Jul 18, 2019 17:17 CET

Wir beschäftigen uns heute mit den Versen 42 bis 45 der Sure Zumar, Sure 39 und beginnen sogleich bei Vers 42:

(39: 42- 45)

 

 

اللَّـهُ يَتَوَفَّى الْأَنفُسَ حِينَ مَوْتِهَا وَالَّتِي لَمْ تَمُتْ فِي مَنَامِهَا ۖ فَيُمْسِكُ الَّتِي قَضَىٰ عَلَيْهَا الْمَوْتَ وَيُرْسِلُ الْأُخْرَىٰ إِلَىٰ أَجَلٍ مُّسَمًّى ۚ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَاتٍ لِّقَوْمٍ يَتَفَكَّرُونَ

„Allah beruft die Seelen zur Zeit ihres Todes ab und auch diejenigen, die nicht gestorben sind, während ihres Schlafes. Er hält die eine, für die Er den Tod beschlossen hat, zurück und gibt die andere auf eine festgesetzte Frist (wieder)  frei. Darin sind wahrlich Zeichen (für Gottes Macht) für Leute, die nachdenken.“ (39: 42)

                                               

Aus dem obigen Vers in der Sure Zumar geht hervor, dass Gott die Seelen zu sich nimmt: einmal beim Tod und einmal während des Schlafes.  Wenn jemand stirbt, nimmt Gott seine Seele  vollständig zu sich und wenn er schläft, nur vorübergehend.  Anders ausgedrückt: Gott hat die Seele des Menschen, wenn er aus dem Schlaf aufwacht,  auf befristete Zeit wieder in den Körper zurückkehren lassen, während er sie beim Tod nicht mehr zurückkehren lässt. 

Der Koran unterstreicht in der  Debatte um die Einheit Gottes und die Vielgötterei,  dass Leben und Tod der Menschen ausschließlich in der Hand Gottes liegen und nichts und niemand anderes darauf Einfluss haben. 

In dem obigen Vers erinnert der Koran außerdem daran, dass der Mensch aus Körper und Seele besteht. Wenn der Tod eintritt, bricht die Verbindung zwischen diesen beiden ab. Der Leib wird vernichtet, aber die Seele bleibt bei Gott und zwar bis zum Jüngsten Tag, wo sie wieder mit einem Körper - ähnlich dem, den wir im Leben besessen haben -  vereint wird.

                                  

Der  Mensch erlebt also, wie aus obigem Vers hervorgeht, täglich vorübergehend den Tod, nämlich dann wenn er schläft.  Während des Schlafes wird die Verbindung zwischen unserer Seele und unserem Körper auf ein Mindestmaß reduziert. Es ist als ob wir im Schlaf sterben und beim Aufwachen wieder lebendig werden!

Während des Schlafes träumen wir außerdem etwas.                                         

In der Welt des Traumes unternehmen wir sogar Reisen an verschiedene Orte der Welt. Im Traum freuen wir uns und lachen oder aber werden traurig und weinen. Dies ist in sich schon ein Zeichen für die Unabhängigkeit der Seele vom Körper. Denn  wir  erleben im Traum solche Dinge und ziehen an verschiedene Orte, ohne dass unser Körper sich von der Stelle rührt.

                     

Der Schlaf ist ein Zeichen der Allmacht Gottes. Wir sollten über dieses Phänomen nachdenken, denn auf der einen Seite werden wir gemahnt, dass schon viele nicht mehr aus ihrem Schlaf aufgewacht sind und dass uns dies selber auch passieren könnte. Auf der anderen Seite ist der Schlaf ein Beweis für die Existenz der immateriellen Seite des Menschen. Diese immaterielle Seite wird in den Versen des Korans und in der Überlieferung „Ruh“, nämlich „Seele“, „Geist“, genannt.

 

                       

Wir können uns einprägen:

Erstens: Leib und Seele sind zwei eigenständige Größen und werden während des Todes oder Schlafes voneinander getrennt. Beim Tod geht der Leib des Menschen zugrunde, während seine Seele bestehen bleibt.

Zweitens: Der Schlaf ist der Bruder des Todes. Während des Schlafes erlebt der Mensch nämlich eine leichte Version des Weggangs.

Drittens: Schlafen und Aufwachen aus dem Schlaf gehören zum Alltag aller Menschen, aber nur die klugen und besinnlichen Menschen machen sich über dieses Phänomen Gedanken und ziehen eine Lehre daraus.

                                  

In den nächsten beiden Versen 43 und 44 der Sure Zumar lesen wir anschließend:

 

 

 أَمِ اتَّخَذُوا مِن دُونِ اللَّـهِ شُفَعَاءَ ۚ قُلْ أَوَلَوْ كَانُوا لَا يَمْلِكُونَ شَيْئًا وَلَا يَعْقِلُونَ                                              

 „Oder haben sie (die Götzendiener)  sich anstatt Allahs (Götzen als ihre) Fürsprecher genommen? Sag: Auch wenn sie (diese Götzen)  über nichts verfügen und nicht begreifen?“ (39: 43)

 

قُل لِّلَّـهِ الشَّفَاعَةُ جَمِيعًا ۖ لَّهُ مُلْكُ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۖ ثُمَّ إِلَيْهِ تُرْجَعُونَ

„Sag: Alle Fürsprache gehört Allah (allein). Ihm gehört die Herrschaft der Himmel und der Erde. Hierauf werdet ihr zu Ihm zurückgebracht.“ (39: 44)

                                                       

Die Götzendiener von Mekka hielten ihre Götzen für Vermittler zwischen sich und Gott und erklärten: Wir  dienen ihnen, damit sie für uns bei Gott Fürsprache einlegen. Diese Leute  hielten ihre Götzen aus Stein und Holz für heilig und glaubten, ihre Gunst zu gewinnen, indem sie sie verehren.  

Der Koran nimmt in der obigen Stelle in der Sure Zumar zu dieser falschen Denkweise Stellung und lehrt die Götzendiener: Gott bestimmt darüber was und wer zwischen Ihm und euch  vermitteln kann. Ihr könnt nicht das, was euch selber beliebt, als Fürsprecher wählen, vor allen Dingen nicht leblose Dinge wie eure Götzen, die nichts spüren und weder denken noch handeln  können.  Wenn ihr akzeptiert, dass Gott alles erschaffen hat und dass nur Er über die Welt herrscht, warum wendet ihr euch dann an leblose Dinge in Seiner Schöpfung und bittet diese um Fürsprache?

Jemand kann nur Fürsprache bei Gott einlegen, dem Gott dies erlaubt.  Gemäß Koran konnten die Propheten Gottes zwischen Mensch und Gott vermitteln und haben dies mit Erlaubnis Gottes getan. Als die Brüder des Propheten Yusuf (Joseph) letzten Endes ihr schlechtes Verhalten bereuten, baten sie  (laut Sure Yusuf)  ihren Vater Prophet Yaqub (Jakob), dass er bei Gott Fürsprache für sie einlegt und Ihn um Vergebung für ihre Sünden bittet.

                      

Bevor wir den Vers 45 der Sure Zumar betrachten, hier noch drei Merkpunkte:

Erstens: Der Koran lehnt die Fürsprache an sich nicht ab. Was er für nichtig erklärt,  ist die Fürsprache von Götzen und falschen Gottheiten.

Zweitens:  Ein Vermittler zwischen uns und Gott, muss einen höheren Rang einnehmen als wir und darf nicht niedriger stehen. Er muss Einsicht und Vernunft besitzen und helfen können.  Wie kann man also von Götzenbildern und Statuen oder anderen verstand- und machtlosen  Dingen und Kreaturen Hilfe erwarten?

Drittens: Die Daseinsordnung baut auf Ursachen und Mitteln auf. Die Wirkung dieser Mittel und Ursachen liegt in Gottes Hand.

                         

Hier nun der Vers 45 der Sure 39, Sure Zumar:

                    

 وَإِذَا ذُكِرَ اللَّـهُ وَحْدَهُ اشْمَأَزَّتْ قُلُوبُ الَّذِينَ لَا يُؤْمِنُونَ بِالْآخِرَةِ ۖ وَإِذَا ذُكِرَ الَّذِينَ مِن دُونِهِ إِذَا هُمْ يَسْتَبْشِرُونَ           

„Und wenn Allah als Einziger  genannt wird, verkrampfen sich die Herzen derjenigen, die nicht an das Jenseits glauben. Wenn aber diejenigen genannt werden, die es außer Ihm geben soll, freuen sie sich sogleich.“ (39: 45)

 

In diesem Vers ist von dem unangenehmen Gefühl die Rede, welches die Götzendiener und die Jenseitsleugner überkommt, wenn von der Einzigkeit Gottes gesprochen wird. Sie empfinden Abscheu wenn der Name „Allah“ erwähnt wird, denn sie glauben nicht an das Jenseits. Wenn jedoch die falschen Götter erwähnt werden, frohlocken sie.  Nicht nur die Götzenanbeter sondern auch viele Schwachgläubige, die  nur diese Welt im Auge haben und nicht an das Jenseits glauben, hören ungern  jemanden über Gott, Sein Allwissen und Seine Allmacht sprechen und reagieren ablehnend.  Diese Leute vertrauen nämlich nicht in Gott und meinen, nicht Gott sondern andere könnten ihnen im Leben helfen. Sie suchen im Leben bei allem Halt, aber auf den Allmächtigen  vertrauen sie nicht! 

Auch verbeugen sie sich nicht vor Gott,  der doch die Welt erschaffen hat.  Vielmehr machen sie vor Leuten, die wie sie nur Menschen sind, einen Kniefall.  Die Erwähnung von Personen, die eine höhere Position besitzen, ist ihnen eine Ehre und je mehr sie sich diesen nähern können, desto größer ist ihre Freude und sie glauben, ihr großes  Glück erreicht zu haben.

Die Gläubigen sind genau das Gegenteil. Wenn sie den Namen Gottes, des Einzigen Gottes, hören erfüllt sie Freude und sie sind bereit alles für Ihn herzugeben.  Der Name Gottes erhellt ihre Herzen.

                      

Wir können auf der Basis obigen Verses sagen:

Erstens: Die Wahrhaftigkeit unseres Glaubens lässt sich unter anderem  daran messen, ob uns die Nennung des Namens Gottes Ruhe einflößt und uns Freude spendet, oder ob wir bei der Erwähnung des Namens von anderem und von anderen frohlocken.

Zweitens: Es ist Götzenanbetung, wenn wir die Gebote Gottes geringschätzen und außer Acht lassen, während wir die  von Menschen gemachten Gesetze als besser erwägen. Damit haben wir, auch wenn wir behaupten gläubig zu sein, Gott  Teilhaber zur Seite gestellt und begehen Schirk - Götzenverehrung.