Mrz 16, 2020 14:32 CET

Mit einem Segensgruß an den Propheten des Islams nehmen wir wieder unsere Erläuterungen zur Sure 40, Sure Ghafir auf, und zwar bei den Versen 69 bis 72 dieser Sure. Sie lauten:

(40: 69 – 76)    

 

 

أَلَمْ تَرَ إِلَى الَّذِينَ يُجَادِلُونَ فِي آيَاتِ اللَّـهِ أَنَّىٰ يُصْرَفُونَ
„Siehst du nicht diejenigen, die über Allahs Zeichen streiten? Wie sie sich doch (vom rechten Weg) abwenden lassen!“ (40: 69)          

 

الَّذِينَ كَذَّبُوا بِالْكِتَابِ وَبِمَا أَرْسَلْنَا بِهِ رُسُلَنَا ۖ فَسَوْفَ يَعْلَمُونَ

„(Sie,) die das Buch (Gottes) und das, womit Wir Unsere Gesandten gesandt haben, für Lüge erklären. Aber sie werden (es noch) erfahren (was dies zur Folge hat),“ (40: 70)

 

إِذِ الْأَغْلَالُ فِي أَعْنَاقِهِمْ وَالسَّلَاسِلُ يُسْحَبُونَ 

„wenn die Fesseln und die Ketten um ihre Hälse (angebracht) sind und sie gezerrt werden“ (40: 71)

 

 فِي الْحَمِيمِ ثُمَّ فِي النَّارِ يُسْجَرُونَ

„ins heiße Wasser und hierauf ins (Höllen)feuer als Brennstoff geworfen werden.“ (40: 72)

 

Diese Verse treffen auf diejenigen zu, die nicht bereit sind, die Beweise und Zeichen der Propheten und die Bücher Gottes anzuerkennen und stattdessen ständig aufsässig bestrebt sind, Recht und Wahrheit zu bekämpfen. Wer streitsüchtig und eigensinnig gegenüber Gott und der Wahrheit  auftritt, der gerät natürlich vom rechten Weg ab und geht in die Irre.

Wenn Leute im Laufe der Geschichte Recht und Wahrheit bekämpft haben, dann lag es entweder daran, dass sie blindlings ihre Oberhäupter und Vorfahren nachgeahmt haben und eifrig an deren Ansichten festhielten oder auch daran, dass sie aus Sturheit sich gegen die Propheten und ihre Anhänger stellten. Anstelle nach Recht und Wahrheit zu suchen und Gottes Wort zu akzeptieren,  leugneten sie alles von der Wahrheit, was ihnen nicht passte. 

 Wenn jemand wirklich nach der Wahrheit sucht, jedoch nicht an sie gelangt und sie nicht erkennt, so ist dies für Gott verzeihlich. Wenn jedoch jemand Recht und Wahrheit begreift, aber sie dennoch ablehnt und leugnet, dann erwartet ihn eine schwere Strafe. Denn er hat die Bahn der Menschlichkeit verlassen und das Privileg des Menschen gegenüber dem Tier, nämlich die Vernunft,  missachtet.

Gott zwingt keinen im Diesseits durch Strafen dazu, dass er Kufr (Unglauben) und Schirk (Götzenverehrung) beiseitelässt und sich zum Glauben bekennt.  Der Mensch soll aus freien Stücken den rechten Weg wählen. Welchen Weg der Mensch auch immer wählt und welche Taten er auch immer begeht: das Ergebnis wird die Konsequenz seiner eigenen Willensentscheidung sein. Sollte er aus Sturheit und Halsstarrigkeit und aus Fanatismus ungläubig bleiben, dann wird die von Gott festgelegte Konsequenz für den  Entschluss eines solchen Menschen der Absturz in den Höllenbrand sein.

                    

Hier einige Eckpunkte:

 

Erstens: Der Koran empfiehlt unter anderem die Betrachtung der Geschichte und des Schicksals der Völker, die die Propheten Gottes bekämpft haben und auf den Irrweg gerieten.

Zweitens: Es ist gefährlich sich mit Recht und Wahrheit anzulegen, und obwohl man die Wahrheit begriffen hat, sie mit Füßen zu treten.

Drittens: Die Beschreibung der verschiedenen Höllenstrafen soll den Mensch mahnen, damit er auf seine Verhalten achtet und nicht denkt, dass seine diesseitigen Taten unbeantwortet bleiben.

Viertens: Die Hochmütigkeit und das unangemessene Streben der Ungläubigen nach Überlegenheit im Diesseits werden zu ihrer Schmach und Erniedrigung im Jenseits führen. 

                             

Wir sollten nun die Verse 73 und 74 der Sure Ghafir betrachten. Sie beinhalten Folgendes:

                             

ثُمَّ قِيلَ لَهُمْ أَيْنَ مَا كُنتُمْ تُشْرِكُونَ

„Dann wird zu ihnen gesagt werden:  `Wo ist das, was ihr (Allah) beigesellt habt (, und dem ihr gedient habt)“ (40: 73)

 

مِن دُونِ اللَّـهِ ۖ قَالُوا ضَلُّوا عَنَّا بَل لَّمْ نَكُن نَّدْعُو مِن قَبْلُ شَيْئًا ۚ كَذَٰلِكَ يُضِلُّ اللَّـهُ الْكَافِرِينَ
„anstatt Allahs?` Sie werden sagen: `Sie sind uns entschwunden. Aber nein! Wir riefen zuvor (doch gar) nichts an.` So lässt Allah die Ungläubigen in die Irre gehen.“ (40: 74)

 

Vorher war auf  die Strafen der Ungläubigen im  Jenseits verwiesen worden und nun heißt es in den obigen Versen weiter, dass die Götzendiener und Übeltäter, die zu Insassen des Höllenbrandes geworden sind und ihm nicht mehr entkommen können, gefragt werden, wo denn die Dinge, welche sie anstatt Gott angebetet haben und von denen sie glaubten, dass sie etwas im Leben bewirken könnten, abgeblieben sind.  Warum eilen  diese falschen Götter nicht herbei und retten euch aus den Flammen?

Die Götzendiener und Ungläubigen werden beschämt sagen: Die Dinge, die wir angebetet haben, sind uns entschwunden.  Es gibt keine Spur mehr von ihnen. Vielleicht sind sie zunichte geworden oder wie wir selber im Höllenbrand gefangen. Dabei haben wir sie doch in der Hoffnung angebetet, dass sie am Jüngsten Tag Fürsprache für uns einlegen! Aber nun sehen wir, dass sie gar nicht unsere Anbetung verdient haben. Unsere Anbetung war sinnlos. Nun ist klar, dass wir uns nur eingebildet haben, dass sie Gottheiten seien.

Natürlich nützen den Übeltätern ein solches Bekennen oder Dementieren  im Jenseits überhaupt nichts mehr. Denn Gottesleugnung und Gottverleumdung führen in die Irre und münden letztendlich im Inferno.  

                  

Wir sehen:

 

Erstens: Der Jüngste Tag ist der Tag, an dem die Wahrheiten aufgedeckt werden und alles deutlich  wird. An diesem Tag erkennen die Ungläubigen und Götzenanbeter, dass sie aus der rechten Bahn geraten und den Irrweg gegangen sind.

Zweitens: Es wird am Jüngsten Tag nichts bewirken, wenn jemand seine Sünden eingesteht oder sie abstreitet. Gott kennt ja das Innere jedes Menschen und er fällt Sein Urteil gemäß diesem Wissen. 

Drittens: Ob jemand Rechtleitung findet oder in die Irre geht, hängt davon ab, welchen Weg er selber wählt. Es ist das Ergebnis seines eigenen Verhaltens.  

                                    

Wir sollten noch den Inhalt der nächsten beiden Verse, der Verse 75 und 76 anführen, wo es heißt:

 

  

ذَٰلِكُم بِمَا كُنتُمْ تَفْرَحُونَ فِي الْأَرْضِ بِغَيْرِ الْحَقِّ وَبِمَا كُنتُمْ تَمْرَحُونَ                                   

 „`Dies (diese Strafe geschieht deshalb), weil ihr auf der Erde ohne Recht frohlocktet und weil ihr ausgelassen wart.“ (40: 75)

 

 ادْخُلُوا أَبْوَابَ جَهَنَّمَ خَالِدِينَ فِيهَا ۖ فَبِئْسَ مَثْوَى الْمُتَكَبِّرِينَ

„`Betretet (nun) die Tore der Hölle, ewig darin zu bleiben.` Schlimm ist der Aufenthaltsort der Hochmütigen!“ (40: 76)

 

Diese Verse verweisen auf die Ursache für die peinvollen Strafen der betreffenden Gruppe von Leuten. Diese Insassen der Hölle haben im Leben, in Folge der Leugnung Gottes und des Jenseits, nach Lust und Laune gelebt und sündhaften Vergnügen gefrönt. Es war für sie ein Genuss, andere zu unterdrücken und sie freuten sich darüber,  zu sündigen und die Gebote zu übertreten.  Derartige Fröhlichkeit geht immer mit Hochmütigkeit, Unachtsamkeit und Triebhaftigkeit einher,  hält den Menschen von Gott fern und verschleiert die Wahrheit für ihn.    Aber am Jüngsten Tag wird solchen Leuten diese arrogante Haltung gegenüber Recht und Wahrheit Schmach und Elend bereiten und sie müssen im Inferno der Hölle  für ihre blinde Vergnügungssucht büßen.

                       

Wir möchten noch folgende Anmerkungen machen:

 

Erstens: Der Islam ist nicht gegen gesunde Freizeitgestaltung und Fröhlichkeit. Er untersagt allerdings  solche Vergnügen, die mit Sünde und unwürdigem Verhalten einhergehen.

Zweitens: Das Frohlocken und die Trunkenheit der Ungläubigen im Diesseits, wird ihr Jammern im Jenseits zur Folge haben.

Drittens: Fröhlichkeit und Freizeitgestaltung werden anhand der Kriterien für Recht und Unrecht beurteilt. Es ist eine Sünde und Ungehorsam gegenüber Gott, wenn Leute auf dem falschen Weg nach Fröhlichkeit suchen, zum Beispiel durch moralisch zweifelhafte Feste,  Verletzung der Rechte von anderen, Verspottung der Schwächeren und Ähnliches.