Teil 875: Sure Fussilat (Ausführlich dargelegt) Vers (31- 36)
Wir setzen die Erläuterungen zur Sure 41 bei den Versen 31 und 32 fort:
(41: 31 – 36)
نَحْنُ أَوْلِيَاؤُكُمْ فِي الْحَيَاةِ الدُّنْيَا وَفِي الْآخِرَةِ ۖ وَلَكُمْ فِيهَا مَا تَشْتَهِي أَنفُسُكُمْ وَلَكُمْ فِيهَا مَا تَدَّعُونَ
„`Wir sind eure Beschützer im diesseitigen Leben und im Jenseits. Ihr werdet darin (im Paradies) haben, was eure Seelen begehren, und ihr werdet darin haben, was ihr erbetet,`“ (41: 31)
نُزُلًا مِّنْ غَفُورٍ رَّحِيمٍ
„– eine gastliche Aufnahme von einem Allvergebenden, einem Barmherzigen.“ (41: 32)
Diese Verse sind die Fortsetzung der Frohbotschaft davon, dass die Engel Gottes auf die Herzen der aufrichtig Gläubigen herabsteigen und ihnen das Paradies verheißen. Die Engel beschützen sie nicht nur im Diesseits sondern sind auch ihre treuen Freunde und Unterstützer im Jenseits.
Im Diesseits verheißen die Engel den Gläubigen, welche standhaft bleiben, den Sieg der Wahrheit über die Unwahrheit und im Jenseits empfangen sie sie im Paradies. Dort erwartet sie alles was sie sich wünschen an materiellen und spirituellen Freuden.
Sie werden auf diese Weise belohnt, weil sie im Leben die Pflichten eines Gläubigen erfüllten, indem sie ihr Ego im Zaum hielten und gegenüber dessen rebellischen Neigungen, die sie in die Verderbnis geführt hätten, standhaft blieben. Gott wird ihre Enthaltsamkeit im Leben mit der Erfüllung ihrer Wünsche im Jenseits erwidern. Gott ist im Paradies ihr Gastgeber.
Wie wir schon beim letzten Mal sagten, entnehmen wir dieser Stelle in der Sure 41 folgende wichtigen Wahrheiten:
Erstens: Die Engel sind im Diesseits und Jenseits auf der Seite der standhaft Gläubigen.
Zweitens: Die Gläubigen werden im Paradies Gäste Gottes sein und dort von Ihm reichlich belohnt.
Es folgt der Vers 33 der Sure 41:
وَمَنْ أَحْسَنُ قَوْلًا مِّمَّن دَعَا إِلَى اللَّـهِ وَعَمِلَ صَالِحًا وَقَالَ إِنَّنِي مِنَ الْمُسْلِمِينَ
„Und wer spricht bessere Worte als wer zu Allah ruft, rechtschaffen handelt und sagt: Gewiss doch, ich gehöre zu den (Allah) Ergebenen?“ (41: 33)
In dem Vers 29 ging es um diejenigen, die andere davon abhalten sich mit der Botschaft der Propheten und den Versen des Korans vertraut zu machen und nun ist im Vers 33 von denen die Rede, die in Wort und Tat die anderen auf gute Weise herbeirufen zu Gott. Gott sagt, dass sich diese Menschen nicht scheuen als Muslim vorzustellen, als Gott-Ergebene nämlich. Im obigen Vers erklärt Gott die Rede derjenigen, die zu ihm herbeirufen und sich würdig verhalten, als die beste Rede. Jemand, der sich selber zu Gott bekennt und rechtmäßig handelt, sollte auch die anderen zum Glauben an den Einen Gott aufrufen und durch sein Verhalten und Einhaltung der Gebote Gottes beweisen, dass er Gott ergeben ist.
Es ist ein Erfordernis, dass sich einige fachmännisch für die Verbreitung der göttlichen Lehre einsetzen. Diese Fachmänner sind die Religionsgelehrten. Zu ihren Aufgaben gehört, die Religion zu verteidigen und Zweifel unter den Menschen zu beseitigen. Ihr Einsatz befreit jedoch die anderen nicht von ihrer eigenen diesbezüglichen Verantwortung. In Wahrheit ist jeder verpflichtet, nach besten Kräften die anderen zur Religion Gottes einzuladen und die Lehre Gottes vorzustellen und zu ihrer Verbreitung beizutragen.
Was wir aus dem Vers schließen können:
Erstens: Die beste Rede besteht darin, die Menschen zu Gott zu rufen, vorausgesetzt, dass man selber auch nach der Lehre Gottes handelt und seine Gottergebenheit zeigt.
Zweitens: Der Gebetsruf (Azan) ist in Wahrheit eines der einfachsten und bekanntesten Beispiele für den Aufruf zu Gott.
Drittens: Wir sollten stolz darauf sein, dass wir Muslime und Gott ergeben sind und uns nicht einschüchtern lassen, wenn Gegner uns deswegen herabsetzen und sich über uns lustig machen.
Wir betrachten die nächsten beiden Verse, Vers 34 und 35 der Sure 41:
وَلَا تَسْتَوِي الْحَسَنَةُ وَلَا السَّيِّئَةُ ۚ ادْفَعْ بِالَّتِي هِيَ أَحْسَنُ فَإِذَا الَّذِي بَيْنَكَ وَبَيْنَهُ عَدَاوَةٌ كَأَنَّهُ وَلِيٌّ حَمِيمٌ
„Nicht gleich sind die gute Tat und die schlechte Tat. Wehre mit einer Tat, die besser ist, (die schlechte der anderen) ab, dann wird derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft besteht, so, als wäre er ein treuer Freund.“ (41: 34)
وَمَا يُلَقَّاهَا إِلَّا الَّذِينَ صَبَرُوا وَمَا يُلَقَّاهَا إِلَّا ذُو حَظٍّ عَظِيمٍ
„Aber dies (diese gute Eigenschaft) wird nur denjenigen gewährt, die standhaft sind, ja es wird nur demjenigen gewährt, der ein gewaltiges Glück hat.“ (41: 35)
Die Gegner Gottes setzen verschiedene Mittel ein, um Recht und Wahrheit zu bekämpfen: wie Lügen und Verleumdungen, Spott, Repressalien und Drohungen. Wer Gegner auf den rechten Weg einladen will, der muss demgegenüber sehr geduldig sein. Daher erklärt Gott in den obigen Versen: Auch wenn diese Leute sich nicht richtig gegenüber euch verhalten, so seid ihr nicht berechtigt, die gleichen Methoden einzusetzen. Ihr müsst rechtschaffen handeln und dürft nicht Schlechtes mit Schlechtem erwidern. Ihr sollt milde und freundlich bleiben. Wenn sie aggressiv und ungerecht handeln, sollt ihr auf eine gute Art und sachlich antworten. Bei kontinuierlicher Beachtung dieser Verhaltensregeln werden die anderen auf natürliche Weise einen inneren Wandel erfahren, ihre Feindseligkeit wird verklingen und sie werden der Freundschaft mit euch zugeneigt sein.
Der Prophet Gottes und die Makellosen aus seinem Hause haben sich im Leben immer nach solchen Regeln des Korans gerichtet. Sie sind ihren Gegnern auf eine gütige Weise begegnet. Als die Muslime nach Jahren nach Mekka zurückkehrten und die Stadt eroberten, forderten einige von ihnen die Vergeltung an den Götzendienern, die Krieg gegen sie geführt hatten. Aber der Prophet Gottes gab bekannt, dass allen vergeben sei. Mit diesem wunderbaren Verhalten hat der Prophet viele tief beeindruckt und für den Islam gewonnen.
Natürlich ist es nicht einfach, Gegner auf diese Weise zu behandeln. Es erfordert einen hohen Geist, ein weites Herz und große Geduld. In Wahrheit muss der Mensch im Lichte des Glaubens und indem er an seinem Charakter arbeitet, eine solche Stufe der moralischen Vervollkommnung erreicht haben, dass keine Vergeltungsgelüste in ihm aufflammen und er stattdessen Schlechtes mit Gutem erwidert.
Wir wollen folgende drei Gesichtspunkte anführen:
Erstens: Ein praktisches Beispiel dafür, dass man durch sein Handeln zur Religion Gottes einladen kann, besteht darin, auf das schlechte Verhalten anderer würdig und gütig zu reagieren.
Zweitens: Bei einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Feind ist es gestattet und angemessen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Aber in den sozialen Beziehungen sind Rachenahme und Vergeltung mit Gleichen ein Zeichen für fehlende Geduld. Die Vergeltung von Schlechtem mit Gleichem vergrößert die Spannungen in der Gesellschaft.
Drittens: Der Mensch bedarf eines festen Glaubens und genügend guter Gesinnung, um gegenüber dem schlechten Verhalten anderer geduldig zu bleiben.
Mit dem Vers 36 der Sure 41 (Fussilat) möchten wir diesen Teil abschließen. Und zwar lautet er:
وَإِمَّا يَنزَغَنَّكَ مِنَ الشَّيْطَانِ نَزْغٌ فَاسْتَعِذْ بِاللَّـهِ ۖ إِنَّهُ هُوَ السَّمِيعُ الْعَلِيمُ
„Und wenn dich vom Satan eine Eingebung aufstachelt, dann suche Zuflucht bei Allah, denn Er ist ja der Allhörende und Allwissende.“ (41: 36)
Die Eingebungen Satans können auf verschiedene Weise den Menschen bedrängen. Es ist typisch für Satan, dass er dauernd versucht, unter den Menschen Hass und Streit zu stiften. Ihm sind Freundschaft und Frieden unter den Menschen zuwider. Daher macht Gott in diesem Vers den Propheten und indirekt damit auch alle Gläubigen auf folgende Wahrheit aufmerksam: Wenn immer ihr versucht, hässlicher Rede mit Freundlichkeit, Nachsicht und Geduld zu begegnen, wird euch Satan zuraunen, dass ihr gegenüber den Gegnern keine Nachsicht üben sondern ihnen eine gehörige Antwort geben sollt. Aber hütet euch vor solchen diabolischen Eingebungen. Sie können sogar aus dem Munde von Freunden kommen.
Richtet euch nicht nach solchem Gerede. Übt Selbstverzicht, wenn ihr die Menschen auf den rechten Weg führen wollt und sprecht mit ihnen milde und freundlich, anstatt wütend zu werden und Hässliches zu sagen. Sucht Zuflucht und Schutz bei Gott und vertraut Ihm, denn Er hört und sieht alles.
Drei Dinge können wir uns merken:
Erstens: Es ist Satan, der den Menschen eingibt, sich für eine schlechte Tat an jemandem zu rächen. Stattdessen empfiehlt Gott, milde und ruhig auf schlechtes Benehmen zu reagieren.
Zweitens: Jeder, der den Menschen zu schlechten Taten aufstachelt, ist in Wahrheit ein Luzifer in Menschengestalt.
Drittens: Um sich vor den Verführungen des Satans zu retten, soll der Mensch bei Gott Zuflucht suchen und Ihn um Vergebung bitten.