Teil 852: Sure Gafir (Der Vergebende) Vers (10-12)
Teil 852: Sure Gafir (Der Vergebende) Vers (10-12)
Wir setzendie Besprechung der Sure 40 bei dem Vers 10 fort. Dieser lautet:
(40: 10 – 12)
إِنَّ الَّذِينَ كَفَرُوا يُنَادَوْنَ لَمَقْتُ اللَّـهِ أَكْبَرُ مِن مَّقْتِكُمْ أَنفُسَكُمْ إِذْ تُدْعَوْنَ إِلَى الْإِيمَانِ فَتَكْفُرُونَ
„Gewiss, denjenigen, die ungläubig waren, wird zugerufen: „Allahs Widerwille (gegen euch) ist wahrlich größer als euer Widerwillen gegen euch selbst, da ihr zum Glauben aufgerufen worden, aber ungläubig geblieben seid.“ (40: 10)
In den Versen, die dem obigen vorausgehen, ist die Rede von der großen Barmherzigkeit und Gnade Gottes gegenüber den Gläubigen. Aber der Vers 10 gibt Kunde von dem gewaltigen Zorn Gottes über diejenigen, die aus Eigensinn Recht und Wahrheit ablehnen und nicht glauben, obwohl sie dazu aufgerufen worden sind. Die Ungläubigen werden es bereuen und absolut niedergeschlagen sein, wenn sie im Jenseits dem Resultat ihres Verhaltens begegnen. Sie krümmen sich aus Wut über sich selber und machen sich selber Vorwürfen, weil sie nicht den Weg Gottes gewählt haben. Ebenso verwünschen sie die Anführer und Freunde, die sie auf den falschen Weg gebracht haben.
Im Jenseits werden die Gottlosen sich selber verabscheuen. Aber die Wächter der Hölle werden ihnen sagen, dass Gottes Widerwillen gegen sie, die hartnäckigen Ungläubigen, noch größer ist als der Widerwillen, den sie gegen sich selber empfinden, und größer als ihre Selbstverfluchung. „Denn ihr“, so sagen die Höllenwächter, „seid seitens der Gesandten Gottes eingeladen worden, auf den rechten Weg zu kommen, aber ihr habt ganz bewusst den Herolden des Glaubens an den Einen Gott eine Absage erteilt. Ihr habt euch von diesen Weglichtern göttlicher Rechtleitung abgewandt und seid den Weg der Leugnung und des Unglaubens gegangen. Ihr habt diejenigen geschmäht und herabgesetzt, die euer Schöpfer und Herr zu euch gesandt hat, damit sie euch den rechten Weg weisen.“
Wir können uns merken:
Erstens: Der Unglaube und die Bekämpfung von Wahrheit und Recht und der Gesandten Gottes haben Gottes großen Zorn und Widerwillen zur Folge.
Zweitens: Gott straft erst, nachdem er den Menschen den letzten Beweis geliefert und sie zur Rechtleitung eingeladen hat.
Wir wenden uns dem Vers 11 zu:
قَالُوا رَبَّنَا أَمَتَّنَا اثْنَتَيْنِ وَأَحْيَيْتَنَا اثْنَتَيْنِ فَاعْتَرَفْنَا بِذُنُوبِنَا فَهَلْ إِلَىٰ خُرُوجٍ مِّن سَبِيلٍ
„Sie sagen: `Unser Herr, Du hast uns zweimal sterben lassen und zweimal lebendig gemacht. So bekennen wir unsere Sünden. Gibt es denn einen Weg, (aus der Hölle) herauszukommen?`“ (40: 11)
Es gibt eine wichtige Wahrheit, welche die Ungläubigen leugnen und zwar das Leben nach dem Tod und das Jüngste Gericht. Sie denken mit dem Tod sei es mit dem Menschen aus und vorbei und nichts bliebe von ihm übrig.
Wenn sie dann das Jüngste Gericht und das Jenseits vor sich haben, sind die Schleier vor ihrem geistigen Auge beiseite gewichen und sie alle erblicken die Wahrheit. Die Ungläubigen werden bekennen, dass sie ohne Grund diese selbstverständliche, von den Propheten Gottes verheißene Wahrheit geleugnet haben. Sie werden bekennen: Der Herr hat uns nicht einmal sondern zweimal sterben und uns zweimal lebendig werden lassen.
Der zweimalige Tod und das zweimalige Lebendig-Werden bezieht sich darauf, dass der Mensch beim Verlassen der diesseitigen Welt zum ersten Mal den Tod kostet, aber Gott seine Seele in Barzach – der Welt zwischen Diesseits und Jenseits - ein neues Leben beginnen lässt. Der zweite Tod tritt ein, wenn die ganze Welt untergeht, und alle in der Zwischenwelt sterben, um dann im Jenseits erneut zum Leben erweckt zu werden.
Die Ungläubigen werden, nachdem sie sich zur Wahrheit bekannt haben, Gott um Vergebung anflehen und Ihn bitten, dass sie ins Diesseits zurückkehren dürfen, damit sie ihre schlechten Taten wieder gutmachen oder wenigstens Rettung vor dem Höllenbrand finden. Aber im Jenseits nützen solche Bekenntnisse und solche Reue nichts mehr und ermöglichen nicht die Rückkehr ins Leben oder die Rettung aus dem Inferno.
Wir können folgende Dinge hervorheben:
Erstens: Im Jenseits wünschen sich die Sünder die Rückkehr ins Leben. Es ist ein Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen wird. Wir sollten also, solange wir noch auf der Welt sind, durch reuevolle Abkehr von schlechten Taten und durch ihre Wiedergutmachung verhüten, dass wir in eine solche Situation gelangen.
Zweitens: Diejenigen, die leugnen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, werden zweimal nach dem Tod Zeuge eines solchen jenseitigen Lebens. Das erste Mal wenn ihre Seele nach dem Tod den stofflichen Körper verlässt, um ihr Leben in der Zwischenwelt zu beginnen, und das zweite Mal, wenn sie nach dem Tod in der Zwischenwelt am Jüngsten Tag wiederbelebt werden.
Wir betrachten schließlich noch den Vers 12 der Sure 40, Sure Ghafir:
ذَٰلِكُم بِأَنَّهُ إِذَا دُعِيَ اللَّـهُ وَحْدَهُ كَفَرْتُمْ ۖ وَإِن يُشْرَكْ بِهِ تُؤْمِنُوا ۚ فَالْحُكْمُ لِلَّـهِ الْعَلِيِّ الْكَبِيرِ
„Dies (diese Bestrafung) ist so, weil ihr, wenn (immer) Allah allein angerufen wurde, ungläubig bliebt, ihr aber, wenn Ihm (andere) beigesellt wurden, glaubtet. Die Entscheidung liegt allein bei Gott, dem Erhabenen und Großen.“ (40: 12)
Dieser Vers bezeichnete eine bestimmte Form der Götzenverehrung als Ursache für den Unglauben, nämlich den Fall, dass jemand nicht Gott als alleinigen Herrn über die Dinge sieht, sondern Gott nur als den Schöpfer anerkennt und meint, dass Er die Menschen nach ihrer Erschaffung sich selber überlassen hätte. Sie denken daher, sie müssten im Leben nicht bei Gott sondern bei anderen Beistand suchen. Diese Leute glauben – wie der Koran noch an anderen Stellen beschreibt - zwar an Gott als den Schöpfer aber nicht an Gott als den Herrscher über das Dasein. Einige von ihnen denken sogar, sie könnten anstelle Gottes treten und wie es ihnen gerade beliebt Gesetze und Pflichten aufstellen, während andere - zum Beispiel die Verehrer von Götzen und Sternen- in ihrer Ignoranz dem Aberglauben verfallen und sich einbilden, Gegenstände oder Erscheinungen besäßen Einfluss auf ihr Schicksal.
Die eingefleischten Polytheisten haben im Leben laufend so gedacht und entsprechend gehandelt und daher würden sie sich auch nicht ändern und einen anderen Weg als vorher einschlagen, wenn Gott sie am Jüngsten Tag noch einmal ins Leben zurückkehren ließe.
Wir möchten noch auf die folgenden zwei Punkte aufmerksam machen:
Erstens: Der Mensch kann am Jüngsten Tag auf Rettung hoffen, wenn er ausschließlich Gott gedient und sich von jeglicher Form der Götzenverehrung gehütet hat.
Zweitens: Wie wir sagten, besteht Schirk – die Götzenverehrung - darin, dass der Mensch zwar in Gott den Schöpfer sieht, jedoch glaubt, dass andere als Gott die Dinge im Leben und im Dasein planen und regeln, und deshalb bei anderen oder anderem als Gott Halt suchen. Aber nicht nur der absolute Unglaube, nämlich die völlige Leugnung Gottes lassen den Menschen im Inferno enden. Auch die Götzenverehrung beschert dem Menschen einen solchen Ausgang. Götzenverehrung besteht darin, dass der Mensch gegen das Erste Gebot Gottes – es gibt keinen Gott außer Gott - verstößt und Gott Teilhaber zur Seite stellt.