Jun 02, 2020 09:01 CET

bismillahir rahman-ir rahim Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Gütigen Mit diesen Worten beginnt auch die Sure, die der Sure Fussilat folgt. Es ist die Sure Schura. Diese Sure 42 besteht aus 53 Versen und wurde dem Propheten in Mekka offenbart. Der Name geht auf den 38. Vers dieser Sure zurück, wo Gott die Gläubigen auffordert, sich in ihren Angelegenheiten zu beraten. Das Wort Schura bedeutet „Beratung“. Hier nun die ersten vier Verse: 

(42: 1- 6)

 

حم                       

„Ha Mim.“ (42: 1)

 

عسق

„ʿAyn-Sin-Qaf.“ (42: 2)

 

كَذَٰلِكَ يُوحِي إِلَيْكَ وَإِلَى الَّذِينَ مِن قَبْلِكَ اللَّـهُ الْعَزِيزُ الْحَكِيمُ

„So gibt Allah dir und denjenigen, die vor dir waren (als Offenbarung) ein, (Er), der Allmächtige und Allweise.“ (42: 3)

 

لَهُ مَا فِي السَّمَاوَاتِ وَمَا فِي الْأَرْضِ ۖ وَهُوَ الْعَلِيُّ الْعَظِيمُ

„Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Er ist der Erhabene und Allgewaltige.“ (42: 4)

 

Die Sure 42, Schura, beginnt wie 28 andere Koransuren mit Siglen. Diesen Siglen, die aus einzelnen Buchstaben des Arabischen bestehen, folgt immer eine Aussage über den Koran, als ob Gott darauf hinweisen wolle, dass der Koran auf demselben Alphabet aufbaut, das  auch den Menschen zur Verfügung stehen und die Menschen doch versuchen sollen, mit Hilfe dieser Buchstaben ein ähnliches Buch hervorzubringen, wenn sie das können.  In Wirklichkeit kann niemand es Gott gleichtun, der mit diesen einfachen Buchstaben und gewöhnlichen Wörtern, die allgemein zur Verfügung stehen, die Sätze und Inhalte des Korans formte. Diese Wahrheit  zählt zu den Merkmalen des Korans, die diesem unnachahmlichen  Buch den Charakter eines Wunders verleihen.                        

In Anschluss an die Siglen zu Beginn der Sure spricht Gott zum Propheten: So wie ich dir geoffenbart habe, habe ich auch den Propheten vor dir Offenbarung herabgesandt. Mit anderen Worten: Es ist immer der Eine Gott gewesen, der zur Rechtleitung der Menschen in der Geschichte, Seinen Propheten Offenbarung eingegeben hat. Die Quelle der Offenbarung ist also immer dieselbe gewesen. Auch ist der Inhalt der Offenbarung von den Grundsätzen her und insgesamt gesehen bei  allen Gottgesandten derselbe gewesen. Gott ist natürlich so weise, dass er seine Offenbarung im Laufe der Zeit auf die jeweiligen neuen Bedürfnisse der Menschen  abgestimmt hat, um ihre Weiterentwicklung und  Vervollkommnung zu bewirken.

Im Vers 4 der Sure 42 (Schura) wird daraufhin daran erinnert, dass alles was in den Himmeln und auf der Erde ist, Gott  gehört. Gott  ist ja der Schöpfer der Welt und verfügt über das ganze Universum. Zugleich hat er zur Rechtleitung der Menschen und zur Regelung ihrer Angelegenheiten ein Buch und ein Religionsgesetz herabgesandt. Das Religionsgesetz (Scharia) und die Natur rühren beide von demselben Urheber her – es gibt also zwischen ihnen keine Widersprüchlichkeit.

                      

Wir können uns vergegenwärtigen:

Erstens: Alle Propheten haben aus ein- und derselben Quelle Offenbarung erhalten. Die Grundlagen ihres Aufrufes waren alle dieselben. In dieser Hinsicht besteht keinerlei Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten der Propheten Gottes.

Zweitens: Die Offenbarung kommt von Gott dem Mächtigen und Weisen.  Durch Handeln nach  ihr wird der Mensch stabil und erreicht Wachstum.

Drittens: Die Quelle der Offenbarung ist das Allwissen und die Weisheit Gottes. Daher ist der Inhalt des Korans fest, beständig und unantastbar.

Viertens: Nur derjenige ist es würdig, Gesetze für das Leben der Menschen aufzustellen, der die Welt und den Menschen erschaffen hat.

 

Es folgen die Verse 5 und 6 der Sure Schura:

 

تَكَادُ السَّمَاوَاتُ يَتَفَطَّرْنَ مِن فَوْقِهِنَّ ۚ وَالْمَلَائِكَةُ يُسَبِّحُونَ بِحَمْدِ رَبِّهِمْ وَيَسْتَغْفِرُونَ لِمَن فِي الْأَرْضِ ۗ أَلَا إِنَّ اللَّـهَ هُوَ الْغَفُورُ الرَّحِيمُ

 „Beinahe brechen die Himmel auseinander von oben her. Und die Engel lobpreisen ihren Herrn und bitten (Ihn) um Vergebung für diejenigen, die auf der Erde sind. Ja sicherlich, Allah ist der Allvergebende und Barmherzige.“ (42: 5)

 

وَالَّذِينَ اتَّخَذُوا مِن دُونِهِ أَوْلِيَاءَ اللَّـهُ حَفِيظٌ عَلَيْهِمْ وَمَا أَنتَ عَلَيْهِم بِوَكِيلٍ

„Über diejenigen, die sich anstatt Seiner Schutzherren nehmen (und sie anbeten), ist Allah Aufseher, und du bist nicht ihr Sachwalter (um sie zum  Glauben zu zwingen).“ (42: 6)

 

Im vorherigen einleitenden Abschnitt ging es um die Offenbarung Gottes und nun heißt es in diesem Vers weiter über das Wort Gottes und seine Offenbarung, dass die Himmel auseinander brechen würden, wenn Gott den Koran auf sie herabgeschickt hätte. Wäre der Koran auf einen Berg herabgesandt worden, so wäre er – wie im Vers 21 der Sure 59 ( aschr) steht vor lauter Gottesehrfurcht zersplittert.  (Dort heißt es: Wenn Wir diesen Koran  (als Offenbarung) auf einen Berg hinabsendeten, würdest du ihn wahrlich aus Furcht vor Allah demütig werden und sich spalten sehen. Diese Gleichnisse prägen Wir den Menschen, auf dass sie nachdenken mögen. 

Die Engel preisen Gott unentwegt wegen der Offenbarung, die er auf die Propheten herabgesandt hat und die der Rechtleitung der Menschen dient. Sie huldigen Ihm wegen Seiner Makellosigkeit und sie bitten Ihn um Verzeihung für die Menschen, die möglicherweise Fehler begehen. Denn sie wissen, dass Gott barmherzig und gütig ist und Seinen Dienern verzeihen möchte; er lässt für sie den  Weg zur reuevollen Umkehr offenstehen.  

Natürlich ist klar, dass diejenigen keine Vergebung finden, die aus  Dickköpfigkeit an ihren Sünden festhalten. Auf diesen Punkt weist der Vers 6 der Sure 42 hin: Es sind Leute, die nicht Gott und Seinen Propheten als Schutzherrn und Freund nehmen und ihnen folgen, sondern an deren Stelle anderen Herren dienen. Auf diese Weise verfallen sie in Wahrheit dem Unglauben und der Götzenverehrung. Sie gehen nicht auf die Einladung der Gottesgesandten ein.

Natürlich verspürt der Prophet die Verantwortung zur Rechtleitung der Menschen und möchte, dass alle auf den Weg Gottes kommen. Mit Bekümmernis sieht er, dass einige den Weg Gottes ignorieren. Aber Gott gibt ihm  im Vers 6 inneren Halt, indem er spricht:  Denke nicht, dass du der Sachwalter der Menschen bist und dass sie gezwungen sind, deinem Aufruf zu folgen.  Du bist nicht für ihr Verhalten verantwortlich und du bist auch nicht ausgesandt worden um sie zum Glauben zu zwingen. Gott hat doch den Menschen bei der Erschaffung Entscheidungsfreiheit verliehen und sie mit einem freien Willen ausgestattet. Sie wählen also selber ihren Weg.

Wie auch immer: Jeder wird das Resultat seiner Entscheidung kosten. Gott ist der Erschaffer der Menschen und überwacht alle ihre Taten. Wenn jemand im Leben schlechte Dinge tut, so wird er im Diesseits und Jenseits den Konsequenzen begegnen und wer den rechten Weg geht und sich für rechtschaffenes Handeln entscheidet, wird die guten Früchte dafür ernten.

                           

Wir möchten mit folgenden Anmerkungen schließen:

Erstens: Das Herz einiger ist noch härter als Stein. Wäre der Koran auf die Himmel herabgesandt worden, so wären sie auseinandergebrochen. Unterdessen verschließen  eigensinnige Menschen ihr Herz für die heilsame  Offenbarung Gottes.

Zweitens:  Wenn wir beten, sollten wir für alle auf der Erde beten und Gott um Vergebung für sie bitten, so wie es die Engel für alle Bewohner der Erde tun.

Drittens: Der Glaube an Gott lässt nicht zu, dass wir die Schutzherrschaft eines anderen als Gott  akzeptieren.

Viertens: Die Propheten waren beauftragt, den Menschen die Offenbarung Gottes zu verkünden und sie rechtzuleiten. Es war nicht ihre Aufgabe, den Menschen ein Bekenntnis zur Wahrheit abzuzwingen.