Jul 18, 2019 17:12 CET

Wir setzen unsere Koran-Kurzexegese mit dem Vers 38 der Sure Zumar, Sure 39 fort. In diesem Vers heißt es:

(39: 38 - 41)     

 

 وَلَئِن سَأَلْتَهُم مَّنْ خَلَقَ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضَ لَيَقُولُنَّ اللَّـهُ ۚ قُلْ أَفَرَأَيْتُم مَّا تَدْعُونَ مِن دُونِ اللَّـهِ إِنْ أَرَادَنِيَ اللَّـهُ بِضُرٍّ هَلْ هُنَّ كَاشِفَاتُ ضُرِّهِ أَوْ أَرَادَنِي بِرَحْمَةٍ هَلْ هُنَّ مُمْسِكَاتُ رَحْمَتِهِ ۚ قُلْ حَسْبِيَ اللَّـهُ ۖ عَلَيْهِ يَتَوَكَّلُ الْمُتَوَكِّلُونَ                                 

„Und wenn du sie fragst, wer die Himmel und die Erde erschaffen hat, sagen sie ganz gewiss: `Gott.` Sag: Was meint ihr wohl zu dem, was ihr anstatt Allahs anruft; wenn Allah für mich Unheil will, können sie (dann) Sein Unheil hinwegnehmen? Oder wenn Er für mich (Gutes und) Barmherzigkeit will, können sie (dann) Seine Barmherzigkeit zurückhalten? Sag:Allah genügt mir. Nur auf Ihn vertrauen die Vertrauenden.“ (39: 38)

 

Im Anschluss an die vorhergehenden Verse über die Rechtgeleiteten und diejenigen, die auf den Irrweg geraten sind, weist Gott zunächst darauf hin, dass die Götzendiener von Mekka daran glaubten, dass Gott der Schöpfer ist. Jedoch waren sie der irrigen Ansicht, Gott habe nach der Schöpfung einigen Dingen oder Leuten die Bestimmung über Leben und  Schicksal der Menschen und ihre Angelegenheiten überlassen und sich selber zurückgezogen.

Die Götzendiener von heute und von gestern verehren und rufen in Wahrheit etwas um Hilfe an , was nicht die Macht besitzt, irgendeinen Schaden vom Menschen fernzuhalten oder ihm etwas Gutes zukommen zu lassen. Weder die steinernen und hölzernen Götzen zur Zeit des Propheten noch die Götzen in den Hindu-Tempeln unserer Zeit  können irgendetwas zur Beseitigung der Probleme des Menschen  beitragen.    Die  Verbeugung  vor diesen Götzen und ihre Verehrung lassen den Menschen vom Wege Gottes abweichen und treiben ihn in  Abgründe.

Zum Schluss des obigen Verses in der Sure Zumar heißt es schließlich, dass Gläubige nur auf Gott vertrauen. Sie  wenden sich  mit  ihren Bitten nur an den Schöpfer und nicht an Seine Geschöpfe, die, wie sie selber , Gottes Vorsehung  unterworfen sind. Sie  vertrauen nur auf Gott. Nachdem sie sich aufrichtig darum bemüht haben, ihre Pflichten zu erfüllen, überlassen  sie  es Gott, welches Resultat Er daraus hervorgehen lässt,  und bitten Ihn darum, dass Er das eintreten lässt, was für sie gut ist.

                 

Wir erfahren im Zusammenhang mit obigem Vers: 

Erstens: Die Götzendiener von Mekka waren davon überzeugt, dass Gott die Welt erschaffen hat, aber sie dachten dass ihre reglosen Götzen  aus Holz und Stein Macht im Dasein besäßen und ihnen helfen könnten. Sie meinten, diese Götzen seien Vermittler zwischen ihnen und Gott.  

Zweitens: Ob  den Menschen Unheil trifft oder ihm Gutes zuteil wird liegt in Wirklichkeit nicht an dem,  was uns vorschwebt und was wir   zu sehen glauben, sondern alleinig in Gottes Hand.  Wir sollten uns also nicht auf etwas , was - wie wir selber -erschaffen wurde, verlassen, sondern nur auf Gott. 

                       

Die nächsten beiden Verse, Vers 39 und  40 der Sure Zumar, lauten:

                                         

قُلْ يَا قَوْمِ اعْمَلُوا عَلَىٰ مَكَانَتِكُمْ إِنِّي عَامِلٌ ۖ فَسَوْفَ تَعْلَمُونَ

„Sag: O mein Volk, handelt eurem Standpunkt gemäß; (auch) ich handle (so); bald werdet ihr erfahren“ (39: 39)

 

مَن يَأْتِيهِ عَذَابٌ يُخْزِيهِ وَيَحِلُّ عَلَيْهِ عَذَابٌ مُّقِيمٌ

„über wen eine schmachvolle Strafe (im Diesseits)  kommt und (über wen im Jenseits) eine beständige Strafe hereinbrechen wird." (39: 40)

 

Diese Stelle in der Sure 39 enthält den Hinweis darauf, dass wir gegenüber den  falschen Ansichten und Verhaltensweisen in der Gesellschaft, in der wir leben, standhaft bleiben müssen. Denn der Prophet wird von Gott angewiesen, seinem Volksstamm und seinen Verwandten und Bekannten unmissverständlich bekannt zu geben: Ich erkenne den Götzendienst nicht an, sondern werfe mich nur vor dem Einen, dem Einzigen Gott nieder. Setzt euren Weg fort wenn ihr denkt, dass er richtig sei. Ich selber werde weiter auf der Basis meines Glaubens an Gott handeln. Wir werden sehen, wohin unser Tun und euer Tun letztendlich führt.   

Dieser Vers ähnelt dem  Vers „Euch eure Religion und mir meine Religion!“ zum Schluss der Sure 109 (Kafirun), mit der  sich der Prophet entschieden von irgendwelcher Versöhnung mit den Götzendienern oder einer Befolgung ihres  Irrglaubens distanziert.                                

Nach der Distanzierung von dem Aberglauben der Götzendiener im Vers 39 der Sure 39  warnt der Prophet mit dem Wort Gottes die Götzenverehrer vor den schlimmen Folgen ihres Vorgehens. Denn sie ziehen sowohl im Diesseits den Zorn Gottes auf sich als auch im Jenseits. Die göttliche Strafe ist nichts anderes als das Resultat ihres eigenen Tuns, für das sie sich selber entschieden haben, denn Gott straft niemanden zu Unrecht.

 

Folgendes können wir uns aufgrund der obigen Koranverse merken:

Erstens: Ein gläubiger Mensch hat einen festen und starken Willen und lässt sich nicht von einer Umgebung,  die von  Abweichungen und verschiedene Arten von Übeln betroffen ist, beeinflussen. Die falschen Ansichten der Gesellschaft färben nicht auf ihn ab.

Zweitens: Die Anführer der Religion Gottes geben klar und konsequent ihre Standpunkte bekannt. Sie lassen nicht mit sich über ihren religiösen Glauben verhandeln . Diesbezüglich kommen für sie keine Konzessionen oder auch nur der kleinste Rückzug in Frage.

                           

Nun möchen wir noch den Vers 41 der Sure Zumar betrachten:

                                  

إِنَّا أَنزَلْنَا عَلَيْكَ الْكِتَابَ لِلنَّاسِ بِالْحَقِّ ۖ فَمَنِ اهْتَدَىٰ فَلِنَفْسِهِ ۖوَمَن ضَلَّ فَإِنَّمَا يَضِلُّ عَلَيْهَا ۖ وَمَا أَنتَ عَلَيْهِم بِوَكِيلٍ

„Gewiss, Wir haben für die Menschen (und ihre Rechtleitung)  das Buch (den Koran)  mit der Wahrheit auf dich hinabgesandt. Wer sich nun rechtleiten lässt, der (tut das) zu seinem eigenen Vorteil; und wer in die Irre geht, der geht nur zu seinem eigenen Nachteil in die Irre. Und du bist nicht (als) Sachwalter über sie (eingesetzt).“ (39: 41)

 

Dieser Vers verweist auf den Auftrag des Propheten. Er soll den Menschen  die göttliche Offenbarung, die er empfangen hat, verkünden. Gott hat allen Menschen die Rechtleitung,  die sie brauchen, herabgeschickt und Seinem Propheten Recht und Wahrheit geoffenbart. Der Prophet hat die Offenbarung den Menschen zu Gehör gebracht, ohne etwas daran zu ändern,   und diese Offenbarung wurde in Form des Buches Koran festgehalten und verewigt.  

Einige erkennen  die Offenbarung und nutzen die  göttlichen Rechtleitung im Leben, während andere aufgrund von blindem Eifer, Verbohrtheit oder Nachahmung des Falschen, sich weigern das Wort Gottes anzuerkennen und auf dem Irrweg bleiben.

Natürlich wünschte sich der Prophet als gutherziger  Lehrer und Wegweiser,  dass alle Menschen gläubig werden. Aber wenn einige nicht den Glauben annehmen wollen, kann der Prophet sie nicht dazu zwingen und er kann sich nicht als ihr Vormund und Sachwalter betrachten. 

                            

Somit können wir noch anmerken:

Erstens: Die Verkündigung des Rechtes und Darlegung der Daseinswahrheiten bilden die Basis des Korans. Sein Inhalt ist von Anfang bis Ende Recht und Wahrheit und frei von jeglicher Lüge.  Der Koran wurde von Gott herabgesandt  damit die Menschheit durch Beachtung seiner Weisungen den richtigen Weg erkennt und rechtgeleitet wird.

Zweitens: Jeder wählt selber einen Weg. Wer den falschen Weg wählt, muss auch die Konsequenzen dieser Entscheidung akzeptieren.

Drittens: Die Aufgabe der Propheten Gottes besteht darin, Gottes Wort mitzuteilen. Es ist nicht ihre Aufgabe die Menschen zum Bekenntnis zu zwingen.