Jun 02, 2020 09:14 CET

In diesem Teil geht es um die Verse 15 bis 18 der Sure 42, Sure Schura. Als erstes betrachten wir die Verse 15 und 16. Sie lauten:

(42: 15- 18)

 

فَلِذَٰلِكَ فَادْعُ ۖ وَاسْتَقِمْ كَمَا أُمِرْتَ ۖ وَلَا تَتَّبِعْ أَهْوَاءَهُمْ ۖ وَقُلْ آمَنتُ بِمَا أَنزَلَ اللَّـهُ مِن كِتَابٍ ۖ وَأُمِرْتُ لِأَعْدِلَ بَيْنَكُمُ ۖ اللَّـهُ رَبُّنَا وَرَبُّكُمْ ۖ لَنَا أَعْمَالُنَا وَلَكُمْ أَعْمَالُكُمْ ۖ لَا حُجَّةَ بَيْنَنَا وَبَيْنَكُمُ ۖ اللَّـهُ يَجْمَعُ بَيْنَنَا ۖ وَإِلَيْهِ الْمَصِيرُ

 „Darum rufe du auf und verhalte dich recht, wie dir befohlen wurde. Und folge nicht ihren Neigungen und sag: Ich glaube an das, was Allah an Büchern herabgesandt hat, und mir ist befohlen worden, unter euch gerecht zu handeln. Allah ist unser Herr und euer Herr. Uns unsere Werke und euch eure Werke. Es gibt keine (gemeinsame) Beweisgrundlage zwischen uns und euch. Allah wird uns (am Jüngsten Tag) zusammenbringen. Und zu Ihm ist der Ausgang.“ (42: 15)

 

وَالَّذِينَ يُحَاجُّونَ فِي اللَّـهِ مِن بَعْدِ مَا اسْتُجِيبَ لَهُ حُجَّتُهُمْ دَاحِضَةٌ عِندَ رَبِّهِمْ وَعَلَيْهِمْ غَضَبٌ وَلَهُمْ عَذَابٌ شَدِيدٌ

„Diejenigen, die über Allah streiten, nachdem auf Ihn gehört worden ist, deren Beweisführung wird bei ihrem Herrn widerlegt; auf ihnen liegt Zorn (seitens Gott), und für sie wird es strenge Strafe geben.“ (42: 16)

                                         

Im  letzten Teil haben wir davon gesprochen, dass die Gottesreligionen im Kern dasselbe beinhalten. Laut Vers 15 hält Gott den Propheten des Islams an, dass er seinen Aufruf zur Lehre Gottes verkünden soll. Er soll sie allen verkünden, ob sie Götzenanbeter oder Schriftbesitzer (Juden und Christen) sind. Der Glaube, zu dem er aufruft, schließt den Glauben an alle Bücher, die vor dem Koran herabgesandt wurden in ihrer authentischen Form mit ein, während die Lehre des Islam zugleich das letzte Religionsgesetz Gottes enthält.  Der Prophet soll standhaft den Islam verkünden ohne etwas wegzulassen. Er muss sich recht verhalten und darf nicht seine Aufgabe vernachlässigen, um irgendjemanden zufriedenzustellen. Verschiedene Gruppen versuchten den Propheten für ihre Interessen zu gewinnen, aber er sollte gerecht sein und sie alle zu der einen Lehre des Herrn versammeln.

Der Prophet ist angewiesen, zu den Juden und Christen zu sagen: Ich glaube an jedes Buch, das Gott vor dem Koran herabgesandt hat. Ich glaube an eure Propheten und die Schriften, die sie überbracht haben und meine Sendung ist die Fortsetzung deren Sendung. Meine Lehre umfasst  alle bisherigen Lehren und vervollständigt sie.

Genauso wie die vorherigen Propheten den Auftrag hatten, in der Gesellschaft Gerechtigkeit herzustellen und selber gerecht zu sein, habe auch ich den Auftrag unter euch gerecht zu handeln.

Mein Herr ist euer Herr. Ich habe euch die Beweise für meine Wahrhaftigkeit verkündet. Unsere Werke gehören uns und eure Werke gehören euch und jeder von uns und euch ist für seine Taten verantwortlich.  Ihr habt den letzten Beweis erhalten. Es bedarf keines Streites und wir sind nicht miteinander verfeindet. Gott wird uns und euch am Jüngsten Tag versammeln und wir kommen alle an jenem Tag  vor denselben Richter zu stehen. Wir werden sehen, wie Gott über uns richtet an jenem Tag, wo wir und ihr vor Seinem Gericht erscheinen.                                

Im Vers 16 wird daraufhin von denjenigen  die dem Islam streitsüchtig begegnen, gesprochen; von jenen, die ihn zu schwächen versuchen, weil sie sehen, dass die Zahl seiner Anhänger immer größer wird.  Die Götzenverehrer, die - nachdem die Wahrheit klar zu Tage getreten ist - weiter aus Eigensinn an ihrem Aberglauben festhalten und es besser wissen wollen als Gott, können nicht logisch argumentieren und keine Beweise für ihre Ansichten vorlegen.  Die Argumente, die sie zur die Ablehnung des Islams vorbringen sind bei Gott nichtig. Durch ihr Verhalten ziehen sie den Zorn Gottes auf sich und werden von einer schweren Strafe heimgesucht werden.  

 

Wir lernen aus dieser Stelle der Sure Schura:

Erstens: Wir sollten anderen zuliebe nicht die religiösen Gebote vernachlässigen sondern standhaft bleiben.

Zweitens:  Das Festhalten an einer Überzeugung ist etwas Wertvolles, wenn es sich um die Wahrheit handelt, anderenfalls handelt es sich um unangemessenen Eifer und  Dickköpfigkeit.

Drittens:  Die Herstellung von Gerechtigkeit ist das Ziel aller Himmelsreligionen. Aber es leuchtet ein, dass dieses Ziel ohne Regierungsmacht gar nicht erreichbar ist.

Viertens: Ein Streitgespräch ist solange vernünftig und akzeptabel wie die Wahrheit klargestellt wird. Wenn die Wahrheit klargestellt wurde, solltet ihr das Gespräch beenden  und die andere Seite sich selber überlassen.    

 

Wir wenden uns den Versen 17 und 18 zu. Sie beinhalten Folgendes:   

 

اللَّـهُ الَّذِي أَنزَلَ الْكِتَابَ بِالْحَقِّ وَالْمِيزَانَ ۗ وَمَا يُدْرِيكَ لَعَلَّ السَّاعَةَ قَرِيبٌ                                                  

„Allah ist es, der das Buch mit der Wahrheit herabgesandt hat, und (auch) die Waage. Und wie kannst du es wissen:   Vielleicht ist die Stunde nahe?“ (42: 17)  

 

يَسْتَعْجِلُ بِهَا الَّذِينَ لَا يُؤْمِنُونَ بِهَا ۖ وَالَّذِينَ آمَنُوا مُشْفِقُونَ مِنْهَا وَيَعْلَمُونَ أَنَّهَا الْحَقُّ ۗ أَلَا إِنَّ الَّذِينَ يُمَارُونَ فِي السَّاعَةِ لَفِي ضَلَالٍ بَعِيدٍ

„Diejenigen, die nicht an sie glauben, wünschen, sie zu beschleunigen. Diejenigen aber, die glauben, sind besorgt wegen ihr und wissen, dass sie Wirklichkeit ist. Wisset! Eben diejenigen, die über die Stunde streiten (und sie leugnen), befinden sich wahrlich in tiefem Irrtum.“ (42: 18)

 

Im Vers 17 wird noch einmal unterstrichen, dass Gott es ist, der das Himmelsbuch Koran herabgeschickt hat, welches als Waage und Kriterium  zur Feststellung von Recht und Unrecht dient. Dies soll verhüten, dass die Menschen nach ihrem persönlichen Geschmack und wie es ihnen beliebt, selber festlegen was Recht und was Unrecht sei und sich in ihren Angelegenheiten nach beliebigen Maßstäben orientieren.

Gott ist die Wahrheit und was von ihm kommt ist die Wahrheit. Sein Wort und sein Vorgehen sind frei von jeder Unwahrheit und jedem Unrecht. Auch gründet die  Ordnung in der von ihm erschaffenen Natur auf Recht und Wahrheit  und Gott gibt einiges von den Wahrheiten kund, welche die Menschen nicht durch ihre fünf Sinne oder mittels der konventionellen wissenschaftlichen Methoden  wahrnehmen können.

Eine dieser Wahrheiten, die eine Schlüsselrolle im menschlichen Leben spielt und die im Koran hervorgehoben wird, ist der Jüngste Tag. Denn am Jüngsten Tag werden Wahrheit, Gerechtigkeit und der Bewertungsmaßstab – die Waage – vollständig zum Vorschein kommen. Um den Menschen auf den Jüngsten Tag aufmerksam zu machen und ihn vor den Gefahren, die er sich im Leben für diesen Tag einhandeln kann, zu mahnen, spricht Gott:

„Und wie kannst du es wissen: vielleicht ist die Stunde nahe?“

 

Aber es gibt leider Leute, die nicht an den Jüngsten Tag glauben. Ohne dass sie einen Beweis dafür vorbringen könnten, dass es den Jüngsten Tag nicht gibt, machen sie sich über den Jenseitsglauben lustig  und sie sagen zum Propheten: Wenn du die Wahrheit sagst, dann lass den Jüngsten Tag doch bald eintreten, damit ihr ins Paradies einkehrt und wir in die Hölle kommen.

Auf die Gläubigen hat jedoch der Glaube an den Jüngsten Tag und an das Erscheinen vor dem Gericht göttlicher Gerechtigkeit eine sehr tiefe, fruchtbare Wirkung. Aus Furcht vor dem Jüngsten Tag geben sie unentwegt auf ihre Taten und ihr Verhalten Acht, denn sie wissen dass der Jüngste Tag wahr ist. In ihren Augen ist die diesseitige Welt nur eine Vorstufe zu der kommenden und wäre die Erschaffung des Diesseits sinnlos, wenn es nicht das Jenseits gäbe. Denn  Letzteres würde weder mit Gottes Weisheit noch mit Seiner Gerechtigkeit vereinbar sein.

Eines ist klar: Niemand weiß wann der Jüngste Tag eintreten wird. Selbst der Prophet nicht. Aber es ist kein Beweis dafür, dass das Jüngste Gericht nicht geschehen wird, wenn niemand weiß wann es soweit ist. Im Grunde ist diese Unkenntnis vom Zeitpunkt des Jüngsten Gerichtes überhaupt etwas Gutes, weil der Mensch eigentlich jeder Zeit damit rechnen muss, so dass er sich - im Falle, dass er gläubig ist – von  der Sünde enthält.

 

Wer jedoch nicht an den Jüngsten Tag glauben möchte, der bringt jeden Tag irgendwelche Zweifel an dieser großen Stunde auf und versetzt andere in Skepsis. Aber er schadet sich damit selber am meisten: Der Koran erklärt solchen Leuten im Vers 18, dass sie sich in tiefem Irrtum befinden.

 

Wir können uns abschließend wie folgt merken:

Erstens: Der Koran ist der Messstab zur Unterscheidung der Wahrheit von der Unwahrheit, denn dieses Buch wurde von Gott herabgesandt und die Unwahrheit findet keinen Zugang zu ihm.

Zweitens: Kein einziger Mensch weiß wann der Jüngsten Tag, nämlich der Tag, an dem über die Taten der Menschen abgerechnet wird, eintreten wird. Es kann jeden Augenblick soweit sein. Also sollten wir uns keinen Illusionen hingeben. Vielleicht steht der Jüngste Tag schon kurz bevor.

Drittens:  Ein wichtiges Zeichen für den Glauben besteht darin darauf zu achten,  was man sagt und tut. Ein gläubiger Mensch denkt immer besorgt daran, dass er sich vor dem göttlichen Gericht am Jüngsten Tag verantworten muss.

Viertens: Es gehört zu den Machenschaften der Gegner, dass sie unter den Gläubigen durch Zweifelsfragen Skepsis erzeugen.