Teil 813: Sure Saffat (Die sich Reihenden) Vers (139- 148)
Wir begrüßen alle Interessenten und Freunde unserer Koransendung “In Richtung Licht”. Wie Sie wissen, besprechen wir zurzeit die Koransure 37, Sure Saffat. Bei den Versen 139 bis 141 setzen wir nun unsere Erläuterungen fort:
(37: 139- 148)
وَإِنَّ يُونُسَ لَمِنَ الْمُرْسَلِينَ
„Auch Yunus (Jonas) gehörte wahrlich zu den Gesandten.“ (37: 139)
إِذْ أَبَقَ إِلَى الْفُلْكِ الْمَشْحُونِ
„Als er (von seinem Volk) zum (mit Lasten und Passagieren) vollbeladenen Schiff davonlief.“ (37: 140)
فَسَاهَمَ فَكَانَ مِنَ الْمُدْحَضِينَ
„Er warf mit ihnen (den Passagieren des Schiffes) Lose und wurde einer der Unterlegenen.“ (37: 141)
Die Sure Saffat hat bereits in mehreren Versen über einzelne bekannte Propheten gesprochen, und nun wird kurz über den Propheten Yunus und sein Schicksal berichtet. Gott hat, wie wir vorher erfahren haben, Propheten wie Nuh, Ibrahim, Musa, Harun, Ilyas und Lut gerettet. Er besiegte ihre Feinde und schickte sein Strafgericht über diese.
Die Geschichte von Yunus (Jonas) verläuft etwas anders, und zwar beging das Volk des Yunus, als es die Anzeichen für das göttliche Strafgericht wahrnahm, Reue, und Gott war ihm daraufhin gnädig. Yunus aber hatte frühzeitig sein Volk verlassen und deswegen geriet er in Schwierigkeiten.
Wie aus den Überlieferungen hervorgeht, hatte auch Yunus wie die anderen Propheten sein Volk vor der Götzenanbetung und schlechten Taten gewarnt. Doch die Leute beachteten nicht seine Mahnungen. Bis auf einige bekannte sich keiner von ihnen zu ihm. Gott offenbarte seinem Propheten Yunus, dass in Bälde eine Strafe über sein Volk hereinbrechen werde. Da verließ er zusammen mit einem seiner Anhänger die Stadt und ging ans Meer. An der Küste sah er ein Schiff. Dieses war vollbeladen mit Passagieren und Lasten. Er bat darum mitzufahren. Sie ließen ihn einsteigen und das Schiff stach in See.
Mitten auf dem Meer griff ein Wal das Schiff an. Er riss ständig das Maul auf und die Leute auf dem Schiff dachten, dass sie einen der Reisenden opfern müssen, damit er von ihnen ablässt und sie die Gefahr von ihrem Schiff mit seinen vielen Insassen abwenden. Sie entschlossen sich das Los darüber entscheiden zu lassen, welcher der Passagiere dem Wal in den Schlund geworfen werden müsste. Das Los fiel auf Yunus und da warfen sie ihn ins Maul des Wales.
Aus diesen Versen lernen wir:
Erstens: Von den Propheten erwartet Gott große Geduld und Weitherzigkeit. Jegliche Ungeduld ihrerseits erwidert Gott mit einer harten Lehre.
Zweitens: Wenn wir uns mit dem Leben der Propheten und der früheren Völker vertraut machen, können wir Wichtiges für unser heutiges Leben in einer Welt voller Unrecht und Unglauben lernen.
Drittens: Wenn eine Wahl zwischen mehreren Personen mit gleichen Bedingungen getroffen werden muss, kann man das Los entscheiden lassen. Dies ist im Islam erlaubt.
Die Verse 142 bis 144 der Sure Saffat lauten wie folgt:
فَالْتَقَمَهُ الْحُوتُ وَهُوَ مُلِيمٌ
„Da (warfen sie ihn also ins Meer und es) verschlang ihn der (große) Fisch, während er (sich selber) tadelte.“ (37: 142)
فَلَوْلَا أَنَّهُ كَانَ مِنَ الْمُسَبِّحِينَ
„Und hätte er nicht zu denjenigen gehört, die (Allah) preisen,“ (37: 143)
لَلَبِثَ فِي بَطْنِهِ إِلَىٰ يَوْمِ يُبْعَثُونَ
„hätte er bestimmt in seinem Bauch verweilt bis zu dem Tag, an dem sie auferweckt werden (dem Tag der Auferstehung).“ (37: 144)
Aus dieser Stelle im Koran geht hervor, dass jener Wal von Gott beauftragt war Yunus zu verschlucken, denn - weil Gott es so fügte - fiel das Los auf den Namen von Yunus. Gott, der dem Wal befiehlt, Yunus zu verschlucken, hat ebenso die Macht, Yunus im Bauch dieses Tieres so lange am Leben zu erhalten, wie Er will. Yunus blieb also im Magen des Wales am Leben. Angesichts dieses Wunders begriff er den Sinn und den Grund des Geschehens. So wandte er sich Gott zu und begann Ihn um Vergebung dafür zu bitten, dass er seine Pflicht als Prophet versäumt hatte. Er bekannte sich zu seinem großen Fehler, machte sich Vorwürfe und bezeugte seine Reue. Daher leitete Gott seine Rettung ein. Er ließ den Wal ans Ufer kommen und Yunus dort abwerfen. Hätte Yunus nicht die Vergebung Gottes erfahren, dann wäre er natürlich bis zum Tag der Auferstehung im Bauch des Wals verblieben.
Wir möchten zu dieser Stelle in der Sure 37 anmerken:
Erstens: Manchmal gibt Gott Tieren einen außergewöhnlichen Auftrag.
Zweitens: Einer Pflicht angesichts von Engpässen und Problemen zu entfliehen, ist nicht die Lösung. Wie oft handeln wir uns dadurch nur noch größere Probleme ein.
Drittens: Zu den rettenden Wegen aus einer schwierigen Situation zählen auch das Reuebekenntnis, die Preisung Gottes und die Hinwendung zu Ihm. Hadhrat-e Yunus, der in dem finsteren Bauch des Wales gefangen war, suchte bei Gott Zuflucht und bat Ihn inständig um Vergebung.
In den Versen 145 bis 148 heißt es anschließend:
فَنَبَذْنَاهُ بِالْعَرَاءِ وَهُوَ سَقِيمٌ
„Da warfen Wir ihn auf das kahle Land –, und dabei war er krank.“ (37: 145)
وَأَنبَتْنَا عَلَيْهِ شَجَرَةً مِّن يَقْطِينٍ
„Und Wir ließen eine Kürbisstaude über ihm wachsen.“ (37: 146)
وَأَرْسَلْنَاهُ إِلَىٰ مِائَةِ أَلْفٍ أَوْ يَزِيدُونَ
„Und Wir sandten ihn zu Hunderttausend oder sogar noch mehr.“ (37: 147)
فَآمَنُوا فَمَتَّعْنَاهُمْ إِلَىٰ حِينٍ
„Da glaubten sie, und so gewährten Wir ihnen Nießbrauch auf Zeit.“ (37: 148)
An dieser Stelle in der Sure 37 erfahren wir, was mit Yunus geschah, nachdem der Fisch ihn verschluckt hatte. Der Wal, der auf Gottes Anweisung zur Küste geschwommen war, hatte Yunus auf ein kahles Land abgeworfen. Yunus fühlte sich natürlich sehr geschwächt. Er war nicht in der Lage, sich von der Stelle zu rühren, und so blieb er ausgestreckt am Ufer liegen. Da ließ Gott eine Kürbisstaude neben ihm wachsen, welche mit ihren großen Blättern seinen Körper vor der Hitze der Sonne abschirmte und seine in Mitleidenschaft gezogene Haut heilte.
Auf diese Weise wurde Yunus dank Gottes Vorsehung gerettet. Nachdem er sich erholt hatte und wieder gesund war, machte er sich auf den Weg zu seinem Volk. Als er in seiner Stadt eintraf, stellte er völlig verwundert fest, dass alle ehemaligen Polytheisten in seinem Volke nur noch den Einen Gott anbeteten und das göttliche Strafgericht ausgeblieben war. Gott hatte dem Volke des Yunus eine Frist gewährt und alle von ihnen konnten bis zu ihrem natürlichen Tod weiterleben und das Leben nutzen.
Wir sehen:
Erstens: Das Volk des Yunus erfuhr Gottes Gnade, weil es reuevoll umgekehrt war und sich zu dem Glauben an Seinen Herrn und Schöpfer bekannt hatte. Unterdessen hatte auch Yunus göttliche Gnade und Beistand erhalten, weil er Gott gepriesen und Ihn angefleht hatte.
Zweitens: Wir sollten nie die Hoffnung auf eine reuevolle Umkehr derjenigen aufgeben, die sich schlecht verhalten und wir sollten nicht aus Groll unsere Verbindung mit ihnen abbrechen. Oft kommen sie plötzlich zu sich, erfahren einen Wandel und kehren auf den rechten Weg zurück.
Drittens: Die reuevolle Abkehr von früheren Fehlern bildet die Voraussetzung für das zukünftige Glück. Das Volk des Yunus bereute, und deshalb nahm Gott Seinen Zorn von ihm und bescherte ihm Wohl und Glück.