Teil 837: Sure Zumar (Die Scharen) Vers (17- 21)
In diesem Teil aus der Reihe „In Richtung Licht“ wird es um die Verse 17 bis 21 der Sure Zumar, Sure 39, gehen. Wir beginnen mit den Versen 17 und 18:
(39: 17- 21)
Dort heißt es:
وَالَّذِينَ اجْتَنَبُوا الطَّاغُوتَ أَن يَعْبُدُوهَا وَأَنَابُوا إِلَى اللَّـهِ لَهُمُ الْبُشْرَىٰ ۚ فَبَشِّرْ عِبَادِ
„Diejenigen aber, die die falschen Götter meiden, um ihnen nicht zu dienen, und sich Allah reuig zuwenden, für sie gibt es die frohe Botschaft. So verkünde frohe Botschaft Meinen Dienern,“ (39: 17)
الَّذِينَ يَسْتَمِعُونَ الْقَوْلَ فَيَتَّبِعُونَ أَحْسَنَهُ ۚ أُولَـٰئِكَ الَّذِينَ هَدَاهُمُ اللَّـهُ ۖ وَأُولَـٰئِكَ هُمْ أُولُو الْأَلْبَابِ
„die auf das Wort hören und dann dem Besten davon folgen. Das sind diejenigen, die Allah rechtleitet, und das sind diejenigen, die Verstand besitzen.“ (39: 18)
Auch hier nimmt der Koran wieder eine Gegenüberstellung vor. Und zwar hat er vorher, wie wir letztes Mal erfuhren, von den Götzendienern gesprochen, die aus blindem Eifer und aus Eigensinn nicht bereit waren, die Wahrheit zu akzeptieren und sich zu dem Einen Gott zu bekennen. Darauf folgen nun die obigen Verse über die Wahrheitssuchenden, welche einsichtig sind in die Wahrheit, sich zu ihr bekennen und reuevoll zu Gott zurückkehren. Gott wird sich ihrer erbarmen.
Wahrer Gottglauben ist nur möglich, wenn der Mensch sich völlig von der Anbetung alles anderem außer Gott lossagt. Es spielt keine Rolle, ob es sich dabei um Götzenstatuen aus Holz und Stein handelt oder die Befolgung und Vergötterung des eigenen Ichs und seiner Neigungen, oder ob man üblen, ungerechten Herrschern gehorcht. In Koran ist vor der Abwendung von „Taghut“ die Rede. Dieses Wort stammt von dem Wort Taghian – nämlich Maßlosigkeit- und in der Terminologie des Korans bedeutet die Enthaltung von Taghut die Enthaltung vom Dienst an den Götzen, zu denen auch der Götze des eigenen Egos zählt. Die Enthaltung von Taghut bedeutet ebenso, dass man sich nicht den unrechten Herrschern und gewaltsamen Herrschsüchtigen und Abgottregimes beugen darf.
Dann beschreibt Gott im Vers 18 die Eigenschaften einer besonderen Gruppe von Gottesdienern, die blinden Eifer beiseite lassend, den verschiedenen Worten zuhören und mit Hilfe von Vernunft und Weisheit, das Beste davon auswählen. Ihnen dürstet nach der Wahrheit und überall wo sie sie finden, begrüßen sie sie von ganzem Herzen und schöpfen aus dieser Quelle. Sie suchen nicht nur nach der Wahrheit, sondern wählen sich unter den verschiedenen Worten immer das Beste heraus und befolgen es.
Gemäß diesem Vers sollen die Muslime frei denken und sich in allen Angelegenheiten aufgrund von Überlegung optimal entscheiden. Verständige Menschen wehren kein wahres Wort ab. Sie hören zu und wenn sie die Wahrheit erkannt haben, beugen sie sich ihr. Dies ist ein Zeichen für Vernunft und Einsicht.
Der Koran sagt, dass sie von Gott rechtgeleitet wurden und Verstand besitzen.
Wir möchten vier Anmerkungen zu dieser Stelle in der Sure Zumar machen:
Erstens: Eine Bedingung für wahren Gottesglauben besteht auch darin, sich nicht der Herrschaft von Abgottregimes und Widersachern Gottes zu unterwerfen und sich von ihnen fernzuhalten.
Zweitens: Wenn wir uns verschiedenen Aussagen gegenübersehen, sollten wir auf den Inhalt achten und nicht darauf, wer der Sprecher ist und welchen sozialen Status er einnimmt. Dann sollten wir uns für die beste von allen Aussagen entscheiden.
Drittens: Zwischen Vernunft auf der einen und der Offenbarung und den religiösen Lehren auf der anderen Seite existiert kein Widerspruch. Beide sind Gott gegebene Beweise und Wegweiser für die Menschheit in Richtung Glück und Rettung.
Viertens: Der Islam befürwortet das freie Denken und die bewusste Wahl des Lebensweges aufgrund von Vernunft und Logik.
Die Verse 19 und 20 der Sure Zumar lauten:
أَفَمَنْ حَقَّ عَلَيْهِ كَلِمَةُ الْعَذَابِ أَفَأَنتَ تُنقِذُ مَن فِي النَّارِ
„Ist denn der, gegen den das Strafurteil fällig geworden ist (in der Lage zu entkommen)? Kannst du etwa den retten, der im Feuer ist?“ (39: 19)
لَـٰكِنِ الَّذِينَ اتَّقَوْا رَبَّهُمْ لَهُمْ غُرَفٌ مِّن فَوْقِهَا غُرَفٌ مَّبْنِيَّةٌ تَجْرِي مِن تَحْتِهَا الْأَنْهَارُ ۖوَعْدَ اللَّـهِ ۖ لَا يُخْلِفُ اللَّـهُ الْمِيعَادَ
„Aber diejenigen, die ihren Herrn fürchten, für sie wird es Gemächer (im Paradies) geben, über denen (andere) Gemächer gebaut sind, unterhalb derer Flüsse strömen. (Das ist) Allahs Versprechen. Allah bricht nicht, was Er versprochen hat.“ (39: 20)
Prophet Mohammad (Der Segen Gottes sei auf ihm und Friede seinem Hause) hätte gerne alle Menschen auf den rechten Weg geführt und gerettet, auch diejenigen, die auf dem Irrweg waren und die Götzen anbeteten. Ihre Abweichungen bedrückten ihn sehr. Daher fragt Gott ihn im Vers 19 der Zumar: Kannst du denn jemanden der aufgrund seiner falschen Entscheidung den Weg zur Hölle geht, aus dem Feuer retten?
Der Prophet wird dies nicht können. Diejenigen, die alle Verbindungen zu Gott abgebrochen haben, finden keine Rettung. Selbst der Prophet kann dies nicht verhindern.
Im Gegensatz zu den Abgeirrten werden diejenigen, die glauben und Gott fürchten, im Jenseits auf einem hohen Platz stehen. Ihnen steht in den Gärten und Palästen des Paradieses eine Überfülle von Segensgaben zur Verfügung. Das Leben im Paradies ist frei von jeder Art von Leid, Kummer und Sorge und seine Bewohner genießen absolute Sicherheit und ungetrübtes Glück.
Wir lernen demnach:
Erstens: Der wichtigste Auftrag der Propheten besteht darin, die Menschen in Richtung Recht und Wahrheit zu lenken und ihnen den richtigen Lebensweg zu zeigen. Seligwerdung und Rettung der Menschen liegen jedoch nicht in der Hand der Propheten. Seligwerdung und Rettung eines jeden hängen nämlich von seinem eigenen Verhalten ab.
Zweitens: Wer sich durch Verbohrtheit und Eigensinn selber den Weg zur Erkenntnis der Wahrheit versperrt, der blockiert sich dadurch in Wirklichkeit mit eigenen Händen den Weg zur Rettung.
Drittens: Wenn wir an Gott glauben, dann müssen wir auch von seinen Verheißungen über Paradies und Hölle überzeugt sein, sie ernstnehmen und dementsprechend auf unser Verhalten und unsere Werke achten.
Es folgt der Vers 21 der Sure Zumar, Sure 39:
أَلَمْ تَرَ أَنَّ اللَّـهَ أَنزَلَ مِنَ السَّمَاءِ مَاءً فَسَلَكَهُ يَنَابِيعَ فِي الْأَرْضِ ثُمَّ يُخْرِجُ بِهِ زَرْعًا مُّخْتَلِفًا أَلْوَانُهُ ثُمَّ يَهِيجُ فَتَرَاهُ مُصْفَرًّا ثُمَّ يَجْعَلُهُ حُطَامًا ۚ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَذِكْرَىٰ لِأُولِي الْأَلْبَابِ
„Siehst du nicht, dass Allah vom Himmel Wasser herabkommen und es dann als Quellen die Erde durchziehen lässt? Hierauf bringt Er damit Pflanzen von unterschiedlichen Arten hervor. Hierauf lässt Er sie (wachsen und dann) austrocknen, und da siehst du sie gelb werden. Hierauf macht Er sie zu zermalmtem Zeug. Darin ist wahrlich eine Ermahnung für diejenigen, die Verstand besitzen.“ (39: 21)
Nach der kurzen Gegenüberstellung des sehr unterschiedlichen Ausgangs von Ungläubigen und Gläubigen, kehrt der Koran wieder zu dem Thema der Alleinigkeit Gottes zurück. Von den vielen Beweisen für die Alleinherrschaft Gottes führt er die Herabsendung von Regen aus dem Himmel an. Das Leben auf der Erde hängt nämlich von diesen Niederschlägen ab. Das Meereswasser verdunstet, es bilden sich Wolken und diese werden durch den Wind aufs Festland gesteuert, so dass schließlich aus diesen Wolken Schnee und Regen über den verschiedenen Gebieten herabfallen. Gäbe es diesen Gott gewollten Mechanismus nicht, so wäre die Erde zum größten Teil eine trockene Wüste und die Fortsetzung des Lebens wäre sehr schwierig, wenn nicht unmöglich.
Selbst die Küstenbewohner könnten nicht oder nicht genug Wasser für die Landwirtschaft oder zum Trinken besorgen, da das Meereswasser einen hohen Salzgehalt hat und man nur mit großen Unkosten aus ihm Süßwasser gewinnen kann. Die Landwirtschaft wäre wegen ihrem hohen Wasserbedarf bei der kostspieligen Entsalzung von Meereswasser überhaupt nicht mehr rentabel.
Doch das Problem wurde in der Natur auf wunderbare Weise gelöst, denn wenn Meereswasser verdunstet und sein Dunst zur Wolkenbildung hochsteigt, werden Salze und weitere Stoffe ausgeschieden und wird das Wasser für die Niederschläge auf dem Festland auf diese Weise gefiltert und dann gereinigt für den Verbrauch zur Verfügung gestellt. Zweifelsohne haben wir hier wieder die weise Planung des Schöpfers vor uns. Er entsalzt das Meereswasser auf natürliche Weise und befreit es von zusätzlichen Stoffen, damit Menschen und andere Lebewesen es nutzen können.
Das Regenwasser bildet im Grundwasserspeicher einen Vorrat, und die Schneeflocken werden auf den Berggipfeln in Form der Gletscher gespeichert, um beim Abschmelzen in fließendes Wasser verwandelt zu worden. Aus Quellen, Flüssen und Brunnen können sich die Menschen von dem lebenswichtigen Nass entnehmen und von ihm Gebrauch machen.
Wenn sich jemand diesen wunderbaren Segen Gottes, der den Menschen und allen Tieren und Pflanzen erst das Leben auf der Welt ermöglicht, vor Augen hält, wird ihm die Größe des Schöpfers allen Daseins bewusst.
Wir können uns einprägen:
Erstens: Zu den Wegen, die zur Gotteserkenntnis führen, gehört die Beobachtung der Erscheinungen in der Natur und das Wissen über sie. Daher sollte man nicht achtlos an diesen Erscheinungen vorbeigehen.
Zweitens: Aus dem gleichen Wasser und Boden gehen so viele verschiedene Bäume mit allen möglichen Früchten und alle möglichen bunten Blumen hervor! Schon das ist ein Zeichen für die Allmacht des Herrn.
Drittens: Es ist ein Zeichen für Klugheit, wenn jemand über die Kenntnis der Erscheinungen in der Natur hinaus auch nach dem Urquell des Daseins forscht.