Jun 02, 2020 09:16 CET

Wir haben die Sure 42 (Schura) bis zum Vers 18 besprochen und werden heute unsere Erläuterungen bis einschließlich Vers 23 fortsetzen. In den Versen 19 und 20 spricht Gott:

(42: 19- 23)

    

اللَّـهُ لَطِيفٌ بِعِبَادِهِ يَرْزُقُ مَن يَشَاءُ ۖ وَهُوَ الْقَوِيُّ الْعَزِيزُ                                   

„Allah ist feinfühlig und gütig zu Seinen Dienern. Er versorgt, wen Er will (und als würdig betrachtet). Und Er ist der Starke und Allmächtige.“ (42: 19)

 

مَن كَانَ يُرِيدُ حَرْثَ الْآخِرَةِ نَزِدْ لَهُ فِي حَرْثِهِ ۖ وَمَن كَانَ يُرِيدُ حَرْثَ الدُّنْيَا نُؤْتِهِ مِنْهَا وَمَا لَهُ فِي الْآخِرَةِ مِن نَّصِيبٍ

Dem, der die Ernte des Jenseits begehrt, vermehren Wir seine Ernte; und dem, der die Ernte dieser Welt begehrt, geben Wir davon, doch am Jenseits wird er keinen Anteil haben.“ (42: 20)

                                         

Im Vers 16 der Sure 42 hieß es, dass diejenigen den Zorn Gottes auf sich ziehen, die über in streiten und der Vers 18 besagte zudem, dass sich jemand, der über den Jüngsten Tag streitet, erheblich im Irrtum befindet. Im Anschluss daran steht im obigen ersten Vers, dass Gott dennoch allen Güte erweist und alle versorgt; selbst diejenigen, die nicht an Ihn und das Jenseits glauben. Gott versorgt natürlich aufgrund Seiner weisen Vorsehung und  handelt im Diesseits und Jenseits gemäß den von Ihm selber festgelegten Regeln.  Zu seiner Handhabung gehört: Jeder, der Gutes für sein jenseitiges Leben säen will, wird sowohl im Diesseits Nutznießung haben als auch im Jenseits in den Genuss großen göttlichen Segens kommen. Ein Jenseitsleugner aber, dessen einziges Ziel die volle Nutzung des diesseitigen Lebens ist, wird im diesseitigen kurzen Leben, niemals an alle seine Ziele gelangen und im Jenseits ohnehin leer ausgehen. 

 

Der Koran vergleicht im obigen Vers auf schöne Weise die Weltbewohner mit Landwirten. Ein Teil von ihnen sät für das Jenseits und ein anderer Teil für das Diesseits. Gott verheißt denjenigen, die im Jenseits ernten möchten,  Seinen Segen und eine Mehrung ihrer Ernte. Denjenigen aber, die  nur für das Diesseits säen und sich nur um den vergänglichen weltlichen Ertrag bemühen, verheißt Gott nur etwas vom Diesseits und mahnt, dass er im Jenseits keine Nutznießung haben wird.

Die diesseitige Welt ist also unser Acker und unsere Taten sind unsere Saat, die wir auf diesen Acker streuen, wobei die Saat natürlich verschieden ist. Einigen wird die Saat einen ewigen fruchtbaren Ertrag bringen und bei anderen wird der Ertrag zu mager ausfallen und die Ackerfrüchte werden bitter sein.

                        

Wir können uns einprägen:

Erstens: Gottes Güte wird allen zuteil: Sowohl Gläubige als auch Ungläubige erhalten gute Gaben von Ihm.

Zweitens: Wir sollten einen Vergleich ziehen: Diejenigen, die im Jenseits Gutes ernten wollen, werden ebenso wie diejenigen, die das Weltliche lieben im Diesseits etwas ernten, auch wenn es vielleicht weniger ist. Aber diejenigen, die das Weltliche lieben, werden nur im Diesseits etwas ernten und ihnen kommt im Jenseits nichts mehr zugute.   Nach diesem Vergleich sollten wir eine Entscheidung treffen, zu welchen von beiden Gruppen  wir gehören möchten.

Drittens: Auf die äußere Form einer Handlung kommt es nicht an, sondern wichtig ist,  welche Absicht damit verbunden ist. Hinter Taten, die sich nach außen hin ähneln, können unterschiedliche Motive stehen.  Eine Ausrichtung auf Gott, vermehrt die Werke und das Ergebnis.

                                 

Es folgen die Verse 21 und 22 der Sure Schura, Sure 42:

 

 أَمْ لَهُمْ شُرَكَاءُ شَرَعُوا لَهُم مِّنَ الدِّينِ مَا لَمْ يَأْذَن بِهِ اللَّـهُ ۚ وَلَوْلَا كَلِمَةُ الْفَصْلِ لَقُضِيَ بَيْنَهُمْ ۗ وَإِنَّ الظَّالِمِينَ لَهُمْ عَذَابٌ أَلِيمٌ

„Oder haben sie (etwa) Teilhaber, die ihnen als Religion festgelegt haben, was Allah nicht erlaubt hat? Wenn es nicht das (bereits ergangene) Wort der Entscheidung (des Aufschubs für die Abweichler)  gäbe, wäre zwischen ihnen wahrlich (schon jetzt hinsichtlich ihrer Vernichtung) entschieden worden. Und gewiss, für die Ungerechten wird es schmerzhafte Strafe geben.“ (42: 21)

 

تَرَى الظَّالِمِينَ مُشْفِقِينَ مِمَّا كَسَبُوا وَهُوَ وَاقِعٌ بِهِمْ ۗ وَالَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ فِي رَوْضَاتِ الْجَنَّاتِ ۖ لَهُم مَّا يَشَاءُونَ عِندَ رَبِّهِمْ ۚ ذَٰلِكَ هُوَ الْفَضْلُ الْكَبِيرُ 

Du wirst (dann – am Jüngsten Tag) die Ungerechten besorgt sehen wegen dessen, was sie verdient haben, und es wird über sie hereinbrechen. Diejenigen aber, die glauben und rechtschaffene Werke tun, werden sich auf den Auen des (Paradies)gartens befinden. Sie haben, was sie wollen, bei ihrem Herrn; das ist die große Huld. (42: 22)

 

Im Vers 21 sollten sich die Götzenverehrer angesprochen fühlen und sie werden gefragt, ob sie denn von einem anderen als dem Einen Gott ein Buch und ein Religionsgesetz erhalten hätten, nachdem sie sich richten. In Wahrheit ist doch Gott der einzige würdige Gesetzgeber, denn Er hat alles erschaffen und ist der Herrscher über die Welt.  Keiner hat in Wirklichkeit das Recht ein Gesetz herauszubringen, das gegen die Gesetze Gottes verstößt.

Derartigen Gesetzen begegnen wir allerdings heutzutage auf Länder- und Weltebene. Die Aufstellung solcher Gesetze sind  im Grunde ein Unrecht gegenüber der Menschheit, denn sie führen dazu, dass der Mensch sich nicht nach Gott richtet sondern seine Hand in den Hände von Leuten legt, die keine Ahnung von dem wahren Wohl der Menschheit haben und die zudem nicht auf ihre eigenen materiellen Vorteile bei der Aufstellung von Gesetzen verzichten.

Aber Gott gewährt dem Menschen im Diesseits eine Frist, damit er aufgrund freier Willensentscheidung seinen Weg wählt. Wie auch immer: Jeder wird im Jenseits das Ergebnis seiner Taten zu Gesicht bekommen.  Davon handelt der Vers 22 der Sure Schura: Unglauben und Unrecht befördern die Menschen ins Inferno der Hölle, während der Glaube und rechtschaffene Werke sie  in die paradiesischen Gärten führen. 

 

Die Gnade, die Gott den Gläubigen erweist, ist damit nicht zu Ende. Der Vers 22 schließt mit den Worten: „Sie haben, was sie wollen, bei ihrem Herrn; das ist die große Huld.“ Die Belohnung der rechtschaffenen Gläubigen  ist unbegrenzt. Das höchste Geschenk ist natürlich die Nähe zu Gott im Paradies.

                            

Wir können uns merken:

Erstens: Das menschliche Leben erfordert eine Gesetzgebung und wenn wir eine Gesetzgebung akzeptieren, die von der göttlichen abweicht, haben wir uns selber und der Menschheit ein Unrecht angetan.

Zweitens: Jede Art von Aberglauben und Ketzerei im Namen der Religion ist ein Zeichen für Götzenverehrung und Unrecht.

Drittens:  Die Furcht vor der göttlichen Strafe soll den Menschen im Diesseits  von hässlichen Taten abhalten. Es nützt den Übeltätern nichts mehr, wenn diese Angst sie erst am Jüngsten Tag überkommt.

Viertens: Die Einhaltung der religiösen Bestimmungen erfordert die Inkaufnahme von einigen Einschränkungen und Verzichten. Aber zweifelsohne wird die Beherrschung gegenüber diesen Einschränkungen im Jenseits ausgeglichen werden, denn es wird ihnen verheißen,  dass sie im Paradies alles bei Gott finden sollen, was sie begehren.

 

Abschließend wenden wir uns noch dem Vers 23 der Sure Schura zu:

                    

ذَٰلِكَ الَّذِي يُبَشِّرُ اللَّـهُ عِبَادَهُ الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ ۗ قُل لَّا أَسْأَلُكُمْ عَلَيْهِ أَجْرًا إِلَّا الْمَوَدَّةَ فِي الْقُرْبَىٰ ۗ وَمَن يَقْتَرِفْ حَسَنَةً نَّزِدْ لَهُ فِيهَا حُسْنًا ۚ إِنَّ اللَّـهَ غَفُورٌ شَكُورٌ
„Das ist die frohe Botschaft, die Allah Seinen Dienern, die glauben und rechtschaffene Werke tun, verkündet. Sag: Ich verlange von euch keinen Lohn dafür (für diese Sendung), es sei denn die Liebe zu den Verwandten. Und wer ein gutes Werk tut, dem schenken Wir dafür noch mehr Gutes. Gewiss, Allah ist Allvergebend und stets zu Dank bereit. (42: 23)

 

Zu Beginn des Verses wird noch einmal die Frohe Botschaft an die Gläubigen im Vers 22 hervorgehoben, nämlich dass Gott sie für ihre Ausdauer und das Erdulden von einigen Härten im Leben im Paradies belohnen wird.

Daraufhin wird der Prophet in diesem Vers angewiesen zu verkünden, dass er ebensowenig wie  seine Vorgänger  einen Lohn für die Übermittlung der göttlichen Botschaft  erwartet. Das einzige, was er als Lohn erwartet, ist die Liebe zu seinen Verwandten.  Der Prophet soll den Gläubigen damit zu verstehen geben:  Was ich getan habe, war die Erfüllung eines Auftrages seitens Gott. Und nach mir werdet ihr rechtgeleitet, wenn ihr die Edlen aus meinem Hause liebt, sie euch zum Vorbild nehmt und euch bei der Unterscheidung zwischen Recht und Wahrheit nach ihnen richtet.

Dann heißt es weiter, dass die Gläubigen nach guten Werken streben und wohltätig sein sollen, damit Gott ihnen Huld erweist, ihre guten Taten mehrt und ihnen ihre Sünden verzeiht.

                     

Wir sehen:

Erstens: Propheten erwarten keinen materiellen Lohn für ihre Sendung. Aber sie erwarten, dass die Gläubigen die Gebote Gottes und ihre rechtmäßigen Nachfolger befolgen. In beiden Fällen ist es für die Gläubigen zu ihren eigenen Gunsten, wenn sie diese Erwartungen erfüllen.

Zweitens:  Der Glaube wird vollständig, wenn er zur Liebe zu den Edlen aus dem Hause des Propheten (gegrüßet seien sie) führt. Diese Liebe erfordert zum einen Kenntnisse über die Imame aus dem Hause des Propheten und zum anderen deren Befolgung.

Drittens: Die göttliche Vergebung und Seine Gnade hängen von den guten Werken und den Wohltaten an den Dienern Gottes ab.