Sep 04, 2019 11:16 CET

Wir setzen unsere Koran-Kurzexegese bei dem Vers 54 der Sure Zumar fort und werden diese Sure 39 bis zum Vers 58 weiter besprechen. Als erstes betrachten wir die beiden Verse 54 und 55 dieser Sure:

(39: 54 – 58)  

  

وَأَنِيبُوا إِلَىٰ رَبِّكُمْ وَأَسْلِمُوا لَهُ مِن قَبْلِ أَن يَأْتِيَكُمُ الْعَذَابُ ثُمَّ لَا تُنصَرُونَ               

„Und wendet euch eurem Herrn reuig zu und seid Ihm ergeben, bevor die Strafe über euch kommt, worauf euch keine Hilfe zuteil werden wird.“ (39: 54)

 

وَاتَّبِعُوا أَحْسَنَ مَا أُنزِلَ إِلَيْكُم مِّن رَّبِّكُم مِّن قَبْلِ أَن يَأْتِيَكُمُ الْعَذَابُ بَغْتَةً وَأَنتُمْ لَا تَشْعُرُونَ

„Und folgt dem Besten von dem, was zu euch von eurem Herrn (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, bevor die Strafe plötzlich über euch kommt, ohne dass ihr es merkt,“ (39: 55)

                    

Wir  haben gesehen, dass Gott allen die Möglichkeit offengelassen hat, in den Genuss Seiner allgemeinen Amnestie zu gelangen. In den obigen beiden Versen steht, was der Mensch dafür tun muss: Zum einen muss er seine Sünden bereuen und Umkehr machen in Richtung Gott und zum anderen die hohen göttlichen Lehren befolgen. Zugleich enthalten beide Verse auch eine Warnung: Wer nicht von seinem hässlichen Tun ablässt und weiter sündigt, der wird bestraft werden. Es kann sein, dass er schon im Diesseits böse Überraschungen erlebt und außerdem wird er nach dem Tod im Jenseits bestraft werden und niemand kann sich vor diesen Strafen retten. 

 

Wir können uns merken:

Erstens: Zur wahren Reue gehört die ehrliche Ergebenheit  gegenüber den  Geboten Gottes.

Zweitens: Wir sollten Reue nicht aufschieben. Das Leben ist bemessen und keiner weiß, wann es zu Ende geht.

Drittens: Reuevolle  Umkehr und Ergebenheit des Herzens erfordern, dass wir auch rechtschaffen handeln.

Viertens: Es gibt viele gute Werke, die man tun kann, aber Leben und Kapazitäten  des Menschen sind begrenzt, deshalb sollte er immer unter Berücksichtigung der Prioritäten, die beste Tat wählen.

                          

Wir betrachten den nächsten Vers. Es ist Vers 56 der Sure Zumar:  

 

أَن تَقُولَ نَفْسٌ يَا حَسْرَتَىٰ عَلَىٰ مَا فَرَّطتُ فِي جَنبِ اللَّـهِ وَإِن كُنتُ لَمِنَ السَّاخِرِينَ 

„dass ja keiner sage(n muss): „O wehe mir dessentwillen, was ich gegenüber Gott versäumte! Ich gehörte ja (auf Erden) wirklich zu den Spöttern (über Seine Zeichen).“ (39: 56)

 

Eines der wichtigsten Merkmale des Jenseits, auf das an mehreren Stellen im Koran hingewiesen wird, besteht darin, dass der Mensch zutiefst bedauert, was er alles im Leben versäumt hat. So kommt es, dass der Tag des Jüngsten Gerichtes auch Yaum-ul Hasrat – Tag der Verzweifelung und des Bedauerns - genannt wurde.

 

Wenn der Mensch die Szene der Auferstehung betritt und die Folge seiner Versäumnisse und  Achtlosigkeit und seiner Vergehen vor sich verkörpert sieht ,wird er aufschreien  und großer Kummer, einhergehend mit schmerzlichem Bedauern, wird sein Herz überschatten.  Am Jüngsten Tag werden die Sünder, welche sich über die Zeichen und Gesandten Gottes lustig gemacht haben, dies zutiefst bereuen, denn  dieser Spott war die  wichtigste Ursache für ihr Abirren vom geraden Weg.

 

Alle Menschen werden generell am Jüngsten Tag Bedauern empfinden und sich wünschen: „Ach könnte ich  doch wieder ins Leben zurückkehren damit ich genug oder noch mehr Proviant für das Jenseits beschaffe!“ Doch was nutzt dieses Klagen noch?! Es gibt ja kein Zurück mehr! Besonders groß ist das Bedauern  einer Reihe von Religionsgelehrten, die nicht gemäß ihrem Wissen gehandelt haben.

 

Am Jüngsten Tag wird den Menschen bewusst, dass im Jenseits nur Werke zählen, die sie im Leben ausschließlich für Gott vollbracht haben. Sie werden feststellen, dass viele  ihrer Mühen im Diesseits nicht den Tag der Abrechnung erreicht haben, weil ihre dem Anschein nach religiösen Handlungen mit Heuchelei und Selbstdarstellung vermischt  und daher nicht aufrichtig waren.

              

Wir sehen:

Erstens: Je mehr wir an guten Taten und Werken für Gott im Leben versäumen, desto größer wird im Jenseits unser Kummer und unser Bedauern sein.

Zweitens: Der Jüngste Tag ist der Tag der Bekenntnisse gegen sich selbst und der Tag des Bedauerns über das im Leben Versäumte.

Drittens: Leute, die im Diesseits die Verse des Korans und die Gebote Gottes verspotten, werden dies im Jenseits schwer bereuen. Aber ihre Reue wird ihnen nichts mehr nützen.

 

Wir beenden diesen Teil mit der Besprechung der Verse 57 und 58 der Sure Zumar, Sure 39:

 

أَوْ تَقُولَ لَوْ أَنَّ اللَّـهَ هَدَانِي لَكُنتُ مِنَ الْمُتَّقِينَ

„Oder dass ja keiner sage(n soll): „Wenn Allah mich nur rechtgeleitet hätte, würde ich bestimmt zu den Gottesfürchtigen gehören.“ (39: 57)

 

أَوْ تَقُولَ حِينَ تَرَى الْعَذَابَ لَوْ أَنَّ لِي كَرَّةً فَأَكُونَ مِنَ الْمُحْسِنِينَ

„Oder dass keiner etwa, wenn er die Strafe sieht, sage(n soll): `Wenn ich doch nur eine (Möglichkeit zur) Wiederkehr (ins Leben)  hätte, dann würde ich zu den Gutes Tuenden gehören!`“ (39: 58)

                               

Im Anschluss an den Vers 56 über die Kümmernis, die die Menschen  am Jüngsten Tag befällt, wird in den Versen 57 und 58 der Zustand eines Höllenkandidaten beschrieben. Er sieht die Bewohner des Paradieses mit lauter guten Werken in den Händen auf die paradiesischen Gärten zugehen und wünschte, er wäre einer von ihnen und würde in das Eden mit seinen endlosen göttlichen Gaben eingelassen. Da sagt er: Wenn Gott  mich rechtgeleitet hätte, dann hätte ich wie diese Paradiesbewohner mich im Leben von der Sünde enthalten und wäre gottesfürchtig gewesen. Auf diese Weise versucht er sich also zu rechtfertigen.

 

Wenn der Sünder daraufhin die Strafe und den Höllenbrand erblickt, wünscht er sich sehnlichst: O würde ich doch noch einmal auf die Erde zurückkehren dürfen, damit ich meine Vergehen in der Vergangenheit durch würdige Handlungen wieder gut mache und zu den Rechtschaffenen gezählt würde.

 

Es liegt auf der Hand, dass diese Dinge, die der Höllenkandidat von sich gibt,  nicht zutreffen.  Es entspricht  nämlich nicht der Wahrheit, wenn er sagt: „Hätte Allah mich nur rechtgeleitet, würde ich bestimmt zu den Gottesfürchtigen gehören.“ Denn Gott hat ja seine Propheten ausgesandt, damit sie die Menschen rechtleiten und wenn jemand nicht rechtgeleitet wurde, so wollte er  selber nicht rechtgeleitet werden.  Zudem ist offensichtlich, dass der Wunsch des Höllenanwärters  nach Rückkehr ins Leben illusorisch und nicht mehr möglich ist. 

 

Folgendes können wir uns einprägen:

Erstens: Am Jüngsten Tag wird deutlich werden, wie  wertvoll und bedeutend die Gottesfürchtigkeit ist. In Wahrheit sind es weder Reichtum noch Ansehen und Macht,  die am  Jüngsten Tag dem Menschen etwas nützen. Was dem Menschen nützen wird, ist die Gottesfürchtigkeit.

Zweitens: Kein anderer Weg und nur der Weg Gottes kann den Menschen im Jenseits retten.

Drittens: Am Jüngsten Tag werden die  Sünder die  Frommen zutiefst beneiden und sich wünschen: Ach wär ich doch wie sie gewesen!

Viertens: Gottesfürchtigkeit und gute Taten retten den Menschen am Jüngsten Tag.