Nov 20, 2018 09:12 CET
  • Islam richtig kennenlernen (156- Imam Ridha (F))

Sie erfahren auch heute über Leben  und Wirken von Imam Ridha (Friede sei mit ihm), insbesondere seine Diskurse.

Beim letzten Mal haben wir darüber berichtet, dass Imam Ridha (F) an zahlreichen wissenschaftlichen Diskursen mit renommierten Vertretern der Juden, Christen und anderer Religionen teilnahm und den Islam den Nicht-Muslimen erklärte. Der Beginn solcher  Dialoge zwischen den Religionen fällt eigentlich schon in die Zeit des Propheten und nach ihm haben die Imame, die seine Nachfolger waren, den Dialog  weiter geführt. Aber im Zeitalter von Imam Ridha (F) erreichten der interkonfessionelle Dialog und die Annäherung von religiösen Rechtsschulen einen Höhepunkt. 

                     

 

Zur Zeit von Imam Ridha (F) waren mindestens zwei Arten von Diskursen üblich - einmal die internen Gesprächen zwischen den islamischen Rechtsschulen und dann die Gespräche mit außen und anderen  Religionen. Der Austausch Imam Ridhas (F) mit  Anhängern anderer Religionen und Denkschulen deutet darauf hin, dass er mit den gängigen Kulturen seiner Zeit gut vertraut war. Dies ist auch daran zu sehen, dass er andere wichtige Sprachen beherrschte und sich mit den Schriften der anderen Religionen auskannte. 

Zu der Zeit herrschte im Westen das Mittelalter und geistiger und kultureller Stillstand. Während die Kirchenväter  diktierten wie man zu denken hatte, war die Lage in der Islamischen Welt ganz anders. Wir sehen es an dem Wirken und dem geistigen Leben Imam Ridhas (F) und der wissenschaftlichen Bewegung, die er begründete. In der Islamischen Welt waren Sitzungen für den Meinungsaustausch und Diskussionen zu der Zeit gang und gäbe.  Es trafen verschiedene und zum Teil gegensätzliche Standpunkte aufeinander, aber die Gelehrten konnten sorglos und gestützt auf ihre Argumente  wissenschaftliche Themen erörtern und Problem- und Zweifelsfragen klären.  Es leuchtet ein, dass sich bei diesem Gedanken- und Meinungsaustausch von selber zeigte, welche Meinung die beste ist.

Die freiheitliche Vorgehensweise Imam Ridhas (F) bei diesen Disputen kam erheblich der Verbreitung der lebensspendenden Kultur des Islams zugute.  Der Imam rechtfertigte mit logischer Argumentation die geistigen Grundlagen des Islams.  Außerdem demonstrierte er damit, dass der Islam Verfechter des Gedankenaustauschs und der Meinungs- und Redefreiheit ist.  Die Streitgespräche Imam Ridhas (F) mit Vertretern anderer Rechtsschulen und Religionen der Welt sind mit Gewissheit sehr interessant und lehrreich.  Mit Hilfe seines immensen Wissens hat er den Gelehrten anderer Religionen den Weg der Wahrheit gezeigt. Er hat gesagt: "Falls die Menschen die Schönheit und Annehmlichkeit unserer Lehre kennen, werden sie uns bestimmt folgen."

Während  dieser Streitgespräche kapitulierten die Gelehrten anderer Religionen gegenüber den unerschütterlichen Argumenten des Imams und einige von ihnen schlossen sich sogar dem Islam an. 

Es gehörte zur Methodik Imam Ridhas (F), dass er sich während des Diskurses mit Denkern anderer Religionen auf Gemeinsamkeiten oder auf Texte berief, welche diese anerkannten.  Er berief sich im Dialog mit den Juden auf die Thora und im Gespräch mit den Christen auf das Evangelium.  Der Imam diskutierte mit den Anhängern anderer Lehren in deren Sprache und behandelte die Überzeugungen jeder Denkschule getrennt von den anderen Lehren.

Als der Abbasidenkalif Mamun das Oberhaupt  der Ostkirche (Katholikos)  aufforderte mit Imam Ridha (F) zu diskutieren sagte dieser: „Wie soll ich mit jemanden diskutieren, der sich auf ein Buch beruft, welches ich nicht anerkenne, und mit den Worten eines Propheten argumentiert, an den ich nicht glaube? "Da sagte Imam Ridha (F): "O du Christ! Akzeptierst du es, wenn ich aus dem Evangelium Beweise vorlege?" Da sagte das christliche Oberhaupt: "Ja, ich akzeptiere es, auch wenn es zu meinem Nachteil sein sollte."

Daraufhin hat Imam Ridha (F) mit diesem christlichen Gelehrten aufgrund der Gemeinsamkeiten, an die dieser glaubte, debattiert.  Der Imam hat während dieses Gesprächs Teile aus dem Evangelium zitiert und das Kirchenoberhaupt stellte verwundert fest, dass der Imam das Evangelium sehr gut kennt.

Die Diskussion  Imam Ridhas mit dem Kirchenvater erreichte einen Punkt, wo der christliche Gelehrte nicht mehr weiter diskutieren konnte und ihm die Gegenargumente fehlten.  Da sagte er: "Ich schwöre bei Jesus. Ich hätte nicht  gedacht, dass es unter den Muslimen jemanden wie dich gibt." 

                         

 

Imam Ridha hat auch mit Ras ul Dschalut – dem Führer der jüdischen Gemeinde (Exilarch ) ein interessantes Streitgespräch geführt.  Der Imam fragte ihn, wieso Hadhrat-e Musa (Moses – Friede sei ihm) zum Propheten berufen wurde. Der jüdische Gelehrte antwortete: „Er hat außergewöhnliche Dinge getan, die die vorherigen Propheten nicht vollbracht haben.“ Der Imam bat um Beispiele. Ras ul Dschalut antwortete: „Die Spaltung des Meeres, Verwandlung des Stabes in eine Schlange, die weiße Hand und andere Wunder, zu denen niemand die Macht hat.“

Der Imam sagte: „Du hast recht,  diese Zeichen sind ein guter Beweis für seine Prophetschaft. Wenn also jemand danach, der den Anspruch stellt zum Propheten berufen worden zu sein, Dinge tut, die kein anderer in der Lage ist durchzuführen, ist es dann nicht eine Pflicht für euch, ihn anzuerkennen?“ Der Führer der jüdischen Gemeinde sagte: „Nein, denn Moses hatte (wegen seiner Nähe zu Gott und seinem Rang) nicht seinesgleichen. Und wenn jemand behauptet Prophet zu sein, sind wir nicht verpflichtet, an ihn zu glauben. Es sei denn er ist im Besitz von Wundern, wie  die von Moses.“ Da stellte der Imam folgende Frage:  „Wie kommt es dann, dass ihr an die Propheten, die vor Moses waren, glaubt, während doch keiner von ihnen von den Wundern besaß die Moses hatte.“ An dieser Stelle war Ras ul Dschalut gezwungen, seine Aussage abzuändern. Er räumte ein, immer wenn die Propheten zum Beweis ihrer Prophetschaft  Wunder bringen, welche die Menschen nicht in der Lage sind zu vollbringen, müsse man es anerkennen, selbst wenn es keine Wunder sind wie die von Moses.

Da fragte der Imam: „Warum dann glaubt ihr nicht daran, dass Jesus, Sohn der Maria, ein Prophet ist?  Er hat doch Tote wieder zum Leben erweckt und Blinde und Unheilbare geheilt. Er hat aus Lehm einen Vogel geformt und ihm seinen Atem eingehaucht und auf Befehl Gottes ihn in einen lebendigen Vogel verwandelt.“

Der Oberste Rabbiner antwortete: Es heißt, dass er dies getan hat. Aber wir haben es nicht gesehen!“  Da sagte Imam Ridha (F): „Habt ihr denn die Wunder des Moses mit eigenen Augen gesehen? Hat euch denn nicht die Nachricht über diese Wunder über zuverlässige, vertrauenswürdige Menschen erreicht?“  Ras ul Dschalut: „Ja, doch!“ Der sagte der Imam: „Gut! Wenn nun solche zuverlässigen auf zahlreichen Überlieferern beruhenden Nachrichten von den Wundern Jesu berichten,  warum habt ihr dann Moses anerkannt und glaubt an ihn, aber nicht an Jesus?“ Da schwieg der jüdische Gelehrte und wusste nicht wie er darauf antworten soll.  

Der Imam aber fuhr fort: „Genauso ist es mit der Prophetschaft Mohammads (S) und jedem anderen Propheten, der von Gott berufen wurde. Zu den Wundern unseres Propheten gehört es, dass er ein Waise war und arm und obwohl er keinen Unterricht erhalten hat, einen Koran überbrachte, in dem  die Geschichten der früheren Propheten stehen und deren Leben genau beschrieben wird  und in denen die Mitteilungen über die Vorfahren und die kommenden Generationen bis zum Tag der Auferstehung erfolgen. Er hat viele Zeichen und Wunder erbracht.“

Wieder hatte Ras ul Dschalut keine Antwort bereit und er musste die Argumente Imam Ridhas akzeptieren und aufgeben. Da sagte er zum Imam: „Bei Gott, der die Thora auf Moses und die Psalmen auf David herabgesandt hat. Ich bin noch niemandem begegnet, der besser als Ihr die Thora und das Evangelium zitiert und interessanter als Ihr auslegt.“

 

 

Diese Streitgespräche machten zusehends das hohe Wissen und die große Spiritualität des Prophetennachkommens  Imam Ridhas (F) sichtbar.  Er wurde überall in der weiten Islamischen Welt dafür bekannt und immer beliebter. Denker und Weise eilten aus verschiedenen Orten des Islamischen Reiches  herbei. Das missfiel dem Kalifen. Mamun hatte nämlich mit der Bildung von Diskussionsrunden zwischen Imam Ridha (F) und den Anführern anderer Religionen und Denkschulen  beabsichtigt, den wissenschaftlichen Rang Imam Ridhas  in Frage zu stellen. Was ihm auch nicht gefiel und beunruhigte war, dass die Zahl der Schiiten – der Freunde der Prophetenfamilie - in Chorasan und in anderen Teilen Irans  zugenommen hatte. Dank der dortigen Anwesenheit des Imams war die Liebe zur Prophetenfamilie (Ahl-e Bait) im Herzen der Bevölkerung gewachsen. Durch sein Leben und Wirken in diesem Land hat Imam Ridha nachhaltig auf die Kultur und Geschichte Irans und des Schiitentums eingewirkt. Sogar einige Amtsträger in der Regierung von Mamun wandten sich Imam Ridha (F) zu . Also verspürte Mamun immer mehr eine Gefahr für sich und er begriff, dass er nicht das erreicht hatte, was er hatte erreichen wollen. Dadurch dass er  Imam Ridha (F) nach Merw geholt hatte, war genau das Gegenteil eingetreten. Wenn das so weitergehen würde, dann würde sein Kalifat in Gefahr geraten. 

Mamun begann den Imam zu hassen. Er ließ ihn und seine  Tätigkeiten überwachen, um in Erfahrung zu bringen, ob Imam Ridha (F) Schritte gegen ihn unternimmt.

                   Musik

Mamun schreckte vor der Ermordung von Menschen nicht zurück, wenn es um den Erhalt seiner Macht ging. Er scheute auch nicht den Mord an dem edlen Nachfolgen des Propheten Gottes und vergiftete ihn. So wurde auch Ali  ibn Musa Ar Ridha (F) wie seine edlen Vorfahren, die wie er auf dem Weg Gottes gegen das Unrecht gekämpft hatten, zum Märtyrer.