Mrz 16, 2020 14:37 CET

Wir besprechen die letzten 4 Verse der Sure 40. Es sind die Verse 82 bis 85. Der Vers 82 lautet:

(40: 82 – 85)

 

 أَفَلَمْ يَسِيرُوا فِي الْأَرْضِ فَيَنظُرُوا كَيْفَ كَانَ عَاقِبَةُ الَّذِينَ مِن قَبْلِهِمْ ۚ كَانُوا أَكْثَرَ مِنْهُمْ وَأَشَدَّ قُوَّةً وَآثَارًا فِي الْأَرْضِ فَمَا أَغْنَىٰ عَنْهُم مَّا كَانُوا يَكْسِبُونَ
„Sind sie denn nicht auf der Erde umhergereist, so dass sie schauen (konnten), wie das Ende derjenigen war, die vor ihnen waren? Sie waren zahlreicher als sie und hatten mehr Kraft und Wirkung auf der Erde als sie. Aber nicht nützte ihnen, was sie (an Macht und Personen) zu erwerben pflegten.“ (40: 82)

 

Die Geschichte der Menschheit lässt sich in den Geschichtswerken und in der mündlichen Überlieferung verfolgen. Sie lässt sich außerdem an den Spuren, die von den ehemaligen Kulturen an verschiedenen Orten der Welt verblieben sind, betrachten.

Der Koran wendet sich in dem obigen Vers an die ungerechten Leute und mahnt sie: Wenn ihr wissen wollt, wie es euch ergehen wird, braucht ihr nur zu reisen und zu betrachten, wie es anderen, die Unrecht taten ergangen ist! Sie besaßen Macht, aber ihre Macht wurde vernichtet. Ihre Paläste wurden zu Ruinen und ihre Heeresleute fielen zu Boden wie die Blätter der Bäume im Herbst.  Konnten denn den Pharao von Ägypten und seine Krieger, seine Macht und Heeresscharen vor dem Ertrinken im Nil retten?  Haben die festen Bauten vorhergehender untergegangener Völker und ihre hohe Festungen sie vor Gott und Seinem Willen schützen können?

 

Wir können anmerken:

 

Erstens: Der Koran empfiehlt mehrmals, dass wir uns mit der Geschichte beschäftigen, ob nun durch Bücher oder durch Besichtigung von Spuren der Geschichte.

Zweitens: Leute, die an Vermögen und Fortschritte gelangt sind, laufen  Gefahr, dass sie sich gegenüber Gottes Macht etwas auf ihre Stärken einbilden.

Drittens: Eine der Ursachen für den Niedergang von menschlichen Zivilisationen hat darin bestanden, dass sie die Lehren der Propheten Gottes bekämpft haben.

Viertens: Macht, eine große Bevölkerungsmenge und moderne Fortschritte können nichts gegenüber dem diesseitigen Strafgericht Gottes  ausrichten.

                                    

Wir wenden uns dem Vers 83 der Sure 40 zu:

 

فَلَمَّا جَاءَتْهُمْ رُسُلُهُم بِالْبَيِّنَاتِ فَرِحُوا بِمَا عِندَهُم مِّنَ الْعِلْمِ وَحَاقَ بِهِم مَّا كَانُوا بِهِ يَسْتَهْزِئُونَ

 „Als nun ihre Gesandten zu ihnen mit den klaren Beweisen kamen, waren sie froh über das Wissen, das sie besaßen (obwohl es wenig war), und es umschloss sie das (Strafgericht), worüber sie sich lustig zu machen pflegten.“ (40: 83)

                      

Dieser Vers verweist darauf, dass die frevelhaften Mächte in der Geschichte , von denen vorher die Rede war, sich in der Mehrzahl etwas auf ihre Militärmacht und ihren Einfluss einbildeten und aufgrund ihrer Zivilisation dachten, ihr Wissen und ihre Erfahrung könnten eine göttliche Strafe abwehren.  Deshalb gingen sie gegen die Lehren der Gesandten Gottes vor und verspotteten ihre Verkündigungen über das Jenseits und Gott. Sie bildeten sich etwas auf ihr Wissen ein,  bezeichneten die religiösen Überzeugungen als Aberglauben und meinten, diese seien wissenschaftlich nicht nachweisbar. Aber Gott brauchte es nur zu wollen und Sein Strafgericht zu schicken und da konnten sie auch nicht einen Augenblick an gegenüber dem Willen Gottes Stand halten und ihr Wissen und ihre Macht und alle ihre Möglichkeiten wurden durch die Strafe Gottes dahingerafft. Genau dass, was sie für Aberglauben hielten, bereitete ihnen ein Ende.

                     

Gemäß Koran ist der Hochmut die wichtigste Ursache dafür dass jemand vom richtigen Weg abgerät und in sein Unglück rennt.  Es gibt verschiedene Dinge, die den Menschen hochmütig machen können – wie großer Reichtum, viele Untertanen und großes Wissen. In unserem heutigen Zeitalter haben wir nach den wissenschaftlichen Fortschritten der Menschheit ein anschauliches Beispiel für den auf der Wissenschaft beruhenden Hochmut in den Industriegesellschaften vor uns. Man kann sagen, dass einer der Faktoren für die Ablehnung der Religion und die Hinwendung zu atheistischen Denkschulen in den letzten Jahrhunderten auf diesen Stolz auf Wissen zurückgeht, der einige Wissenschaftler befallen hat. Sie wurden wegen der Aufdeckung von Rätseln der Natur und der neuen Möglichkeiten in der  Wissenschaft dermaßen erfolgstrunken und von sich eingenommen, dass sie begannen, die religiösen Grundsätze und Wert abzustreiten.

Der Stolz auf die menschliche Wissenschaft nahm ein solches Ausmaß an, dass sie das vitale Wissen aus der göttlichen Offenbarung abweisen  und verspotten. Sie haben behauptet, dass mit Beginn der Entfaltung der menschlichen Wissenschaft kein Bedarf mehr an den Lehren der Propheten bestünde und sie glaubten, sie hätten die Lehre der Propheten aus dem Leben der Menschheit verbannt.

Dieser blinde Stolz dauerte jedoch nicht lang und mehrere Faktoren bereiteten ihren Kalkulationen ein Ende. Der Erste und Zweite Weltkrieg haben bewiesen, dass die wissenschaftlichen und industriellen Fortschritte nicht nur kein absolutes Glück bescheren, sondern die Menschheit sogar mehr denn je dem Absturz nahe gebracht haben. Der Menschheit ist auch angesichts der vielen moralischen und sozialen Übel, der Missstände und der Massaker und der Verbreitung von Gewalt und Aggression und von psychischen Leiden klar geworden, dass die wissenschaftlichen Erfolge alleine nicht die Miseren im modernen Zeitalter verhindern können, sondern in einiger Hinsicht sogar mehr Probleme heraufbeschworen haben.

                                

Wir sehen:

Erstens: Die Verkündigung der Propheten Gottes war immer mit Wundern und klaren Beweisen begleitet, die jeder Wahrheitssuchende akzeptiert.

Zweitens: Wenn der Mensch sich auf sein im Vergleich zu Gottes Wissen sehr geringes Wissen etwas einbildet, so hält ihn dieser Stolz davon ab die Wahrheit zu akzeptieren. Die  menschlichen Wissenschaften und Erfahrungen können nicht anstelle der göttlichen Lehren treten. Der Mensch braucht die erleuchtenden Lehren der Offenbarung.

Drittens: Eine schlimme Folge des falschen Stolzes auf Wissen besteht darin, die göttlichen Lehren verächtlich zu behandeln und zu verspotten. Leute, die diesen Irrtum begehen, denken, sie könnten sich gegen das unendliche göttliche Wissen, auf dem die Bücher himmlischer Herkunft beruhen, stellen.

Viertens: Kulturen, die die göttlichen Lehren bekämpft haben, sind untergegangen.

                                  

Es folgen die Verse 84 und 85 der Sure Ghafir.

  

 فَلَمَّا رَأَوْا بَأْسَنَا قَالُوا آمَنَّا بِاللَّـهِ وَحْدَهُ وَكَفَرْنَا بِمَا كُنَّا بِهِ مُشْرِكِينَ                          

„Als sie dann Unsere (schwere) Strafe  sahen, sagten sie: „Wir glauben an Allah allein und verleugnen das, was wir Ihm beizugesellen pflegten.“ (40: 84)

 

فَلَمْ يَكُ يَنفَعُهُمْ إِيمَانُهُمْ لَمَّا رَأَوْا بَأْسَنَا ۖ سُنَّتَ اللَّـهِ الَّتِي قَدْ خَلَتْ فِي عِبَادِهِ ۖ وَخَسِرَ هُنَالِكَ الْكَافِرُونَ

„Aber nicht mehr nützen konnte ihnen ihr Glaube, als sie Unsere (schwere) Strafe sahen – (so ist) Allahs Gesetzmäßigkeit, die bereits (in der Vergangenheit) an Seine Diener ergangen war(dass nämlich der Glaube nach dem Erblicken der Strafe nichts mehr nutzt), und verloren waren da die Ungläubigen.“ (40: 85)

 

Dies sind die beiden letzten Verse der Sure 40, Sure Ghafir. Sie verkünden, wie es denen ergeht, die aus Stolz und Egozentrik nicht bereit waren, die Wahrheit anzuerkennen und die Lehren der Propheten bekämpft haben.  Diese hochmütigen Leute werden sich, wenn Gott im Diesseits ein Strafgericht auf sie herabsendet,  ihrer Unfähigkeit bewusst werden und ihr Verhalten bereuen und sich ergeben. Sie werden dann erst von Unglauben und Götzenverehrung ablassen und bekannt geben, dass sie nur noch an den Einen Gott glauben und nicht mehr an die Götter, die sie als Teilhaber neben Gott gestellt haben.

 

Natürlich ist ein solcher Glaube aus Angst und Schrecken überhaupt nichts wert.

 

Der Koran bringt dazu das Beispiel des Pharaos. Als dieser kurz vor dem Ertrinken stand, bekannte er sich zum Glauben; dies jedoch nur, weil er keinen anderen Ausweg mehr sah. Aber laut Koran nützt ihm dieses Glaubensbekenntnis nichts mehr. Nur ein Glauben aus freien Stücken zählt als Glaube, d.h. der Mensch entscheidet sich für den Glauben, obwohl  er auch den Nichtglauben oder Aberglauben wählen könnte.

 

Wir sehen:

Erstens: Hochmütige und frevelhafte Menschen wehren sich solange gegen den Glauben, bis sie die Strafe Gottes vor Augen haben. Dann aber nützt ihnen das Glaubensbekenntnis nichts mehr.

Zweitens: Glaube ist dann etwas wert, wenn der Mensch sich selber für ihn entscheidet. Aufgrund von Lebensgefahr und Angst notgedrungen zu glauben zählt nicht als wahrer Glauben.

Drittens: Der größte Verlust im Leben besteht darin, als    Ungläubiger oder Götzenverehrer und Anhänger des falschen Weges zu sterben.