Mrz 12, 2019 12:58 CET

Wir besprechen heute die Sure Sad, Sure 38, weiter bis zum Vers 66. Zunächst heißt es in den Versen 59 bis 61 wie folgt:

(38: 59 – 66)                             

 

هَـٰذَا فَوْجٌ مُّقْتَحِمٌ مَّعَكُمْ ۖلَا مَرْحَبًا بِهِمْ ۚ إِنَّهُمْ صَالُو النَّارِ

„Da ist eine Schar (von Anhängern), die sich mit euch hineinstürzt.“ –(Sie werden daraufhin antworten:)   `Kein Willkomm (sei) ihnen, denn sie werden dem (Höllen)feuer ausgesetzt sein.“ (38: 59)

 

قَالُوا بَلْ أَنتُمْ لَا مَرْحَبًا بِكُمْ ۖ أَنتُمْ قَدَّمْتُمُوهُ لَنَا ۖ فَبِئْسَ الْقَرَارُ

„Sie (die Anhänger)  sagen (zu den Anführern): `Nein! Vielmehr seid ihr es! Kein Willkomm (sei) euch!  Das habt ihr uns doch bereitet – ein schlimmer Aufenthalt!`“ (38: 60)

 

قَالُوا رَبَّنَا مَن قَدَّمَ لَنَا هَـٰذَا فَزِدْهُ عَذَابًا ضِعْفًا فِي النَّارِ

„Sie sagen: `Unser Herr, erhöhe demjenigen, der uns dies bereitet hat, das (Strafmaß) als mehrfache Strafe im (Höllen)feuer.`“ (38: 61)

          

Im letzten Teil haben sie anhand von Versen in der Sure Sad über einige Strafen für die Unrechttuenden und Widersacher im Jenseits erfahren. Die obigen Verse lassen uns wissen, dass keiner von denen, die  neu die Hölle betreten, von ihren Insassen willkommen geheißen wird. Im Gegenteil: Sie werden verspottet und beschimpft.  Die Anführer des Irrglaubens rügen ihre Anhänger und diese wiederum machen  ihre Anführer dafür verantwortlich, dass sie die Hölle betreten müssen und verfluchen sie.

Die Wächter der Hölle sagen zu den Anführern von Unglauben und Götzendienst: Das sind doch die Leute, die im Diesseits eure Anhänger waren, und jetzt in Scharen nach euch ebenso das Höllenfeuer betreten müssen.  Im Leben sind sie euch gefolgt, und heute folgen sie euch auch in die Hölle und werden dem Inferno ausgesetzt sein.                     

Es ist allgemein Sitte, dass die Anwesenden an einem Ort eine neue Schar, die hinzukommt, willkommen heißen. Aber die Anführer von Unglauben und Polytheismus, die bereits die Hölle betreten mussten, werden denen, die sie neu betreten sagen: Kein Willkomm für euch in der Hölle! Und diejenigen, die die Hölle gerade betreten werden ihren Anführern sagen: Auch kein Willkomm für euch. Ihr habt uns doch so weit gebracht habt, dass wir dem Feuer der Hölle ausgesetzt werden. Und dann rufen sie zu Gott, dass er ihren Führern die Strafe verdoppelt, weil sie daran schuld seien, dass ihre Anhänger auf den Irrweg gerieten.

                                

Wir sehen welche Aussagen diese Verse beinhalten, nämlich:

Erstens: Die Hölleninsassen werden einander Vorwürfe machen und einander hassen. Sie schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe und beschimpfen und verwünschen einander.

Zweitens: Das Jenseits  ist die Verkörperung der Folgen dessen, was der Mensch im Jenseits getan hat.

Drittens: Keiner kann die eigene Sünde auf jemand anderen abschieben. Zwar haben sich die Anführer des Unglaubens und der Aufruhr gegen Gott besondere Schuld aufgeladen und verdienen noch mehr Strafe, aber deshalb fällt auf keinen Fall die Schuld ihrer Anhänger flach. Diese haben blind den Anführern von Unglauben und Unrecht gehorcht. Daran sind sie selber schuld und so kommt es, dass beide Gruppen dem Höllenfeuer ausgesetzt werden.

 

Wir sollten als nächstes die Verse 62 bis 64 der Sure Sad betrachten. Dort steht:

 

وَقَالُوا مَا لَنَا لَا نَرَىٰ رِجَالًا كُنَّا نَعُدُّهُم مِّنَ الْأَشْرَارِ

„Und sie sagen: `Wie kommt es, dass wir (gewisse) Leute nicht sehen, die wir zu den Bösewichten zählten?`“ (38: 62)

 

أَتَّخَذْنَاهُمْ سِخْرِيًّا أَمْ زَاغَتْ عَنْهُمُ الْأَبْصَارُ

„`Haben wir sie (etwa zu Unrecht) zum Gegenstand des Spottes genommen? Oder (sind sie in der Hölle und) haben die Blicke sie verfehlt?`“ (38: 63)

 

إِنَّ ذَٰلِكَ لَحَقٌّ تَخَاصُمُ أَهْلِ النَّارِ

„Das ist tatsächlich wahr (und wird geschehen): der Streit der Bewohner des (Höllen)feuers miteinander.“ (38: 64)

 

Die Hölleninsassen haben sich im Leben als bessere Menschen betrachtet und sie haben gedacht, dass die meisten Gläubigen ungebildet sind und sie sozial abgewertet.  Bei jeder Gelegenheit haben sie würdige Menschen verhöhnt und sich mit ihrem Verhalten und mit ihren Worten über sie lustig gemacht. Gemäß obiger Verse in der Sure 38  haben sie tatsächlich gedacht, dass sie – da sie nun selber zu Hölleninsassen geworden  sind –  auch die Gläubigen in der Hölle antreffen werden. Aber weil sie keinen Gläubigen im Höllenfeuer erblicken, sagen sie: Kann es sein, dass wir sie zu Unrecht verspottet haben und dass sie jetzt im Paradies weilen? Oder sind sie doch in der Hölle, nur sehen wir sie nicht?                         

Wir können übrigens bei Vers 62 eine gewisse Parallele zur Gegenwartsgeschichte ziehen. In unserer Zeit erwarten nämlich die  Anführer der Hegemonieordnung und des Imperialismus, dass die unterdrückten Völker keine Reaktion zeigen und sie ihnen ihre Kultur und Werte aufzwingen können. Und wenn eine Reihe von gläubigen Menschen, die Gerechtigkeit anstreben,  sich im Kampf gegen das Unrecht und zur Verteidigung der Unterdrückten, gegenüber den gewaltsamen Mächten erheben, dann betiteln sie sie als Bösewichte und Aufrührer, welche die internationale Ordnung stören wollen.

                     

Folgendes kann man sich merken:

Erstens:  Nicht selten kommt es vor, dass Leute im Diesseits verspottet werden, aber im Jenseits zu den Geretteten gehören. Während sie in Paradies einkehren dürfen, werden die Spötter ins Höllenfeuer befördert.

Zweitens: Wir sollten die Menschen im Leben nicht nach ihrem Äußeren beurteilen. Es kann gut sein, dass   Menschen, die im Diesseits als unbedeutend erscheinen, im Jenseits einen hohen Platz besitzen.

                           

Zum Schluss betrachten wir noch die Verse 65 und 66 der Sure Sad:

 

قُلْ إِنَّمَا أَنَا مُنذِرٌ ۖ وَمَا مِنْ إِلَـٰهٍ إِلَّا اللَّـهُ الْوَاحِدُ الْقَهَّارُ

„Sag: Ich bin nur ein Warner, und keinen Gott gibt es außer Allah, dem Einen, dem Allbezwinger,“ (38: 65)

 

رَبُّ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ وَمَا بَيْنَهُمَا الْعَزِيزُ الْغَفَّارُ 

„dem Herrn der Himmel und der Erde und dessen, was dazwischen ist, dem Allmächtigen und Allvergebenden.“ (38: 66)

                             

Nach den Versen über die Strafe der Hölleninsassen erhält der Prophet von Gott die Anweisung, den Götzendienern und Ungläubigen und ihren Anführern zu sagen, dass er sie nur warnt. Sie sollen aus dem Schicksal der Vorfahren lernen und vom Götzendienst und Unglauben ablassen. Sie sollen wissen, dass es außer dem Einen Gott keinen anderen Gott gibt und dass Gott unendliche Macht besitzt und niemand gegenüber ihm Widerstand leisten. Keiner kann jemandem gegenüber der Allmacht Gottes helfen. Gott hat Himmel und Erde erschaffen und regelt alle Angelegenheiten auf der Welt. Neben seiner einmaligen unbesiegbaren Macht ist er aber gegenüber Sündern, die Umkehr machen, sehr barmherzig und bereit zu vergeben.

              

Wir sehen:

Erstens: Frohe Kunde muss einhergehen mit Mahnung, damit die Schleier der Unachtsamkeit über der Seele beiseite weichen. Da der Mensch im Leben einigen Gefahren und  Faktoren begegnet, die ihn in die Irre führen können, können Warnung und Mahnung ihn wachrütteln und wachsam machen und ihn davor bewahren, dass er vom rechten Weg abweicht.

Zweitens: Die ganze Welt unterliegt einem einzigen Willen und einer Lenkung, nämlich dem Willen und der Lenkung Gottes. Die Macht und Planung des Herrn der Welten herrscht über das ganze Sein. 

Drittens: Gott ist sowohl unendlich mächtig als auch unendlich barmherzig.  Im Gegensatz zu den weltlichen Systemen, deren Machtinhaber in der Regel keine Vergebung und Barmherzigkeit kennen.