Apr 28, 2020 10:44 CET

Hörerpostsendung am 26. April 2020 Bismillaher rahmaner rahim - Heute begrüßen wir Sie zur Hörerpostsendung zu Beginn des Fastenmonats. Der Ramadan ist einer der wichtigsten Monate für die Muslime in aller Welt. In unserem Radioprogramm haben wir auch eine Ramadan-Sonderserie unter dem Titel: "Frohe Kunde im Koran"

Diese sollte auch für Nichtmuslime interessant sein. Hören Sie auf jeden Fall mal hinein. Wenn Sie möchten können Sie uns auch Fragen im Zusammenhang mit dem Fastenmonat stellen.

In diesem Jahr steht der Fastenmonat ja auch unter den ganz besonderen Vorzeichen und Umständen der Corona-Pandemie. In diesem Zusammenhang sind für einen unserer Hörerfreunde einige Fragen aufgetreten. Nach einigen Takten Musik werden wir Sie mit diesen Fragen bekannt machen und auch die beiden ersten Fragen beantworten.

Unser Hörerfreund Stephan Lipsius aus Kassel schrieb uns in der vorletzten Woche:

„Im Blick auf den bevorstehenden Beginn des Ramadans möchte ich bei Ihnen anfragen, welche voraussichtlichen Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den erwähnten Fastenmonat haben wird und zwar vor dem Hintergrund, dass das gemeinsame abendliche Fastenbrechen zusammen mit Freunden, Verwandten und Familienmitgliedern zu den wichtigsten täglichen Höhepunkten während des Ramadans zählt. 

Inwieweit werden daher die derzeitigen Corona-Bestimmungen in der Islamischen Republik Iran für die Zeit des Fastenmonats angepasst bzw. möglicherweise gelockert oder gibt es diesbezüglich bislang noch keine Überlegungen oder behördlichen Anordnungen?“

Soweit die beiden ersten Fragen von Herrn Lipsius, für die wir ihm danken.

Außerdem bedanken wir von der Hörerpostredaktion uns auch bei einer erfahreren Kollegin, die sich für die Beantwortung dieser Fragen Zeit genommen hat. Sie schrieb:

Herr Lipsius bezeichnet ganz richtig das gemeinsame abendliche Fastenbrechen als einen wichtigen täglichen Höhepunkt während des Ramadan. Die Stimmung beim gemeinsamen Fastenbrechen  hat etwas Erhabenes und ist sehr spirituell, denn die Fastenden haben einen Tag lang – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang - Gott zuliebe und in der Hoffnung auf Seinen Segen, auf gewohnte Dinge wie Essen und Trinken verzichtet. Auch für diejenigen, die Gäste zum Fastenbrechen oder Iftar im Haus haben, ist es ein Hochgefühl, denn ein solches gemeinsames Iftar wird der islamischen Lehre zufolge, wie das Fasten selbst, belohnt.

Jedes Jahr organisieren auch die Moscheen mithilfe von Spenden und Pflichtabgaben der Gläubigen große gemeinschaftliche Iftar oder bieten Bürgern auf der Straße nach dem Aufruf zum Abendgebet für das Iftar eine Speise zum Fastenbrechen an. Es ist in der Tat ein besonderes und schönes Erlebnis, an solchen gemeinsamen Fastenbrechen teilzunehmen.

Der Monat Ramadan weist noch andere Höhepunkte auf. Besonders die durchwachten Nächte des Schicksals in den letzten 10 Tagen des Ramadan. In diesen drei Nächten finden in Privatwohnungen oder in den Moscheen Versammlungen zum gemeinsamen Gebet statt, wobei in der Regel die Gläubigen vor Anbruch des Fastentages ein Essen gereicht wird. Diese Versammlungen sind ebenso wie Besuche der Heiligen Pilgerstätten im Monat Ramadan beliebt.

Herr Lipsius fragte nun, wie sich in diesem Jahr die Corona-Epidemie auf diese schönen Ramadan-Sitten auswirken wird.

Dazu ist zu sagen: Die öffentliche Vergabe von Iftar-Essen ist vorerst untersagt.  Wegen der hohen Ansteckungsgefahr  wird das Fastenbrechen weder in Moscheen noch als Picknick in Parks stattfinden, sondern nur im kleineren Kreis. Die Muslime können bestenfalls im Rahmen der Kleinfamilie, also Eltern und Kinder, die noch zuhause leben, eventuell auch zusammen mit Großeltern, wenn alle unter dem selben Dach leben, ein gemeinsames Fastenbrechen veranstalten.

Andere werden vielleicht noch einige nähere Verwandte einladen. Aber größere Versammlungen sind noch nicht denkbar und außerdem auch nicht gestattet, weder in Moscheen oder Heiligen Stätten, noch in anderen öffentlichen Räumen.

Laut einem Bericht der Khabar-online-Nachrichtenagentur vom 20.April  hat Präsident Rohani auf einer Sitzung des Nationalstabes für die Bekämpfung des Corona-Virus gesagt, dass die Moscheen und Heiligen Stätten noch mindestens bis zum 4. Mai geschlossen bleiben müssten. Danach ließe sich eventuell eine neue Entscheidung treffen und bekanntgeben. Aber auch danach werde eine Versammlung zum Fastenbrechen in den Moscheen eher unwahrscheinlich sein.

Die Muslime in Iran haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass Moscheen und Heilige Stätten geschlossen sind. Schon in den Neujahrsferien haben sie auf den Besuch der beliebten Pilgerstätten wie in Shiraz, Qom und Maschhad verzichten müssen, da diese wegen des üblichen hohen Andrangs schon kurz nach Ausbruch von Covid-19 geschlossen wurden. Auch wurden nach und nach die Gemeinschaftsgebete in den Moscheen und die Freitagsgebete abgesagt. Die iranischen Muslime haben seitdem auch darauf verzichten müssen, Freunde, Nachbarn und Verwandte aus religiösen Anlässen einzuladen.

Es gilt weiterhin die Empfehlung, zu Hause zu bleiben und außerhalb des Hauses einen angemessenen Abstand zu halten und auf diese Weise zum Sieg über das Corona-Virus beizutragen.

Der Verzicht auf die schöne Sitte im Ramadan anderen Speisen zum Fastenbrechen zu spenden soll dieses Jahr durch die verstärkte Ausübung einer anderen schönen Sitte kompensiert werden, nämlich das Spenden an Bedürftige.

Während der Neujahrsferien sind in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie durch den Wegfall von Einladungen, Besuchen und Reisen für Viele auch größere Ausgaben weggefallen und außerdem wird durch den Verzicht auf größere Einladungen im Fastenmonat Ramadan Geld eingespart. Dieses Geld kann nun für Spenden zur Versorgung von finanziell schwächeren Familien und besonders auch für die von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie Betroffenen, verwendet werden.

Zu einer solchen Großaktion hat als Erstes Revolutionsoberhaupt Ayatollah Khamenei aufgerufen. Wie die online-Zeitung Dscham-e Dscham in der vorigen Woche berichtete haben Einrichtungen wie die Stiftung Bonyad-e Mustasafin, das Imam-Chomeini-Hilfswerk und die Basidsch rasch auf den Aufruf des Revolutionsoberhauptes reagiert. Schon vor circa 15 Tagen hatte Ayatollah Khamenei anlässlich des Jahrestages der Geburt von Imam Mahdi  darauf hingewiesen, dass sich die Lebensbedingungen für viele Iraner  wegen der Corona-Krise verschlechtert haben. Aus diesem Grund rief er zu einer großen Hilfsaktion im Monat Ramadan auf. Damit solle auch die Gerechtigkeit in der Zeit des Erscheinens von Imam Mahdi – dem 12. Imam der Schiiten - veranschaulicht werden.  Der Leiter der Basidsch erklärte daraufhin, dass insgesamt 54 Tausend Posten für diese Aktion im ganzen Land eingerichtet werden.

Diese Aktion wurde inzwischen begonnen, und dauert bis Ende des Fastenmonats an. Auch danach soll sie in weiteren Abschnitten fortgesetzt werden. Die Stiftung Bonyad-e Mustasafin und das Imam-Chomeini-Hilfswerk haben dafür auch  Spendenkonten eingerichtet. Diese Hilfsaktion läuft unter dem Namen „Komak-e Muminin also „Hilfen der Gläubigen“.

Auch  Präsident Rohani hat die Bevölkerung aufgerufen, wegen der besonderen, durch die Corona-Epidemie hervorgerufenen Situation, mittels  Sach- und Geldspenden den Bedürftigen Hilfe zu leisten.

 

Wir hoffen ausreichend auf die beiden ersten Fragen von Herrn Lipsius geantwortet  zu haben. Auf die weitere Frage unseres Kasseler Freundes  gehen wir dann demnächst ein, sie heißt: 

„Wird im Islam von Seiten (einzelner?) Gelehrter die Corona-Pandemie auch als Strafe Gottes verstanden oder ist eine derartige Sichtweise und Interpretation der Krankheit bzw. des neuartigen Virus, dem Islam fremd? 

Gerne kommen wir nun erst einmal zu unserem Lied, das heute auch im Zeichen des Fastenmonats steht, der auch Mah-e Assal genannt wird, also Honig-Monat. Dieses Lied wird von Farzad Farzin gesungen und wir wünschen Ihnen angenehme Unterhaltung.

Inzwischen hat unser Hörerfreund Stephan Lipsius uns auch eine weitere Mail geschickt, nämlich am Freitag:

„Sehr geehrte Redaktion, liebe Freunde,

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ihrer deutschsprachigen Redaktion in Teheran sende ich zum morgigen Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan die herzlichsten Grüße und Wünsche für Sie, Ihre Familien und Angehörigen. Die aktuelle Corona-Pandemie wird dieses Jahr leider den Ramadan überlagern und prägen. 

Hoffentlich besteht dennoch, wenn voraussichtlich auch etwas eingeschränkt, die Möglichkeit zur fröhlichen Zusammenkunft zum gemeinsamen abendlichen Fastenbrechen. Denn ohne soziale und familiäre Kontakte können wir nicht leben. In gewisser Weise bzw. im übertragenen Sinne stärken diese Kontakte und familiären Bindungen auch unser Immunsystem, welches wir in diesen Tagen zur Abwehr des neuartigen Virus in besonderem Maße brauchen.  

Herzliche Grüße und alle guten Wünsche, Ihr Stephan Lipsius“

Ganz herzlichen Dank Herr Lipsius für Ihre Glückwünsche. Sie haben auch einen wirklich wichtigen Aspekt hinzugefügt, nämlich dass wir Menschen nicht nur mit der Ernährung, sondern auch mit intakten sozialen Bindungen und familiären und freundschaftlichen Kontakten unser Immunsystem stärken können. Wahrscheinlich hat dieser Aspekt auch noch eine größere Dimension als man ihm – vor allem aus wissenschaftlicher Sicht – heutzutage zuspricht. Ebenso können auch spirituelle Aspekte, wie sie besonders im Fastenmonat aufkommen, diesbezüglich hilfreich sein.

Seinen regelmäßigen Empfangsberichten vom 11. bis 20. April fügte auch Hörerfreund und Iran-Monitor Paul Gager Glückwünsche bei:

„Mit solidarischen Grüßenund besten Wünschen für einen friedlichen Heiligen Monat Ramadan!“

Aber auch für die von der Corona-Epidemie Betroffenen in Iran hatte Herr Gager mitfühlende Worte:

„Werte Redaktion!Mit grosser Aufmerksamkeit verfolge ich die aktuellen Entwicklungen der Covid-19-Epedemie im Iran.Ich möchte Ihnen mein tiefes Beileid für die unglücklicherweise Verstorbenen aussprechen, meine aufrichtige Anteilnahme gilt deren Familienangehörigen, sowie den von der Krankheit betroffenen Menschen.Ich wünsche allen Erkrankten eine schnelle Genesung.Die Krise des öffentlichen Gesundheitswesens ist eine gemeinsame Herausforderung der Menschheit. Deshalb hoffe ich auch auf rasche friedliche Zusammenarbeit aller Nationen auf diesen Planeten.“

Danke werter Hörerfreund in Österreich.

Inzwischen steht ja nun auch ganz sicher fest, dass das Ottenauer Hörerclubtreffen am 9. Mai nicht stattfindet, das wissen die meisten Hobbyfreunde bestimmt schon. Auch in Zusammenhang mit diesem Jahresereignis, dass in diesem Jahr bedauerlicherweise ausfallen muss, möchte OM Bernd Seiser heute gerne an einen verstorbenen Hobbykollegen erinnern, er schrieb uns:

„Bestimmt erinnern sich auch viele langjährige IRIB-Stammhörer, RTI Hörerklubmitglieder und Besucher der Ottenauer überregionalen DX-Treffen an meinen im November 2011 leider verstorbenen Hobbyfreund Josef Rieger, der im April vor 80 Jahren geboren wurde. Josef hat viele deutschsprachige Kurzwellenredaktionen und Hörerklubs tatkräftig unterstützt, ebenso die überregionalen DX-Treffen in Ottenau, an denener von 1986 bis 2008 insgesamt 21 mal teilgenommen hat und mit zu den treuesten Teilnehmern zählt.Gerne möchte ich Josef auch in einer der nächsten Sendungen von „Wir und unsere Hörer“ gedenken. Gerade in der Zeit, als IRIB einige Monate ganz von der Kurzwelle verschwunden war, hat mir Josef sehr viele Ausgaben von „Wir und unsere Hörer aus dem Internet aufgenommen, die ich auf diesem Wege nachhören konnte.Herzliche Grüße, Bernd“

In Thüringen hatte unser Hörerfreund Michael Lindner folgende Idee:

„Liebe Freunde in Teheran! 

Heute sende ich Ihnen einen Rundbrief zur aktuellen Lage hier in Gera. Ich hoffe, Sie haben Interesse daran. 

Mit freundlichen Grüßen aus Gera, Ihr Hörerfreund, Michael Lindner“

Zur aktuellen Lage – Ein Rundbrief aus dem Thüringer Gera

Momentan ist das Word „Corona“ weltweit in aller Munde. Eine Pandemie, die sich in Windeseile in fast allen Ländern der Erde ausgebreitet hat und das Leben der Menschen nicht nur erschwert, sondern regelrecht verändert hat. Millionen Infizierte, tausende Todesopfer sowie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stillstand hat diese Pandemie zur Folge. Es ist eine Situation entstanden, mit der niemand so richtig umgehen kann, da keinerlei Erfahrungswerte zur wirkungsvollen Eindämmung der Pandemie vorhanden sind. Wer hätte schon gedacht, dass es eines Tages mal zu einer solchen weltweiten Katastrophe kommen könnte? Schmerzhaft muss nun die Menschheit erkennen, dass wir bei weitem nicht alles im Griff haben. Auch wird sehr deutlich, dass wir alle viel bewusster und nachhaltiger mit der Natur umgehen müssen, da unser Leben davon abhängt. Wir Menschen sind auf die Gaben der Natur angewiesen, die Natur aber nicht auf uns! Spätestens nach der Pandemie sollten das alle Menschen begriffen habe, um in Zukunft in einer gesünderen und menschlicheren Welt leben zu können.

Natürlich sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch in meiner Heimatstadt Gera zu spüren. Aber die Lage ist bei weitem nicht so dramatisch, wie in vielen anderen Städten in Deutschland oder zum Beispiel in Italien. Auch wenn viele Läden und Gaststätten noch geschlossen haben und die Innenstadt gelähmt wirkt, ist hier von Panik nichts zu spüren. Auch sieht man nur sehr wenige Passanten mit Mundschutz oder Handschuhen. Was aber auffällig und lobenswert ist, dass tatsächlich der empfohlene Sicherheitsabstand von etwa 2 Metern überall eingehalten wird. Gera hat etwa 94.000 Einwohner und es gibt momentan 68 positiv getestete Fälle sowie einen Todesfall. Das SRH-Klinikum ist mit Isolationsbereichen gerüstet. 16 derartige Zimmer stehen zur Verfügung, für den Fall der Fälle. In ganz Thüringen gab es bis zum 16. April 12.00 Uhr insgesamt 1601 bestätigte Fälle und 45 Todesfälle.

Nun bleibt nur noch die Hoffnung auf ein baldiges Medikament zur Behandlung des Corona-Virus, um die Ausbreitung bzw. eine spätere erneute Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Nun zum Schluss die gute Nachricht. Mir und meiner gesamten Familie geht es gut, niemand hat sich bis jetzt infiziert. Auch wenn die drastischen Einschränkungen schmerzlich sind, tragen sie doch wesentlich dazu bei, dass wir uns bald wieder ohne Angst haben zu müssen,  herzlich umarmen können.                                                                                                     

Bleiben Sie gesund und beginnen Sie jeden Tag mit einem Lächeln, Ihr Hörerfreund.“

Besten Dank lieber Herr Lindner.

Dem fügen wir jetzt nichts mehr hinzu außer ein herzliches

Khoda hafez – Gott schütze Sie!