Teil 889: Sure Schura (die Beratung) Vers (44- 47)
Wir erläutern vier weitere Verse der Sure 42, Sure Schura, und beginnen mit dem Vers 44. Dieser beinhaltet Folgendes:
(42: 44- 47)
وَمَن يُضْلِلِ اللَّـهُ فَمَا لَهُ مِن وَلِيٍّ مِّن بَعْدِهِ ۗ وَتَرَى الظَّالِمِينَ لَمَّا رَأَوُا الْعَذَابَ يَقُولُونَ هَلْ إِلَىٰ مَرَدٍّ مِّن سَبِيلٍ
„Wen Allah (als Strafe für seine Taten) in die Irre gehen lässt, der hat keinen Schutzherrn nach Ihm. Und du siehst, wie die Ungerechten, wenn sie die Strafe sehen, sagen: `Gibt es denn einen Weg zur Rückkehr (auf die Welt)`?“ (42: 44)
Es ist göttliche Handhabe, den Menschen durch ihren Verstand und durch die Offenbarung Rechtleitung zu geben, damit sie den richtigen Weg vom falschen unterscheiden und sich nicht herausreden können, dass sie den rechten Weg nicht kannten und nicht wussten, dass sie falsch gehandelt haben.
Wenn jemand den rechten Weg erkannt hat aber dennoch gegen die Rechtleitung verstößt, hat er diesen Weg in Wahrheit selber verlassen und sich selber für den Irrweg entschieden. Zwangsläufig hat dies als Strafe zur Folge, dass sein falsches Verhalten verinnerlicht wird und er sein schlechtes Tun für schön hält und gut.
Eines ist klar: Weder die Rechtleitung noch das Abirren ist Zwang, sondern beides ist das Resultat der Handlungen des Menschen. Wenn der Mensch schlechte Dinge tut, hat es zur Folge, dass Gott das Licht der Rechtleitung aus seinem Herz nimmt und ihn im Dunkeln der Verirrung zurücklässt. Ein solcher Mensch hat in Wirklichkeit selber durch sein unwürdiges Verhalten, die Bedingungen für sein Abweichen und seine Verirrung hervorgerufen.
Am Jüngsten Tag, an dem die Wahrheiten zu Tage treten, werden die Übeltäter ihren Irrtum erkennen und ihn bereuen. Aber es nützt ihnen nichts mehr, und wenn sie darum bitten, wieder auf die Welt zurückzukehren, stoßen sie auf Ablehnung. Genauso wenig wie im Leben jemand vom Alter zur Jugend oder von der Jugend in die Kindheit und von der Kindheit in die embryonale Welt zurückkehren kann, wird es keine Möglichkeit zur Rückkehr aus dem Jenseits in das Diesseits geben.
Hier noch zwei Punkte zum Merken:
Erstens: Gott hat niemand von Beginn an auf den Irrweg geführt. Vielmehr ist der Irrtum eine Art Strafe, d. h. wegen Unrecht, Unglauben und Verdorbenheit eines Menschen wird ihm der Weg zur Erkenntnis der Wahrheit versperrt und wird er immer mehr vom Irrtum angezogen.
Zweitens: Frevler und Abweichler sollen wissen, dass niemand gegen den Willen Gottes ankommt. Also kann niemand sie vor Gott retten. Wir sollten nur auf Gott vertrauen und auf Ihn hoffen.
Nun betrachten wir, was in den Vers 45 und 46 der Sure Schura steht:
وَتَرَاهُمْ يُعْرَضُونَ عَلَيْهَا خَاشِعِينَ مِنَ الذُّلِّ يَنظُرُونَ مِن طَرْفٍ خَفِيٍّ ۗ وَقَالَ الَّذِينَ آمَنُوا إِنَّ الْخَاسِرِينَ الَّذِينَ خَسِرُوا أَنفُسَهُمْ وَأَهْلِيهِمْ يَوْمَ الْقِيَامَةِ ۗ أَلَا إِنَّ الظَّالِمِينَ فِي عَذَابٍ مُّقِيمٍ
„Und du siehst, wie sie ihm (dem Feuer) vorgeführt werden, demütig vor Unterwürfigkeit und mit verborgenen Blicken (auf es) schauend. Und diejenigen, die glauben, sagen: `Die (wahren) Verlierer sind diejenigen, die sich selbst und ihre Angehörigen am Tag der Auferstehung verlieren`. Ja gewiss, die Ungerechten befinden sich in beständiger Strafe.“ (42: 45)
وَمَا كَانَ لَهُم مِّنْ أَوْلِيَاءَ يَنصُرُونَهُم مِّن دُونِ اللَّـهِ ۗ وَمَن يُضْلِلِ اللَّـهُ فَمَا لَهُ مِن سَبِيلٍ
„Und sie werden keine Freunde und Schutzherren haben, die ihnen anstatt Allahs helfen (könnten). Wen Allah (wegen seiner Taten) in die Irre gehen lässt, für den gibt es keinen (Aus)weg.“ (42: 46)
Diese Verse geben einen Eindruck von dem schlimmen Zustand der Übeltäter am Jüngsten Tag. Im Diesseits haben sie mit ihrer Gewalt die anderen einzuschüchtern versucht und Angst und Schrecken unter den Menschen verbreitet. Aber am Jüngsten Tag werden sie so entsetzt und mit Schrecken erfüllt sein, dass sie nicht wagen den Kopf zu heben. Den Kopf demütig gesenkt warten sie darauf, die Hölle betreten zu müssen und werfen heimlich Blicke auf das Feuer. Große Furcht und schlimme Befürchtungen haben sie überkommen und sie empfinden große Schmach.
Zusätzliche Pein bereitet ihnen der Vorwurf der Gläubigen, die ihnen sagen: Ihr habt euch als die Mächtigen und Reichen aufgespielt, aber seht nun den gewaltigen Schaden, den ihr euch eingehandelt habt. Alles habt ihr verloren und nun steht ihr mit leeren Händen da. Nicht nur ihr, sondern auch eure Verwandten, Gefolgsleute und Anhänger haben den Schaden, denn sie dachten, wenn sie euch unterstützen, würden sie glücklich werden. Aber heute, am Jüngsten Tag, stellen sie fest, dass ihr nicht einmal die Kraft habt, euch selber, geschweige denn die anderen zu retten.
In der Tat, wer schadet sich mehr, als jemand, der sich selber und seine Familie und Angehörigen verliert, weil er den Weg der Lüge und des Unrechts gegangen ist und daher zusammen mit den anderen ewigen Verlust in Kauf nehmen muss?!
Daraufhin betont der Koran, dass dieser schlimme Ausgang das Endresultat der Taten ist, die sie im Diesseits auf den Irrweg geraten ließen und die sie im Jenseits in die Hölle befördern. Sie haben sich eine ewige Strafe eingebrockt. Die Übeltäter haben dort keinen Helfer, der sie vor der Strafe Gottes retten könnte. Sie haben ja im Leben die Verbindung zu den Propheten und Gottesfreunden abgebrochen und so haben sie niemanden, der für sie Fürbitte einlegt und ihnen helfen könnte.
Wir können uns einprägen:
Erstens: Wahre Größe und wahre Schmach werden am Jüngsten Tag offensichtlich. Wie oft kommt es vor, dass jemand im Diesseits Ansehen und Macht besitzt, aber im Jenseits kümmerlich und schmählich ist. Oder umgekehrt: dass jemand im Diesseits unter Erniedrigung leidet, aber im Jenseits erhobenen Hauptes ist und geschätzt wird.
Zweitens: Der größte Verlust ist für den Mensch der Verlust seines Kapitals „Leben“ und der größte denkbare Schaden für ihn besteht darin, nichts im Leben gewonnen zu haben, was er am Jüngsten Tag vorzeigen könnte.
Drittens: Der Glauben gereicht dem Gläubigen im Diesseits zur Ehre und rettet ihn im Jenseits.
Es folgt Vers 47 der Sure 42 (Schura):
اسْتَجِيبُوا لِرَبِّكُم مِّن قَبْلِ أَن يَأْتِيَ يَوْمٌ لَّا مَرَدَّ لَهُ مِنَ اللَّـهِ ۚ مَا لَكُم مِّن مَّلْجَإٍ يَوْمَئِذٍ وَمَا لَكُم مِّن نَّكِيرٍ
„Hört auf euren Herrn, bevor von Allah ein Tag kommt, der nicht zurückgewiesen wird. Keinen Zufluchtsort werdet ihr an jenem Tag haben und keine Möglichkeit, (etwas) zu leugnen.“ (42: 47)
Die Propheten haben im Verlaufe der Geschichte die Menschen zu Gott und nicht zu sich selber herbeigerufen. Der obige Vers fordert die Ungläubigen, die Unrechttuenden und die Sünder auf, dass sie - bevor sie am Jüngsten Tag vergeblich um Rückkehr ins Diesseits bitten - ihren falschen Weg verlassen und den Weg, den Gott ihnen fürs Leben gezeigt hat, gehen. Am Jüngsten Tag wird keiner tun und lassen können, was er will, sondern ausschließlich Gottes Wille geschieht. Die Übeltäter werden an jenem Tag nicht in der Lage sein, ihre Taten zu leugnen und keiner ist in der Lage, ihnen Schutz vor der peinvollen Strafe zu bieten.
Wir können Folgendes verinnerlichen:
Erstens: Was uns vor dem ewigen Verlust beschützt und uns rettet und an das Wohl auf Erden und das ewige Glück im Jenseits gelangen lässt, ist die Befolgung der Gebote Gottes, des Allmächtigen.
Zweitens: Bevor uns Chancen und Möglichkeiten im Leben aus der Hand gleiten, sollten wir daran denken, dass das Leben einmal zu Ende geht und wir dann die Reise in jene andere Welt antreten, aus der es keine Rückkehr mehr gibt.