Dez 12, 2019 16:40 CET

In diesem Teil wird es um die Verse 53 bis 56 der Sure 40, Sure Ghafir, gehen. In den Versen 53 und 54 heißt es:

(40: 53 – 56)  

                    

وَلَقَدْ آتَيْنَا مُوسَى الْهُدَىٰ وَأَوْرَثْنَا بَنِي إِسْرَائِيلَ الْكِتَابَ 

„Wir gaben bereits Musa (Moses)  die Rechtleitung und ließen die Kinder Israels  die Schrift (die Thora) erben“ (40: 53)

 

هُدًى وَذِكْرَىٰ لِأُولِي الْأَلْبَابِ

„als Rechtleitung und Ermahnung für diejenigen, die Verstand besitzen.“ (40: 54)

 

In dem Vers 51 hat Gott kundgegeben, dass er den Propheten und ihren Anhängern hilft. Die obigen Verse 53 und 54 bringen nun ein Beispiel für diese Hilfen: Gott hat Moses zu Seinem Gesandten bestimmt und er hat ihm Rechtleitung gegeben, damit er den Pharao und sein eigenes Volk – die Israeliten -  zur Anbetung des Einen Gottes  aufruft. Gott hat die Thora herabgeschickt, damit dieses Himmelsbuch auch noch nach Moses den Israeliten als Rechtleitung dient. Dieses Buch bewahrt die Verständigen unter ihnen vor der Unachtsamkeit und macht sie mit ihren Pflichten vertraut.  Es ist für sie das Buch der Rechtleitung und Ermahnung.

 

Wenn  jemand allerdings eigensinnig und engstirnig ist, wird er nichts davon haben. In Wahrheit können nur diejenigen den Segen des Himmelsbuches genießen, die sich nach Vernunft und Logik richten und sich nicht von ihren persönlichen Wünschen und Trieben leiten lassen. Alle Menschen wurden mit der Gabe des Verstandes versehen, aber viele von ihnen lassen sich von ihren eigenen Neigungen und Verlangen beherrschen und nicht von der Vernunft und Weisheit. Der Koran sagt an anderer Stelle auch, dass viele nicht Gott sondern ihren eigenen Wünschen und Neigungen ergeben sind. Den eingeschworenen  Dienern des Egos ist jedes Mittel zur Steigerung des Genusses und ihrer Vorteile recht.

 

Wer will, kann sich Folgendes  einprägen:

 

Erstens: Alle Menschen, selbst die Propheten bedürfen der göttlichen Rechtleitung. Die Propheten erhalten diese Rechtleitung direkt von Gott und die anderen erhalten sie über die Propheten.

Zweitens: Die Propheten haben keine Paläste und Reichtum hinterlassen. Ihre wichtigste Hinterlassenschaft war das Himmelsbuch für die Rechtleitung der Menschen.

Drittens: Der Mensch braucht immer Ermahnung.  Ohne die Ermahnung würde die Rechtleitung mit der Zeit in Vergessenheit geraten.

Viertens: Der gesunde Verstand führt den Menschen zur Offenbarung Gottes hin,  und Offenbarung und Verstand lassen ihn gemeinsam das Ideal und die Seligkeit erreichen.

 

                         

Im Vers 55 der Sure 40 heißt es nun:

                                     

فَاصْبِرْ إِنَّ وَعْدَ اللَّـهِ حَقٌّ وَاسْتَغْفِرْ لِذَنبِكَ وَسَبِّحْ بِحَمْدِ رَبِّكَ بِالْعَشِيِّ وَالْإِبْكَارِ

 „So sei standhaft. Gewiss, Allahs Versprechen ist wahr. Und bitte um Vergebung für deine Sünde und lobpreise und danke deinen Herrn am Abend und am frühen Morgen.“ (40: 55)

                                       

In diesem Vers wird dem Propheten ein Gebot für alle geoffenbart. Der Vers richtet sich auch an den Propheten. Er enthält mehrere wichtige Punkte:

Als erstes enthält er die Aufforderung zur Standhaftigkeit. Nun da ihr gesehen habt, dass die Verheißungen Gottes über die Rechtleitung und Unterstützung für die Propheten in Erfüllung gegangen sind, bleibt standhaft und geduldig  auf dem Weg der Rechtleitung der Menschen und ihrer Einladung zur Wahrheit und werdet nicht mutlos gegenüber dem Eigensinn der Feinde und ihrer Quertreibereien. Das Geheimnis eures Sieges auf allen Schauplätzen ist nämlich die Geduld und die Ausdauer gegenüber Hindernissen und Härten. Wenn ihr geduldig bleibt, wird natürlich die Verheißung Gottes über euren Erfolg Wahrheit werden. Zweifelsohne spendet  der Glaube daran, dass die Verheißungen Gottes wahr sind,  dem Menschen auf dem Weg Gottes Zuversicht und Hoffnung und macht es ihm leicht, Schwierigkeiten zu ertragen.

Zum Zweiten könnt ihr, wenn ihr bei diesen Bestrebungen etwas versäumt habt, das Herz durch die Bitte um Vergebung wieder von dieser Sünde befreien.

Es liegt auf der Hand, dass die Propheten Gottes makellos sind und nicht sündigen. Würden sie selber nicht Gott gehorchen, wie wollten sie dann von den anderen verlangen, dass sie sich der Sünde enthalten?  Ein Gesandter Gottes muss also von Sünden rein sein.

Wenn im Koran im Zusammenhang mit dem Propheten des Islams oder einem der anderen Propheten das Wort Sünde vorkommt, so sind damit keine Sünden gemeint, wie sie unter den anderen Menschen  vorkommen. Die Sünden der anderen bestehen darin, dass sie die Gebote Gottes nicht befolgen. Aber die Propheten, deren Rang und Wissen sehr hoch ist und die noch nicht einmal einen Augenblick lang unachtsam sein dürfen, begehen niemals Gott-Ungehorsam. Sie befolgen alle Gebote Gottes und begehen nur gute Taten. Allerdings empfinden sie es als Fehler, wenn sie statt der einen  guten Tat, die sie begingen, eine andere gute Tat, die noch besser gewesen wäre, unterlassen haben. Dies nennt sich in der islamischen Terminologie – Tark-i Awla.   Wegen Unterlassen der besten guten Tat haben sie das Gefühl, dass sie nicht auf eine Weise ihre Pflicht gegenüber Gott erfüllt haben, wie es Ihm, dem Höchsterhabenen und Allmächtigen,  gebührt. Es ist wie wenn jemand eine große Persönlichkeit in sein Haus einlädt und sich anstrengt den hohen Gast  auf beste Weise zu bewirten, aber sich schließlich bei ihm entschuldigt und um Verzeihung bittet, weil er trotz aller seiner Bemühungen das Gefühl hat, dem hohen Gast nicht den ihm gebührenden  Empfang bereitet zu haben.

In dem Vers 55 der Sure 40 steckt der Hinweis auf einen dritten Punkt, nämlich der Hinweis auf die Lob- und Dankespreisung Gottes zu Beginn und am Ende jeden Tages. Diese stärkt nämlich den Glauben.  Herz und Seele des Menschen erfahren mit Gewissheit einen Wandel und der Mensch wird sie  mit hohen Eigenschaften schmücken können, wenn er Gott dankt und Ihn, den großen einmaligen Schöpfer wegen seiner Makellosigkeit preist.

 

                

Folgende vier Merkpunkte seien erwähnt:

 

Erstens: Wenn wir an die Verheißungen Gottes glauben, müssen wir standhaft und geduldig unseren religiösen Pflichten nachkommen und dabei sollten uns Probleme und Härten nicht vom Ziel abhalten.

Zweitens: Alle Menschen, auch die Propheten, müssen Gott um Vergebung bitten. Bei den anderen Menschen ist es Nachlässigkeit und bei den Propheten sind es fehlende Kräfte und Möglichkeiten, die verhindern, dass sie ihre Pflichten gegenüber Gott auf eine Weise erfüllen, wie es Ihm gebühren würde. 

Drittens: Der Mensch soll Gott jeden Tag und jede Nacht preisen und seiner gedenken, damit er innerlich wächst und sein Glaube und seine Erkenntnis gestärkt werden.

Viertens: Das Lobpreis Gottes und die Dankespreisung gehören zusammen, damit wir Gott wegen seiner Gaben danken und zugleich ihn frei von jedem Makel wissen, zum Beispiel frei von jeglichem Unrecht an Seinen  Dienern. 

                            

 Wir besprechen abschließend den Vers 56 der Sure Ghafir. Er beinhaltet Folgendes:

 

إِنَّ الَّذِينَ يُجَادِلُونَ فِي آيَاتِ اللَّـهِ بِغَيْرِ سُلْطَانٍ أَتَاهُمْ ۙ إِن فِي صُدُورِهِمْ إِلَّا كِبْرٌ مَّا هُم بِبَالِغِيهِ ۚ فَاسْتَعِذْ بِاللَّـهِ ۖ إِنَّهُ هُوَ السَّمِيعُ الْبَصِيرُ

„Gewiss, diejenigen, die über Allahs Zeichen streiten, ohne dass sie eine Ermächtigung erhalten hätten, haben in ihren Herzen nichts als Überheblichkeit – sie  werden sie nicht befriedigen können (und die von ihnen erwünschte Größe nie erreichen).  So suche Zuflucht bei Allah, denn Er ist der Allhörende und Allsehende.“ (40: 56)

 

Dieser Vers verweist auf die Ursprünge der Leugnung und Bekämpfung der Religion Gottes. Die Leute, welche ohne Beweis und Ermächtigung  die Koranverse und die Wunder der Propheten als Lüge bezeichnen und mit ihren haltlosen Argumenten und unsachlichen Debatten  die anderen von der Religion abbringen wollen, sind erfüllt von Überheblichkeit. Diese Arroganz ist  der Grund für  ihr Vorgehen.

 

Sie halten sich für wichtig und groß und die Gläubigen für geringfügig und klein. Daher  folgen sie nicht dem Aufruf der Propheten,  sondern sie versuchen sogar mit viel Gerede die anderen davon abzuhalten, dem Weg der Wahrheit der Propheten zu folgen. Damit glauben sie zu verhindern, dass die Propheten einen höheren Platz als sie in der Gesellschaft erreichen. Aber Gott hat verheißen, dass Er diese Hindernisse, die sie aufzubauen versuchen, beseitigen und nicht zulassen  wird,  dass die Gegner der Religion und des Propheten  an ihr übles Ziel gelangen.

 

Wir sehen:

 

Erstens: Der Unglaube und die Leugnung der Wahrheit gehen bei vielen nicht darauf zurück, dass sie das Wort Gottes nicht verstanden hätten, sondern es hat damit zu tun, dass  sie gegenüber Gott und der Wahrheit überheblich sind.

Zweitens: Jemand der hochmütig ist,  würde gerne die Gesellschaft beherrschen. Aber er erreicht in Wahrheit dieses Ziel nicht. Er erreicht es höchstens zum Schein, aber er wird entlarvt werden und die Gesellschaft wird ihn nicht  wollen.

Drittens: In jeder Lage sollten wir bei Gott Zuflucht suchen, insbesondere gegenüber den kunterbunten Verschwörungen der Feinde der Religion.