beitrag zu den universalen Wandlungen  und der Gründung der bedeutenden islamischen Zivilisation darzustellen. 

Der Prophet des Islams ging wie eine strahlende Sonne über dem Horizont der Menschheit auf und belebte erneut die hohen moralischen Werte und menschlichen Eigenschaften.  Wir haben in dem großartigen Leben dieses auserlesenen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes ein Modell für alle Formen der Vollkommenheit, die ein Mensch in sich vereinigen kann, vorliegen.  Und dieses Modell erstrahlt wie ein ewiges Licht über dem Weg der Menschheit. 

                      

 

Alle geben zu, dass die gute Moral und das freundliche und beeindruckende Verhalten des Propheten zu den Menschen  ein wichtiger Faktor für den Fortschritt des Islams gewesen ist. 

Nach Ansicht der Forscher waren es vor allen Dingen   die Freundlichkeit und die Milde des Propheten Gottes, welche die Herzen für den Islam gewannen. Der Heilige Koran weist darauf hin, welche Rolle die Wesensart und das Verhalten des Propheten bei der Ausbreitung der neuen Lehre und ihrer Anziehungskraft hatte. Es heißt dort in der Sure 3 (Ale Imran ) im Vers 159): 

"(O Prophet!) Durch Erbarmen von Allah bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig, so würden sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen. So verzeihe ihnen, bitte für sie um Vergebung und ziehe sie in den Angelegenheiten zu Rate..."

                  

 

         

Der Prophet des Islams verkörperte nicht nur selber die höchsten moralischen Eigenschaften und menschlichen Werte, er hat diese auch in der muslimischen Gesellschaft verbreitet. Im 9. Jahr  nach der Hidschra, als der rebellische Volksstamm Taiy von den Muslimen besiegt worden war, floh einer der Großen dieses Stammes, nämlich Adi ibn Hatim nach Schaam, während seine Schwester  Sefana zusammen mit anderen in Gefangenschaft geriet und nach Medina gebracht wurde.  Die Gefangenen wurden in einem Haus in der Nähe der Moschee untergebracht. Als der Prophet die Gefangenen aufsuchte, nutzte Sefana die Gelegenheit und sagte: "Oh Mohammad! Mein Vater (Hatim ) hat die Welt verlassen und mein Beschützer und Fürsorger (Adi) ist  nicht da und geflüchtet. Wenn du es für richtig befindest, dann lass mich frei. Halte mich fern von dem schlechten Gerede der arabischen Volksstämme. Fürwahr mein Vater (Hatim) hat die Sklaven freigelassen. Er hat für die Nachbarn Wache gehalten und er hat die Menschen gespeist und den Friedensgruß deutlich entrichtet und hat den  anderen in bitteren Zeiten geholfen."

 

Der Prophet, welcher moralische Werte sehr schätzte, sagte zu Sefana: „Die Eigenschaften, die du genannt hast, sind Eigenschaften der wahren Gläubigen.“  Dann sagte er zu seinen Leuten: 

„Lasst dieses Mädchen frei, denn ihr Vater hat die moralischen Werte geachtet."

Dann gab er der jungen Frau neue Kleidung und das Geld für die Reise und ließ sie von vertrauenswürdigen Leuten nach Schaam zu ihrem Bruder bringen.   Der Bruder von Sefana, Adi Ibn Hatim, aber begab sich nach Rückkehr seiner Schwester angesichts des Respektes und der Güte,  die der Prophet seinem Vater und seiner Schwester erwiesen hatte, zum Propheten und wurde Muslim.

                           

 

Die gute Moral ist aus der Sicht des Propheten (S) ein Kapital, welches keine zeitlichen und örtlichen Grenzen kennt.  Er war der Ansicht, dass man immer die anderen gütig behandeln kann. Er betrachtete es als wichtig,  ehrlich zu sein und nichts zu veruntreuen, und sagte, dass die Ehrlichkeit und die Pfandtreue zwei Grundsätze sind, die alle Propheten unterstrichen haben.

Es ist klar, dass die falschen Werte und schlechten Gewohnheiten verblassen, wenn  in einer Gesellschaft eine edle menschliche Moral verbreitet wird. Der Prophet hat das übliche Streben nach Überlegenheit und einem aristokratischen Lebensstil und das Verlangen nach Privilegien, welche in der arabischen Welt seiner Zeit herrschten, vollständig abgebaut. 

Die Sucht nach einem aristokratischen Wohlleben  ist, wenn sie eine Person oder einen Teil der Gesellschaft ergreift wie ein gefährlicher Virus, der schnell auch die anderen in der Gesellschaft befällt und alle in Gefahr bringt. Hadhrat-e Mohammad (S) welcher die Führung der Gesellschaft übernommen hatte, stellte sich aufgrund dieser Befürchtung gegen dieses Phänomen  und plädierte für ein schlichtes  Leben.  Er gab bekannt, dass der Islam dennoch nicht gegen Reichtum ist und hat gesagt, dass diese Religion großen Wert auf ausreichende Finanzkraft eines Menschen,  auf Arbeit und wirtschaftliche Tätigkeiten legt, während sie  Untätigkeit sowie  Armut als etwas Negatives betrachtet. Prophet Mohammad (S) verhielt sich sehr bescheiden. Wenn er mit den anderen zusammen saß, konnte ein Fremder nicht erkennen, wer von ihnen der Prophet ist und musste dies erst erfragen.

Imam Ali (F) hat den Propheten Gottes als einen Arzt und Seelenheiler der Menschen bezeichnet, der aus Mitgefühl und Liebe, sich selber auf den Weg zu seinen Kranken macht. Er hat über den Propheten gesagt: „Er ist ein Arzt, der mit seiner Medizin unentwegt unterwegs ist und seine Arzneimittel und Salben gut vorbereitet hat … damit er sie überall wo es nötig ist auflegt: auf die blinden Herzen, auf die tauben Ohren, auf die schwerfälligen Zungen (derjenigen, welche die Wahrheit nicht erkennen).  Er kümmert sich mit seinen Arzneien um die nachlässigen und ratlosen Kranken und heilt sie (nämlich jene, die nicht das Licht der Weisheit genutzt und  nicht ihr Denken mit den Strahlen, welche die tiefsten Winkel der Seele erhellen, erleuchtet haben). (Nahdsch-ul Balagha  Predigt 108) …

 

 

                                            

 

 

Ajatollah Khamenei hat das Verhalten des Propheten zu den anderen wie folgt beschrieben: „Er hat niemals die Nähe zum Volke und die Liebe und Güte zu den Menschen und die Bemühung um Herstellung der Gerechtigkeit unter ihnen vergessen.  Er hat wie das Volk und in dessen Mitte gelebt. Er verkehrte mit den anderen und er verhielt sich wie ein Freund und Kamerad zu den Sklaven und den unteren Schichten der Gesellschaft. Zusammen mit ihnen nahm er sein Essen ein, gesellte sich zu ihnen und ging gütig und milde mit ihnen um. Die Macht hat ihn nicht verändert, und auch nicht der nationale Reichtum. Er blieb, nachdem die harten Zeiten vorüber waren, genauso wie er vorher in der Bedrängnis gewesen ist. Er war immer an der Seite der Menschen und gehörte zu ihnen.   Er war freundlich und milde zu ihnen und wollte Gerechtigkeit für sie. Sein Geschick für die Lenkung der Gesellschaft bewegte sich auf höchstem Niveau und er kümmerte sich um alle Angelegenheiten... In jener unterentwickelten Gesellschaft führte er unter den Menschen Methoden zur Verwaltung und Verrechnung, Anreize und Maßregelungen ein. Als die Muslime in Medina während der Chandaq (der Graben-) Schlacht  fast von allen vier Seiten eingeschlossen worden waren, keine Nahrung mehr in die Stadt gelangte und die Vorräte der Bevölkerung zu Ende gegangen waren, so dass manchmal zwei bis drei Tage niemand etwas zu essen bekam,  hat Mohammad zusammen mit den anderen, den Graben zur Abwehr des Feindes angelegt und wie die anderen unter Hunger gelitten… Einmal saß der mit einigen armen Leuten zusammen auf dem Boden und aß mit ihnen. Eine Beduinin kam vorbei und wunderte sich: `O Gesandter Gottes: Du isst wie die Diener?`  Da lächelte der Prophet und sagte: `Wer ist ein noch größerer Diener als ich`?“

 

 

Der Prophet Gottes gehört zu den beliebten geistlichen Persönlichkeiten der Menschheit. Eine Persönlichkeit, die, um die geistigen und kulturellen Missstände in der Gesellschaft beizulegen, unter den Menschen Friede und Freundschaft gestiftet und sie von Hass und Feindschaft zu befreit hat. Gott hat im Koran Seinen Propheten Mohammad (S) im Vers 199 der Sure 7  (Araf) angewiesen, nachsichtig zu sein und sich nicht an den Törichten aufzuhalten.  Der Prophet verbündete  die Herzen miteinander  und er selber fand Einlass in alle Herzen.

 Urwa ibn Masud der bei dem Geschehen um den Hudaibiya-Friedensvertrag von den Qureisch zu Gesprächen mit dem Propheten geschickt worden war und den Muslimen drohen sollte, berichtete den Qureisch – den Mächtigen in Mekka - wie folgt von seinem Treffen: „Ich habe große Könige erlebt  und bin großen Mächten wie dem (persischen) Machthaber von Kasra , dem Römischen Kaiser und dem Herrscher in Abessinien begegnet. Aber ich habe bei keinem von ihnen gesehen, dass er unter seinem Volke die Stellung besitzt,  die Mohammad (S) einnimmt. Ich habe selber gesehen wie seine Anhänger keinen Tropfen Wasser zur Erde fallen ließen, wenn er sein Wudhu – seine rituelle Waschung – vornahm, sondern dass sie dieses Wasser auffingen und miteinander teilten,  weil sie sich Segen davon versprachen. Wenn ein Haar von Mohammad zu Boden fällt, heben sie es sofort auf.  Die Oberhäupter der Qureisch müssen in der jetzigen Lage also gut nachdenken.“ ( Buch Furugh Abadiat, Dschafar  Subhani, Band 2, Seite  189)

Der Prophet (S) hat sich – als Verwalter der Islamischen Gesellschaft -niemals als jemanden betrachtet, der über den anderen zu stehen kommt. Er hat sich an allen Arbeiten mitbeteiligt: wie zum Beispiel beim Ausheben des Grabens  während der Chandaq-Schlacht.  Wenn er sich zu den anderen setzten wollte, ließ er nicht zu dass sie vor ihm aufsteht.

Während er sich so bescheiden und gütig  verhielt, strahlte er dennoch große Würde aus. Wir werden ab nächstes Mal über das große Gedankengut und die wertvollen praktischen Beispiele, welche Prophet Mohammad (S) hinterließ, sprechen.