Dez 12, 2019 16:31 CET

Wir besprechen nun  fünf weitere Verse aus der Sure 40, Sure Ghafir. Der erste davon ist Vers 29. Er lautet:

(40: 29-33)

 

يَا قَوْمِ لَكُمُ الْمُلْكُ الْيَوْمَ ظَاهِرِينَ فِي الْأَرْضِ فَمَن يَنصُرُنَا مِن بَأْسِ اللَّـهِ إِن جَاءَنَا ۚ قَالَ فِرْعَوْنُ مَا أُرِيكُمْ إِلَّا مَا أَرَىٰ وَمَا أَهْدِيكُمْ إِلَّا سَبِيلَ الرَّشَادِ 

„`O mein Volk, es gehört euch heute die Herrschaft, und ihr habt die Oberhand im Land. (Aber) wer wird uns dann gegen Allahs Gewalt helfen, wenn sie über uns kommt?` Pharao sagte: `Ich weise euch nur auf das hin, was ich sehe (und als gut betrachte), und leite euch nur den Weg der Rechtschaffenheit`. (40: 29)“

                                 

Als Pharao den Propheten Moses töten wollte, hat – wie aus den vorhergehenden Versen zu entnehmen war - ein Gläubiger unter dem Hofstaat des Pharaos versucht, dies zu verhindern. Im Vers 28 wurde wiedergegeben wie dieser heimliche Anhänger Moses durch überzeugende Worte den Pharao von der Tötung des Moses abzubringen versuchte. Der erste Satz des obigen Verses 29 ist eine Fortsetzung seiner Argumentation. Er sagt zum Pharao und seinem Hofstaat: Ihr herrscht heute über das große Gebiet von Ägypten und habt alles unter Kontrolle und Moses kann nichts gegen euch unternehmen. Aber falls seine Verheißung stimmt, wird die Strafe Gottes über euch kommen, wenn ihr ihn tötet, und ihr werdet eure Macht verlieren. Also denkt gut über die eventuellen Konsequenzen  eures Tuns nach. 

Es scheint, dass seine Worte die erhitzten Gemüter im Hofstaat etwas milder stimmten. Aber offensichtlich hielt der Pharao  an seiner Ansicht fest, dass Moses getötet werden müsse und dies der einzige richtige Weg sei. Natürlich ist es für alle Gewaltherrscher und Widersacher in der Geschichte typisch, dass sie sich für die Klügsten und ihre Ansicht für die beste halten.

 

Wir lernen:

Erstens: Keiner sollte sich auf seinen Reichtum und seine Machtposition etwas einbilden. Denn wenn Gott es so will, wird er alles aus der Hand verlieren.

Zweitens: Es ist Aufgabe der Gläubigen, Leute die Schlechtes vorhaben,  zu warnen und sie an hässlichen Taten zu  hindern, selbst  wenn es sich dabei um so mächtige Herrscher handelt wie der Pharao.

Drittens: Nicht auf rechtmäßige Warnungen zu achten und sich für den Klügsten zu halten, ist eine pharaonenhafte Haltung und zeugt davon, dass jemand nach Überlegenheit strebt. Dies gilt auch für Leute, die nicht in der Position eines Pharaos sind.

In den nächsten beiden Versen der Sure 40, den Versen 30 und 31 erfahren wir, wie der Gläubige aus der Familie des Pharaos weiter argumentierte. Es heißt dort:

 

وَقَالَ الَّذِي آمَنَ يَا قَوْمِ إِنِّي أَخَافُ عَلَيْكُم مِّثْلَ يَوْمِ الْأَحْزَابِ

„Derjenige, der glaubte, sagte: `O mein Volk, gewiss, ich fürchte für euch etwas Gleiches wie den Tag (der Vernichtung)  der Gruppierungen`,“ (40: 30)

 

مِثْلَ دَأْبِ قَوْمِ نُوحٍ وَعَادٍ وَثَمُودَ وَالَّذِينَ مِن بَعْدِهِمْ ۚ وَمَا اللَّـهُ يُرِيدُ ظُلْمًا لِّلْعِبَادِ

„`etwas Gleichartiges wie das, was dem Volk Nuhs (Noah), den `Ad, den Thamud und denjenigen, die nach ihnen waren, (widerfuhr). Und Allah will keine Ungerechtigkeit für die Diener`.“ (40: 31)

 

Obwohl Pharao nach wie vor auf Ermordung des Propheten Moses bestand, gab der Gläubige aus seiner Familie nicht auf, ihn davon abzubringen. Er erinnerte an das bekannte Schicksal von vorherigen Völkern und hoffte damit zu erreichen, dass der Pharao einsichtig wird und von seinem Vorhaben ablässt.  Der heimliche Anhänger Moses sagte: Ihr wisst doch was mit dem Volk des Noah und dem Volk der Ad und Thamud und Völkern nach ihnen passiert ist.  Er wisst doch wie sie  trotz ihrer erfolgreichen Zivilisationsgeschichte kein gutes Ende nahmen und wie sie vernichtet wurden, weil sie beharrlich bei ihrem Unglauben und dem Götzentum und der Widerspenstigkeit blieben.  Das Volk des Nuh begegnete einer tödlichen Sturmflut, das Volk der `Ad einem fürchterlichen Sturm, und das Volk der Thamud wurde durch einen tödlichen Blitz vernichtet.

„Ich fürchte“, so fuhr der Gläubige fort, „dass auch der ägyptischen  Welt ein solches Schicksal widerfährt.“ Er erinnerte daran, dass  sich diese Völker ihr Schicksal selber wegen ihrer schlechten Taten und der Leugnung der Propheten oder ihrer Ermordung, eingebrockt haben, denn Gott tut niemandem ein Unrecht an. Er hat die Menschen erschaffen und ihnen reichliche Gaben beschert  und Gunst und Liebe erwiesen. Gott behandelt seine Geschöpfe nie  ungerecht.  Es ist  die Auflehnung gegen Gott, welche die göttliche Bestrafung zur Folge hat.

 

Wir  können uns Folgendes vergegenwärtigen:

Erstens: Wenn der Mensch näher über das Schicksal der Vorfahren nachdenkt, kann er besser den zukünftigen Weg erkennen. Der Koran hebt diesen Punkt hervor.

Zweitens: Sollten falsche Ansichten und Verhaltensweisen zur festen Gewohnheit werden, bringen sie den Menschen dem Abgrund nahe und ihm droht ein übles Ende.  Es hat in der Geschichte Völker gegeben, die sich falsche Meinungen und hässliches Tun regelrecht angewöhnt hatten und durchgehend Recht und Wahrheit leugneten und sich damit einen schlechten Ausgang einhandelten.

Drittens: Manchmal sind die Unbilden im Leben nichts anderes als eine Strafe Gottes, die wir selber durch unser Verhalten auf uns gezogen haben. 

                         

Wir wenden uns den Versen 32 und 33 der Sure 40, Ghafir, zu:

                                     

وَيَا قَوْمِ إِنِّي أَخَافُ عَلَيْكُمْ يَوْمَ التَّنَادِ                             

„`O mein Volk, gewiss, ich fürchte für euch den Tag, an dem sich die Menschen gegenseitig rufen (und um Hilfe bitten),`“ (40: 32)

 

يَوْمَ تُوَلُّونَ مُدْبِرِينَ مَا لَكُم مِّنَ اللَّـهِ مِنْ عَاصِمٍ ۗ وَمَن يُضْلِلِ اللَّـهُ فَمَا لَهُ مِنْ هَادٍ

„`den Tag, an dem ihr den Rücken kehren werdet (und in alle Richtungen wegzulaufen versucht), wobei ihr nichts vor Allah (und Seiner Strafe) Schützendes haben werdet. Und wen Allah (wegen seiner schlechten Taten)  in die Irre gehen lässt, der hat niemanden, der ihn rechtleitet.“ (40: 33)

                         

Der Gläubige am Hofe des Pharaos warnte diesen und seine Leute weiter, in dem er sagte: Wenn auf euch die göttliche Strafe herabgeschickt wird, so wie es einige Völker in der Vergangenheit erlebten, werdet ihr nirgendwo Schutz finden und nicht flüchten können. Es wird keinen rettenden Ort für euch geben, wo ihr vor dem göttlichen Strafgericht sicher wäret. An dem Tag werdet ihr euch gegenseitig rufen  und um Hilfe bitten, aber niemand wird die Rufe beachten, weil jeder nur an die eigene Rettung denkt und  keiner einem anderen helfen kann.  

In Wahrheit wird an diesem Tag nur jemand gerettet, der den Weg göttlicher Rechtleitung gegangen ist und die Lehre der Propheten und ihre Weisungen im Leben oben angestellt hat. Es ist klar, dass jeder der einen anderen Weg wählt auf dem Irrweg ist und sich selber von der Rechtleitung Gottes ausgeschlossen hat.

                                   

In dem obigen Vers heißt es, dass Gott einige  auf den Irrweg geraten lässt. Wie aus anderen Versen hervorgeht, lässt Gott dies deshalb geschehen, weil diese Leute sich schlecht verhalten haben. Der Wandel auf dem Irrweg ist nämlich in Wahrheit das Ergebnis hässlichen Tuns und das Resultat der Entscheidung für Sündhaftigkeit.  Anders ausgedrückt: Gott überlässt den Menschen nicht ohne Grund sich selbst und verwehrt ihm nicht ohne Anlass die göttliche Rechtleitung. Er führt niemanden auf den Irrweg, sondern  die Ungläubigen und Sünder haben selber durch ihr falsches Verhalten mit eigenen Händen Verhältnisse geschaffen, durch die sie nicht mehr in den Genuss der Rechtleitung gelangen können und stattdessen abirren und ihre Vernichtung in die Wege leiten: ähnlich wie ein kleines Kind, welches sich nicht mehr am Straßenrand vom Vater an der Hand halten lassen will und in ein Auto rennt.

                      

Wir können uns einprägen:

Erstens: Es ist die Pflicht von gläubigen und wohlwollenden Menschen, dass sie Sünder vor den Folgen ihres Verhaltens warnen.  Eltern, die um das Wohl ihres Kindes besorgt sind, warnen es ja auch, einem Feuer oder einer Feuerflamme nicht zu nahe zu kommen, und machen ihm Angst vor Gefahren.

Zweitens: Gott bestimmt darüber, wer rechtgeleitet ist und wer den Irrweg geht, auch wenn der Mensch selber die Vorbedingungen für eines von beiden schafft.

Drittens: Es gibt nur zwei Wege: den Weg der Rechtleitung und den Irrweg. Ein dritter Weg existiert nicht. Wer nicht den Weg der göttlichen Rechtleitung wählt befindet sich demnach nicht auf dem rechten Weg.