Dez 31, 2018 12:40 CET

Wir laden Sie, liebe Freunde, zu der Erklärung der Verse 26 bis 28 der Sure Sad ein.  Im Vers 26 dieser Sure, welche in der Regel als Sure 38 angeführt wird, heißt es:

(38: 26 – 28)

 

يَا دَاوُودُ إِنَّا جَعَلْنَاكَ خَلِيفَةً فِي الْأَرْضِ فَاحْكُم بَيْنَ النَّاسِ بِالْحَقِّ وَلَا تَتَّبِعِ الْهَوَىٰ فَيُضِلَّكَ عَن سَبِيلِ اللَّـهِ ۚ إِنَّ الَّذِينَ يَضِلُّونَ عَن سَبِيلِ اللَّـهِ لَهُمْ عَذَابٌ شَدِيدٌ بِمَا نَسُوا يَوْمَ الْحِسَابِ                          

„O Davud, Wir haben dich zu einem Statthalter (und Vertreter)  auf der Erde gemacht. So richte zwischen den Menschen der Wahrheit entsprechend und folge nicht der Neigung Deines Ichs, auf dass sie dich nicht von Allahs Weg abirren lässt, denn für diejenigen, die von Allahs Weg abirren, wird es strenge Strafe dafür geben, dass sie den Tag der Abrechnung vergessen haben.“ (38: 26)

                       

Sie wissen vom letzten Mal, dass der Prophet Davud (David) in einem Streitfall  zwischen zwei Männern ein Urteil herausgab und sich danach bewusst wurde, dass er nicht sorgfältig genug vorgegangen war und vorschnell sein Urteil gefällt hatte. Daraufhin hatte er Gott reuig um  Vergebung gebeten. Wegen seiner Gottergebenheit verzieh ihm der Allmächtige und  bewahrte seinen Rang als Prophet und Richter.

                       

In dem ersten Vers von heute, den sie eben vernahmen,  bestätigt Gott noch einmal, dass der Prophet Davud (Friede sei mit ihm) als solcher auch der Vertreter Gottes auf Erden sein sollte. Gott mahnte ihn, dass er als solcher gemäß der göttlichen Lehre handeln und sein  Verhalten ein Abglanz der göttlichen Attribute sein muss. Er muss also darauf achten, dass er als Richter in den Angelegenheiten der Menschen nur gerecht urteilt und nicht den eigenen Wünschen in die Falle läuft, d.h. er darf nicht seine eigenen Wünsche über die göttliche Gerechtigkeit stellen. Letzteres würde ihn nämlich, so heißt es in Fortsetzung des Verses -  von dem Weg Gottes, der nichts anderes ist als der Weg des Rechtes, abweichen lassen.

                          

Die Propheten Gottes sind natürlich unfehlbar und geraten nicht vom Wege Gottes ab. Dennoch sehen wir an diesem Vers in der Sure Sad, dass die Unfehlbarkeit den Propheten ihnen nicht die Entscheidungsfreiheit raubt und dass sie wie alle anderen eine Sünde begehen könnten. Daher warnt Gott die Propheten, dass sie sich vor  den Neigungen ihres eigenen Ichs hüten müssen, weil sie,  wenn sie das nicht tun,  möglicherweise  statt Gottes Weg zu folgen, auf die persönlichen Neigungen hören,  wofür  Gott sie schwer bestrafen würde.

 

In diesem Vers geht es also  im Anschluss an die vorherigen weiter um das Urteilen aufgrund von Recht und Gerechtigkeit. Jemand der auf Erden regiert, muss in allen Angelegenheiten der Gesellschaft aufgrund von Recht und göttlicher Gerechtigkeit handeln. Das erfordert natürlich, dass er sich nach den Grundsätzen und  Geboten der Religion Gottes richtet und diese genau kennt.  Er kann also nicht wie es ihm beliebt und wie es sein Ego sich wünscht, vorgehen. Wenn jemand an der Macht ist und sich nach seinen eigenen Wünschen  richtet, werden die Rechte der Bevölkerung seinen Wünschen zum Opfer fallen. 

                                     

Wir können drei Punkte zu diesem Vers 26 der Sure Sad  anführen:

Erstens: Die Religion ist nicht von der Politik zu trennen. Eine der Aufgaben der Propheten ist die Verwaltung der Menschen und die Regelung der Angelegenheiten der Gesellschaft gewesen. Allerdings waren nur für eine kleine Zahl der  Gesandten Gottes geeignete Bedingungen für die Bildung einer Regierung gegeben.

Zweitens: Das grundsätzliche Kriterium für  Gesetze und Gerichtsurteile dürfen nicht die Wünsche der Regenten oder Richter sein, sondern grundsätzlicher Maßstab ist das Recht.

Drittens: Wenn bei Entscheidungen die persönlichen Neigungen mitspielen, wird das Recht an den Rand verdrängt, denn die Unterwerfung unter das Ego bedeutet: vom Weg des Rechtes abweichen.  Aber würdige, rechtschaffene Menschen halten die Neigungen ihres Ichs im Zaum, damit sie in allen Angelegenheiten des Lebens aufgrund des Rechtes handeln.

                              

Wir wenden uns den Versen 27 und 28 der Sure Sad zu. Dort heißt es:

                                 

 

وَمَا خَلَقْنَا السَّمَاءَ وَالْأَرْضَ وَمَا بَيْنَهُمَا بَاطِلًا ۚ ذَٰلِكَ ظَنُّ الَّذِينَ كَفَرُوا ۚ فَوَيْلٌ لِّلَّذِينَ كَفَرُوا مِنَ النَّارِ

„Und Wir haben den Himmel und die Erde und das, was dazwischen ist, nicht umsonst erschaffen. Das ist die Meinung derjenigen, die ungläubig sind. Doch wehe denjenigen, die ungläubig sind, vor dem (Höllen)feuer!“ (38: 27)

 

أَمْ نَجْعَلُ الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ كَالْمُفْسِدِينَ فِي الْأَرْضِ أَمْ نَجْعَلُ الْمُتَّقِينَ كَالْفُجَّارِ

„Oder sollen Wir etwa diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, den Unheilstiftern auf der Erde gleichstellen oder die Gottesfürchtigen den Lasterhaften?“ (38: 28)

                                

Laut dem vorherigen Vers 26 hat Gott den Propheten Davud (David) angewiesen, dass er auf der Erde gemäß dem was recht ist regiert und Urteile fällt, weil er ja der Statthalter Gottes auf der Erde ist. Im ersten Satz des Verses 27 der Sure Sad erinnert Gott daran, dass er ja die ganze Welt zu recht und nicht umsonst erschaffen hat. Also darf auf der Erde auch nur das Recht herrschen. Natürlich meinen Leute, die nicht an die Existenz Gottes und an seine Herrschaft und Vorsehung glauben, dass die Daseinsordnung überhaupt kein Ziel habe, planlos entstanden sei und auf eine unklare Zukunft zugehe. Wenn sie jedoch in das Feuer der Hölle geraten sind, wird ihnen klar werden, dass diese Denkweise von Grund auf falsch war.

                             

Aus dem nächsten Vers 28 geht hervor, dass nicht nur die Schöpfung auf Recht und Gerechtigkeit  beruht, sondern auch das Bestrafungs- und Belohnungssystem  Gottes.  Gott betrachtet diejenigen, die Gutes und  diejenigen, die Schlechtes tun,  nicht als gleich und Er behandelt sie auch nicht gleich. 

Es ist natürlich, dass diejenigen, die in Gott ihren Schöpfer und Herrn erkennen und an den Tag der Auferstehung von den Toten und das Jüngste Gericht glauben, sich  anders im Diesseits verhalten, als diejenigen, die Gott und das Jenseits leugnen. Die erste Gruppe ist bestrebt, sich und die Gesellschaft zu verbessern und die zweite versursacht Unheil über Unheil auf Erden. Die erste Gruppe bewegt sich im Rahmen der Grundsätze und Regeln, die Gott für die Menschheit festgelegt hat, und die zweite im Rahmen ihrer materialistischen und privaten Interessen.  Aus der ersten Denkweise entspringen Gottesfürchtigkeit und moralische Reinheit, während  das Ergebnis der zweiten Einstellung zur  Verbreitung von Unheil in der Gesellschaft führt.

                                   

Wir können aus diesen Versen wie folgt lernen:

Erstens: Religiös gesehen hat die Schöpfung ein Ziel und beruht auf Weisheit, während sie aufgrund nicht-religiöser Sichtweise als ziellos und zwecklos gilt und ihr  keinerlei Planung zugrunde liegen soll.

Zweitens: Weil die Daseinsordnung auf dem Recht fußt, müssen auch die Ordnung und Gesetze,  die in den menschlichen Gesellschaften herrschen, auf der Lehre vom Rechten beruhen, damit sie mit der Daseinsordnung im Einklang stehen.

Drittens: Voraussetzung für das Recht ist die Durchführung der Gerechtigkeit im Diesseits und Jenseits.  Die Guten und Schlechten in der Gesellschaft als gleich zu betrachten, entspricht nicht dem Grundsatz der Gerechtigkeit.

Viertens: Der Verstoß  gegen die göttlichen Gebote führt zur Verbreitung von Unheil auf der Erde.