Teil 844: Sure Zumar (Die Scharen) Vers (46- 50)
Nach einem Segensgruß an den Propheten setzen wir unsere Erläuterungen zu der Sure 39, der Sure Zumar, bei dem Vers 46 fort. Dieser lautet wie folgt:
(39: 46- 50)
قُلِ اللَّـهُمَّ فَاطِرَ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ عَالِمَ الْغَيْبِ وَالشَّهَادَةِ أَنتَ تَحْكُمُ بَيْنَ عِبَادِكَ فِي مَا كَانُوا فِيهِ يَخْتَلِفُونَ
„Sag: O Allah, Erschaffer der Himmel und der Erde, (o Du) Kenner des Verborgenen und des Offenbaren! Du wirst zwischen Deinen Dienern über das richten, worüber sie uneinig zu sein pflegten.“ (39: 46)
Wir wissen aus dem vorherigen Vers 45 der Sure Zumar, dass die Götzendiener den Glauben an nur den Einen Gott heftig ablehnten und ihre Götzen, die sie neben Gott stellten, liebten und als Fürsprecher verehrten. Gemäß dem darauffolgenden Vers 46 soll der Prophet darauf mit einem Gebet reagieren. Dieses Gebet richtet sich an den Einen und Einzigen Gott, den Schöpfer von Himmel und Erde, der über alles, auch über das Verborgene im Bilde ist. Mit diesem Gebet soll der Prophet verkünden, dass Gott am Jüngsten Tag über das, worüber sich die Menschen uneinig waren, richten wird.
Gott ist der Einzige, der am Jüngsten Tag urteilt und befiehlt. Er kennt alle Geheimnisse und mit seinem Urteil wird
Er alle Meinungsverschiedenheiten beenden. Vor Seinem Jüngsten Gericht werden diejenigen, die eigensinnig ihren Irrweg fortgesetzt haben, nicht mehr die Wahrheit leugnen können. Sie werden bekennen, dass sie eindeutig im Irrtum waren. Allerdings nützt dieses Eingeständnis ihnen nichts mehr.
Wir können feststellen:
Erstens: Im Gegensatz zu denen, die auf die Hilfe falscher Götter hoffen, sollten wir uns ausschließlich dem einzigen Gott, dem Schöpfer des Daseins, zuwenden.
Zweitens: Jener, der Himmel und Erde erschaffen hat, ist über alle sichtbaren und verborgenen Angelegenheiten seiner Geschöpfe im Bilde.
Drittens: Gott richtet über die Menschen auf der Grundlage von Wissen – Sein Wissen umfasst das Offenbare und Verborgene der Menschen.
Es folgen Vers 47 und 48 der Sure Zumar:
وَلَوْ أَنَّ لِلَّذِينَ ظَلَمُوا مَا فِي الْأَرْضِ جَمِيعًا وَمِثْلَهُ مَعَهُ لَافْتَدَوْا بِهِ مِن سُوءِ الْعَذَابِ يَوْمَ الْقِيَامَةِ ۚ وَبَدَا لَهُم مِّنَ اللَّـهِ مَا لَمْ يَكُونُوا يَحْتَسِبُونَ
„Wenn diejenigen, die Unrecht tun, alles hätten, was auf der Erde ist, und noch einmal das Gleiche dazu, würden sie sich sicherlich damit von der bösen Strafe am Tag der Auferstehung loskaufen. Ihnen wird dann (nämlich) von Allah her klar, womit sie nicht gerechnet haben.“ (39: 47)
وَبَدَا لَهُمْ سَيِّئَاتُ مَا كَسَبُوا وَحَاقَ بِهِم مَّا كَانُوا بِهِ يَسْتَهْزِئُونَ
„Und ihnen werden (an jenem Tag) die bösen Taten klar, die sie begangen haben, und es umschließt sie das, worüber sie sich lustig zu machen pflegten.“ (39: 48)
Im Anschluss an den Hinweis darauf, dass Gott am Jüngsten Tag über die Menschen richten wird, mahnen die obigen Verse diejenigen, die Unrecht begehen. Die härtesten Strafen erwarten sie am Jüngsten Tag. Sie sehen Strafen vor sich, mit denen sie niemals gerechnet haben.
Das arabische Wort „Dhulm“ – Unrecht, Ungerechtigkeit – umfasst in der Terminologie des Korans die ungerechte Behandlung von anderen in der Familie oder in der Gesellschaft ebenso wie Unrecht auf der geistigen und Glaubensebene. Letzteres Unrecht ist noch viel gefährlicher als das soziale Unrecht. Oftmals lässt sich ein Unrecht gegenüber anderen wieder gut machen, aber ein kulturelles und geistiges Unrecht zieht manchmal die Abweichung von Generationen von Menschen und von ganzen Gesellschaften nach sich. Daher ist dieses Unrecht katastrophal und viel schwieriger wieder gutzumachen.
Gottes Strafe für die Übeltäter ist gerecht. Er fügt ihnen keinerlei Unecht zu. Es heißt im Vers 48 der Sure Zumar, dass die Übeltäter im Jenseits am Jüngsten Tag die Manifestierung ihrer bösen diesseitigen Taten in Form des Höllenfeuers vor sich haben werden. Im Leben haben sie nur daran gedacht, Reichtum anzuhäufen und geglaubt, das sei das große Glück. Deshalb haben sie über das, was sie über das Jüngste Gericht gehört haben, und über die Mahnungen, die sie erhielten, gespottet. Sie hielten die Warnungen rechtschaffener Menschen über das Jenseits für Phantasien von unwissenden kulturell zurückgebliebenen Menschen.
Doch an jenem Tag werden sie das Jenseits erleben und mit eigenen Augen Zeuge sein, wie das, worüber sie sich auf Erden lustig gemacht haben, sie heimsucht und ihnen nichts von alledem nützt, was sie im Leben erworben haben.
Wir möchten folgende vier Punkte hervorheben:
Erstens: Macht und Reichtum im Leben nützen im Jenseits keinem Menschen etwas, selbst wenn ihm die ganze Welt gehören würde.
Zweitens: Die Strafen der Hölle sind Manifestierungen der hässlichen Taten des Menschen im Diesseits.
Drittens: Der Jüngste Tag ist der Tag der Enthüllung. Alle Geheimisse werden an diesem Tag klar zum Vorschein kommen.Am Jüngsten Tag wird den Menschen die Realität des Paradieses und der Verdammnis bewusst werden.
Viertens: Wir sollten uns davor hüten, über die Gebote, Glaubensprinzipien und Werte der Religion zu spotten, denn das wird uns im Jenseits große Betrübnis und schmerzliches Bedauern bescheren.
Wir gehen auf die Verse 49 und 50 der Sure Zumar, Sure 39, über. Sie lauten:
فَإِذَا مَسَّ الْإِنسَانَ ضُرٌّ دَعَانَا ثُمَّ إِذَا خَوَّلْنَاهُ نِعْمَةً مِّنَّا قَالَ إِنَّمَا أُوتِيتُهُ عَلَىٰ عِلْمٍ ۚ بَلْ هِيَ فِتْنَةٌ وَلَـٰكِنَّ أَكْثَرَهُمْ لَا يَعْلَمُونَ
„Wenn dem Menschen Unheil widerfährt, ruft er Uns an. Wenn Wir ihm hierauf Gunst von Uns gewähren, sagt er: `Es ist mir nur gegeben worden aufgrund von Wissen.` Nein! Vielmehr ist es eine Versuchung. Aber die meisten von ihnen wissen nicht.“ (39: 49)
قَدْ قَالَهَا الَّذِينَ مِن قَبْلِهِمْ فَمَا أَغْنَىٰ عَنْهُم مَّا كَانُوا يَكْسِبُونَ
„Das haben bereits diejenigen, die vor ihnen waren, gesagt. Aber nicht nützte ihnen, was sie zu erwerben pflegten.“ (39: 50)
Diese beiden Verszeichen in der Sure 39 weisen auf typische Eigenschaften von undankbaren Menschen hin. Viele denken nur in der Not und bei Härten an Gott und beten erst dann zu Ihm. Sobald ihre Probleme gelöst und ihre Wünsche erfüllt sind, vergessen sie Gott wieder und behaupten, dank ihres eigenen Wissens und ihrer Erfahrung hätten sie dies erreicht. Aber der Koran belehrt solche oberflächlichen, hochtrabenden Menschen eines Besseres und erklärt ihnen außerdem: Was ihr erhalten habt, dient dazu euch auf die Probe zu stellen. Es wird sich dabei herausstellen, ob ihr euch dankbar für die Hilfen und den Segen Gottes verhaltet oder nicht.
Im Vers 50 wird daran erinnert, dass bereits in der Vergangenheit viele, die an Macht und Reichtum oder Ansehen gelangt waren, Gott vergaßen und sich einbildeten, das Erworbene würde ihnen im Leben und im Jenseits das Glück sichern. Unterdessen kann das, was sie erworben haben, im Diesseits kein Hindernis gegenüber dem, was Gott geschehen lassen will, sein und es wird sie im Jenseits nicht von der Strafe für ihr hässliches Tun befreien.
Wir sehen an diesen Versen in der Sure Zumar:
Erstens: Dem Menschen wird im Leben in Stresssituationen, bei Unglück und größeren Problemen seine Schwäche und Unfähigkeit bewusst. Not rüttelt ihn wach und die Tendenz zur Gottessuche in seinem Seelengrund blüht wieder auf. Er wendet sich an Gott und ruft Ihn.
Zweitens: Ein bequemes Leben beschwört die Gefahr herauf, dass wir Gott vergessen, uns etwas auf uns selber einbilden und ichbezogen werden.
Drittens: Beides sind Prüfsteine für den Menschen: Sowohl Härten als auch Segensfülle. Mit ihnen wird der Mensch auf die Probe gestellt, damit sein wahres Wesen an den Tag kommt und sich deutlich abzeichnet, wer Gott gegenüber dankbar und wer Ihm gegenüber undankbar ist.