Lotsen zum göttlichen Hafen (20)
Wir haben bereits mehrere Abschnitte im Leben Imam Alis (F) betrachtet und seine herausragende Rolle bei der Verbreitung des Islams und seinen heldenhaften Einsatz gegenüber den Manifestationen von Unglauben und Heuchelei beschrieben. Sie erfahren heute noch mehr über diese großartige islamische Persönlichkeit.
-Es war im 7. Jahr nach der Hidschra. Keiner hätte gedacht, dass die Muslime sieben Jahre lang gegenüber allen Sabotagen und Angriffen der Feinde standhalten würden und die Stadt Medina als Festung des Islams verteidigen könnten. Die Juden in den Festungen von Chaibar nahe von Medina bereiteten nach ihrer Verschwörung mit den Islamfeinden während der Chandaq-( Graben)-Schlacht, auch Ahzab-Schlacht genannt- neue Operationen gegen die Muslime vor. Um einen weiteren Angriff und Krieg gegen die Muslime zu verhüten, gab der Prophet den Befehl, dass sich ein Heer in Medina in Richtung von Chaibar in Bewegung setzt. Die Juden erfuhren davon und rüsteten ihrerseits zu einem Gefecht auf. Zwanzig Tage lang konnten sie ihre Festung, von der es hieß, dass sie keiner erobern kann, verteidigen. Mehrere Heeresführer des Islams hatten vergeblich versucht, diese Festung zu stürmen. Der Prophet befürchtete, dass die Kampfmoral der Muslime nachlässt und daher kündigte er an: „Morgen werde ich jemandem das Kampfbanner in die Hand geben, der Gott und den Propheten liebt, und den Gott und der Prophet lieben.“
Am Morgen warteten alle gespannt darauf, wem der Prophet Gottes das Kampfbanner in die Hand drücken wird. Der Prophet (Gottes Segen sei mit ihm und Friede seinem Hause) ließ nach Ali (F) rufen. Ali (F) hatte heftige Augenschmerzen. Als er eintraf, sagte er: „O Gesandter Gottes, ich kann nicht richtig sehen – weder Berg noch Tal.“ Da strich der Prophet mit seiner gesegneten Hand über die Augenlider Alis und bewirkte das Wunder ihrer Heilung. Er übergab ihm die Flagge des Islams. Sofort setzte sich Ali (F) mit einer Gruppe von Kämpfern in Richtung der feindlichen Burg in Bewegung. Nahe der Burg von Chabair hatten sich einige Krieger der Juden mit ihren Waffen aufgestellt. Einer von ihnen war Harith, der als Kriegsheld bekannt war. Er stürzte wütend auf die herannahenden Muslime zu und sein Kampfgebrüll erschreckte einige von Alis (F) Mitkämpfern. Es kam zu einem schweren Duell zwischen Ali(F) und ihm, bei dem Ali (F) rasch siegte.

Auch Marhab, der Bruder von Harith galt als Kriegsheld. Imam Ali besiegte ihn ebenso schnell im Zweikampf. Daraufhin flohen die anderen Krieger erschreckt zurück. Imam Ali (F) verfolgte sie. Einer der jüdischen Krieger schlug mit dem Säbel auf das Kampfschild Alis (F), so dass es zu Boden fiel. Ali (F) riss darauf das schwere Tor der Festung aus den Angeln und benutzte es als Schild. Zum Schluss warf er es über den Burggraben und die Muslime drangen über diese Brücke in die Festung ein. Als Ali (F) später das Kalifat übernahm hat er in einem Brief an Sohail Ibn Hunaif geschrieben: Bei Gott. Ich habe das Tor von Chabair nicht mit körperlichen Kräften, die ich durch Ernährung erlangte, aus den Angeln gehoben und hingeschleudert, sondern ich habe dies mit einer Kraft aus den Himmeln und einer Seele, die durch das Licht ihres Herrn erleuchtet wurde, getan.“
Nach dem Friedensschluss von Hudaibiyah zwischen den Muslimen und den ungläubigen Quraisch war keine der beiden Vertragsparteien zu militärischen Operationen berechtigt. Keine Seite durfte ihre anderen Bündnispartner gegen die andere Seite aufhetzen oder ihnen bei einem Konflikt beistehen. Aber die Oberhäupter der Quraisch haben einen ihrer Bündnispartner nämlich die Banu Bakr militärisch ausgerüstet und einen Volksstamm, der mit den Muslimen ein Bündnis geschlossen hatte, nämlich die Chuza`a angegriffen. Damit hatten sie praktisch den Friedensvertrag von Hudaibiyah verletzt. Die polytheistischen Aristokraten des Quraisch-Stammes hatten offensichtlich vergessen, dass Medina sich verändert hatte. Es war nicht mehr das Medina von zuvor, in dem nur eine kleine Schar von muslimischen Auswanderern und ihre Helfer lebten. Vielmehr war Medina zum festen Sitz der Islamischen Regierung geworden und dank der vitalen Lehren des Islams und der klugen Führung durch den Propheten (S) hatte sich dort ein grundsätzlicher Wandel vollzogen. Daher hat der Prophet nach Verletzung des Friedensschlusses von Hudaibiyah durch die Quraisch einen schicksalhaften Entschluss gefasst. Er rüstete 10 Tausend Männer aus und machte sich als Befehlshaber dieses Heeres auf den Weg nach Mekka, um die Stadt zu erobern.
Einer der Spione der Quraisch, der sich in Medina aufhielt, hatte das große Heer der Muslime gesehen und warnte die Islamfeinde in Mekka in einem Brief vor ihm.“ Er gab den Brief einer Frau mit, damit sie ihn bei den Anführern der Quraisch in Mekka abliefert. Doch der Prophet erfuhr von der Geschichte. Er beauftragte Ali (F) die Ankunft des Briefes in Mekka zu verhindern. Ali (F) folgte sofort seiner Anweisung. Als er die Frau erreicht hatte, forderte er den Brief heraus. Zuerst verweigerte diese Frau die Herausgabe, aber schließlich zog sie den Brief, den sie im Haar versteckt hatte, hervor. So kam es, dass die Quraisch nichts vom Heranrücken des Heeres der Muslime erfuhren. Schließlich erreichte das zehntausendköpfige Heer des Propheten des Islams Mekka und betrat die Stadt. Die Quraisch vermochten keinen Widerstand gegen dieses große Heer zu leisten und so konnten die Muslime die Stadt Mekka mit der Heiligen Kaaba einnehmen, ohne dass es zu einem Blutvergießen kam.
Ausschnitt über die Eroberung von Mekka im Film Ar risala (deutscher Titel: Mohammad der Gesandte Gottes – Film von Moustapha Akkad, 1976 )
Nach der Eroberung von Mekka, hat der Prophet (S) sich anders verhalten, als wie es bei Siegern üblich ist. Er hat die Feinde des Islams in Mekka alle begnadigt und auf diese Weise auch die Herzen der anderen in Mekka, die nicht richtig über den Islam informiert waren, erobert.
Der Prophet ging mit einem langen Stab auf die Kaaba zu. Mit diesem Stab versetzte er den Götzen Hubal, Isaf und Naila, die das Gotteshaus Kaaba entweihten, einen Schlag, so dass sie zu Boden stürzten. Als er auch oben auf der Kaaba einen Götzen stehen sah, bat er Ali (F): „Steig auf meine Schultern und wirf diesen Götzen dort zu Boden.“ So wurde die Kaaba von allen Götzen befreit, denen sich die Mekkaner blindlings unterworfen hatten. Die Kaaba wurde wieder zu dem, wozu sie bestimmt ist, nämlich zum Mittelpunkt der Anbetung nur des Einen Gottes.
Die Eroberung von Mekka durch die Muslime erfüllte die Götzendiener mit Furcht. Zwei mächtige Stämme in der Region nämlich die Banu Hawazin und die Thaqif berieten sich mit einigen anderen Volksstämmen und beschlossen, in den Krieg gegen die Muslime zu ziehen. Einer ihrer jungen Befehlshaber namens Malik Ibn Auf Al-Nasri stellte ein großes Heer auf und dieses Heer setzte sich in Bewegung.
Das Heer des Propheten bestand aus 12 Tausend Kämpfern, zehntausend waren aus Medina und zweitausend waren Neu-Muslime aus Mekka. Einige der Muslime dachten, bei diesem großen Heer würden sie ganz bestimmt über die Feinde siegen. Vom Stolz geblendet unterschätzten sie den Feind. Malik Ibn Auf führte sein Heer an den Ausgang eines Tales, das man passieren musste, um in das Gebiet Hunain zu gelangen. Er wies seine Bogenschützen an, sich am Talausgang zwischen den Felsen an höher gelegenen Stellen der Bergabhänge zu verbergen. Sie sollten von dort aus dem Heer der Muslime auflauern und es mit ihren Pfeilen attackieren. Angesichts dieses Überraschungsangriff ergriff die Mehrheit der Muslime die Flucht.

Nur eine geringe Zahl von Muslimen – circa zehn – blieb an der Seite des Propheten und verteidigten furchtlos sein Leben. Ali (F)setzte sich am meisten von allen ein. Er schlug jeden in die Flucht, der den Propheten Gottes töten wollte. Imam Ali hat bei diesem Kampf eine herausragende Rolle gespielt. Er wehrte den Angriff von 40 Kriegern der Hawazin ab und tötete sie. Als schließlich einer der Anführer der Hawazin namens Abu Dscharul fiel, setzte die Niederlage des feindlichen Heeres ein, während sich bald darauf das Heer der Muslime wieder formierte und die Festung der Feinde in Taif umzingeln konnte. Zugleich tötete Ali (F)einen weiteren Befehlshaber der Feinde, namens Nafi`ibn Ghilan. Als dieser fiel, ergriff ein Teil der Götzendiener die Flucht und andere traten zum Islam über.
Während der Umzingelung der feindlichen Festung hat Ali (F) außerdem vom Propheten den Auftrag erhalten, die Götzen in der Umgebung von Taif zu zerstören. Der große islamische Gelehrte, Scheich Mufid schreibt über die effektive Beteiligung Alis (F) an der Schlacht von Hunain: „ Schau dir die überragenden Eigenschaften Alis (F), des Fürsten der Gläubigen, während dieses Kampfes an und denke näher über seine Wahrheit nach. Dann wirst du feststellen, dass er in diesem Gefecht in allen Tugenden den anderen voraus war und dass keiner unter ihnen sich mit ihm wird messen und daran wird teilhaben können.“
Im nächsten Teil erfahren noch mehr über Imam Ali (F).