Teil 847: Sure Zumar (Die Scharen) Vers (59- 63)
In diesem Teil machen wir uns mit dem Inhalt und Sinn der Verse 59 bis 63 der Sure 39, Sure Zumar, näher vertraut. Wir beginnen bei den Versen 59 und 60:
(39: 59- 63)
بَلَىٰ قَدْ جَاءَتْكَ آيَاتِي فَكَذَّبْتَ بِهَا وَاسْتَكْبَرْتَ وَكُنتَ مِنَ الْكَافِرِينَ
„Aber ja! Meine Zeichen sind doch zu dir gekommen. Da hast du sie für Lüge erklärt und dich hochmütig verhalten und hast zu den Ungläubigen gehört.“ (39: 59)
وَيَوْمَ الْقِيَامَةِ تَرَى الَّذِينَ كَذَبُوا عَلَى اللَّـهِ وُجُوهُهُم مُّسْوَدَّةٌ ۚأَلَيْسَ فِي جَهَنَّمَ مَثْوًى لِّلْمُتَكَبِّرِينَ
„Und am Tag der Auferstehung siehst du diejenigen, die gegen Allah gelogen haben; ihre Gesichter sind schwarz geworden. Ist nicht in der Hölle ein Aufenthaltsort für die Hochmütigen?“ (39: 60)
Dem Vers 58 der Sure 39 haben wir im letzten Teil die Verheißung entnommen, dass die Höllenkandidaten beim Anblick des Feuers zu sich kommen und es schwer bereuen werden, ihr Leben vergeudet zu haben. In dem Moment werden sie sich sehnlichst wünschen, wieder auf die Welt zurückkehren und den richtigen Weg wählen und ihre Sünden wieder wettmachen zu können.
Daraufhin wird dem Sünder im Vers 59, den wir eben als Erstes brachten, klar gemacht, dass Gott ihm gegenüber nichts versäumt hat, sondern von Ihm alles für die Rechtleitung der Menschen bereitgestellt wurde. Gott hat doch Seine Propheten und Seine Himmelsbücher geschickt, damit die Menschen den rechten Weg beschreiten. Wenn sie besonnen gewesen wären, hätten sie schnell begriffen, dass die Propheten wahrhaftig und die von ihnen übermittelten Offenbarungen Gottes wahr sind und dann hätten sie die Rechtleitung Gottes nutzen können. Doch „du“ – so heißt es weiter im Vers 59 – gerichtet an den Höllenkandidaten „hast aus Hochmut die Zeichen Gottes für Lüge erklärt und bist nicht den Propheten gefolgt und daher hast du dir den Höllenbrand, den du vor dir siehst, eingehandelt.“
Dann verheißt Gott den Höllenanwärtern im Vers 60 ein schwarzes Gesicht. Die Schande ihres Verhaltens wird ihnen dadurch deutlich werden. Im Jenseits werden die Gedanken und Taten des Menschen verbildlicht und es wird offensichtlich was sie verborgen haben. Wenn jemand im Diesseits ein schwarzes Herz hatte und eine finstere Denkweise besaß, die ihn zu schwarzen Taten veranlasste, wird die Schwärze seines Herzens im Jenseits auf seinem Gesicht in Erscheinung treten.
Wir können aus dieser Stelle in der Sure 39 Folgendes schließen:
Erstens: Niemand wird von Gott bestraft, ohne dass ihm vorher durch die Vernunft und die Offenbarung endgültige Beweise zugekommen wären.
Zweitens: Hochmütigkeit ist die eigentliche Ursache für den Unglauben und die Leugnung der Wahrheit.
Drittens: Im Jenseits deckt sich das Äußere des Menschen mit seinem Innern und sein Gesicht nimmt die Farbe seines Herzens an. Hat jemand ein schwarzes Herz, wird sein Gesicht im Jenseits schwarz sein.
Es folgt der Vers 61 der Sure Zumar, Sure 39:
وَيُنَجِّي اللَّـهُ الَّذِينَ اتَّقَوْا بِمَفَازَتِهِمْ لَا يَمَسُّهُمُ السُّوءُ وَلَا هُمْ يَحْزَنُونَ
„Und Allah wird diejenigen retten, die gottesfürchtig waren, wegen der Taten, die zu ihrer Rettung führten. Kein Übel wird sie berühren, noch werden sie traurig sein.“ (39: 61)
Während vorher diejenigen genannt werden, die aufgrund ihrer Hochmütigkeit und ihres Unglaubens mit schwarzen Gesichtern in der Hölle stranden, weist Gott im Vers 61 darauf hin, wer vor dieser Schmach und Pein verschont bleiben wird, nämlich diejenigen, die gottesfürchtig waren. Gott wird sie retten und ihnen unvergängliche Freuden und Genüsse bescheren.
Im Leben bedeutet das Essen von schmackhaften Speisen und köstlichen Getränken zwar auch ein Genuss, aber dieser Genuss ist noch kein Zeichen für Glück, denn er verflüchtigt schnell. Andere Freuden wie der Erwerb von Wissen und die Erkenntnis der Wahrheit sind viel bedeutender und beständiger und können dem Menschen eher zum wahren Glück verhelfen.
Die Freuden des Lebens mögen eine Zeitlang anhalten. Das Leben ist jedoch nur kurz – und die diesseitigen Freuden sind daher auch nur kurzlebig und im Vergleich zu den Freuden im Jenseits sind sie ausgesprochen geringfügig.
Das wahre Glück des Menschen hängt also von Dingen ab, welche den Menschen in der Ewigkeit beständige Freuden beschert, ihn vor jeder Bekümmernis befreit und vor jedem Übel bewahrt.
Wir können uns Folgendes vor Augen halten:
Erstens: Die Gottesfürchtigkeit im diesseitigen Leben führt zum großen Glück und der Rettung im Jenseits.
Zweitens: Im Jenseits sind die Gottesfürchtigen vom allem Übel sicher und werden nicht traurig sein.
Wir sollten auch noch den Versen 62 und 63 der Sure Zumar Aufmerksamkeit widmen.
اللَّـهُ خَالِقُ كُلِّ شَيْءٍ ۖ وَهُوَ عَلَىٰ كُلِّ شَيْءٍ وَكِيلٌ
„Allah ist der Schöpfer von allem, und Er ist Sachwalter über alles.“ (39: 62)
لَّهُ مَقَالِيدُ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۗ وَالَّذِينَ كَفَرُوا بِآيَاتِ اللَّـهِ أُولَـٰئِكَ هُمُ الْخَاسِرُونَ
„Ihm gehören die Schlüssel der Himmel und der Erde. Diejenigen, die Allahs Zeichen verleugnen, das sind die Verlierer.“ (39: 63)
Der Schwerpunkt der Sure Zumar liegt allgemein bei dem Prinzip der Einheit Gottes als Gegensatz zur Vielgötterei. Daher kehren die obigen beiden Verse wieder zu dem Thema Tauhid, nämlich der Wahrheit, dass es nur den Einen Gott und keine anderen Götter gibt, zurück. Wir werden daran erinnert, dass die Verwaltung aller Angelegenheiten der Welt und ihre Aufrechterhaltung in der Hand dessen liegt, der sie erschaffen hat. Keiner soll denken, dass Gott die Welt nur erschaffen und sie sich dann sich selber überlassen habe und keiner soll denken, dass Er anderen die Verwaltung der Welt überlassen habe.
In Wahrheit spielt Gott hier auf die Meinung der Götzendiener an. Viele der Götzendiener betrachten Gott zwar als den Schöpfer des Menschen und der Welt, aber sie sind der Ansicht, die falschen Götter, die sie verehren, könnten sie beschützen und ihre Angelegenheiten regeln.
Diejenigen, die sich mit ihren Problemen an andere als Gott wenden und meinen, die Teilhaber, die sie damit Gott beigesellen, besäßen die Macht, einen Vorteil zu bescheren oder ein Übel abzuwehren, sind laut Koran also die Verlierer. Sie haben sich ja von Gott, dem Herrscher über das ganze Dasein, in dessen Händen die Schlüssel der Himmel und Erde liegen, abgewandt und sich an Wesen und Dinge gerichtet, die unfähig und schwach sind und die ihnen nichts nützen und auch keine Gefahr von ihnen abwenden können.
Wir können uns einprägen:
Erstens: Alles Sein ist auf Gott angewiesen – sowohl was seine Erschaffung als auch was seine Weiterexistenz betrifft. Mit anderen Worten: Gott ist sowohl der Schöpfer der Welt, als auch ihr Herr, Behüter und Verwalter. Wenn jemand jedoch Gott - und sei es auch nur teilweise - nicht als den Herrn der Welt sondern nur als ihren Schöpfer betrachtet, so ist dies eine Art Schirk – das heißt – er stellt neben Gott einen Scharik – einen Teilhaber. Das ist nichts anderes als Vielgötterei.
Zweitens: Tauhid – der Glaube an nur den Einen Gott – ist ein Prinzip , welches nicht nur eine bestimmte Seite sondern alle Seiten des Lebens eines Menschen prägen soll.