Dez 16, 2019 05:46 CET
  • Islam richtig kennenlernen (202 - Manifestation der inneren Wahrheit )

Es wird diesmal um weitere besondere Ereignisse am Jüngsten Tag gehen.

 

                               

Wie wir bereits sagten ergeht es den Guten am Jüngsten Tag anders als den Schlechten. Einige strahlen vor Freude, weil sie im Leben gläubig waren und gute Werke taten, während anderen, die sich durchweg hässlich verhielten, elend zumute ist.

              

Wir sagten, dass in Wahrheit nichts von den Taten des Menschen verloren geht und sie im Jenseits in einer neuen Gestalt in Erscheinung treten. Die Gestalt der guten Taten ist lieblich und die der Schlechten abstoßend.

Jede Tat des Menschen hat nämlich eine äußere diesseitige Gestalt , die wahrnehmbar ist, aber auch eine innere Gestalt, die in ihr verborgen liegt und erst in der kommenden Welt als Lohn oder auch als Strafe zum Vorschein  kommt.  

 

Der Koran warnt im Vers 10 der Sure 4 (Nisa):

 

Diejenigen, die den Besitz der Waisen ungerechterweise verschlingen, verzehren in ihren Bäuchen nur Feuer; und sie werden der Feuerglut ausgesetzt sein.

 

 

Wir sehen zum Beispiel an diesem Vers, dass unser Verhalten nicht nur eine äußere Gestalt  sondern auch  ein verborgenes inneres Bildnis aufweist, und diese eigentliche Wahrheit  unserer Taten im Jenseits sichtbar werden wird.

Der Koran mahnt in diesem Vers, sich nicht den Besitz von Waisen einzuverleiben.  Wer sich von deren Besitz ernährt, der verschlingt in Wirklichkeit Feuer und diese Wahrheit wird er im Jenseits zu spüren bekommen.  Es ist ja auch in der Tat eine schlimme Tat den Besitz von Waisenkindern zu verschlingen! 

 

Wer  an die innere wahre Gestalt von hässlichen Taten glaubt, den hält dieser Glaube von solchen Taten ab. Welcher vernünftige Mensch würde sich mit eigenen Händen Glühendes in den Mund stecken und herunterschlucken?  Wenn aufrichtige Gottgläubige noch nicht einmal den Gedanken an Sünden in ihr Herz einlassen, geschweige denn diese Sünden begehen, dann hat es mit ihrem starken Glauben und ihrer Überzeugung von der wahren Gestalt von schlechten Taten zu tun.  Sie ernähren sich also  zum Beispiel niemals  von dem, was einem Waisenkind gehört, weil sie wissen dass es gleichbedeutend ist mit der Einverleibung von Feuer. Ein verständiger Mensch weiß wie heiß Feuer ist und wird - im Gegenteil zu einem unerfahrenen kleinen Kind -  nie auch  nur auf den Gedanken kommen, es anzufassen, geschweige denn es sich in den Mund zu stecken.

                       

Am Jüngsten Tag – wird dem Menschen sein ganzes Leben Augenblick für Augenblick vorgeführt.  Jener wird sich  freuen, der sein Leben rechtschaffen verbracht hat. Und wer dies nicht getan hat wird zutiefst bekümmert sein und voller Bedauern. 

 

Wir sollten jedoch auch erwähnen, dass die Belohnung oder Bestrafung im Jenseits anderer Art sein wird als Lohn und Strafe im  Diesseits.  In der diesseitigen Welt werden Strafen verschiedentlich begründet. Begründet werden sie zum Beispiel mit der Vorbeugung gegen Wiederholung eines Vergehens, der Bestrafung des Gesetzesbrechers oder sogar mit der  Genugtuung   derer, denen ein Unrecht geschehen ist.  Dabei lassen sich jedoch keine Vergleiche zu dem Zweck und dem Grund für die jenseitigen Strafen ziehen.   Das gleiche gilt für die Belohnungen.  Was im Jenseits als Belohnung für die Rechtschaffenen und als Strafe für die Übeltäter und Unrechttuenden vorgesehen wird, ist die  innere Wahrheit ihrer Taten, welche zur Belohnung und zur Strafe führen. Im Koran steht im Vers 30  der Sure 3 (Ale Imran):

An dem Tag wird jeder Mensch das, was er an Gutem getan hat, vorfinden. ...

 

Jenseitige Belohnung oder Bestrafung besteht demnach in der inneren Wahrheit der diesseitigen Taten.  Der Mensch wird am Jüngsten Tag ihrer eigentlichen Wahrheit begegnen und er wird sich seinem wahren Wesen gegenüber sehen.

 

Einige Gelehrte berufen sich bei der Erklärung der Verkörperung von Taten darauf, dass verstreute Energie nicht verloren geht und unsere Taten daher im Buche der Natur  registriert sind. Sie vermuten, dass am Jüngsten Tag diese Energien auf Befehl Gottes in Materie umgewandelt werden und Form annehmen. Die guten Taten erscheinen in einer schönen und die schlechten in einer hässlichen Gestalt.  Diese Denker gehen davon aus, dass sich Energie in Materie verwandeln kann und daher die Verwandlung von Taten in materielle Dinge möglich und diese Vorstellung mit der Vernunft vereinbar ist.

                  

Im Vers 49 der Sure 18 (Kahf) steht über das Buch der Taten, welches der Mensch am Jüngsten Tag zu Gesicht bekommt, wie folgt geschrieben: 

 

Und das Buch wird hingelegt. Dann siehst du die Übeltäter besorgt wegen dessen, was darin steht. Sie sagen: „O wehe uns! Was ist mit diesem Buch? Es lässt nichts (an Taten) aus, weder klein noch groß, ohne es zu erfassen.“ Sie finden (alles), was sie taten, gegenwärtig (vor sich), und dein Herr tut niemandem Unrecht.

 

Diese Stelle im Koran handelt also von dem Buch der Taten. Die Sünder sind zutiefst erschreckt. Man sieht es ihren Gesichtern an und sie rufen: Wehe uns! Was ist das bloß für ein Buch? Alle - aber auch alle  unsere Taten,  stehen drin, haargenau beschrieben. Wir haben vieles davon vergessen und manchmal gedacht, wir hätte niemals etwas Schlechtes getan. Aber nun haben wir alle Sünden vor uns. Wie groß ist unsere Schuld und wie finster unser Schicksal!

                           

Ja! Die Übeltäter werden von dem Feuer ihrer eigenen hässlichen Taten erfasst.  Können sie sich aber deswegen über jemand anderen beklagen außer über sich selber?

                     

Am Jüngsten Tag werden Zeugen von den kleinen und großen Taten des Menschen berichten,  und die Taten und Gedanken selber werden lebendig werden,  sich manifestieren und den Menschen umringen. Am Jüngsten ist jeder so sehr mit sich selber beschäftigt, dass eine Mutter ihr Kind und ein Kind seine Eltern vergisst. Alles ist von der Furcht vor dem gerechten Gericht Gottes und den schweren Strafen für Übeltäter überschattet. Der Atem geht schwer und die Blicke sind starr.

Imam Sadiq (Friede sei mit ihm) sagt:

„Wenn der Jüngste Tag anbricht, wird dem Menschen ein Buch mit den Taten überreicht. Dann heißt es: Lies!“  Der Überlieferer dieser Worte sagte, er habe den Imam daraufhin gefragt, ob sich denn der Mensch an das was diese Akte enthält erinnert? Der Imam habe, so überliefert er,  gesagt:

 

“Er erinnert sich an alles. Jeden Augenaufschlag, jedes (gesprochene) Wort, jeden Schritt den er getan hat, kurz an jede Handlung, die er durchgeführt hat. Er erinnert sich auf eine Weise daran, als habe er es zu derselben Stunde getan. Und deshalb sagen sie (die Übeltäter): O wehe uns! Was ist mit diesem Buch? Es lässt nichts (an Taten)aus, weder klein noch groß, ohne es zu erfassen.“