Teil 858: Sure Gafir (Der Vergebende) Vers (34-37)
Teil 858: Sure Gafir (Der Vergebende) Vers (34-37)
Wir setzen die Erläuterungen zu der Sure 40, Sure Ghafir, bei deren Vers 34 fort. Darin heißt es:
(40: 34-37)
وَلَقَدْ جَاءَكُمْ يُوسُفُ مِن قَبْلُ بِالْبَيِّنَاتِ فَمَا زِلْتُمْ فِي شَكٍّ مِّمَّا جَاءَكُم بِهِ ۖ حَتَّىٰ إِذَا هَلَكَ قُلْتُمْ لَن يَبْعَثَ اللَّـهُ مِن بَعْدِهِ رَسُولًا ۚ كَذَٰلِكَ يُضِلُّ اللَّـهُ مَنْ هُوَ مُسْرِفٌ مُّرْتَابٌ
„Bereits zuvor kam Yusuf (Joseph) zu euch mit den klaren Beweisen. Ihr aber bliebt weiterhin im Zweifel über das, was er euch gebracht hatte. Als er dann gestorben war, sagtet ihr: ‚Gott wird nach ihm keinen Gesandten mehr erstehen lassen.‘ So lässt Allah in die Irre gehen, wer maßlos und voller Zweifel ist.“ (40: 34)
Wir haben aus den vorherigen Versen erfahren, dass es in der Familie und im Hofstaat des Pharaos einen Anhänger Moses gab, der seinen Glauben verheimlichte. Als der Pharao den Propheten Moses töten wollte, schaltete sich dieser gläubige Mensch ein und versuchte mit logischen Argumenten den Gewaltherrscher von seinem Vorhaben abzubringen. Wie aus dem obigen Vers 34 der Sure Ghafir hervorgeht, hat er auch auf die Geschichte von Prophet Joseph hingewiesen, der einige Zeit vorher in Ägypten zum Glauben an den Einen Gott und Seine Lehre eingeladen hatte. Er erinnerte den Pharao und seinen Hofstaat daran, dass Yusuf (Joseph) ein Gesandter Gottes war und es noch nicht so lange her ist, dass er gelebt hatte. Der Gläubige aus dem Haus des Pharaos verwies darauf, dass viele Menschen wegen ihrer Zweifel und ihrer haltlosen Ausreden nicht bereit waren, sich zur Lehre des Propheten Joseph zu bekennen, obwohl er klare, verständliche Beweise erbrachte.
Nach dem Tod dieses Propheten behaupteten sie sogar, dass Gott keinen weiteren Propheten mehr schicken würde, und zwar behaupteten sie dies, damit sie weiter einem sündigen Leben nachgehen konnten und sich mit dieser Ausrede gegenüber Vorwürfen wappnen.
Solche Leute wollen natürlich nicht die Wahrheit hören, geschweigen denn sie akzeptieren. Vielmehr geht es ihnen, darum nach Lust und Laune zu leben. Aber wer so denkt und handelt, der schließt sich mit eigener Hand von der Rechtleitung Gottes aus. Ein Verhalten gegenüber den Propheten und deren Lehren, welches aus maßlosen Zweifeln hervorgeht, lässt gemäß obigem Vers den Menschen in die Irre gehen.
Zweifel sind grundsätzlich nicht schlecht und gehören zum gesunden Menschenverstand und zur Wissenschaft Aber der Mensch soll nicht bei den Zweifeln stehen bleiben oder übermäßig skeptisch sein, denn das führt zu Zwängen im Denken und im Handeln und verhindert seine Entfaltung und seinen Fortschritt.
Wir können uns merken:
Erstens: Das Verhalten, die Überzeugungen und die Neigungen von früheren Generationen können auch noch auf spätere Generationen Einfluss ausüben. Bei Kenntnis der Geschichte früherer Generationen und Völker lassen sich daher auch Voraussagen über das Verhalten und die Trends der Nachfolgegenerationen machen. So kommt es, dass der Gläubige aus dem Haus des Pharaos zu dem Hofstaat des Pharaos, welcher den Propheten Moses nicht anerkennen wollte, sagt: Bereits zuvor kam Joseph zu euch mit den klaren Beweisen. Ihr aber bliebt weiterhin im Zweifel über das, was er euch gebracht hatte.
Zweitens: Zweifel sind nützlich und wertvoll, wenn sie den Menschen veranlassen, nachzuforschen und nachzudenken. Aber wenn Zweifel anhalten und ständige Skepsis und Stillstand in der Entwicklung verursachen, sind sie schädlich.
Drittens: Wer aufgrund egoistischer Verlangen und Gelüste ohne Grund die klare Lehre und Logik der Propheten ablehnt und sich gegen sie stellt, dessen Strafe besteht darin, dass er im Diesseits und im Jenseits in die Irre geht.
Wir wenden uns dem Vers 35 der Sure Ghafir zu und zwar beinhaltet dieser Folgendes:
الَّذِينَ يُجَادِلُونَ فِي آيَاتِ اللَّـهِ بِغَيْرِ سُلْطَانٍ أَتَاهُمْ ۖ كَبُرَ مَقْتًا عِندَ اللَّـهِ وَعِندَ الَّذِينَ آمَنُوا ۚ كَذَٰلِكَ يَطْبَعُ اللَّـهُ عَلَىٰ كُلِّ قَلْبِ مُتَكَبِّرٍ جَبَّارٍ
„Diejenigen, die über Allahs Zeichen streiten, ohne eine Ermächtigung erhalten zu haben, – welch schwerwiegende Abscheu erregen diese bei Allah und bei denjenigen, die gläubig sind! So versiegelt Allah das Herz eines jeden Hochmütigen und Gewalttätigen.“ (40: 35)
Dieser Vers spricht ebenso über die Leute, welche übermäßig Zweifel und Skepsis hegen und kein wahres Wort anerkennen. Es sind Leute, denen es nur darum geht zu streiten und denen gar nicht daran gelegen ist, die Wahrheit zu erkennen und sie zu akzeptieren.
Was du ihnen auch sagst: Sie lehnen, ohne nachzudenken und ohne klares Argument, das Wort von Recht und Wahrheit ab. Diese Leute sind während des Streitgespräches lediglich bestrebt unter Beweis zu stellen, dass sie logisch denken, aber in Wahrheit sind sie verbohrt und auf gewisse Weise hochmütig. Es spielt keine Rolle, welchen Beweis ihr ihnen vorlegt, sie werden unter irgendeinem dünnen Vorwand mit Ablehnung reagieren.
Eine sinnlose haltlose Diskussion in Konfrontation mit den Zeichen Gottes hat natürlich schädliche Folgen. Eine davon besteht darin, dass der Streitsüchtige in die Irre geht. Wer sich hartnäckig und verbohrt gegen die Wahrheit stellt, über dessen Denken legt sich ein dunkler Schleier, der ihm das Gefühl für das Wahre und Richtige raubt.
Bevor wir zu den nächsten beiden Versen übergehen, noch diese Merkpunkte:
Erstens: Das Streitgespräch ist eine Methode in der Wissenschaft, und zwar für jemanden, der die Wahrheit feststellen will, aber nicht für jemanden, der ohne Beweis und Logik redet und aus Arroganz oder Eigensinn grundsätzlich das ablehnt, was die anderen sagen.
Zweitens: Gläubige Menschen dürfen bei Diskussionen nicht unsachlich werden, sondern sie sollen logisch argumentieren, damit sie klarstellen, dass es für Gläubige nicht in Frage kommt ohne feste Beweise und Urteilskraft zu reden.
Nun noch die Verse 36 und 37 der Sure Ghafir, Sure 40:
وَقَالَ فِرْعَوْنُ يَا هَامَانُ ابْنِ لِي صَرْحًا لَّعَلِّي أَبْلُغُ الْأَسْبَابَ
„Und Pharao sagte: `O Haman, errichte mir einen Turm, vielleicht kann ich (damit) die Zugänge erreichen,`“ (40: 36)
أَسْبَابَ السَّمَاوَاتِ فَأَطَّلِعَ إِلَىٰ إِلَـٰهِ مُوسَىٰ وَإِنِّي لَأَظُنُّهُ كَاذِبًا ۚ وَكَذَٰلِكَ زُيِّنَ لِفِرْعَوْنَ سُوءُ عَمَلِهِ وَصُدَّ عَنِ السَّبِيلِ ۚ وَمَا كَيْدُ فِرْعَوْنَ إِلَّا فِي تَبَابٍ
„`Zugänge (zum Aufstieg) in die Himmel, damit ich den Gott Moses kennenlerne, und ich halte ihn wahrlich für einen Lügner.` So erschien Pharao sein böses Tun im schönsten Licht und er wurde vom (rechten) Weg abgewendet. Aber der listige Plan Pharaos schlug fehl.“ (40: 37)
In jener gefährlichen Situation hatte sich also der mutige Gottgläubige aus dem Hause des Pharaos auf verschiedene Art und Weise darum bemüht, die anderen positiv zu beeinflussen und schließlich sogar mit seinen eindringlichen und klugen Worten auch auf den Pharao eine Wirkung gehabt. Es gelang ihm, den festen Entschluss des Pharaos zum Mord am Propheten Gottes ins Schwanken zu bringen. Der Pharao schob also erst einmal die Tötung von Moses hinaus.
Aber er kam dennoch nicht von seinem hohen Ross herunter, sondern gab einen neuen Befehl, nämlich den Befehl einen hohen Turm zu bauen. Diesen wolle er besteigen und sich über den Gott Moses erkundigen, sagte er. Es war eine neue List des Pharaos, mit der er das Volk zu täuschen wünschte. Moses hatte ja gar nicht behauptet, dass sein Gott sich in den Himmeln befindet und dass jemand ihn dort oder irgendwo anderes sehen könnte. Also hätte der Pharao auch nicht von einem hohen Turm aus Gott sichten und Ihn reden hören können.
Pharao wollte nur Aufsehen erregen und das einfache Volk beeindrucken. Er wollte die breite Masse davon abhalten, dass sie Moses als Propheten Gottes anerkennt und ihn unterstützt.
Die Verdummung des Volkes war überhaupt eine der hässlichen Strategien des Pharaos. Weil er hochmütig und selbstsüchtig war erschien ihm aber sein hässliches Vorgehen im schönsten Licht, und das hinderte ihn daran, den Weg Gottes zu akzeptieren und verursachte letztendlich später seine Niederlage und seine Vernichtung.
Abschließend können wir uns einprägen:
Erstens: Leute, die keine Beweise und logischen Argumente akzeptieren, versuchen durch Aufsehen erregende Schritte die Stimmung zu ihren eigenen Gunsten zu verändern.
Zweitens: Zu der Methodik von ungerechten götzenhaften Regimes gehört es, das Volk zu täuschen und Macht zu demonstrieren. Auf diese Weise versuchen solche Regimes der Allgemeinheit ihre eigenen Standpunkte aufzuzwingen und das Volk maximal zu beherrschen.
Drittens: Hochmütigkeit verleitet den Menschen dazu seine schlechten Taten im schönsten Licht zu sehen und hindern ihn daran sich zu bessern.
Viertens: Abgott-Regimes legen den Gläubigen immer Steine auf den Weg. Aber wenn die Gläubigen standhaft den Weg Gottes weitergehen, werden sie letztendlich siegen, während die Unrechttuenden den großen Schaden haben.