Lotsen zum göttlichen Hafen (14)
Wir werden uns in diesem Teil einem weiteren Abschnitt in der Biografie der Prophetentochter Hadhrat-e Fatima (F) widmen.
Im vorhergehenden Teil haben sie über die Kindheit Hadhrat-e Fatimas (F) erfahren und wir sagten, dass der Prophet Gottes (S), nachdem die Anführer der Götzenanbeter in Mekka ihre Repressalien immer mehr intensiviert hatten, sich entschloss zur Wahrung der Religion nach Medina auszuwandern. Der Prophet (S) verließ die Stadt heimlich in der Nacht und Ali (F) blieb an seiner Stelle im Haus des Propheten in Mekka zurück, um die Feinde abzulenken. Als diese in das Haus eindrangen, um den Propheten zu ermorden, fanden sie zu ihrer Verwunderung Ali auf dessen Lagerstatt vor und so wurde ihr Mordplan vereitelt. Bevor der Prophet (S) die Stadt verließ hatte er Ali ans Herz gelegt, zusammen mit einer Gruppe von Frauen aus der Familie der Bani Haschim, die zu dem Stamm der Quraisch gehörten, nach Medina auszuwandern. Unter diesen Frauen war auch Fatima Zahra (F). Ali brachte diese Gruppe nach Quba, welches auf dem Weg nach Medina lag und wo der Prophet Gottes (S) auf sie wartete.
In Medina begann ein neuer Abschnitt im Leben von Hadhrat-e Fatima Zahra (F). Das erste wichtige Ereignis in diesem Abschnitt war die Vermählung mit Hadhrat-e Ali (F). Im zweiten Jahr nach der Hidschra erzielten die Muslime einen wichtigen Sieg gegen ihre Feinde bei der Schlacht von Badr. Es herrschte große Freude in Medina und die islamische Gesellschaft erreichte eine feste Position. Einige bekannte Persönlichkeiten hielten um die Hand der Prophetentochter an. Sie alle besaßen moralische Tugenden, doch die Tochter des Propheten nahm von keinem den Heiratsantrag an. Die Freier waren deswegen nicht verletzt, denn sie wussten dass der Prophet Gottes (S) es gerne sehen möchte, dass Fatima (S) die Gemahlin von Ali (F) wird. Also spornten sie Ali (F) an, dass er den Propheten um die Hand seiner Tochter bittet.

Ali besaß kaum etwas um zu heiraten und außerdem schämte er sich einen Heiratsantrag zu stellen. Daher zögerte er damit. Aber die anderen drängten ihn so sehr, dass er schließlich doch zum Propheten kam und sagte: „O Gesandter Gottes. Meine Eltern seien dir geopfert. Ich bin in eurem Haus aufgewachsen und habe eure Güte erfahren. Ihr habt besser als Eltern für meine Erziehung gesorgt und ich habe es euch zu verdanken, dass ich rechtgeleitet wurde. Bei Gott: Ihr seid der Vorrat für mein Diesseits und mein Jenseits. Es ist an der Zeit, dass ich eine Gemahlin wähle und eine Familie gründe, damit ich mit ihr vertraut werde und ich meine Sorgen und Probleme vermindere. Wenn ihr es für recht haltet, so vermählt mich mit eurer Tochter Fatima (F). Es würde mir ein großes Glück beschert.“
Da sprach der Prophet (S) zu Ali (F): „Soll ich dir frohe Kunde geben und dir ein Geheimnis mitteilen?“ Ali sagte: „Ja, o Gesandter Gottes!“ Der Prophet sprach: „Bevor du zu mir gekommen bist, ist Dschabril (Gabriel) erschienen und hat gesagt: „O Mohammad! Gott hat dich unter Seinen Geschöpfen auserkoren und dich zum Botschafter berufen. Er hat Ali (F) auserwählt und zu deinem Bruder und deinem Wesir bestimmt. Du sollst auf Befehl Gottes deine Tochter Fatima mit ihm vermählen. Ihre Hochzeitsfeier wird in den himmlischen Reichen von den Engeln begangen werden. Gott wird ihnen edle und lautere Kinder schenken.`
Der Prophet fuhr fort: „O Ali! Gabriel war noch nicht emporgestiegen, als du an die Pforte meines Hauses angeklopft hast.“
Daraufhin sagte der Prophet Gottes (S) zu seinem Gebetsrufer Bilal er solle alle Muslime zu einer Versammlung in der Moschee herbeirufen. Der Prophet bestieg den Rednerstuhl und sagte, nachdem er Gott gepriesen und gedankt hatte: „Ihr Leute! Wisset, dass Dschabril erschienen ist und von Gott die Botschaft überbracht hat, dass ich die Vermählungszeremonie für Ali und Fatima vornehme.“ Dann forderte er Ali auf sich zu erheben, damit er die Formel für die Vermählung spricht. Nach der Vermählung sprachen alle Anwesenden gemeinsam folgendes Gebet: O Gott- diese Ehe möge euch zum Segen gereichen und zwischen euch Liebe und Freundschaft herstellen. „ Nach der Zeremonie kehrte der Prophet Gottes nach Hause zurück und er sagte den Frauen, dass sie ein Fest für Fatima vorbereiten. Er rief Ali(F) zu sich an seine rechte und Fatima (F) an seine linke Seite. Dann küsste er beiden die Stirn, erhob die Hand zum Himmel und betete: „O Gott, lass diese Hochzeit gesegnet sein und eine edle und lautere Generation aus ihnen hervorgehen.“

Zahra (F) und Ali (F) begannen ihr gemeinsames Leben. Mehrere Tage hintereinander kam der Prophet Gottes (S) zu Zahra, um sie zu besuchen, denn er liebte sie sehr und hatte sich nach dem Verlust seiner Gemahlin Chadidscha (S) sehr an sie gewöhnt. Einmal fragte er seine Tochter: „Wie findest du deinen Ehemann?“ Fatima (F) sagte: „O lieber Vater! Gott hat mir den besten aller Männer teilwerden lassen. Aber die Frauen der Quraisch, die mich besucht haben, haben mir nicht gratuliert sondern gesagt: dein Vater hat dich mit einem mittellosen Mann vermählt. Dabei hatten dich reiche und angesehene Männer heiraten wollen.“ Der Gesandte Gottes (S) tröstete Zahra (F) und sprach: „Mein Augenlicht! Dein Vater und dein Ehemann sind nicht arm. Bei Gott! Sie haben mir die Schätze der Erde angeboten, aber ich habe den jenseitigen Segen allem weltlichen Reichtum und Prunk vorgezogen. Mein Liebes! Ich habe dir einen Gemahl ausgesucht, der allen anderen voran sich zum Islam bekannt hat und mit seinem Wissen, seiner Geduld und seinem Verstand allen anderen überlegen ist.“ Dann rief er Ali zu sich und empfahl ihm: „Geh nachsichtig und liebevoll mit deiner Gemahlin um. Wisse! Fatima ist ein Stück von mir und wer ihr ein Leid zufügt, der hat mir ein Leid zugefügt und wer sie erfreut, der hat mich erfreut.“
Die einzige Familie, in der die wichtigsten Mitglieder, nämlich die Eheleute, von jeglicher Sünde frei und mit hohen moralischen Tugenden ausgestattet waren, war die Familie von Ali und Fatima. Ali verbildlichte das Ideal eines Menschen und Zahra war Sinnbild einer vollkommenen Muslimin. Ali (F) hatte schon als Kind, als der Prophet ihn zu sich genommen hatte, dessen Charakterveredlung genossen und Zahra ebenso. Auch sie schmückten die höchsten Tugenden. Beide waren von klein auf mit den himmlischen Klängen des Korans vertraut. Ihr schönes gemeinsames Leben ist ein anschauliches Beispiel für folgenden Vers aus dem Koran (Sure 30, Vers 21):
„Und es gehört zu Seinen Zeichen, dass Er (Gott) euch aus euch selbst Gattinnen erschaffen hat, damit ihr bei ihnen Ruhe findet; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt.“
Das gemeinsame Leben Hadhrat-e Zahras und Alis (F) zeichnet sich zum Beispiel durch seine Einfachheit aus. Einmal sah der Prophet Gottes bei einem Besuch, das Fatima in ein billiges Gewand gekleidet am Mühlstein sitzt um Mehl zu mahlen, während sie ihr Kind auf dem Schoß sitzen hat und es stillt. Der Prophet Gottes war gerührt. Er sagte zu Fatima: „Mein liebes Mädchen! Koste die Härten und Probleme des Diesseits, damit du an die Süße der jenseitigen Segensgaben gelangst.“ Fatima (F)antwortete ihm: „O Gesandter Gottes! Ich danke Gott für Seinen Segen!“

Hadhrat-e Zahra (F) hatte in einem sehr schwierigen Abschnitt in der Geschichte des Islams geheiratet. Jedes Jahr kam es zu Gefechten mit den Feinden des Islams und Ali (F) nahm fast an allen Gefechten teil und kehrte erschöpft und verletzt nach Hause zurück. Fatima (F) behandelte liebevoll seine Wunden, bis sie wieder abgeheilt waren. Sie hielt ihren Ehemann nicht zurück vom Kampf sondern lobte ihn wegen seiner Opferbereitschaft und Kühnheit und beruhigte ihn. Ali (F) hat hierüber gesagt: „Immer wenn ich nach Hause kam und Zahra anblickte, verflogen alle Sorgen und jeder Kummer.“
Ali (F) wusste natürlich, dass genauso wie der Mann die Zuneigung und Anerkennung seiner Frau braucht, auch die Frau die Zuneigung ihres Mannes und Anerkennung für ihre Mühen benötigt. Imam Ali (F) hat sich daher für die Mühen, die Zahra im Haushalt auf sich nimmt, bedankt und er hat im Haus mitgeholfen. Schließlich kam im dritten Jahr nach der Hidschra ihr erstes Kind auf die Welt: Es war Imam Hasan (F). Leider ereignete sich aber im gleichen Jahr auch die Uhud-Schlacht, bei der 70 treue Helfer des Propheten (S) fielen und den Märtyrertod fanden , unter ihnen auch sein Onkel Hamza – ein heroischer Kämpfer - Während des Gefechtes half Zahra (F) zusammen mit anderen Frauen den Kämpfern. Sie kümmerten sich um die Verletzten. Auch der Prophet war schwer verletzt worden.
Wir werden beim nächsten Mal weiter aus dem Leben dieser großen Dame des Islams berichten.