Jun 02, 2020 09:18 CET

Mit einem Segensgruß an den Propheten des Islams beginnen wir den nächsten Teil unserer Koranbesprechung. Der erste Vers unserer Betrachtung ist der Vers 24 der Sure 42, Sure Schura: Er lautet:

(42: 24 – 28)


 

أَمْ يَقُولُونَ افْتَرَىٰ عَلَى اللَّـهِ كَذِبًا ۖ فَإِن يَشَإِ اللَّـهُ يَخْتِمْ عَلَىٰ قَلْبِكَ ۗ وَيَمْحُ اللَّـهُ الْبَاطِلَ وَيُحِقُّ الْحَقَّ بِكَلِمَاتِهِ ۚ إِنَّهُ عَلِيمٌ بِذَاتِ الصُّدُورِ

 „Oder sagen sie etwa: „Er hat eine Lüge gegen Allah ersonnen“? Wenn nun Allah will, kann Er dir das Herz versiegeln. Und Allah löscht das Falsche aus und setzt die Wahrheit mit Seinen Worten durch. Er weiß über das innere Geheimnis Bescheid.“ (42: 24)

 

Aus dem Vers 23 der Sure 42 haben wir erfahren, dass der Prophet auf Geheiß Gottes als einzigen Lohn für seine Sendung von den Gläubigen die Liebe zu seiner Familie fordern soll. Einige Heuchler warfen dem Propheten vor, er habe der göttlichen Offenbarung von sich aus etwas hinzugefügt, zum Beispiel diesen  Vers 23. Auf solche Verleumdungen weist der  obige Vers 24 hin.

Aber Gott erklärt diesen Leugnern, dass er das Herz des Propheten versiegeln würde, sollte Er eigene Worte dem Wort Gottes hinzufügen. Letzteres würde Gott nicht zulassen. Er würde es verhindern, damit die Menschen nicht auf den Irrweg geraten. Dies entnehmen wir auch den  Versen 44 bis 46 der Sure 69 (Haqqa), wo es heißt: „ Und wenn er (der Prophet)  sich gegen Uns einige Aussprüche selbst ausgedacht hätte/ hätten Wir ihn sicherlich an der Rechten gefasst/ und ihm hierauf sicherlich die Herzader durchschnitten“.

 

Im Vers 24 der Sure Schura  wird auch unterstrichen, dass Gott das Falsche auslöscht. Er lässt nicht zu, dass sich eine Lüge in die Offenbarung einschleicht. Mit dem Worte, das Er herabsendet, festigt er die Wahrheit.

             

Wir möchten, bevor wir zu den beiden nächsten Versen übergehen, noch folgende drei Anmerkungen machen:

Erstens: Wer von Gottes Wort nur das akzeptiert was ihm gefällt, während er das was ihm nicht gefällt leugnet oder ignoriert, ist nicht wirklich gläubig. Ein gläubiger Mensch akzeptiert alles, was der Prophet seitens Gottes überbracht hat.

Zweitens: Gott meint es mit jedem ernst.  Sollte Sein Prophet ihm etwas Falsches zuschreiben, würde Er ihn bloßstellen, seine Lüge preisgeben und keine Offenbarung mehr auf ihn herabschicken.

Drittens:  Das Falsche wird vernichtet werden und die Wahrheit wird siegen. Das ist eine unumstößliche  frohe Verheißung Gottes an die Gläubigen.

                            

 

Die nächsten beiden  Verse  25 und 26 der Sure 42 beinhalten Folgendes:

 

  وَهُوَ الَّذِي يَقْبَلُ التَّوْبَةَ عَنْ عِبَادِهِ وَيَعْفُو عَنِ السَّيِّئَاتِ وَيَعْلَمُ مَا تَفْعَلُونَ                      

„Und Er  ist es, der die Reue von Seinen Dienern annimmt und die Missetaten verzeiht. Und Er weiß, was ihr tut.“ (42: 25)

 

وَيَسْتَجِيبُ الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ وَيَزِيدُهُم مِّن فَضْلِهِ ۚ وَالْكَافِرُونَ لَهُمْ عَذَابٌ شَدِيدٌ

„Und Er erhört diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, und Er gibt ihnen noch mehr von Seiner Huld. Für die Ungläubigen aber wird es strenge Strafe geben.“ (42: 26)

                                          

Gott gewährt den Menschen große Huld, indem er ihnen niemals den Weg  zur reuevollen Umkehr von ihren schlechten Taten versperrt.   Wir Menschen verzeihen jemandem nicht mehr, der uns mehrmals hintereinander schlecht behandelt hat. Es kann sein, dass wir ihn noch nicht einmal zu Wort kommen lassen, wenn er sich entschuldigen will.  

Aber Gott hat gesagt: Immer wenn Meine Diener eine Missetat bereuen und Umkehr machen, steht ihnen der Weg zur reuevollen Umkehr offen  und Ich werde ihnen vergeben. Dies verspricht Gott im Vers 25 und fügt hinzu, dass er über alle unsere Taten im Bilde ist und Ihm nichts davon verborgen bleibt.

Gott erweist Seinen Dienern nicht nur die Gnade, dass Er ihre Sünden verzeiht, sondern Er erhört auch ihre Bitten. Er  verspricht nämlich im nächsten Vers 26, dass Er die Bitten derer, die glauben und rechtschaffen handeln, erfüllt und verheißt ihnen eine zusätzliche Gnade, die über ihre Vorstellungen und ihre Wünsche hinausgeht.  Dies ist eine große Huld des Herrn, mit der Er die Gläubigen bedenkt. 

 

Wir lernen:

Erstens: Der Islam kennt keine Sackgasse, aus der es keine Rückkehr mehr gibt. Der Weg zur Umkehr steht immer für alle offen, gleich in welcher Situation sie sich befinden.

Zweitens: Gott hat den Sündern verheißen, dass er ihre schlechten Taten verzeiht, wenn sie reuevoll umkehren. Mit dieser Verheißung spornt er Missetäter dazu an, Umkehr zu machen.

Drittens: Die Erhörung von Gebeten setzt den Glauben an Gott und gute Taten voraus. 

                                      

In den Versen 27 und 28 heißt es:

                                 

وَلَوْ بَسَطَ اللَّـهُ الرِّزْقَ لِعِبَادِهِ لَبَغَوْا فِي الْأَرْضِ وَلَـٰكِن يُنَزِّلُ بِقَدَرٍ مَّا يَشَاءُ ۚ إِنَّهُ بِعِبَادِهِ خَبِيرٌ بَصِيرٌ

„Und würde Allah Seinen Dienern die Versorgung großzügig zuteilen, würden sie auf der Erde Ungerechtigkeit verüben. Aber Allah lässt im richtigen Maß herabkommen, was Er will. Er hat Kenntnis von Seinen Dienern und sieht sie wohl.“ (42: 27)

 

وَهُوَ الَّذِي يُنَزِّلُ الْغَيْثَ مِن بَعْدِ مَا قَنَطُوا وَيَنشُرُ رَحْمَتَهُ ۚ وَهُوَ الْوَلِيُّ الْحَمِيدُ 

„Und Er ist es, der den Regen herabkommen lässt, nachdem sie die Hoffnung (darauf) aufgegeben haben, und der Seine Barmherzigkeit ausbreitet. Und Er ist der Schutzherr und Lobenswürdige.“ (42: 28)

 

Diese Verse erinnern an die wichtige Wahrheit, dass Gott über die Welt regiert und über alle ihre Angelegenheiten herrscht.  Gott hat das Dasein gemäß den Kapazitäten der Dinge und Menschen geordnet. Der Allmächtige könnte jeder Sache und  jedem Menschen noch mehr Möglichkeiten zur Verfügung stellen, aber dies würde Seiner weisen Vorhersehung widersprechen. Es würde laut obigem Vers 27 dazu führen, dass die Menschen aufrührerisch und maßlos werden und die soziale Ordnung  aus den Fugen gerät.

Alle bitten Gott um ein gutes Einkommen und  Gott könnte ohne weiteres ihnen allen diese Bitte erfüllen. Aber er tut dies wohlweislich nicht.  Seine Versorgung folgt Seiner genauen Planung. Er kennt Seine Diener und weiß wie viel charakterliche Kapazität jeder von ihnen besitzt. Daher  verteilt er das tägliche Brot unter den Menschen so wie es zu ihrem Wohle ist.

Die Geschichte zeigt, dass Menschen, die an großen Besitz gelangt sind, in der Regel Gott vergessen, Seine Widersacher werden und Unrecht begehen.  Der Mensch ist unersättlich und begnügt sich nicht mit dem erreichten Grad an Macht und Reichtum.  Er ist geneigt und bereit, sich durch ein Unrecht das anzueignen was anderen gehört. Dies ist ein Grund, weshalb Gott in einem Maße wie es zweckmäßig ist und zum Wohle gereicht, Versorgung herabgeschickt.  Wir Menschen haben die Pflicht,  in einem angemessenen Umfange nach Erwerb und einem besseren Leben zu streben. Dabei müssen wir uns  darüber im Klaren sein,  dass die Schöpfungsordnung und die göttliche Weisheit nicht unseren Wünschen gehorcht, und uns nur so viel Versorgung zuteilwird, wie es  der Erhalt des Gleichgewichtes in der Schöpfung erlaubt.

Ein Mangel an Versorgung geht oft auf den Menschen und seine Trägheit zurück und ist nicht von Gott gewollt, sondern der Mensch ist selber daran schuld. Wenn wir uns also nicht anstrengen und untätig auf das tägliche Brot warten, werden wir nichts erreichen. Gott hat nicht versprochen, untätigen Leuten die tägliche Versorgung zu schicken.

 Ein anschauliches Beispiel für die Versorgung wird im Vers 28 genannt – nämlich das Herabschicken von Regen.  Regen ist ein Zeichen sowohl für die Allmacht Gottes als auch für Sein Allwissen.  Wenn er ausbleibt wird eine Dürre und Hungerszeit eintreten. Aber wenn die Niederschläge ausreichen, nimmt die Kultivierung des Landes zu, die guten Gaben mehren sich und die Versorgung der Menschen wächst. Gott breitet – wie es im Vers 28 heißt –mit der Herabsendung von Regen Seine Barmherzigkeit aus. Dank der Niederschläge erwachen die abgestorbenen Böden wieder zu Leben, gedeihen die Pflanzen und werden die Menschen mit Trinkwasser versorgt. Sie  können ihr Vieh tränken und ihre Felder bewässern  Gott sorgt für Seine Diener  als wären sie eine große Familie. Und er verdient Preis und Dank dafür.

 

Abschließend noch folgende vier Anmerkungen:

Erstens: Die Erhörung von Gebeten geschieht gemäß der göttlichen Weisheit. Würde Gott einige Wünsche des Menschen erhören, würde es den Menschen zu Ungehorsam gegenüber Gott und Unrecht verleiten.

Zweitens: Die Schöpfungsordnung folgt einer Berechnung und Bemessung. Diese  Berechnung erfolgt getrennt  für jeden Bestandteil  und jedes Mitglied dieser Ordnung.

Drittens: Regen ist ein Wahrzeichen für göttliche Barmherzigkeit.

Viertens:  Der Mensch findet nur bei Gott Zuflucht, wenn er in Schwierigkeiten gerät und ihn Hoffnungslosigkeit überkommt.