Teil 855: Sure Gafir (Der Vergebende) Vers (21-25)
Teil 855: Sure Gafir (Der Vergebende) Vers (21-25)
Wir erläutern heute die Sure 40, Sure Ghafir, weiter bis einschließlich Vers 25. Die ersten beiden dieser Verse sind die Verse 21 und 22:
(40: 21 – 25)
أَوَلَمْ يَسِيرُوا فِي الْأَرْضِ فَيَنظُرُوا كَيْفَ كَانَ عَاقِبَةُ الَّذِينَ كَانُوا مِن قَبْلِهِمْ ۚ كَانُوا هُمْ أَشَدَّ مِنْهُمْ قُوَّةً وَآثَارًا فِي الْأَرْضِ فَأَخَذَهُمُ اللَّـهُ بِذُنُوبِهِمْ وَمَا كَانَ لَهُم مِّنَ اللَّـهِ مِن وَاقٍ
„Sind sie nicht auf der Erde umhergereist, so dass sie schauen (konnten), wie das Ende derjenigen war, die vor ihnen waren? Sie hatten ja mehr Kraft und nachhaltige Wirkung auf der Erde als sie. Da ergriff sie Gott für ihre Sünden, und sie hatten vor Gott keinen Beschützer.“ (40: 21)
ذَٰلِكَ بِأَنَّهُمْ كَانَت تَّأْتِيهِمْ رُسُلُهُم بِالْبَيِّنَاتِ فَكَفَرُوا فَأَخَذَهُمُ اللَّـهُ ۚ إِنَّهُ قَوِيٌّ شَدِيدُ الْعِقَابِ
„Dies, weil ihre Gesandten immer wieder mit den klaren Beweisen zu ihnen kamen, sie aber ungläubig blieben. So ergriff sie Allah, denn Er ist stark und streng im Bestrafen.“ (40: 22)
Im letzten Teil haben wir darüber gesprochen, welches Ende die Sünder am Jüngsten Tag erwartet. Die obigen Verse fordern alle auf, die Geschichte der Vorfahren zu studieren. Warum denken die Menschen nicht über das Schicksal der Völker nach, die einmal an verschiedenen Orten auf der Erde lebten, jedoch wegen ihrer Vergehen und Sünden einen üblen Ausgang fanden? Dies sollte doch eine Lehre für die nachfolgenden Generationen sein und diese davon abhalten, denselben Weg wie sie zu gehen.
Auf seinen Reisen sieht der Mensch an verschiedenen Orten die Reste von Palästen und Festungen stehen. Von diesen Bauwerken aus haben einmal mächtige, oftmals tyrannische Herrscher ihr Volk regiert. Aber heute ist nichts mehr von ihnen selber übrig und auch ihre Paläste sind nur noch Ruinen.
Die historischen Prachtbauten, die frühere Völker hinterlassen haben, können uns eine Lehre erteilen. Wir sollten wissen, dass unterdrückerische Herrscher, auch wenn sie gerade auf dem Gipfel der Macht stehen und alle möglichen Mittel zur Verfügung haben, einmal gehen müssen.
Dann heißt es weiter an der obigen Stelle in der Sure Ghafir dass Gott die Propheten schickte, damit sie ihr Volk rechtleiten. Aber einige frühere Völker, bekannten sich nicht zu ihren Propheten und der Wahrheit, sondern lehnten sie ab und bekämpften sie. Sie wählten den Weg des Unglaubens und wurden im Diesseits von Gottes Strafe heimgesucht. Diese Völker fühlten sich so stark, dass sie dachten, es gäbe keine Macht, die größer wäre als die ihrige und die sie vernichten könnte.
Wir sehen:
Erstens: Der Koran empfiehlt gezieltes Reisen: ein Reisen, durch das wir etwas lernen können.
Zweitens: Um an Erkenntnis über den richtigen Weg für das Leben in unserer heutigen Welt zu finden, ist es notwendig und vernünftig, eingehend die Geschichte der Vorfahren und früheren Völker zu studieren.
Drittens: Wir sollten uns wegen großer wirtschaftlicher Möglichkeiten und Kapazitäten und wissenschaftlichem, industriellem und militärischem Potential nichts einbilden. All diese Dinge sind nämlich gegenüber dem Willen Gottes gleich Null.
Viertens: Gott straft nicht nur im Jenseits. Schon im Leben lässt Gott die Unrechttuenden ein wenig von Seinem Zorn spüren.
Fünftens: Ohne den letzten Beweis erbracht zu haben, straft Gott die Ungläubigen nicht.
In den Versen 23 und 24 der Sure Ghafir spricht Gott:
وَلَقَدْ أَرْسَلْنَا مُوسَىٰ بِآيَاتِنَا وَسُلْطَانٍ مُّبِينٍ
„Und Wir sandten bereits Musa (Moses) mit Unseren Zeichen und mit einer deutlichen Ermächtigung“ (40: 23)
إِلَىٰ فِرْعَوْنَ وَهَامَانَ وَقَارُونَ فَقَالُوا سَاحِرٌ كَذَّابٌ
„zu Fir`un (Pharao) und Haman und Qarun (Korah). Sie aber sagten: `(Er ist) ein verlogener Zauberer`.“ (40: 24)
Hier wird im Koran ein sehr bekanntes Beispiel aus der Geschichte angeführt. Einst hat Gott ja Prophet Moses mit Seinen Zeichen zu Pharao und seinem Minister Haman und Qarun (Korah) geschickt. Mit Gottes Beistand führte Moses diesen Frevlern Wunder vor, und diese Wunder waren ein deutliches Zeichen dafür, dass er Gesandte Gottes ist und mit dem Überirdischen in Verbindung steht. Aber der Pharao und seine Leute, diese Unterdrücker des Rechts und Widersacher Gottes, taten die Wunder, die Moses mit Gottes Erlaubnis vollbrachte, als Schwarze Kunst ab. Sie bezichtigten den Propheten Gottes der Lüge.
Die Geschichte zeugt von vielen anderen Anführern von Unglauben und Unrecht, die bestrebt waren, durch Verbreitung von Lügen und Verleumdungen, zu verhindern, dass die Worte der aufrichtigen Gottesfreunde eine Wirkung auf die Bevölkerung haben.
Moses (F) hatte den himmlischen Auftrag, dem Unrecht der gewaltsamen Herrscher ein Ende zu bereiten und eine Gesellschaft zu gründen, die auf Gottes Gerechtigkeit basiert.
Wären der Pharao und seine Leute dem Aufruf des Propheten Moses gefolgt, dann hätten sie nicht mehr – wie zuvor – ihre Machtposition missbrauchen und nach Belieben die Bevölkerung unterdrücken und ausbeuten können. Daher beschloss Pharao zusammen mit seinem Hofstaat, hart gegen Moses und seine Anhänger vorzugehen, wie aus dem nachfolgenden Vers noch ersichtlich wird.
Zunächst sollten wir uns aber an dieser Stelle noch Folgendes vergegenwärtigen:
Erstens: Die Propheten hatten nicht nur den Auftrag, sich mit der Einladung zur Anbetung Gottes an das Volk zu wenden. Sie wandten sich auch an die Unterdrücker selber und bekämpften Unrecht und Gewaltherrschaft.
Zweitens: Macht und Reichtum werden manchmal zum Nährboden für Widerspenstigkeit und Ungehorsam gegenüber Gott und der Verletzung der Rechte des Volkes.
Drittens: Die Lehre und die Wunder der Propheten sind klar und leicht zu verstehen. Aber einige haben die Wahrheit nicht akzeptiert, weil sie materielle Interessen hatten und hochmütig und machtgierig waren.
Wir besprechen schließlich noch den Vers 25 der Sure 40, Sure Ghafir:
فَلَمَّا جَاءَهُم بِالْحَقِّ مِنْ عِندِنَا قَالُوا اقْتُلُوا أَبْنَاءَ الَّذِينَ آمَنُوا مَعَهُ وَاسْتَحْيُوا نِسَاءَهُمْ ۚ وَمَا كَيْدُ الْكَافِرِينَ إِلَّا فِي ضَلَالٍ
„Als er (Moses) ihnen nun die Wahrheit von Uns brachte, sagten sie: `Tötet die Söhne derjenigen, die mit ihm glauben, und lasst ihre Frauen am Leben.` Aber die List der Ungläubigen geht bestimmt ins Leere“. (40: 25)
Pharao und sein Wesir Haman konnten den logischen Argumenten und den Wundern, die Moses vorgeführt hatte, nichts entgegensetzen. Also schmiedeten sie Pläne zu seiner Bekämpfung. Der obige Vers verweist auf eine ihrer teuflischen Ideen. Zunächst entschlossen sie sich etwas gegen alle zu unternehmen, die sich zu Moses bekannten und sich ihm anschlossen. Sie beschlossen, Männer und Knaben zu töten, und Frauen und Mädchen am Leben zu lassen und zu versklaven. Damit beabsichtigten sie, die Anhänger Moses so schwer zu unterdrücken, dass es kein anderer mehr wagt, gläubig zu werden.
Solche Maßnahmen sind in der Geschichte schon immer typisch für arrogante gewaltsame Regimes gewesen. Entweder wenden sie Gewalt gegen die Menschen an oder sie versuchen sie vom Weg abzubringen. Insbesondere die aktiven jungen Kräfte wollen sie auszuschalten. Aber die zahlreichen Verschwörungen und Repressalien des Pharaos und seiner Leute konnten Moses nicht daran hindern, seine Mission zu erfüllen, und auch sein Volk - die Israeliten - hielt stand und ließ sich nicht von den Unterdrückern einschüchtern.
Wir können uns abschließend einprägen:
Erstens: Schon immer in der Geschichte haben sich Unterdrücker der Politik des Mordens und des Einkerkerns bedient. Aber solche Druckmaßnahmen dürfen den Willen der Gläubigen nicht schwächen und sie davon abhalten, ihren Weg fortzusetzen.
Zweitens: Die Feinde versuchen durch Krieg und Blutvergießen und auf andere Weise wie Verbreitung von Lastern insbesondere die junge Generation zugrunde zu richten.
Zweitens: Die Feinde arbeiten unentwegt an Plänen gegen aufrichtige religiöse Bewegungen. Aber wenn die Gläubigen die Religion Gottes unterstützen, werden die Pläne des Feindes fehlschlagen, und es wird letztendlich das Recht über das Unrecht, die Wahrheit über die Lüge, siegen. Dies hat Gott verheißen.