Dez 12, 2019 16:35 CET

Dieses Mal möchten wir die Verse 38 bis 42 der Sure 40, Sure Ghafir, erläutern. Die ersten drei Verse, 38, 39 und  40, lauten:

(40: 38 – 42) 

                              

وَقَالَ الَّذِي آمَنَ يَا قَوْمِ اتَّبِعُونِ أَهْدِكُمْ سَبِيلَ الرَّشَادِ

„Derjenige, der gläubig war, sagte: `O mein Volk, folgt mir, dann leite ich euch den rechten Weg des besonnenen Handelns.`“ (40: 38)

 

 يَا قَوْمِ إِنَّمَا هَـٰذِهِ الْحَيَاةُ الدُّنْيَا مَتَاعٌ وَإِنَّ الْآخِرَةَ هِيَ دَارُ الْقَرَارِ

„`O mein Volk, dieses irdische Leben ist nur (geringfügiger) Nießbrauch; das Jenseits aber ist die Wohnstätte zum (bleibenden) Aufenthalt.`“ (38: 39)

 

 مَنْ عَمِلَ سَيِّئَةً فَلَا يُجْزَىٰ إِلَّا مِثْلَهَا ۖ وَمَنْ عَمِلَ صَالِحًا مِّن ذَكَرٍ أَوْ أُنثَىٰ وَهُوَ مُؤْمِنٌ فَأُولَـٰئِكَ يَدْخُلُونَ الْجَنَّةَ يُرْزَقُونَ فِيهَا بِغَيْرِ حِسَابٍ

„`Wer etwas Böses tut, dem wird nur gleichviel vergolten. Wer aber rechtschaffen handelt, ob Mann oder Frau, und dabei gläubig ist, jene werden dann in den (Paradies)garten eingehen, wo sie versorgt werden ohne Abrechnung.`“ (40: 40)

                             

Wie gesagt, wollte Pharao den Propheten Moses umbringen, aber ein heimlicher Anhänger des Moses aus der Verwandtschaft des Pharaos hatte schließlich den Abgottherrscher vorläufig von diesem Vorhaben abbringen können. Daraufhin befahl der Pharao seinem Minister, er solle einen hohen Turm errichten lassen. Diesen wolle er besteigen und im Himmel nachschauen, ob dort der Gott, von dem Moses redet, zu sehen ist oder nicht.

Moses hatte aber gar nicht behauptet, dass Gott sichtbar ist und sich im Himmel befindet. Der  Pharao wollte nur mit seinem Turmbau dem Volke etwas vormachen und Moses blamieren.  In dem Moment  verspürte der Gläubige am Hofe des Pharaos erneut Verantwortung. Er wandte sich an das Volk, damit es nicht auf das Schauspiel des Pharaos hereinfällt. Der Verwandte des Pharaos, der seinen Glauben verheimlichte, forderte die Menschen auf, den Weg zu gehen, den er ihnen weist. Er hob zwei wichtige Punkte in seinem Aufruf hervor. Als erstes erinnerte er daran, dass das Leben im Diesseits flüchtig ist und nicht das einzige Leben des Menschen darstellt.  Das irdische Leben geht schnell vorbei und wir alle geraten einmal in den Griff des Todes. Aber  nach dem Tod betreten wir eine andere Welt, die unsere ewige Bleibe sein wird.

Als zweites macht der Gläubige darauf aufmerksam, was dem Menschen in der nachfolgenden Ewigen Welt etwas nützt, und zwar nützen ihm die guten Werke im Diesseits, wenn er sie als gläubiger Mensch vollbringt. Die andere Ewige Welt ist nämlich der Ort der Vergeltung und diese vorübergehende Welt ist der Ort des Handelns. Die Belohnung oder auch Bestrafung im Jenseits wird entsprechend der Taten des Menschen im Leben ausfallen. Es wird natürlich kein Unterschied nach dem Geschlecht gemacht, sondern alle sind vor Gott völlig gleichgestellt.

                         

Hier nun vier markante Punkte zum Thema:

 

Erstens: Ein gläubiger Mensch bleibt sich seiner Pflicht bewusst, die anderen  auf den rechten Weg zu führen. Er  ist um Erfüllung dieser Pflicht bemüht.

Zweitens: Im Gegensatz zum unbeständigen Diesseits ist das Jenseits beständig und die ewige Bleibe des Menschen. Also muss der Mensch sein Leben auf Erden richtig und würdig nutzen und unermüdlich nach guten Werken eines Gläubigen streben, um  im Jenseits in den Genuss der Früchte dieser Taten zu gelangen.

Drittens: Unabhängig vom Geschlecht hat jeder die gleichen Chancen,  Vollkommenheit und Seligkeit zu erreichen.  Der naturgegebene  Unterschied zwischen Männern und Frauen spielt hierbei keine Rolle.

Viertens: Gute Taten, die nicht mit dem Glauben  einhergehen,  erreichen  nicht das Jenseits und können den Menschen dort nicht retten. Ebenso wenig nützt dem Menschen dort  ein Glaube ohne gute Taten.

                                

Aus den Versen 41 und 42 entnehmen wir weitere Worte des Gläubigen aus der Familie des Pharao, nämlich:

 

 وَيَا قَوْمِ مَا لِي أَدْعُوكُمْ إِلَى النَّجَاةِ وَتَدْعُونَنِي إِلَى النَّارِ                                                               

„`O (mein) Volk, seht ihr, wie ich euch zur Rettung (vor dem Feuer) rufe, ihr mich aber zum (Höllen)feuer ruft?`“ (40: 41)

 

تَدْعُونَنِي لِأَكْفُرَ بِاللَّـهِ وَأُشْرِكَ بِهِ مَا لَيْسَ لِي بِهِ عِلْمٌ وَأَنَا أَدْعُوكُمْ إِلَى الْعَزِيزِ الْغَفَّارِ

„`Ihr ruft mich dazu auf, Allah zu verleugnen und Ihm das beizugesellen, wovon ich kein Wissen habe, während ich euch zum Allmächtigen und Allvergebenden rufe.`“ (40: 42)

 

An diesen Versen sehen wir, dass der Anhänger Moses im Palast des Pharaos  nicht länger seinen Glauben und seine Überzeugung von der Einheit Gottes und seinen Standpunkt gegenüber der Götzenverehrung verheimlichen  konnte. Deshalb sagte er in Gegenwart der Vornehmen seines Volkes, die ihm geraten hatten, nicht weiterzureden, offen: „Ihr betreibt  Götzenverehrung.“ Er machte ihnen klar, dass der  Pharao in Wirklichkeit keinerlei Einfluss auf die Welt nehmen kann und dass sie ihn dennoch für einen Gott halten und denken, er alleine bestimme über alle ihre Angelegenheiten und sie müssten bedingungslos seinen willkürlichen Entscheidungen gehorchen.  Der Gläubige sagte: „Ihr betrachtet - ohne irgendeinen Beweis- manche Dinge als Teilhaber Gottes, und  akzeptiert aufgrund reiner Vermutungen den Irrglauben. Ihr ruft mich auf, nicht mehr an die Einheit Gottes zu glauben, und ihm Dinge beizugesellen, von denen ich kein Wissen besitze.  Ihr wollt, dass ich eure falschen Überzeugungen annehme, während ich doch weiß, dass diese Denkweisen und dieses mit Götzenverehrung verschmutzte Verhalten nichts anderes zum Ergebnis hat als das Feuer der Hölle und ich wie ihr ins Höllenfeuer geraten würde, wenn ich auf euch hörte.

Der Weg, auf den ihr mich einladet, ist dunkel und gefährlich und in Wahrheit ein Irrweg. Ich aber rufe euch herbei auf einen hellen, klaren Weg, auf den Weg Gottes, der Allmächtig und zugleich voller Vergebung ist. Meine Einladung lautet: Wendet  euch von allen falschen Göttern, die ihr Gott als Teilhaber beigesellt, ab, ob es nun Menschen sind oder Dinge anderer Natur. Ich fordere euch auf, nur dem Einen Gott zu gehorchen, der über alles auf der Welt herrscht  und dessen Gnade und Segen allen zugutekommen. Er ist gnädig zu denen, die den falschen Weg verlassen und Umkehr machen. 

                          

Was wir uns merken können:

Erstens: Wer die anderen zur Religion einlädt, soll sich nicht  fürchten, wenn er alleine ist. Vielmehr soll er mit  logischen Argumenten die Wahrheit deutlich machen. Auch wenn die  Zahl derer, die auf dem Irrweg sind, groß ist,  sollte dies den gläubigen Menschen unberührt lassen und er sollte deswegen nicht an der Wahrheit zweifeln.

Zweitens: Vorausbedingung für Rettung und Seligkeit des Menschen sind der  Glauben an die Einheit Gottes und die Verrichtung rechtschaffener Taten. Aber wenn jemand denkt, dass neben Gott noch etwas oder jemand anderer auf der Welt herrscht und die Ereignisse lenkt, hat er Gott Teilhaber zur Seite gestellt und wird es im Diesseits und im Jenseits schwer haben.

Drittens: Schirk – nämlich das Götzentum - entbehrt jeglicher vernünftigen und logischen Grundlage. Es ist nichts anderes als Aberglauben und dieser entspringt manchmal der Unwissenheit und manchmal dem Verlangen des Menschen nach Erfüllung seiner ichbezogenen Wünsche.

Viertens: Gott ist Allmächtig und dennoch ist er bereit Seinen Menschengeschöpfen zu vergeben und ihnen Gnade zu erweisen.