Jun 02, 2020 08:45 CET

In diesem Teil unserer Kurzexegese machen wir Sie mit den Versen 37 bis 40 der Sure 41, Sure Fussilat, vertraut. Die Verse 37 und 38 lauten wie folgt:

(41: 37- 40)   

 

وَمِنْ آيَاتِهِ اللَّيْلُ وَالنَّهَارُ وَالشَّمْسُ وَالْقَمَرُ ۚ لَا تَسْجُدُوا لِلشَّمْسِ وَلَا لِلْقَمَرِ وَاسْجُدُوا لِلَّـهِ الَّذِي خَلَقَهُنَّ إِن كُنتُمْ إِيَّاهُ تَعْبُدُونَ

„Und zu Seinen Zeichen (der Allmacht) gehören die Nacht und der Tag, die Sonne und der Mond. Werft euch weder vor der Sonne noch vor dem Mond nieder, sondern werft euch vor Allah nieder, der sie erschaffen hat, wenn ihr (tatsächlich) Ihm allein dient.“ (41: 37)

 

 

فَإِنِ اسْتَكْبَرُوا فَالَّذِينَ عِندَ رَبِّكَ يُسَبِّحُونَ لَهُ بِاللَّيْلِ وَالنَّهَارِ وَهُمْ لَا يَسْأَمُونَ

„Wenn sie sich jedoch hochmütig weigern (Gott anzubeten, dann lasse sie,) – diejenigen, die bei deinem Herrn sind, preisen Ihn doch bei Nacht und Tag, ohne Überdruss zu empfinden.“ (41: 38)

 

In den vorherigen Versen, die wir beim letzten Mal  besprochen haben,  ging es um den Aufruf zur Anbetung Gottes. Der Vers 37 deutet nun auf eine der geläufigen Formen der Götzenanbetung in der Geschichte hin, nämlich auf die Anbetung von Sonne und Mond. Da beide von Gott erschaffen wurden, ist es  verwunderlich, dass einige nicht Ihn, den Schöpfer,  sondern diese beiden Geschöpfe anbeten: Sonne und Mond. Gott hat auch das Phänomen  von Tag und Nacht erschaffen.  Dieses und die Himmelskörper sind alles  Zeichen für die Macht des Herrn der Welten. Der Tag regt mit seiner Helligkeit zu Arbeit und Beschäftigung an, und die Nacht dient zum Ausruhen. Mit ihrem ständigen Wechsel bringen Nacht und Tag einen geordneten Rhythmus ins menschliche Leben.  Wäre immer nur Tag, würde es die Vernichtung der Lebewesen bedeuten. Dasselbe würde gelten, wenn immer nur Nacht wäre. In beiden Fällen wäre die Erde nicht mehr bewohnbar.

 

Die Sonne ist Ausgangspunkt für den Segen auf Erden. Wir müssen für ihre Erschaffung dankbar sein, denn ohne sie gäbe es kein Leben auf unserem Planet. Die Sonne spendet Licht und Wärme, verursacht den Wind und lässt die regenbringenden Wolken entstehen. Sie verhilft den Pflanzen zum Wachsen und den Früchten zum Reifen. Selbst die schönen Farben der Blumen  sind der Existenz der Sonne zu verdanken.

Der Mond erfüllt ebenso mehrere Funktionen. Zum Beispiel  erhellt er für Wüstenwanderer die dunklen Nächte und mit seiner  Anziehungskraft verursacht er die Gezeiten.

Die von Gott erschaffenen Phänomene in der Natur sind alles klare Zeichen für Ihn. 

                     

Aber es hat Leute gegeben, die sich vor dem Mond und der Sonne verbeugten und niederwarfen. Sie beteten diese wegen ihrem Segen an. Welcher gesunde Menschenverstand wird jedoch behaupten, dass die Sonne und der Mond von sich aus entstanden sind?  Man sollte sich doch vor dem verbeugen und niederknien, der diese beiden Himmelskörper erschaffen hat  und den Segen, der durch sie hervorgerufen wird,  entstehen ließ.

Wenn jemand Mond und Sonne verehrt und preist, so ist er wie jemand, der ein schönes Gemälde sieht und nicht den Künstler, der es geschaffen hat, sondern das Gemälde selber lobt.

Im zweiten der obigen beiden Verse werden diejenigen erwähnt, die nach Recht und Wahrheit  suchen und dem Aufruf zur Anbetung des Einen Gottes folgen. Sie bilden den Gegensatz zu denen, die aus Hochmut oder blindem Festhalten an den Ansichten der Vorfahren, gegen die Wahrheit opponieren und nicht bereit sind, tiefer nachzudenken.

Aber wer sich darüber aufregt, dass viele Menschen aus Unwissenheit an ihrer falschen Meinung festhalten, der sollte daran denken, was in dem obigen Vers 38 der Sure Fussilat  steht, nämlich dass die Engel, die Gott nahe stehen, ihn preisen und nie überdrüssig werden, ihren Herrn anzubeten.

              

Wir lernen:

Erstens: Der Wechsel von Tag und Nacht und ihr großer Nutzen für den Menschen und die anderen Lebewesen sind Zeichen für die Allmacht und Weisheit Gottes.

Zweitens: Das beste Mittel zur Gotterkenntnis sind die Kenntnisse über die Natur und die lebenswichtigen Elemente in ihr. Allerdings verhilft dieses Wissen nur dann zur Gotterkenntnis, wenn jemand den Ursprung allen Seins hinterfragt.

Drittens: In Wahrheit ist Anbetung ein natürliches Verlangen des Menschen. Aber viele Menschen erkennen nicht richtig, wen sie anbeten sollen. Daher sind die Propheten ausgesandt worden, um diesen natürlichen inneren Wunsch des Menschen in die richtige Bahn zu lenken. 

Viertens: Hochmut und Streben nach Überlegenheit sind ein Hindernis auf dem Weg zur Wahrheit und zum Bekenntnis zur Wahrheit.

Fünftens: Gott braucht die Anbetung seitens der Menschen nicht. Die Engel preisen ihn unermüdlich Tag und Nacht.

                          

Der Vers 39 beinhaltet als nächstes Folgendes:

 

وَمِنْ آيَاتِهِ أَنَّكَ تَرَى الْأَرْضَ خَاشِعَةً فَإِذَا أَنزَلْنَا عَلَيْهَا الْمَاءَ اهْتَزَّتْ وَرَبَتْ ۚ إِنَّ الَّذِي أَحْيَاهَا لَمُحْيِي الْمَوْتَىٰ ۚ إِنَّهُ عَلَىٰ كُلِّ شَيْءٍ قَدِيرٌ                         

„Zu Seinen Zeichen (der Macht)  gehört es, dass du die Erde trocken und wie abgestorben  siehst. Wenn Wir aber Wasser auf sie herabkommen lassen, regt sie sich und schwillt ( und bringt Pflanzen hervor). Gewiss! Derjenige, der sie wieder belebt, wird (auch) die Toten wieder lebendig machen, denn gewiss, Er hat zu allem die Macht.“ (41: 39)

 

In diesem Vers führt Gott als anschauliches Gleichnis  trockene Gebiete an, die  wieder aufleben und ergrünen, sobald  Regen auf sie fällt. Ein trockener lebloser Boden, der höchstens noch für das Töpfern oder für die Herstellung von Rohziegeln nützlich ist, verwandelt sich bei genügend Niederschlag  in einen Ort des Lebens. Fällt Regen auf trockenes Erdreich  keimen  die Samenkörner in ihm und beginnen zu sprießen und zu wachsen. In wessen Macht steht es, durch  Herabschicken des Regens in der trockenen,  toten Erde so viel Leben hervorzurufen?  Dieses Geschehen  ist zweifelsohne ein Zeichen für die unendliche Macht und das unbegrenzte Wissen Gottes. Ist denn Gott, für dessen Macht allerorts so viele Zeichen zeugen, nicht in der Lage am Jüngsten Tag, die Menschen von den Toten auferstehen zu lassen?  Zweifelt ihr an Seiner Macht und haltet ihr es für unmöglich, dass er die Toten wieder ins Leben zurückruft?

                                

Was wir uns einprägen können:

Erstens: Die natürlichen Erscheinungen wie Wind und Regen, Boden  und Pflanzen sind alles Zeichen für die endlose Macht Gottes. Immer wenn uns Zweifel an Seiner Allmacht überkommen, sollten wir einen Blick auf diese Phänomene in der Natur werfen.

Zweitens: Wenn einige das Jenseits und die Auferstehung von den Toten leugnen, so deshalb weil sie an der Macht Gottes zweifeln. Ein festes einleuchtendes Argument, welches gegen die Existenz des Jenseits spricht,  können sie jedoch nicht vorbringen.

                                  

Es folgt der Vers 40 der Sure Fussilat:

 

 إِنَّ الَّذِينَ يُلْحِدُونَ فِي آيَاتِنَا لَا يَخْفَوْنَ عَلَيْنَا ۗ أَفَمَن يُلْقَىٰ فِي النَّارِ خَيْرٌ أَم مَّن يَأْتِي آمِنًا يَوْمَ الْقِيَامَةِ ۚ اعْمَلُوا مَا شِئْتُمْ ۖ إِنَّهُ بِمَا تَعْمَلُونَ بَصِيرٌ                               

„Gewiss, diejenigen, die mit Unseren Zeichen abwegig umgehen, sind Uns nicht verborgen. Ist denn einer, der ins (Höllen)feuer geworfen wird, besser oder jemand, der am Tag der Auferstehung in Sicherheit kommt. Tut, was ihr wollt, denn was ihr tut, sieht Er wohl.“ (41: 40)

                                   

Den Propheten und Gläubigen, welche zu Gott herbeirufen und auf die  Zeichen Gottes aufmerksam machen, stehen Leute gegenüber, die die Mitmenschen in die Irre führen. Sie wollen erreichen, dass auch die anderen – wie sie selber – die Religion verwerfen und sich von dem Weg Gottes und der Propheten abwenden.

Diese Gruppe von Leuten versucht mit schöner und scheinbar wahrer Rede das Wort Gottes und die Lehren der Propheten auf eine Weise zu missdeuten, dass es nicht mehr mit der Vernunft vereinbar ist und die Menschen nichts von dem Wort Gottes hören wollen. Auch heute gibt es Strömungen und Ideologien, die mit verschiedenen Mitteln insbesondere mit den Medien versuchen, die Völker von ihrer religiösen Überzeugung und dem Jenseitsglauben abzubringen.

Es ist natürlich, dass im Jenseits das Feuer der Hölle diejenigen erwartet, die durch Erzeugung von Skepsis die Menschen vom Weg Gottes abbringen. Im Gegensatz zu ihnen werden – wie wir dem obigen Vers entnehmen -  diejenigen, die die Wahrheit erkannt und sich zu ihr bekannt haben, im Paradies in ungestörter Sicherheit und in Frieden verbringen dürfen.

 

Wir lernen:

Erstens: Gott gewährt zwar denen, die vom rechten Weg abgeglitten sind, eine Frist, dennoch ist er weiter über sie ihm Bilde. Es ist Gottes Gepflogenheit und Gesetz, eine Frist einzuräumen, damit die Menschen Gelegenheit haben, reuevoll Umkehr zu machen.

Zweitens: Auch im Jenseits stellen die Sicherheit  von Körper und Seele und der Friede den größten Segen dar.

Drittens: Der Mensch kann frei entscheiden, was er tut. Aber das bedeutet nicht, dass ihm jedes Tun erlaubt ist. Ihm sind nur Handlungen gestattet, welche gemessen an der Vernunft und gemäß den Geboten Gottes richtig sind.