Apr 28, 2019 15:20 CET

Wir habenmit der Besprechung der Sure 39 begonnen. In dieser Sure namens Zumar heißt es im Vers 7 weiter:

(39: 7- 8)    

 

إِن تَكْفُرُوا فَإِنَّ اللَّـهَ غَنِيٌّ عَنكُمْ ۖ وَلَا يَرْضَىٰ لِعِبَادِهِ الْكُفْرَ ۖ وَإِن تَشْكُرُوا يَرْضَهُ لَكُمْ ۗوَلَا تَزِرُ وَازِرَةٌ وِزْرَ أُخْرَىٰ ۗ ثُمَّ إِلَىٰ رَبِّكُم مَّرْجِعُكُمْ فَيُنَبِّئُكُم بِمَا كُنتُمْ تَعْمَلُونَ ۚ إِنَّهُ عَلِيمٌ بِذَاتِ الصُّدُورِ

„Wenn ihr ungläubig seid, (so wisset:) Allah ist eurer unbedürftig, obgleich Er mit dem Unglauben für Seine Diener nicht zufrieden ist. Wenn ihr aber dankbar seid, ist Er damit zufrieden für euch. Und keine lasttragende (Seele) nimmt die (Sünden-)Last einer anderen auf sich. Hierauf wird eure Rückkehr zu eurem Herrn sein. Dann wird Er euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. Gewiss, Er weiß über das Innerste der Brüste Bescheid.“ (39: 7)

                                           

Wir haben gesehen, dass die Sure Zumar zuvor den Segen Gottes am Beispiel  der Erschaffung des Menschen und des Viehs vor Augen führte. Im obigen Vers 7 dieser Sure geht es nun um die Dankbarkeit. Einige sind sich der Gaben Gottes bewusst  und Ihm immer dafür dankbar. Aber es gibt auch Leute, die zwar diese Geschenke laufend nutzen, ohne sich jedoch bewusst zu sein, woher sie stammen. Einige denken  sogar, dass die Gaben, die ihnen zur Verfügung stehen,  gar nicht von Gott kämen. Sie meinen, dies sei ausschließlich die Frucht ihrer eigenen Anstrengungen. So kommt es, dass sie sich nicht dankbar dafür zeigen.

Zugleich liegt es auf der Hand, dass Gott gar nicht des Dankes der Menschen bedarf. Das bedeutet: Selbst wenn alle Menschen auf der Erde nicht mehr an Gott glauben und Ihn leugnen oder wenn keiner von ihnen mehr Gott dankt, kann es Ihm  überhaupt nichts anhaben. Allah bedarf noch nicht einmal  unserer Existenz und er bedarf schon gar nicht unserer Dankbarkeit. Er ist auf nichts und niemanden angewiesen.

 

Wenn Gott Seine Diener angewiesen hat, für die göttlichen Gaben zu danken, dann also nicht aus einem Bedürfnis heraus sondern deswegen, weil es für  die Menschen selber gut ist. Der Geist der Dankbarkeit bringt den Menschen nämlich moralisch und spirituell weiter. Der Koran hat daher nicht nur dazu angewiesen, Gott zu danken sondern auch in einem Atemzug gesagt,  dass der Mensch sich auch dankbar zu seinen  Eltern verhalten soll. So heißt es im Vers 14 der Sure Luqman (Sure 31):

أَنِ اشْکُرْ لِی وَ لِوالِدَیْکَ

 „Sei Mir und deinen Eltern dankbar...“

                                

Im Anschluss an obige Worte im Vers 7 der Sure Zumar wird ein allgemeiner Grundsatz angesprochen, der für das Verhalten des Menschen gilt, und zwar heißt es: Jeder trägt selber die Verantwortung für sein Tun und muss dafür Rede und Antwort stehen.  Keiner kann eine Schuld auf einen anderen abwälzen. Gott wird am Jüngsten Tag niemals jemandem eine Sünde abnehmen und sie jemandem anderen auf die Schultern legen. Am Jüngsten Tag  wird Gott aufgrund seiner absoluten Kenntnis  über das Innerste jedes einzelnen Menschen und über sein gesamtes Verhalten, Sein absolut gerechtes Urteil fällen.

                                       

Wir können in diesem Zusammenhang uns wie folgt einprägen:

Erstens: religiöse Anweisungen wie das Gebot zur Verrichtung des Gebetes und zum Fasten sind auf keinen Fall Zeichen dafür, dass Gott unsere Gottesdienste bräuchte. Ähnlich wie die Übungen und Hausaufgaben, die ein Lehrer für seine Schüler festlegt, damit sie etwas lernen und weiterkommen, dienen die Gebote Gottes dazu, dass der Mensch sich geistig-seelisch weiterentwickelt.

Zweitens: Gott behandelt Seine Diener aufgrund Seiner göttlichen Gerechtigkeit. Jeder erhält entsprechend seiner Taten den Lohn bzw. die Strafe. Vor dem Göttlichen Gericht können irgendwelche irdischen Beziehungen nichts mehr bewirken.

Drittens: Gott ist genau über unsere inneren Absichten im Bilde. Er bewertet unser Tun aufgrund dieser Absichten.

 

                                 

Als nächstes lesen wir im Vers 8 der Sure Zumar, Zumar 39:

 

وَإِذَا مَسَّ الْإِنسَانَ ضُرٌّ دَعَا رَبَّهُ مُنِيبًا إِلَيْهِ ثُمَّ إِذَا خَوَّلَهُ نِعْمَةً مِّنْهُ نَسِيَ مَا كَانَ يَدْعُو إِلَيْهِ مِن قَبْلُ وَجَعَلَ لِلَّـهِ أَندَادًا لِّيُضِلَّ عَن سَبِيلِهِ ۚ قُلْ تَمَتَّعْ بِكُفْرِكَ قَلِيلًا ۖ إِنَّكَ مِنْ أَصْحَابِ النَّارِ

„Und wenn dem Menschen Unheil widerfährt, ruft er seinen Herrn an, indem er sich Ihm reuig zuwendet. Wenn Er ihm hierauf Gunst von Sich gewährt, vergisst er, worum er zuvor  angerufen hat, und er stellt Allah andere als Seinesgleichen zur Seite, um (die Menschen) von Seinem Weg ab in die Irre zu führen. Sag: Genieße deinen Unglauben ein wenig; du gehörst ja zu den Insassen des (Höllen)feuers.“ (39: 8)

                               

Im Anschluss an den vorherigen Vers über Dankbarkeit und Undankbarkeit der Menschen  bringt Gott ein Beispiel  für Undankbarkeit. Einige beten, wenn sie im Leben einem größeren Problem -  zum Beispiel einer schweren körperlichen Erkrankung oder einem großen finanziellen Engpass - begegnen, sehr intensiv zu Gott und bitten  ihn, dass Er ihr Problem beseitigt und dass er ihnen vergeben möge, wenn dieses Problem durch eine Sünde oder ein Versäumnis verursacht wurde. Aber einige von ihnen  vergessen, wenn Gott  ihnen aus der Klemme geholfen hat und ihnen erneut Gnade gewährt,  dass Er ihr gnadenreicher Herr ist.  Sie vergessen einfach, dass Gott ihr Gebet erhört und die vorherigen Schwierigkeiten  für sie beseitigt hat und widmen sich unachtsam ganz den irdischen Belangen. Manchmal tauchen sie dabei so sehr in das irdische Leben ab, dass sie sogar Gott selber vergessen und denken, irgendein anderer oder etwas anderes würde anstelle von Gott die Dinge in ihrem Leben lenken.  Daraufhin beginnen sie auch noch andere zu ihrer falschen Ansicht einzuladen und führen auch sie in die Irre.

                      

Folgendes möchten wir gerne abschließend feststellen:

Erstens: Ein vorübergehender, sozusagen „saisonaler“ Glaube liegt vor, wenn der Mensch sich nur in einer Notlage an Gott wendet, während er ansonsten   im Leben nicht an Gott denkt. Ein solcher Glaube zählt aber nicht.

Zweitens:  Probleme erschweren dem Menschen zwar das Leben, aber sie haben auch ihren Vorteil. Einer ihrer wichtigsten Vorteile ist der, dass der Mensch aus dem Schlummer der Achtlosigkeit wachgerüttelt und auf Seinen Ursprung und Seine Zukunft aufmerksam gemacht wird.

Drittens: Menschen mit  schwachem spirituellen Potential vergessen, wenn es ihnen wieder gut geht, schnell vorherige Probleme und die Bedeutung des Allmächtigen bei deren Lösung.

Viertens: Nicht jeder  Lebensgenuss ist  ein Zeichen für wahres Glück. Oftmals genießen die Leugner Gottes und der Religion zahlreiche weltliche Gaben. Doch die Freuden in dieser Welt sind absolut geringfügig gegenüber den Freuden des Jenseits,  von denen sie nichts verspüren werden ...