Teil 830: Sure Sad Vers (79- 83)
Wir besprechen dieses Mal die Verse 79 bis 83 der Sure 38, Sure Sad. Als erstes betrachten wir Vers 79, 80 und 81. Dort heißt es:
(38: 79 – 83)
قَالَ رَبِّ فَأَنظِرْنِي إِلَىٰ يَوْمِ يُبْعَثُونَ
„Er (Iblis) sagte: „Mein Herr, gewähre mir Aufschub bis zu dem Tag, da sie (die Menschen) auferweckt werden.“ (38: 79)
قَالَ فَإِنَّكَ مِنَ الْمُنظَرِينَ
„Er (Gott) sprach: „Gewiss, du gehörst zu denjenigen, denen Aufschub gewährt wird,“ (38: 80)
إِلَىٰ يَوْمِ الْوَقْتِ الْمَعْلُومِ
„bis zum Tag der bekannten Zeit.“ (38: 81)
Sie erinnern sich, liebe Hörerfreunde: Iblis hatte sich geweigert, dem Befehl Gottes zu folgen und sich vor dem Menschen niederzuwerfen. Er hatte seinen Ungehorsam gegenüber Gott nicht bereut, sondern sogar auch noch versucht, ihn zu rechtfertigen und argumentierte, dass er besser als Adam sei. Deshalb hatte ihn Gott aus den Reihen der Engel verbannt.
An der obigen Stelle in der Sure Sad heißt es nun weiter, dass der Teufel, Gott, der ihn verbannt hatte, um Gewährung einer Frist bis zum Jüngsten Tag bat. Satan wollte ein langes Leben. Er bat nicht deshalb um diese lange Frist, um seinen Ungehorsam wieder gut zu machen, sondern er hatte im Sinn, in dieser Zeit die Menschen vom rechten Weg abzubringen, um sich auf diese Weise an ihnen zu rächen. Damit beging er erneut einen Fehler. Anstatt die Schuld bei sich selbst zu suchen, war er so verblendet zu behaupten, Adam sei daran schuld, dass er, Iblis, von Gott verbannt worden war.
Gott gewährte in weiser Absicht dem Iblis diese Frist; aber nicht bis zum Jüngsten Tag sondern bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, den nur Gott kennt. Dieser Zeitpunkt kann das Ende der Menschheit sein oder auch der Tag, an dem der Letzte Hudschat (Beweis) Gottes – der Imam der Zeit (Gott möge sein Erscheinen beschleunigen) - auf der Erde zu herrschen beginnt. Vielleicht ist es auch ein anderer Zeitpunkt – Gott alleine weiß es!
Wir können noch Folgendes anmerken:
Erstens: Es war die Hochmütigkeit des Iblis, die ihn veranlasste, um eine Frist für die Rache am Menschen zu bitten, anstatt nach Gottes Vergebung zu suchen.
Zweitens: Es ist für Gott keine Schwierigkeit einigen ein langes Leben zu geben. Wenn immer er damit eine weise Absicht verfolgt – verlängert er jemandem das Leben, ob dieser Jemand rechtschaffen ist oder sündig.
Drittens: Das Problem Iblis bestand nicht im Mangel an Gotterkenntnis oder Kunde über den Jüngsten Tag. Vielmehr ist die Ursache für seine Abtrünnigkeit in seinem hochmütigen Geist, seinem Selbstdünkel und seiner Verbohrtheit zu suchen. Eine solche Einstellung brachte ihn soweit, dass er sich gegen Gott auflehnte und Seinen Befehl nicht befolgte.
Wir wollen uns auch noch die nächsten beiden Verse ansehen. Die Verse 82 und 83 der Sure 38, Sure Sad:
قَالَ فَبِعِزَّتِكَ لَأُغْوِيَنَّهُمْ أَجْمَعِينَ
„Er (Iblis)sagte: `Nun, bei Deiner Macht, ich werde sie allesamt ganz gewiss auf Abwege führen`,“ (38: 82)
إِلَّا عِبَادَكَ مِنْهُمُ الْمُخْلَصِينَ
„außer Deinen aufrichtigen Dienern (unter ihnen).“ (38: 83)
Satan hatte also von Gott ein langes Leben erbeten. Er schwor, dass er diese Frist dafür nutzen wolle, die Menschen vom rechten Weg abzubringen und zu verführen.
Iblis schwor sogar bei der Macht Gottes, dass er dies tun wird! Sein Anspruch, er könne alle Menschen verführen, zeugt ebenfalls für seine Hochmütigkeit gegenüber Gott und dafür, dass er den Menschen für ein schwaches Wesen hält. Satan kann gemäß dem Inhalt des Korans gar nicht den Menschen zwingen, dass er ihm folgt und nur diejenigen, die das freiwillig tun, geraten auf den Irrweg. Der Mensch hat einen freien Willen und kann gegenüber den Verführungen Satans Widerstand leisten. Im Vers 20 der Sure 34 (Saba) wird auf eine Gruppe von Gläubigen hingewiesen, die Satan nicht gefolgt sind.
Satan hat selber nach seiner generalisierenden Behauptung, alle Menschen in die Irre zu führen, eingeräumt, dass er nicht an die aufrichtigen Diener Gottes herankann. Selbstverständlich sind die Propheten und Imame aufrichtige Gottesdiener. Sie sind rein von jeder Sünde und daher werden sie auch makellos und unfehlbar genannt. Die Wahrhaftigkeit der anderen Menschen hängt davon ab, inwieweit sie sich von der Liebe zum Weltlichen freigemacht haben. Je reiner sie von der Weltenliebe sind, desto sicherer sind sie vor den Verführungen Satans.
Es existieren verschiedene Ansichten darüber, dass Gott Iblis, sprich Satan, eine Frist gewährt hat, in der er die Menschen in die Irre führen kann. Wir können diese Kommentare nicht alle anführen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Gott den Menschen als Wesen mit Entscheidungsfreiheit erschaffen hat. Dies impliziert, dass dem Menschen verschiedene Wege gegenüber liegen, und er sich für einen davon entscheiden kann bzw. muss. Dazu kommt, dass Gott möchte, dass der Mensch sich vervollkommnet, die Vervollkommnung jedoch Anstrengung und Standhaftigkeit voraussetzt.
Zum Beispiel, muss sich jemand, der sein Wissen vervollkommnen will, anstrengen und einige Härten und Mühen auf sich nehmen, um sein Ziel zu erreichen. Ähnlich erfordert das innere spirituelle Wachstum des Menschen auch eine Standhaftigkeit, nämlich die Standhaftigkeit gegenüber eigenwilligen rebellischen Neigungen. Man bedenke, dass Satan mit seinen Versuchungen ständig die Triebe und das egoistische Wünschen des Menschen provoziert. Einige charakterlich schwache Menschen liefern sich natürlich diesem Verführer (dem Teufel) aus und oftmals schließt sich jemand sogar seinen Horden an.
Wir können abschließend noch Folgendes vermerken:
Erstens: Der Mensch ist sein Leben lang der Gefahr des Satans ausgesetzt und er darf nie denken, dass er vor ihm sicher sei. Iblis, der Satan , hat nämlich geschworen, dass er alle in die Irre führen wird.
Zweitens: Manchmal ist eine Sünde die Einleitung zu größeren Sünden. Satan hatte eine Sünde begangen und den göttlichen Befehl zur Niederwerfung vor Adam nicht befolgt. Dies war eine Sünde, die zu einer noch größeren Sünde führte, nämlich dass er sich vornahm, die ganze Geschichte hindurch die Menschen zu verführen.
Drittens: Um vor den Fallstricken des Iblis und seiner Verführung sicher zu sein, ist es notwendig, das Herz von allem frei zu machen, was nicht Gott ist und nur noch in ausschließlicher Gottesliebe und Gottergebenheit zu handeln.