Mrz 23, 2019 09:20 CET

Wir sprechen zurzeit über das Leben und die politische Vorgehensweise Imam Hasans (F). Sie hatten beim letzten Mal erfahren, dass die Chawaridsch den Imam aus dem Islam exkommuniziert hatten. Diese Extremisten  stürmten das Zelt des Imams im Feldlager und rissen ihm sogar den Gebetsteppich unter seinen Füßen weg.

 

Imam Hasan (F) bestieg sein Pferd und wollte begleitet von einigen seiner Helfer das Zeltlager verlassen. Da kam einer der Chawaridsch mit Dolch und Lanze auf ihn zu gerannt  und verletzte den Imam schwer. Die Dolchspitze drang bis zum Fußknochen des Imams vor.   Seine Helfer brachten ihn nach Madain zu Said ibn Masud Thaqafi,  einem Getreuen Imam Alis (F).  Unterdessen munterte eine Gruppe von Stammesführern  Muawiya in einem  Brief heimlich auf, mit seinem Heer in den Irak einzudringen. Sie  versprachen Muawiya die Festnahme und Auslieferung von Imam Hasan (F). Muawiya schrieb an Imam Hasan(F): „Wie willst du mit solchen Leuten gegen mich in den Krieg ziehen?“

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Muawiya schickte einige Leute, die bei der Bevölkerung Ansehen und Vertrauen genossen, zum Imam. Sie trafen sich in dem Zeltlager in Madain mit Imam Hasan( F) und als sie das Zelt des Imams verlassen hatten, behaupteten Imam Hasan habe mit Muawiya Frieden geschlossen. Sie verkündeten: Gott hat durch den Nachkommen Seines Propheten (S) die Zwietracht beseitigt und das Feuer des Krieges gelöscht. Hasan ibn Ali hat mit Muawiya Frieden geschlossen und das Leben der Menschen bewahrt.“

In der Tat blieb jedoch für den Imam kein anderer Ausweg mehr als der Friedensschluss. Denn drei Befehlshaber des Imams hatten sich nacheinander von Muawiya einschüchtern und bestechen lassen und sich dem Feind angeschlossen. Außerdem hatten die Chawaridsch Einfluss im Heer von Imam Hasan gewonnen und ihn als Ungläubigen exkommuniziert. Zudem waren viele im Heer des Imams wankelmütig und einige Stammesführer hatten Muawiya die Treue geschworen, während angebliche Freunde, die in Wahrheit Feinde waren, einen Nervenkrieg vom Zaun brachen.

Muawiya brauchte zur Stabilisierung seiner Macht und Erreichung seiner Ziele vor allen Dingen eine friedliche Atmosphäre.  Daher hat er Imam ein Schreiben geschickt und erklärt, er sei bereit allen Vorschlägen des Imams für einen Friedensvertrag nachzukommen. Imam Hasan hat diese Gelegenheit genutzt, um wichtige Bedingungen für den Friedensvertrag zu stellen und Muawiya das Versprechen abzunehmen, dass er sich an die Bedingungen des Friedensschlusses hält.

       

Der Friedensvertrag bestand aus fünf Abschnitten. Er beinhaltete, dass Hasan Ibn Ali (F) auf die Regierung verzichtet, unter der Bedingung dass Muawiya gemäß dem Heiligen Koran und der Sunna- der Vorgehensweise - des Propheten (S) regiert.  Außerdem sollte nach Muawiya das Kalifat auf Hasan ibn Ali (F) übergehen und falls ihm etwas zugestoßen war, auf seinen Bruder Husain Ibn Ali (F) übergehen. Muawiya war laut Vertrag nicht berechtigt einen Nachfolger für sich zu bestimmen. Die Beschimpfung von Imam Ali, dem Fürsten der Gläubigen (F) in den Moscheen musste eingestellt werden  und es sollte nur noch gut von ihm gesprochen werden.  Teile des  Bait-ul-Mal – der Volkskasse in Kufa -  mussten aus der Beschlagnahmung der Regierung von Muawiya freigegeben und unter Aufsicht von Imam Hasan (F) für das Wohl der Muslime verwendet werden. Zudem musste Muawiya gemäß Friedensvertrag einen Teil  der  Steuereinnahmen der Stadt Darabgerd  unter den Hinterbliebenen der Märtyrer, die während der Kamelschlacht und der Siffin-Schlacht auf der Seite von Imam Ali (F) getötet worden waren, verteilen.  Muawiya musste versprechen, dass die Einwohner in Schaam, Irak, Hidschaz und Jemen vor seinen Sicherheitsbeamten verschont bleiben und sie nicht wegen einer früheren Tätigkeit gegen die Muawiyah-Regierung verfolgt werden. Muawiya hatte gemäß Vertrag allen Helfern Alis (F) überall Sicherheit zu gewähren  und er durfte keinerlei Übergriffe auf das Leben und Hab und Gut und Familie der Anhänger (Schiiten)Alis (F) ausüben. Ihr Eigentum durfte nicht beschlagnahmt werden und Muawiya und seine Leute durften keinerlei Gefahr für Hasan Ibn Ali (F) und seinen Bruder Husain (F) hervorrufen.

 

Muawiya schwor bei Gott,   alle Punkte des Friedensschlusses zu beachten und renommierte Persönlichkeiten bezeugten sein Versprechen.

 

Der Inhalt des Vertrages demonstriert, dass Imam Hasan (F) trotz des Verrates, den seine Helfer und Befehlshaber begangen hatten, eine Machtposition in diesem Vertrag bezog. Er räumte in diesem Vertrag Muawiya keinerlei Privilegien  ein, sondern bedingte sich aus, dass Muawiya niemals mit Fürst der Gläubigen bezeichnet wird  und niemals als Zeuge auftritt. So kam es, dass Muawiya nach Abschluss des Friedensvertrags das Gefühl überkam, auf allen Linien entwaffnet und jeglicher exekutiver Macht beraubt worden zu sein. Daher bereute er das Abkommen und nahm sich vor, es nicht zu beachten.

Er machte sich in Richtung des Feldlagers Nachliah auf den Weg. Dort verrichtete er mit den anderen das Freitagsgebet. In seiner Freitagsgebetansprache sagte er: „Bei Gott! Ich habe nicht gegen euch Krieg geführt, damit ihr das Gebet verrichtet, fastet und den Hadsch durchführt und Zakat zahlt, denn ihr pflegt diese Werke. Ich habe euch deswegen bekämpft, damit ich die Macht in die Hand nehme und Gott hat mir diesen Wunsch erfüllt, auch wenn es für euch unerfreulich ist. Wisset, dass ich Hasan ibn Ali Dinge versprochen und mit ihm ein Abkommen geschlossen habe, aber ich stelle meinen Fuß nun auf alle diese Vereinbarungen und richte mich nach keiner von ihnen.“

Hätte Muawiya sich nach dem Inhalt des Friedensabkommens gerichtet, dann wären alle Ziele des Imams mit der Zeit erreicht worden.  Denn im Gegensatz zu Muawiya ging es dem Imam nicht nur darum zu regieren, sondern sein eigentliches Ziel war die Durchführung der Gesetze des Islams und der Leitung der Gesellschaft aufgrund der konstruktiven Lehren des wahren Islams des Propheten (S). Er wollte damit die ideale Gesellschaft des Propheten aufbauen und alle üblen Spuren der Fälschungen, die die Umayyaden hervorgerufen hatten, beseitigen. Wir können an diesem Friedensschluss eindeutig die kluge Politik Imam Hasans ablesen. Er konnte mit den Bedingungen die er für den Friedensvertrag forderte, und von denen er wusste, das Muawiya sie nicht einhalten würde, das wahre Gesicht dieses Herrschers entlarven und zugleich  seine eigenen islamischen Ziele der Öffentlichkeit und der nachfolgenden Generationen vorstellen.

Trotzdem gab es damals und gibt es heute immer noch Leute, die,  ganz bewusst oder gedankenlos, den klugen Schritt Imam Hasans (F) in Frage stellen und ihm vorwerfen, dass er sich vor dem Krieg gedrückt hätte.  Dies obwohl Imam Hasan wirksam an der Dschamal- und der Siffin-Schlacht teilgenommen und nach dem Märtyrertod Alis (F) alles getan hatte, um Muawiya zu bekämpfen. Hätte er genug treue Helfer gehabt, die ihn nicht verraten, dann hätte er diesen Kampf mit Sicherheit bis zum endgültigen Sieg fortgesetzt. 

Auch Muawiya dachte, Imam Hasan habe seinen Friedensvorschlag angenommen um sich aus dem Kriegsschauplatz zurückzuziehen. Als er erfuhr dass einige der Chawaridsch gemeutert hatten, hat er – bevor Imam von Kufa nach Medina  zurückkehrte -  einen Brief an ihn geschrieben und ihn aufgefordert die Chawaridsch zu bekämpfen. Der Imam erzürnte über diesen Vorschlag und um klarzumachen dass Muawiya in Sachen des Friedens irrt erwiderte er Muawiyas Vorschlag wie folgt:  „Ich habe mich des Krieges gegen dich enthalten, um den Islam und das Leben der Muslime zu schützen, und habe nicht vor, an deiner Stelle und in Vertretung von dir deine Feinde zu bekämpfen. Wenn es einen Kampf geben soll, dann werde ich vor allen anderen als erstes dich bekämpfen und den Kampf gegen dich betrachte ich als  notwendiger als Krieg gegen die Chawaridsch und ziehe ihn vor.“

 

Es muss erwähnt werden,  dass die menschenfreundliche Kultur des Islams den Frieden als vorrangigen Grundsatz betrachtet, und so weit wie möglich einen Krieg meidet.  Imam Hasan ist zu dem Ergebnis gekommen,  dass er durch die militärische Auseinandersetzung nicht seine edlen Ziele umsetzen kann und die bessere Alternative ein machtvoller  Friedensschluss ist. Imam Hasan (F) hat in dem Friedensabkommen mit den Bedingungen die er stellte, eine Position bezogen, durch  die Position des Muawiya geschwächt wurde.  Ganz abgesehen von  dem sinnlosem Blutvergießen eines Krieges   hätte das dabei entstandene  Chaos in den Muslimgebieten den Feinden des Islams eine Gelegenheit geboten, diese Gebiete anzugreifen und Islam und Muslime zu vernichten. 

Imam Hasan (F) hat durch den Friedensschluss und Verhinderung eines Krieges innerhalb des Islamischen Reiches solche Pläne der externen Feinde vereitelt. Zur Verdeutlichung erinnern wir daran, dass das Oströmische Reich einer der großen Feinde des Islams war  und viele Schläge seitens des starken Heeres der Muslime hatte einstecken müssen. Daher wartete es auf einige günstige Gelegenheit, um sich zu rächen. Als die Byzantinischen Herrscher davon erfuhren, dass Muawiya und Imam Hasan gegeneinander in den Krieg gezogen waren, spürten sie die Gelegenheit zur Rache,  auf die sie gewartet hatten, gekommen.

In dieser gefährlichen Lage war es die verantwortungsvolle Aufgabe  Imam Hasan (F) den Islam  und das Leben der Muslime zu schützen. Durch den  Friedensschluss mit Muawiya hat er eine große Gefahr von der Islamischen Welt abgewendet. 

                         

 

Doch der machtgierige Muawiya hat im Widerspruch zu dem Friedensabkommen, seinen Sohn Yazid, der nicht die geringste Eignung für das Kalifat mit sich brachte, zu seinem Nachfolger gewählt. Solange Imam Hasan lebte, (F) konnte er allerdings diesen üblen Vertragsbruch nicht umsetzen.  Daher ersann Muawiya eine List. Er bestach Dsch`ada,  die Ehefrau des Imams mit 100 Tausend Drachmen, damit sie den Imam vergiftet.

Nach dem Märtyrertod von Imam Hasan ging das Imamat – gemäß Gottes Willen, auf seinen Bruder Husain ibn Ali (F) über..