Jun 01, 2019 12:49 CET

Wir werden nun die Verse 22 und 23 der Sure 39, Sure Zumar, erläutern. Im Vers 22 dieser Sure heißt es:

(39: 22 - 23) 

 

أَفَمَن شَرَحَ اللَّـهُ صَدْرَهُ لِلْإِسْلَامِ فَهُوَ عَلَىٰ نُورٍ مِّن رَّبِّهِ ۚ فَوَيْلٌ لِّلْقَاسِيَةِ قُلُوبُهُم مِّن ذِكْرِ اللَّـهِ ۚ أُولَـٰئِكَ فِي ضَلَالٍ مُّبِينٍ

„Ist denn jemand, dessen Brust Allah für den Islam auftut, so dass er sich nach einem Licht von seinem Herrn richtet, (einem beharrlich Ungläubigen gleich)? So wehe denjenigen, deren Herzen gegen Allahs Ermahnung verhärtet sind! Sie befinden sich in deutlichem Irrtum.“ (39: 22)

 

Der Koran und überhaupt die göttliche Offenbarung – kommt wie Regen auf die Herzen herab.   So wie in der Natur der Regen nur dann in der Landwirtschaft Nutzen bringt, wenn der Boden, auf den er fällt, entsprechend vorbereitet ist, kommen nur diejenigen Herzen in den Genuss der göttlichen Verse, die dank Gottes Gnade und durch ihre charakterliche Selbsterziehung die notwendige Aufnahmebereitschaft erzielt haben.

Die Menschen weisen nicht alle den gleichen Grad an  Bereitschaft zur Empfängnis von Recht und Wahrheit auf.  Gemäß Koran besitzen einige ein weites, aufnahmebereites Herz und bei anderen ist das Herz eng und verhärtet.

Im obigen Vers 22 der Sure 39 wird auf Folgendes hingewiesen:  Wenn der Mensch nur das Materielle der Welt sieht,  so verengt sich seine Sichtweise auf das Leben und dessen verschiedene Aspekte.  Jemand, der Gott leugnet, betrachtet nur die materiellen Genüsse und weltlichen Nutzen als das wahre Glück, was ihm Schranken auferlegt und sein Blickfeld einengt.   Aber der Mensch, der an Gott und das  verborgene Reich glaubt, sieht im diesseitigen Leben die Einleitung zum darauffolgenden ewigen Leben. Sein Geist ist weitgespannt und besitzt hohe Aufnahmekapazität.

Der Gottglaube vergrößert das Potential des Menschen und öffnet seinen Blick. Der gläubige Mensch blickt über das beschränkte Leben von 70 oder 80 Jahren, welches mit dem Tod endet, hinaus  und sieht die ewige endlose Welt nach dem Tod geistig vor sich. Sein Herz und sein Geist sind weit geöffnet. Es genügen ein Fingerzeig und eine Mahnung, um ihn wachzurütteln. Dank des Lichtes, welches er aus dem Buche Gottes empfängt, findet er sich inmitten des Dunkels und der Probleme des irdischen Lebens zurecht, wählt den richtigen Weg und lebt auf gesunde Weise.

 

Den totalen Gegensatz liefert eine andere Gruppe, diejenigen nämlich, auf die selbst der überzeugendste Beweis und die beste Mahnung keine Wirkung haben. Ihre Seele und ihr Geist sind eingepfercht. An keiner Stelle scheint die Wahrheit in ihr Herz vordringen zu können. Ihre Herzen sind verhärtet und lichtlos, denn  die Rechtleitung  Gottes  hat sie  nicht erreicht.

 

Wer Gott leugnet und Ihn vergisst, hat natürlich große Angst vor dem Tod, weil dieser für ihn das Ende und  der Verlust von allem bedeutet.

                              

Wir können uns merken:

Erstens: Dank des Glaubens an Gott, weitet sich die Brust des Menschen und weitet sich sein Horizont. Die Gläubigkeit steigert seine Kapazität. Wer gläubig ist, der beugt sich immer der Wahrheit.

Zweitens: Der gläubige Mensch bringt die Engpässe des Lebens  in Begleitung des Lichtes, welches er von Gott erhalten hat, hinter sich. Er läuft weniger Gefahr ins Schwanken zu kommen und in die Abgründe des diesseitigen Lebens abzustürzen.

Drittens: Götzenglaube,  Unglaube und Leugnung der Wahrheit lassen das Herz verhärten und die Verhärtung des Herzens verhindert seine Erhellung durch das göttliche Licht. Die  Folge ist, dass der Mensch in den Irrtum und ins Dunkel versinkt. 

                                                 

Was nun steht in dem nächsten Vers? Aus Vers 23 erfahren wir wie folgt:

 

  اللَّـهُ نَزَّلَ أَحْسَنَ الْحَدِيثِ كِتَابًا مُّتَشَابِهًا مَّثَانِيَ تَقْشَعِرُّ مِنْهُ جُلُودُ الَّذِينَ يَخْشَوْنَ رَبَّهُمْ ثُمَّ تَلِينُ جُلُودُهُمْ وَقُلُوبُهُمْ إِلَىٰ ذِكْرِ اللَّـهِ ۚذَٰلِكَ هُدَى اللَّـهِ يَهْدِي بِهِ مَن يَشَاءُ ۚ وَمَن يُضْلِلِ اللَّـهُ فَمَا لَهُ مِنْ هَادٍ                       

„Allah hat die beste Botschaft offenbart, ein Buch mit gleichartigen, sich wiederholenden (Versen), vor dem die Haut derjenigen, die ihren Herrn fürchten, erschauert. Hierauf werden ihre Haut und ihr Herz weich (und neigen sich) zu Allahs Gedenken hin. Das ist Allahs Rechtleitung. Er leitet damit recht, wen Er will. Und wen Allah (nicht Seine Rechtleitung gewährt) und in die Irre gehen lässt, der hat niemanden, der ihn rechtleitet.“ (39: 23)

                            

Zunächst nennt der obige Verse einige besondere Eigenschaften des Korans und dann beschreibt er wieder in Fortsetzung der vorherigen Verse den Zustand der Gläubigen und der Ungläubigen. Es gibt keinerlei Widersprüche zwischen den Versen des Korans und sie stehen im Einklang miteinander und ähneln sich.  Ebensowenig wie der Schöpfer und die Geschöpfe sich miteinander vergleichen lassen, lässt sich auch das Wort des Schöpfers nicht mit dem vergleichen, was Seine Geschöpfe sagen. Der Koran ist das Wort des Schöpfers und das beste Wort.  Das Wort Gottes im Koran  weist einen einheitlichen Stil auf, durch den es sich von jeder anderer Rede und selbst von der Rede des Propheten unterscheidet. Der Prophet teilte den Koran mit und die Muslime hörten ihn aus seinem Munde kommen. Aber es war nicht seine Redensart und nicht sein  Wort. Dies sieht man an dem enormen Unterschied zwischen den Koranversen und den überlieferten Prophetenworten – den Ahadith.

                           

In gewisser Hinsicht sind die Verse des Korans einander  ähnlich und dienen ein und  demselben Ziel.  Die Gegenüberstellung von Gegensätzen gehört zum Beispiel zur Methode des Korans.  Gemäß der  Regel, dass eine Sache  an ihrem Gegenteil erkennbar wird, stellt der Koran laufende einleuchtende und solide Erkenntnis den schwachen und bodenlosen, falschen Argumenten gegenüber. Er  beschreibt außerdem die Folgen der Entscheidung für den Weg der Wahrheit und die Konsequenzen der Wahl des falschen Weges, damit die Menschen beide Alternativen kennen und aufgrund eines Vergleiches zwischen ihnen die richtige Alternative wählen und die beste Entscheidung treffen.

 

Es geht zum Beispiel in einem Teil der Koranverse um den Glauben und die Gläubigen und einem anderen Teil um den Unglauben und die Ungläubigen, oder ein  Teil der Verse verheißt die göttlichen Belohnungen und ein anderer Teil kündigt Seine Strafen ein.  Weitere Verse handeln von den Geboten Gottes  und was er zur Pflicht gemacht hat oder erlaubt  (halal) ist, während   ein anderer Teil von dem, was Gott untersagt hat, handelt und davon, was hässlich ist und als haram (verboten) gilt. Auch gibt es Verse über die Rechtleitung und was zu ihr führt und wiederum Verse über den Irrweg und wodurch der Mensch auf den Irrweg gerät.

 

Mit dieser Methode des Vergleichs regt der Koran den Menschen dazu an, in jeder Frage das Gute und das Negative  abzuwägen und die beste Entscheidung zu treffen.

 

Der obige Vers beschreibt zudem den Zustand eines Gläubigen, und zwar befindet er  sich in einem Zustand zwischen Furcht und Hoffnung. Wenn er seine Schwächen, Mängel und Sünden sieht, überkommt in Angst und  Furcht, und wenn er die Gnade Gottes bedenkt, dann hofft er wiederum auf Gottes Vergebung und auf Seine  Barmherzigkeit,  und sein Herz beruhigt sich.

Gott bezeichnet in diesem Vers den Koran als Seine Rechtleitung.

Aus anderen Versen wissen wir, dass der Koran für  die ganze Menschheit herabgesandt worden ist. Gemäß Vers 23 der Sure Zumar erfahren jedoch nur  diejenigen, die sich zur Wahrheit und zu Gott bekennen wollen, Rechtleitung durch ihn. Wer Gott und die Wahrheit leugnet, dem bleibt die göttliche Rechtleitung verwehrt und er gerät auf den Irrweg.

                       

Wir können uns einprägen:

Erstens: Der Koran ist das beste Wort.

Zweitens: Die Koranverse weisen keinen Widerspruch zueinander auf und sie dienen dem gleichen Ziel. Sie ähneln einander und stehen miteinander im Einklang.

Drittens: Die Gläubigen überkommt beim Verlesen von Versen über die Strafe Gottes Angst, und bei den Versen über die Barmherzigkeit Gottes  schöpfen sie erneut Hoffnung.

Viertens:  Gott hat die Mittel zur Rechtleitung allen Menschen zur Verfügung gestellt und der Koran ist nicht ausschließlich für die  Rechtleitung einer bestimmten Gruppe herabgesandt worden.  Der Koran ist das Buch der Rechtleitung aller und alle können an dieses Buch gelangen. Aber nur diejenigen, die danach streben die Wahrheit zu erkennen und sich zu ihr zu bekennen, kommen in den Genuss der Rechtleitung dieses Himmelsbuches.