Lotsen zum göttlichen Hafen (27)
In diesem Beitrag sprechen wir über die Siffin- Schlacht und weisen kurz auch noch auf die Nahrawan-Schlacht und schließlich den Märtyrertod von Imam Ali (F) hin.
Zum Schluss des letzten Teiles sagten wir, dass Ali (F) sich nach der Kamelschlacht in Kufa niederließ, um von dort aus die Machenschaften Muawiyas in Schaam, dem damaligen Syrien, besser verfolgen zu können. Zunächst schickte er Muawiya eine schriftliche Aufforderung zum Treuebündnis: In diesem Brief stand ( gemäß Kommentar zum Nahdsch-ul Balagha von Abi Al Hadid 230/1)
„Gott sei aller Preis und Dank! Das Volk hat Uthman in Wirklichkeit, ohne sich mit mir zu beraten und meine Meinung zu erfragen, ermordet und dann hat es aufgrund eigener Einigung und Beratung unter sich (auf mich eingedrängt und) mir die Treue geschworen. Sobald mein Schreiben dich erreicht, nimm der Bevölkerung den Treueeid für mich ab und schicke Delegierte von den Persönlichkeiten Schaams zu mir.“

Muawiya ging nicht auf diese Aufforderung ein. Er benutzte - wie die Leute der Dschamalschlacht die Ermordung von Uthman als Aufhänger, um zu verkünden, er werde nicht lockerlassen bis er sich an den Mördern von Utham gerächt habe. Außerdem versuchte er die Bevölkerung durch Einschüchterung dazu zu zwingen, dass sie ihm ihre Loyalität schwören und zudem rüstete er ein Heer auf, um gegen die Regierung Alis (F) in den Krieg zu ziehen und das Kalifat an sich zu reißen. Muawiya schickte Sufiyan al Ghamadi mit sechstausend Soldaten an die Ufer des Euphrat. Nach Überqueren des Euphrats drangen diese bis nach Al Anbar vor. Dort beging das Heer des Muawiya Mord und Totschlag an der wehrlosen Bevölkerung und plünderte sie aus.
Als Ali (F) davon erfuhr, hielt er in der Moschee von Kufa eine Ansprache. Er sagte (gemäß Predigt 27, Nahdschul Balagha): „Ihr Leute, wisset: Das Heer des Unrechts und Übels hat die Stadt Al Anbar angegriffen und euren Bruder Hasan ibn Hasan al Bakri, den dortigen Befehlshaber, gefangen genommen. Dieser hat nach besten Kräften gegenüber diesem unfairen Angriff Widerstand geleistet und das Wohlgefallen Gottes den weltlichen Freuden vorgezogen. Ich möchte, dass ihr unverzüglich euch erhebt und in geschlossenen Reihen dem Feind eine Lehre erteilt, dass er es nicht mehr wagt, eure Grenzen zu verletzen und für immer davon ablässt, Krieg gegen euch zu führen und euch anzugreifen.“
Doch das Volk verhielt sich nachlässig gegenüber den Warnungen Alis (F). Muawiya schickte ein weiteres Heer mit dem berüchtigten Busri Ibn Arta an der Spitze aus, um seine Gegner zu zerschlagen. Dieses Heer stürmte Gebiete im Hidschaz und in Jemen, die der Regierung Imam Alis (F) unterstanden und richteten ein weiteres Blutbad an. Als Ali von diesen bitteren Ereignissen erfuhr, rief er erneut zum Dschihad auf. Doch wieder reagierte keiner auf seinen Appell.
Muawiya wurde die Bequemlichkeit der Anhänger Alis (F) gewahr. Er schickte diesmal Soldaten in Richtung Irak. Er wollte dort Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten, damit die Iraker ihm den Treueid leisten. Seine Soldaten begannen dort zu wüten.
Ali (F) erzürnte als er davon erfuhr und wieder rief er in der Moschee (siehe Predigt 39 im Nahdschul Balaghah) zum Dschihad auf: In dieser Predigt sagte er:
„... Hier stehe ich unter euch auf, laut rufend, und ich rufe euch Hilfe suchend an, doch ihr hört weder meiner Predigt zu, noch gehorcht ihr meinen Befehlen, bis dass die Dinge die üblen Folgen erkennen lassen. Mit euch kann man keinen Aufstand machen, und keine Ziele können mit euch erreicht werden. ...“
Abgesehen von diesen Entwicklungen tauschte Ali (F) Briefe mit Muawiya aus und schickten beide Seiten Delegierte zu Verhandlungen. Ali (F) war bestrebt einen großen Krieg zu verhindern. Doch seine Anstrengungen fanden keine Echo und die Siffin-Schlacht rückte näher.
Ali (F) hatte zwar so mutige und opferbereite Helfer wie Malik Aschtar und Ammar Yasir, aber die Mehrheit scheute einen Kampf, war nicht einsichtig und nicht bereit ihrem engagierten Imam zu helfen. Die Kufaner waren erst damit einverstanden ins Gefecht zu ziehen, als sie die Gefahr des Kriegs in ihrer Nähe spürten.
Als die beiden Heeresfronten einander gegenüberstanden, sagte Ali zu seinen Soldaten: „Beginnt den Krieg nicht, es sei denn dass das Heer des Muawiya ihn als Erster beginnt. Dann seid ihr berechtigt. Wenn sie geschlagen werden, so verfolgt nicht die, die flüchten und verletzt keinen, der sich nicht verteidigen kann und tötet nicht die Verletzten. ...“
Ganz anders als Imam Ali verhielt sich Muawiya. Er befahl als erstes, den Soldaten Alis den Weg zum Euphrat zu versperren. Daraufhin ließ Imam Ali (F) seine Soldaten, den Weg zum Fluss freikämpfen, ordnete jedoch an, dass den Kriegern im feindlichen Heer nicht der Zugang zum Wasser blockiert werden darf.

Die Konfrontation zwischen beiden Heeren begann– zum einem in Form gemeinsamer Angriffe von beiden Seiten und zum anderen in Zweikämpfen. Diese bewaffneten Auseinandersetzungen fingen im Monat Dhul Hidscha im Jahre 36 nach der Hidschra und dem Mondkalender an. Doch im Monat Muharram des neuen Jahres ruhten die Waffen, weil Kriege in diesem Monat verboten sind. Sobald der Monat Safar, im Jahre 37 nach der Hidschra, begonnen hatte, brach der Krieg erneut aus und es kam zu der Schlacht von Siffin. Dank der klugen Führung Alis (F) und der Opferbereitschaft seiner treuen Helfer zeichnete sich immer mehr der Sieg seines Heeres ab und die Krieger Muawiyas standen kurz vor einer Niederlage. In diesem schicksalhaften Augenblick ersann Amr ibn Aas, der Kommandeur Muawiyas eine List. Er ließ Seiten aus dem Koran auf die Lanzen spießen, um auf diese Weise glauben zu machen, dass auch seine Leute Anhänger des Korans sind. Dadurch wollte er Zweifel an der Zulässigkeit dieses Krieges unter dem Heer Alis (F) erwecken und den Abbruch der Schlacht erreichen und damit den Sieg Alis verhindern.
Leider war er mit dieser teuflischen List erfolgreich. Einige wankelmütige und kurzsichtige Leute im Heer Alis erklärten, dass sie nicht weiterkämpfen wollten. Imam Ali (F) versuchte ihnen klar zu machen, dass er selber den Koran vorlebt und quasi den Koran verkörpert, während es sich bei den aufgespießten Seiten des Korans auf den Lanzen der Feinde nur um ein Stück Papier handle. Aber sie wollten nicht auf Ali hören und drohten, wenn er Malik Aschtar, der mit seinen Mannen bis in die Nähe des Zeltlagers von Muawiya vorgedrungen war, nicht zurückrufe, würden sie ihn umbringen, genauso wie sie Uthman umgebracht hatten. Ali (F) schickte jemandem zu Malik damit er den Kampf einstellt. Malik sagte zu ihm: „Du siehst doch, dass wir kurz vor dem Sieg stehen!“ Da fragte ihn der Bote Alis (F): „Möchtest du siegen und bei der Rückkehr feststellen, dass der Befehlshaber der Gläubigen (Imam Ali) getötet oder gefangen genommen wurde?“ Da brach Malik das Gefecht ab. Auf der Rückkehr sagte er zu den Scheinheiligen, die sich durch die List des Feindes hatten umstimmen lassen: "Ihr Leute von Irak. Ihr Leute, die ihr euch in die Schmach ergeben habt. Sie haben in dem Moment die Koranblätter auf ihren Lanzen aufgespießt als sie wussten, dass ihr siegen werdet. Es wäre gut gewesen, wenn ihr mir ein wenig Zeit gelassen hättet um zu siegen. Ihr Leute mit den hornhäutigen Spuren (der Niederwerfung vor Gott) auf der Stirn ! Ich hatte diese Spuren für Spuren der Niederwerfung vor Gott gehalten, aber nun sehe ich, dass sie Spuren der Niederwerfung vor dem Weltlichen sind.“ (siehe Tabari , Bd. 6, S. 3332)
Ali erklärte den Krieg für beendet. Es wurde abgemacht, dass beide Seiten einen Vertreter aussuchen und die beiden Vertreter eine Entscheidung treffen. Imam Ali hatte Abdullah Ibn Abbas oder Malik Aschtar als Vertreter ins Auge gefasst, aber viele derer, die die Weiterführung der Schlacht verweigert hatten, legten Einspruch gegen diese beiden ein, obwohl sie hervorragende Gläubige waren. Anstelle dessen wollten sie, dass Abu Musa Aschari die Seite Alis vertreten solle. Dabei hatte sich Abu Musa Aschari in der Vergangenheit gegen Ali aufgelehnt und Ali befand ihn nicht als geeignet die Sache der Gläubigen zu vertreten. Doch ihm wurde Abu Musa quasi als Vertreter aufgezwungen. Muawiya wählte Amr ibn Aas, der ein listiger Mann war aus. Die beiden verhandelten mehrere Monate lang. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Muawiya und Ali beide zurücktreten müssten. Amr Aas ließ Abu Musa Aschari als erstes den Schiedsspruch verkünden. Dieser verkündet ahnungslos: „So wie ich meinen Ring vom Finger abstreife, enthebe ich Ali seines Amtes als Kalifen“. Dann trat Amr Aas vor. Im Gegensatz zu dem, was er Abu Musa versprochen hatte, sagte er: Genauso wie Abu Musa Ali abgesetzt hat, enthebe auch ich ihn seines Amtes und genauso wie ich mir meinen Ring an den Finger stecke, ernenne ich Muawiya zum Kalifen!“
Da protestierte eine Gruppe derer, die den Abbruch des Krieges und unbedingt Abu Musa Aschari als Schiedsrichter gewollt hatten – sie wurden später als die Chawaridsch bekannt – und riefen: „nur Gott regiert und richtet!“ Sie kamen auf Ali (F) zugestürmt, protestierten gegen diesen Verlauf der Dinge und erklärten ihre Reue. Von Ali verlangten sie ebenso eine Reueerklärung. Aber Ali sagte: „Ich habe keine Sünde begangen, so dass ich reuevoll Umkehr machen müsste. Ihr ward es die euch hinters Licht habt führen lassen und den sicheren Sieg der Front des Rechts verhindert habt.“In dem Moment wurde diese Gruppe, genannt Chawaridsch, der Feind Alis (F). Die Chawaridsch erklärten alle , die Ali (F) verteidigten, zu Ungläubigen. Sie begannen die Anhänger Alis (F) umzubringen. Manchmal kamen sie in die Moschee von Kufa, als Ali gerade das Gemeinschaftsgebet mit den Gläubigen verrichtete. Sie zitierten einige Stellen aus dem Koran um Ali als einen Ungläubigen abzustempeln. Schließlich rief Ali diese Leute, die ungefähr 12 Tausend Mann waren, zusammen und hielt eine Rede vor ihnen. Ungefähr achttausend von ihnen ließen daraufhin von ihrer blinden Feindschaft gegen Imam Ali ab. Die restlichen viertausend erklärten ihm den Krieg. An einem Ort namens Nahrawan kam es zu der gleichnamigen Schlacht. Die meisten Chawaridsch wurden in dieser Schlacht getötet. Danach kehrte Ali nach Kufa zurück um dort erneut ein Heer aufzurüsten und endgültig Muawiya zu besiegen. Doch bald darauf haben drei der verbliebenen Chawaridsch einen dreifachen Mordanschlag geplant. Sie planten Ali (F), Muawiya und Amr ibn Aas zu ermorden. Von diesen drei Verschwörern gelang es nur Ibn Muldscham Muradi sein Vorhaben durchzuführen. Als Ali (F) in der Nacht zum 19. Des Fastenmonats Ramadans im Jahre 40 nach der Hidschra (661 n. Christus) in der Moschee von Kufa in das Gebet vertieft war, versetzte Ibn Muldscham ihm hinterrücks einen Hieb. Der Imam starb drei Tage später an den Verletzung
en und so ging der Welt ein großartiger Mensch verloren und wurde zum Märtyrer.