Mrz 16, 2020 14:29 CET

Wir beginnen mit dem Vers 66 der Sure Ghafir, Sure 40. Darin steht Folgendes:

(40: 66 -68)

 

 

قُلْ إِنِّي نُهِيتُ أَنْ أَعْبُدَ الَّذِينَ تَدْعُونَ مِن دُونِ اللَّـهِ لَمَّا جَاءَنِيَ الْبَيِّنَاتُ مِن رَّبِّي وَأُمِرْتُ أَنْ أُسْلِمَ لِرَبِّ الْعَالَمِينَ

 „(O Prophet!)Sag: Mir wurde verboten, als die klaren Zeichen von meinem Herrn zu mir kamen, denjenigen zu dienen, die ihr anstatt Allahs anruft; und mir wurde befohlen, mich dem Herrn der Weltenbewohner zu ergeben.“ (40: 66)

 

In den vorhergehenden Versen hat der Koran die göttlichen Segensgaben und die Zeichen für die Einheit des Schöpfers und Herrn der Welten unterstrichen. Daraufhin wird nun der Prophet im Vers 66 aufgefordert, den Götzenverehrern ausdrücklich zu sagen: Gott hat mich ausgesandt. Er erlaubt nicht den Götzendienst und hat ihn mir untersagt. Erwartet also nicht von mir, dass ich eure Götzen anbete. Ihr sollt nicht denken, dass ich dies aus Trotz gegenüber euch tue, sondern ich lehne den Götzendienst aus logischen Gründen ab und bete nur den Einen Gott an. Ich verbeuge mich nur vor Gott, der euch und mich erschaffen hat und bete nur Ihn an.  Ich bete Ihn nicht nur an, sondern ich unterwerfe mich Seinem Befehl und gehorche Ihm bis ins Kleinste. Denn ich betrachte mich als Seinen Diener und es ist die Pflicht eines Dieners, Seinen Herrn und Fürsorger zu befolgen.

                             

Gestützt auf den Vers 66 der Sure Ghafir können wir uns merken:

 

Erstens: Die Gebote und Verbote Gottes basieren auf einem logischen Grund und zwischen Offenbarung und Vernunft besteht kein Widerspruch.

Zweitens: Ergebenheit geziemt sich nur gegenüber dem, der die Welt und alle ihre Bewohner erschaffen hat. Die Gottesanbetung erreicht ihren Höhepunkt in der Gottergebenheit.

                        

Es folgen die beiden Verse 67 und 68 der Sure Ghafir:

 

 

 هُوَ الَّذِي خَلَقَكُم مِّن تُرَابٍ ثُمَّ مِن نُّطْفَةٍ ثُمَّ مِنْ عَلَقَةٍ ثُمَّ يُخْرِجُكُمْ طِفْلًا ثُمَّ لِتَبْلُغُوا أَشُدَّكُمْ ثُمَّ لِتَكُونُوا شُيُوخًا ۚ وَمِنكُم مَّن يُتَوَفَّىٰ مِن قَبْلُ ۖ وَلِتَبْلُغُوا أَجَلًا مُّسَمًّى وَلَعَلَّكُمْ تَعْقِلُونَ                                      

„Er ist es, der euch aus Erde erschaffen hat, hierauf aus einem Samentropfen, hierauf aus einem Blutklumpen. Hierauf lässt Er euch als kleine Kinder hervorkommen. Hierauf (lässt Er euch heranwachsen), damit ihr eure Vollreife erlangt und damit ihr dann Greise werdet – manch einer von euch wird vorher abberufen – und damit ihr eine festgesetzte Frist erreicht, und auf dass ihr begreifen möget.“ (40: 67)

 

 

هُوَ الَّذِي يُحْيِي وَيُمِيتُ ۖ فَإِذَا قَضَىٰ أَمْرًا فَإِنَّمَا يَقُولُ لَهُ كُن فَيَكُونُ 

„Er ist es, der lebendig macht und sterben lässt. Wenn Er eine Angelegenheit bestimmt (und will), sagt Er zu ihr nur: `Sei!`, und so ist sie.“ (40: 68)

                                    

Einige Verse im Koran verweisen auf die Zeichen Gottes im Himmel und auf der Erde und bei Naturerscheinungen. Die obige Stelle in der Sure 40 macht speziell auf die Schöpfung des Menschen aufmerksam - auf seine Entstehung und  Entwicklung im Mutterleib und seinen Werdegang nach der Geburt und im Leben bis zum Tod.

Die erste Phase der Erschaffung des Menschen ist seine Erschaffung aus Erde. Damit ist sowohl die Erschaffung des ersten Menschen, nämlich Adam, direkt aus der Erde gemeint, als auch die Erschaffung aller Menschen. Denn alle Nahrung, pflanzliche und tierische,  die der Mensch zu sich nimmt und auf der sein Körper aufbaut, stammt aus der Erde.

 

Die zweite Phase der Erschaffung ist die Erschaffung aus der Vereinigung der weiblichen und männlichen Geschlechtszelle im Uterus. Die befruchtete Eizelle wächst heran und bildet gemäß dem Koran  eine „Alaqa“. Alaqa wird wie oben mit Blutklumpen aber auch mit Anhängsel übersetzt.

Die nächste Entwicklungsstufe ist laut Vers 5 der Sure 22 (Hadsch) die Umwandlung der „Alaqa“ in die Mudhgha“ – etwas das aussieht wie ein Klumpen  Fleisch, teils geformt und teils ungeformt. Aus dieser Masse bilden sich die Gliedmaßen des Körpers und die Organe heraus. Das Kind reift im Uterus heran und wird schließlich geboren.  Nach dem Verlassen des Mutterleibes beginnen unsere nächsten längeren Entwicklungsphasen von der Kindheit und der Jugend bis zur Vollreife. Wir Menschen erreichen  am Ende dieses Stadiums den Höhepunkt der körperlichen und geistigen Kräfte.

Doch auch die Vollreife ist nicht von Dauer. Der Mensch ist gezwungen nach dieser Phase den Gipfel wieder zu verlassen und danach beginnt allmählich die Zeit, in der seine Kräfte nachlassen und er bewegt sich auf das Altern zu bis ihn schließlich der Tod in den Eingang  zum Jenseits bringt:  in  sein Grab.

Der Lebensprozess wird bei einigen durch ein Unglück oder eine Krankheit schon früher abgebrochen und er stirbt noch bevor er ins Alter kommt.

                                

Es fällt auf, dass der Koran an der obigen Stelle der Sure 40 nicht vom Tod spricht sondern von einer Abberufung. Dies ist ein Hinweis darauf, dass beim Tod die Engel die Seele des Menschen entgegennehmen und in die Welt nach dem Tod bringen. Aus diesem und anderen Versen geht deutlich hervor, dass –entgegen der Ansicht vieler – der Tod nicht die Vernichtung des Menschen bedeutet, sondern eine Pforte ist, durch die er die Ewige Welt betritt.

Der Vers 68 weist dann auf die allgemein gültige Regel für die Schöpfung hin, nämlich dass es in ihr Leben und Tod gibt. Er  unterstreicht, dass Gott alleine es ist, in dessen Hand Leben und Tod liegen und dass das geschieht, was Er will, und zwar unverzüglich.

                     

Die beiden Phänomene Tod und Leben, auf die der Vers hinweist, betreffen alle Lebewesen, von den Pflanzen und Tieren bis zum Menschen. Leben und Sterben gehören zu der natürlichen Ordnung, die Gott festgelegt hat und auf die der Mensch keinen Einfluss nehmen kann. Im Tod und im Leben kommt die Macht unseres Herrn zum Ausdruck. Trotz der wissenschaftlichen Fortschritte gelten diese Erscheinungen immer noch als Rätsel für die Menschheit.

 

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass das Leben in verschiedenen Formen zum Vorschein tritt: In Form von Tieren mit mächtigem Körper und Vögeln, die hoch am Himmel fliegen und in Form von Bäumen, die 10 m oder noch größer werden usw. Jedes Wesen hat sein eigenes besonderes Leben.

 Die unterschiedliche Gestalt des Lebens trägt zweifelsohne am meisten zu der Vielfalt in der Schöpfung bei. Der Übergang von einer leblosen  Welt zum Reich der Lebewesen und umgekehrt der Übergang der belebten Welt zum  Tod, enthält viele Geheimnisse und ist auf jeden Fall ein Zeichen für die Macht Gottes, des Allweisen.

 

Aber keines der Dinge, die uns kompliziert und rätselhaft erscheinen, ist für Gott, den Allmächtigen, schwierig. Er kann bewirken, was Er will. Es genügt, dass er einer Angelegenheit den Befehl erteilt: „Sei!“  und sofort wird sie existieren!

                         

Was wir uns merken können:

Erstens: Die Erschaffung des denkfähigen Lebewesens namens Mensch aus lebloser Erde ist eines der Zeichen für die Allmacht Gottes.

Zweitens: Die Schöpfungsordnung ist eine Ordnung, die der Vervollkommnung dient, während der Tod nicht die Vernichtung des Menschen ist, sondern nur die vorläufige Trennung der Seele vom Körper und der Übergang zu  weiteren Phasen in der Welt des Jenseits.

Drittens: Gott hat uns aufgefordert über die Erschaffungsstufen des Menschen nachzudenken, damit wir uns der Größe unserer Schöpfung bewusst werden und sie nicht verschleudern.

Viertens: Nur Gott ruft ins Leben und nur Er lässt sterben.